Steigbügel sind nützlich und heikel zugleich! Sie dienen vor allem der Entlastung von Sehnen und Bändern bei langem Reiten, stützen, wenn man sich hineinstemmt, ermöglichen leichtes Traben und unterstützen die Entlastung des Pferderückens beim Springsport -- aber sie sind bei Stürzen gefährlich, da man auch als geübter Reiter darin hängenbleiben kann. Ein solcher Sturz kann nicht abgefangen werden, der Reiter wird schlicht zu Boden geschleudert und kann sich nicht aus eigener Kraft wieder aufrichten, solange er im Steigbügel hängt. Außerdem besteht die Gefahr, von einem durchgehenden Pferd weitergeschleift und von den Hufen verletzt zu werden.
Wesentlich wichtiger für den sicheren Sitz ist die Bauart des Sattelbaums, d.h. des inneren Gerüstes eines Sattels. Sicherer Halt ist die erste Aufgabe eines Sattels, der zweite, kaum weniger wichtige die Ableitung des Gewichtes des Reiters vom Rückgrat des Pferdes.
Die "Hörnchensättel" der römischen Reiterei bieten sehr guten Halt bei optimaler Bewegungsfreiheit für einen Leichtbewaffneten und schonen den Pferderücken. Auch Stoßangriffe mit einer Lanze sind möglich. Nachzulesen in dem bereits erwähnten dreibändigen Werk "Die Reiter Roms" von Marcus Junkelmann.
Bei Pferden, die den Renntölt beherrschen, ist obendrein die Zielgenauigkeit von Bogenschützen sehr hoch, was im Trab und im Galopp immer ein erhebliches Problem darstellt.
Auch die berittenen Kämpfer des Mittelalters stabilisierten ihren Sitz vor allem durch den hohen Sattelbaum und erst in zweiter Linie durch Steigbügel, die aus Sicherheitsgründen keine "Bügel" waren, sondern richtige "Schuhe", denn darin bleibt man nicht so leicht hängen.
Wer nicht sicher im Sattel sitzt, sondern seinen Halt ausschließlich aus den Steigbügeln bezieht, wird bei einer Tjost unter Garantie im Sand landen.
Dass ausgerechnet die Hunnen als nomadisches Reitervolk (bzw. Allianz nomadischer Reitervölker) den Steigbügel entwickelt haben, ist also wenig verwunderlich, wenn man bedenkt, wie viel Zeit diese Menschen auf dem Rücken ihrer Pferde verbrachten. Wer einmal einen mehrstündigen Ritt auf einem ungesattelten Pferd erlebt hat,weiß, wie unangenehm das Gewicht der Beine auf Dauer wirkt.
Viele Grüße von einer langjährigen Reiterin. :winke: