Subkulturen

Yggdrassill

Mitglied
Im 20. Jahrhundert haben Subkulturen wie der Punk, Skinhaed( damit meine ich nicht den rechten Schlägerskins sondern die richtigen Skinhaeds) Gothics etc. gebildet haben. Jetzt nur eine Frage.
Sind diese Subkultur nur ein Phänomen der heutigen Zeit oder gab es das auch schon früher?
 
Ganz spontan fällt mir jetzt die Hippie-Bewegung ein. Da diese jedoch nur geringfügig älter ist als die Punk/Skinhead-Bewegung, ist es sicher nicht die Antwort, mit der du gerechnet hast.

Mir spuken da schon einige mögliche historische Beispiele im Kopf rum. Bin aber nicht sicher, ob diese als Subkulturen gesehen werden können. :confused:
 
Ohne nun Fachliteratur hervorkramen zu wollen, hätte ich behauptet, dass es immer Subkulturen gab. Nur waren diese früher weniger Massenphänomen (das geht erst in einer einigermaßen liberalen Gesellschaft; wenngleich es durchaus auch in nicht offenen Gesellschaften subkulturelle Schichten geben kann) sondern waren eher im verborgenen (im Vergleich zu heute).
Auch (und das ist jetzt ein interessanter Aspekt) behaupte ich mal, dass zumindest vor dem 19. Jahrhundert keine jugendtypischen Subkulturen (evtl. stände- und berufstypische Vereinigungen etc ausgenommen, aber das würde ich nun nicht dazurechnen wollen) bestanden (Die Erfindung der Jugend ging in etwa mit der Aufklärung einher).
 
Wie Lukrezia sagte, "Gruppierungen" sind nichts neues. Oftmals gaben sie sich Namen oder Kleidungsdetails, die sie kenntlich machen sollten.

Erstmal zur Definition
Wahrig Deutsche Rechtschreibung

Sub|kul|tur f. 10 relativ eigenständige und in sich geschlossene Kultur einer kleineren Gruppe, die innerhalb einer Gesellschaft lebt, an deren Kultur aber nicht voll teilnimmt, z. B. die Kultur der Hippies

Ältere Beispiele sind etwa Mönche, im eigentlichen und extremsten Sinne könnte man auch höfische Gruppen so benennen.
Religionsgruppen wie etwa Puritaner.
Politische Gruppen, wie etwa Jakobiner...

Es kommt nur auf die Auslegung an, wie extrem oder gemäßigt man "Subkultur" interpretiert.
 
Dazu ein lustiges Zitat von Sokrates:

"Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer."

Aber Beweis für eine Jugendsubkultur würde ich das nicht bezeichnen. Leo hat da meines Erachtens schon recht.
 
Gabs da nicht eine "Zurück zur Natur"-Bewegung um 1900 mit dem eher absonderlichen Namen "Wandervögel"? Sie hatten für die damalige Zeit schockierende Bräuche wie Reigentänze in Kitteln - die Damen ohne Mieder und barfuß, shocking!!!
 
"Die Unlogik der Gesellschaft: Wenn alle anders sein wollen sind sie in ihrer Unterschiedlichkeit doch wieder gleich."
 
Subkultur: Gehörten da nicht auch die aufgeklärten, aufklärerischen und postaufklärerischen "Verschwörungen" dazu?
Die jugendbewegten "Wandervögel" an der Schwelle des 20 Jh. verhielten sich da nicht anders.
Jugendliche Subkultur konnte erst entstehen seit es - sieht man von Studenten ab (Heidelberger Romantik!) - als es Jugend gab. Die begann frühestens mit dem Verbot der Kinderarbeit.
 
Tib. Gabinius schrieb:
Ältere Beispiele sind etwa Mönche, im eigentlichen und extremsten Sinne könnte man auch höfische Gruppen so benennen.(...) Es kommt nur auf die Auslegung an, wie extrem oder gemäßigt man "Subkultur" interpretiert.


Mönche als Subkultur?????



Mercy schrieb:
Jugendliche Subkultur konnte erst entstehen seit es - sieht man von Studenten ab (Heidelberger Romantik!) - als es Jugend gab. Die begann frühestens mit dem Verbot der Kinderarbeit.

Darauf wollt ich raus.....Erfindung der Jugend und Entdeckung der Kindheit....
 
udaipur99 schrieb:
So spontan fallen mir da nur die Freimaurer ein, obwohl die ja mit Jugend nichts zu tun haben.


Die kamen mir ebenso wie die Bruderschaft der Rosenkreuzer auch gleich in den Sinn. War und bin mir aber nicht sicher, ob sie als Subkultur zu sehen sind. :)

udaipur schrieb:
Und gab es nicht auch schon studentische Verbindungen in den letzten Jahrhunderten, welche man als eigene "Jugend"-Subkultur bezeichnen koennte ?

Eine schöne Diskussionsvorlage! Ich denke schon, dass man die Burschenschaften des 19. Jahrhunderts als Subkultur bezeichnen könnte. Was mich jedoch hier nicht ganz sicher sein lässt, ist die Tatsache, dass diese Verbindungen in erster Linie politische Ziele/demokratische Ideen durchsetzen wollten und ihr Wirken sich nicht in erster Linie gegen die Kultur der Gesellschaft richtete. Ein Gegenargument dafür ist wiederrum, dass Kultur und Politik fließend ineinander übergehen.
 
So eine Burschenschaft hoert sich in vielem schon nach einer “Hippiekultur” an:<O:p
http://www.burschenschaft-saxo-silesia.de/html/db.htm<O:p</O:p

Hier was ueber die aufmuepfige Jugend :<O:p</O:p
http://amor.rz.hu-berlin.de/~h0444t69/jugend.htm#2 <O:p</O:p

Sehr interessant auch die “Hippies” um 1900 in Italien :<O:p</O:p
http://www.taz.de/pt/2001/10/13/a0151.nf/text


Also es scheint schon einige Jugendkulturen gegeben zu haben, aber ob sich diese auch aeusserlich von der Gesellschaft abgegrenzt haben ? Heutzutage kann man eifrige Vertreter der diversen Subkulturen ja auf den ersten Blick erkennen.
 
Dass die Burschenschaften neben politischen Aktivitäten auch andere Interessen hatten, habe ich nicht geleugnet. Ich bin mir aber immernoch nicht ganz sicher jedoch als typische Subkultur gelten können.

udaipur schrieb:
Heutzutage kann man eifrige Vertreter der diversen Subkulturen ja auf den ersten Blick erkennen.

Ja, das stimmt. Durch Kleidung und Frisur heben sie sich bewusst aus der Masse ab, um klar ihre Gruppenzugehörigkeit und die damit verbundene Geisteshaltung zu unterstreichen.
 
Lukrezia Borgia schrieb:
Ja, das stimmt. Durch Kleidung und Frisur heben sie sich bewusst aus der Masse ab, um klar ihre Gruppenzugehörigkeit und die damit verbundene Geisteshaltung zu unterstreichen.


Wobei es in einer weitgehend offenen Gesellschaft, die kaum mehr Grenzen setzt, kaum noch "subversive" Millieus geben kann, die gegen den Mainstream schwimmen. Das "Produkt Individualisierung" hat mittlerweile fast übergreifend alle Gesellschaftsschichten erreicht.
 
Leopold Bloom schrieb:
Wobei es in einer weitgehend offenen Gesellschaft, die kaum mehr Grenzen setzt, kaum noch "subversive" Millieus geben kann, die gegen den Mainstream schwimmen. Das "Produkt Individualisierung" hat mittlerweile fast übergreifend alle Gesellschaftsschichten erreicht.


Dennoch lassen sich Punks oder Goths aufgrund ihrer äußeren Erscheinung leicht zuordnen. :bussi:
 
udaipur99 schrieb:
Also es scheint schon einige Jugendkulturen gegeben zu haben, aber ob sich diese auch aeusserlich von der Gesellschaft abgegrenzt haben ? Heutzutage kann man eifrige Vertreter der diversen Subkulturen ja auf den ersten Blick erkennen.

Natürlich haben sich die Wandervögel und Pfadfinder (seit ca 1909 in Deutschland) auch schon damals äußerlich von der Gesellschaft abgegrenzt. Von den Wandervögeln wurde ja schon genannt, dass sie die Kleidungskonventionen nicht einhielten und die Pfadfinder hatten, um soziale Unterschiede zu kaschieren, eine eigene Tracht/Kluft. Wer wollte, konnte sie daher sicher auch schon damals erkennen und wer sich auskennt, der erkennt einen Bündischen auch heute noch.
 
Lukrezia Borgia schrieb:
Dennoch lassen sich Punks oder Goths aufgrund ihrer äußeren Erscheinung leicht zuordnen. :bussi:


Natürlich....keine Frage. Nur eben wird in einer so toleranten Gesellschaft, in der jugendliche Rebellion schon kaum mehr möglich ist der ursprüngliche Subkulturgedanke zum stinknormalen Lebensstil. (Geht drüberhinaus in Fragen der Erziehung weiter: Wie will man Grenzen überschreiten, wenn es so gut wie keine mehr gibt, bzw. diese weiter gezogen werden denn je?).

(Bedauerlicherweise) ist eben Rebellion so fast unmöglich geworden. Über kiffen, grüne Haare oder "schlechte" Musik regt sich kaum einer mehr auf ("haben wir damals ja auch gehabt/gemacht).
Daher sind diese ursprünglichen Subkulturen längst mehr oder weniger anerkannte "Mainstream-Lifestyle-Millieus" geworden. Spontan fällt mir nur eine Subkultur ein, die eine breite Ablehnungsfront erfährt (und daher noch am ehesten "rebellisch" ist) und das sind die Skins (die aber wiederum in einigen wenigen Gegenden auch "Mainstream" sind).
 
Leo schrieb:
(Geht drüberhinaus in Fragen der Erziehung weiter: Wie will man Grenzen überschreiten, wenn es so gut wie keine mehr gibt, bzw. diese weiter gezogen werden denn je?).

Und eben das ist der Dienst, den die Subkulturen an der Gesellschaft geleistet haben. Durch "Austesten von Grenzen" sind eben diese immer mehr abgebaut worden.

Ich bin ein freier Mensch - und das ist auch gut so.

Leo schrieb:
(Bedauerlicherweise) ist eben Rebellion so fast unmöglich geworden. Über kiffen, grüne Haare oder "schlechte" Musik regt sich kaum einer mehr auf ("haben wir damals ja auch gehabt/gemacht).

Da geb ich dir recht, dass die Reaktionen auf Rebellion nachgelassen haben, aber ganz weg sind sie noch nicht. Könnte jetzt etwas aus dem Nähkästchen plaudern, lass das aber lieber. :D

Leo schrieb:
Spontan fällt mir nur eine Subkultur ein, die eine breite Ablehnungsfront erfährt (und daher noch am ehesten "rebellisch" ist) und das sind die Skins (die aber wiederum in einigen wenigen Gegenden auch "Mainstream" sind).

...und hier bin ich wie du, mein Spatzl, der Meinung, dass sie diese Ablehnung zurecht erfahren. :bussi:
 
Yggdrassill schrieb:
Im 20. Jahrhundert haben Subkulturen wie der Punk, Skinhaed( damit meine ich nicht den rechten Schlägerskins sondern die richtigen Skinhaeds) Gothics etc. gebildet haben. Jetzt nur eine Frage.
Sind diese Subkultur nur ein Phänomen der heutigen Zeit oder gab es das auch schon früher?
Bei meiner Googelsuche unter Stichwort- antike Subkulturen- fand ich auch das hier
Religiöse Subkulturen</I>

Römische und griechische Kulte missachteten oft soziale und Geschlechtergrenzen, waren hoch institutionalisiert und sowohl Ventil als auch Schutz für sozial tabuisierte und Verhaltensweisen.

Östliche (Fruchtbarkeits-) Kulte wurden im Rom der späten Republik zunehmend modern. Magna Mater mit der Verehrung der Kybele war sogar schon ab 204 v. Chr. Staatskult und trug orgiastische Züge. Auch der Kult der Dea Syria um die Gottheit Atargatis erlangte grosse Berühmtheit.

Beide Richtungen hatten Priestergruppen, sogenannte Galli, die sich durch Kastration, anschliessende Diät, das Anlegen von Frauenkleidern und schliesslich homosexuelles Verhalten auszeichneten bzw. initiierten. Nach Taylor kam es innerhalb der Kultgemeinschaften oft zu Männerehen bzw. zu männlicher Prostitution - als Quelle für zweiteres nennt er Steuervorschreibungen jener Zeit, die die Existenz männlicher Prostitution in diesen Kulten erwähnten.

Taylor stellt die Frage, warum es zu einer solchen Ausprägung des Kultes und mit ihm zu einer Existenz von Subkulturen kommen konnte. Er meint - wohl in Parallelität zu heutigen Subkulturen - dass innerhalb einer solchen Gruppe sexuelle Präferenzen annähernd befriedigend und toleriert gelebt werden konnten und die Betroffenen so zu einer persönliche sozialen Identität gelangen konnten.

Der Ursprung ist eine Gay Seite
http://www.g26.ch/gay_kultur_17.html
 
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