Stimmt. Allerdings hielt dies die Argentinier nicht davon ab, ein riesiges Vermögen durch Fleischverkäufe an die USA zu verdienen. Das Land lebte noch bis in die 1960er Jahre recht gut davon (trotz Korruption und peronistischer Diktatur): eigentlich war genau dieser Vermögen nicht nur mit ein Grund für politische Instabilität, sondern - indirekt - auch für anschließende Verschuldung...
Hallo Tom,
ich schätze deine (leider seltenen) Beiträge und dein hohes Fachwissen sehr, wundere mich deshalb dass dieser Kommentar von Dir kommt.
Dass es in Argentinien damals Korruption gab, möchte ich nicht in Frage stellen. Die Regierung Perons jedoch als "Diktatur" zu bezeichnen ist ein grober Fehler den man kurioserweise sehr häufig findet. Peron war zwar Militär und als Minister zeitweilig Teil der Militärdiktatur Farells (und wurde von diesem dann eingebuchtet), er ist jedoch 1946 und 1951 in freien Wahlen zum Presidenten gewählt worden um 1955 dann in einem Putsch gestürzt zu werden. Seine Regierung hatte zwar einige autoritäre Züge, sie war aber freiheitlicher als die tatsächlichen Militärregierungen vor oder nach ihm oder die begrenzten demokratischen Regierungen der 60.er. Als er 1973 aus dem Exil zurück durfte und zu den Wahlen zugelassen wurde, hat er diese wieder gewonnen.
Argentinien häufte im Krieg ein Vermögen an, durch Lieferungen von Fleisch, Getreide, Leder und auch anderen Rohstoffen (das Land produzierte auch Kohle, Öl und Stahl wenn auch in begrenzten Mengen). Hauptabnehmer war GB, gefolgt von anderen wie die USA. Ein Teil der dabei erzielten Gewinne wurde jedoch nicht in harter Währung gezahlt sondern in Britischen Bonds ("Libras Convertibles"), die von der britischen Regierung nach dem Krieg stark entwertet wurden.
Während der 30.er, 40.er und 50.er Jahre entwickelte sich in Argentinien auch eine eigene Industrie. Es war das erste Südamerikanische Land in dem in größeren Maße Automobile, Flugzeuge und Waffen bis hin zu Panzern gebaut wurden. Peron und einige seiner Vorgänger legten großen Wert auf eine autarkische Entwicklung. Die Diktatur nach 1955 stoppte jedoch die meisten dieser Entwicklungen und importierte lieber billiges und erprobtes Surplusmaterial aus den USA und setzte mehr auf den Agrarexport als auf industrielle Entwicklung.
Ein Kuriosum zu den Exporten: Wie mir vor Ort mal erzählt wurde, hat man an der Südatlantischen Küste vor Uruguay und Argentinien, während des Krieges Haifische gefangen. Man suchte nach deren Lebern, um daraus Tran zu gewinnen der gegen gutes Geld in die USA exportiert wurde. Daraus wurden angeblich Pillen gewonnen, die bei amerikanischen Piloten die Nachtsicht verbessern würden (Vitamin D?). Nach dem Krieg wurden die Haifische wieder in Ruhe gelassen.