Tod des letzten deutschen WK1-Teilnehmers

Jacobum

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Zufällig habe ich einen Bericht auf "spiegel-online" gefunden, wonach der letzte deutsche Soldat des 1. Weltkriegs (mit dem schönen Namen Erich Kästner) kürzlich gestorben ist.

Wer es nachlesen will:
Der leise Tod des letzten Veteranen - einestages

In anderen Ländern werden immer noch - inzwischen sehr kurz gewordene - Listen mit den Weltkriegsteilnehmern 1914-18 geführt, in Deutschland war das nicht der Fall.

So ist Kästner von der deutschen Öffentlichkeit unbemerkt im Alter von 107 Jahren am 1. Januar 2008 gestorben.

Ich kann nicht sagen warum, aber irgendwie hat mich das doch berührt und traurig gemacht...

Gruß

Jacobum
 
Ich weiß nichtmehr wer,aber irgendjemand sagte einmal:

"Die Größe eines Volkes erkennt man daran,wie es nach einem verlorenen Krieg mit seinen heimkehrenden Soldaten umgeht."


MfG
Das Eisenschwein
 
In der taz stand heute ein Artikel über den letzten französischen Teilnehmer des ersten Weltkriegs (107 Jahre). Der verbittet sich alle möglichen "Ehrungen", die an ihn herangetragen werden, denn er sieht darin eine "Verhöhnung der Soldaten, die als erstes starben".
Mein persönlicher Link zum ersten Weltkrieg starb 1997, kurz vor seinem hundertsten Geburtstag. Er hat so gut wie nie über den Krieg geredet, den er vom ersten bis zum letzten Tag mitgemacht hat.
 
Der letzte Pouilu des 1. Weltkriegs ist vor wenigen Tagen (20.1.08) gestorben. Er hieß Louis de Cazenave.

Hier ein französischer Zeitungsartikel vom 9. November 2007 über die letzten Veteranen des Großen Krieges:

Lemonde.fr : Les ders des ders - A la une

(sorry, leider nur in französischer Sprache).
 
Der verbittet sich alle möglichen "Ehrungen", die an ihn herangetragen werden, denn er sieht darin eine "Verhöhnung der Soldaten, die als erstes starben".
Der Mann hat völlig recht.
Es ist klar, daß es bei so einem langen Zeitabstand faszinierend ist, wenn ein Zeitzeuge von damals noch lebt und direkt von dem berichten kann, was man sonst nur in Büchern lesen kann.

Aber irgendeine Form der "Ehrung" nur wegen Langlebigkeit ist doch absurd.
 
Ich schließe mich Jacobum an, auf eine schwer erklärbare Weise macht mich dieser Todesfall auch betroffen! Man darf sich in solchen Fällen sicherlich herausnehmen, auch höchst unwissenschaftlich etwas emotional zu sein:
Mit Herrn Kästner ist als letzter Kriegsteilnehmer auch der letzte gestorben, den man hätte fragen können, der den Krieg aktiv erlebt hat, das letzte lebende Bindeglied zu einer Zeit, die Europa so entscheidend verändert hat. Herr Kästner muß nicht posthum dafür geehrt werden, ob's ihm Freude gemacht hätte oder nicht, so lange überlebt zu haben, aber der Moment ist geeignet, um innezuhalten und noch einmal zurückzublicken.
 
Die Sorte, die du meinst, kennen wir alle zur Genüge. In den "Döntjes" wurden dann die Feldzüge samt der Ostfront noch einmal aufgerollt und "dem Ivan" und "dem Tommy" gewaltig eingeheizt. Im besten Fall waren die alten Herren unfreiwillig lustig, etwa wie der Opa aus der Klimbimfamilie, und manche Aphorismen waren fast surrealistisch: "Schuß durch beide Backen- Gesicht nicht verletzt"- meistens aber war es eher lästig und zuweilen, wenn die unterste Schublade aufgemacht wurde, war es sehr unerfreulich.

Aber die differenzierteren und stilleren Zeitzeugen, die nicht nur im Erleben und Beobachten, sondern mehr noch im Erzählen Genies und alte Meister waren, die gehen mir schon irgendwo ab. So denke ich gerne an einen alten Herren, das war die einzig passende Bezeichnung, sehr gerne zurück, der zu den begeisterten "Kriegsmutwilligen" von 1914 gehörte, die life dabei waren, als der "Langemarckmythos" von 1914 entstand. Er hatte 1914 Notabitur gemacht und bekam später ein "Langemarckstipendium", das ihm ermöglichte, Medizin zu studieren.

Wenn der sich einen Cognac eingoß und sich eine Orient anzündete und sein Garn spann, dann war er so zynisch und unterhaltsam wie Jünger und so moralisch wie Remarque. Das war nicht nur ein großartiger Zeitzeuge, das war ein Stück Geschichte, und man wurde niemals müde, ihm zuzuhören.
 
Dass was in den Artikeln stand stimmte schon, es wurde in den Medien nichts darüber berichtet. (zumundest habe ich nichts mitbekommen...)

Es ist wirklich schade, dass dieser arme Herr gestorben ist, aber ich fände es auch besser, wenn man die öffentlichkeit darüber informieren würde, zumindest so wie in anderen Ländern...
 
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