Wie kann man die sog. isolierten Sprachen, wie baskisch, sumerisch erklären?
Sind das vielleicht Gruppen, die sich zumindest einige Zeit der Übernahme durch andere mächtigere Sprachen erfolgreich widersetzt haben und ihre Sprache als Ausdruck ihrer eigenständigen Kultur bewußt bewahrt haben?
Eine interessante Frage, die sich leider nur spekulativ beantworten lässt. Iisolierte Sprachen tauchen im Rahmen ganz unterschiedlicher machtpolitischer und geografischer Konstellationen auf, sodass sich kein einheitliches Muster für ihre Entstehung finden lässt. Somit können die Gründe für die genealogische Isolation von Sprachen regional sehr unterschiedlich sein.
Ein berühmtes Beispiel für isolierte Sprachen ist das
Baskische. Es ist vermutlich (!) isoliert, weil es ein moderner Fortsetzer von Sprachen einer sehr alten vorindoeuropäischen Bevölkerung ist. Allerdings vermutet ein Teil der Sprachforscher, dass das Baskische selbst ursprünglich aus der Kaukasusregion nach nach Westeuropa eingewandert ist und bereits Jahrtausende in den Kantabrischen Bergen und den Pyrenäen ansässig war, bevor indoeuropäische Populationen dorthin gelangten. Während sie die vorindoeuropäischen Sprachen im übrigen Europa überschichteten, konnte sich das Baskische dank seiner günstigen geografischen Position behaupten - möglicherweise!
Eine andere Hypothese vermutet, dass
Baskisch der Rest einerschon seit mesolithischer Zeit (!) autochthon in weiten Teilen Europas gesprochenen Sprache war - zumindest im Raum des heutigen Spanien sowie West- und Südfrankreich. Es soll damit eine der Ursprachen der
Alteuropäer gewesen sien, bevor die
Indoeuropäer die alteuropäische Bevölkerung und deren Sprachen überschichteten. Demnach wäre Baskisch der letzte Rest einer einst in Alteuropa erheblich weiter verbreiteten Sprache.
Das alles sind wohlgemerkt nur
Spekulationen und
Hypothesen, die höchst umstritten sind.
Ein anderes populäres Beispiel für isolierte Sprachen ist das
Sumerische. Es taucht - anders als das Baskische - bereits 3200 v. Chr. in Texten der Verwaltungsbürokratie der sumerischen Stadtstaaten auf und bleibt noch bis etwa 1000 v. Chr. als Literatur-, Bildungs- und Wissenschaftssprache existent. Aber wo kam das Sumerische her?
Auch hier wurde und wird viel spekuliert. Vielfach nahm an, die Sumerer seien als klar definiertes Volk um 4000 v. Chr. aus dem Norden oder Süden Mesopotamiens zugewandert. Manche wollen bis heute eine Verbindung zur Induskultur und den drawidischen Völkern herstellen, die diese Kultur einst trugen. Geografisch ist eine solche Verbindung denkbar, doch konnte bislang kein schlüssiger Beweis einer Verwandtschaft des Sumerischen mit Drawida-Sprachen gefunden werden.
Heute wird vielfach angenommen, dass sich eine ethnische Gruppierung, die man in historischer Zeit als "Sumerer" identifizieren kann, Träger der nordmesopotamischen
Ubaid-Kultur war, die etwa 4000 v. Chr. vom nördlichen ins südliche Mesopotamien migrierte.
Warum das Sumerische allerdings eine isolierte Sprache ist, ist damit noch nicht geklärt. Möglicherweise hat sich die Ubaid-Kultur über lange Zeiträume sehr isoliert entwickelt. Vielleicht war Sumerisch ursprünglich auch keine isolierte Sprache und wurde das erst, als verwandte Völker mit gleicher Sprache ausstarben, sodass Sumerisch erst zu einer isolierten Sprache wurde, da eine ganze Sprachfamilie ausstarb.
Im übrigen gibt es neben diesen prominenten Vertretern mehr als 200 Sprachen auf der Welt, die genealogisch
isoliert sind, davon rund 90 in Südafrika.