Übernahme von Sprachen, Widerstand, Macht

Wird die räumliche und gesellschaftliche Isolation einer Volksgruppe aufgelöst, die Religionsgemeinschaft aufgegeben, in ein anders sprachliches Schulsystem gewechselt, kann man schon die Uhren danach stellen, dass die Sprache innerhalb kurzer Zeit aussterben wird.

Also die Gallier oder Iberer waren keine gesellschaftlich isolierte Volksgruppen, sondern es handelte sich um große Völker mit jahrhundertealten Kontakten zu anderen Völkern. Sie selbst hatten schon im Verlauf ihrer Geschichte andere Völker assimiliert, die vor ihnen diese Räume bewohnt hatten. Dennoch haben sie Sprache und Kultur gewechselt und das Gallische - eine keltische Sprache - sowie das nichtindogermanische Iberisch gegen Lateinisch eingetauscht.

Es war hier also nicht der Einbruch in eine isolierte Sprachinsel, sondern das Weichen vor der Sprache der Sieger, selbst wenn diese ihre lateinische Sprache nicht gewaltsam durchsetzten. Es gibt also verschiedene Szenarien, warum ein Volk seine Sprache zugunsten einer anderen aufgibt.
 
Wie kann man die sog. isolierten Sprachen, wie baskisch, sumerisch erklären?

Sind das vielleicht Gruppen, die sich zumindest einige Zeit der Übernahme durch andere mächtigere Sprachen erfolgreich widersetzt haben und ihre Sprache als Ausdruck ihrer eigenständigen Kultur bewußt bewahrt haben?

Eine interessante Frage, die sich leider nur spekulativ beantworten lässt. Iisolierte Sprachen tauchen im Rahmen ganz unterschiedlicher machtpolitischer und geografischer Konstellationen auf, sodass sich kein einheitliches Muster für ihre Entstehung finden lässt. Somit können die Gründe für die genealogische Isolation von Sprachen regional sehr unterschiedlich sein.

Ein berühmtes Beispiel für isolierte Sprachen ist das Baskische. Es ist vermutlich (!) isoliert, weil es ein moderner Fortsetzer von Sprachen einer sehr alten vorindoeuropäischen Bevölkerung ist. Allerdings vermutet ein Teil der Sprachforscher, dass das Baskische selbst ursprünglich aus der Kaukasusregion nach nach Westeuropa eingewandert ist und bereits Jahrtausende in den Kantabrischen Bergen und den Pyrenäen ansässig war, bevor indoeuropäische Populationen dorthin gelangten. Während sie die vorindoeuropäischen Sprachen im übrigen Europa überschichteten, konnte sich das Baskische dank seiner günstigen geografischen Position behaupten - möglicherweise! :D

Eine andere Hypothese vermutet, dass Baskisch der Rest einerschon seit mesolithischer Zeit (!) autochthon in weiten Teilen Europas gesprochenen Sprache war - zumindest im Raum des heutigen Spanien sowie West- und Südfrankreich. Es soll damit eine der Ursprachen der Alteuropäer gewesen sien, bevor die Indoeuropäer die alteuropäische Bevölkerung und deren Sprachen überschichteten. Demnach wäre Baskisch der letzte Rest einer einst in Alteuropa erheblich weiter verbreiteten Sprache.

Das alles sind wohlgemerkt nur Spekulationen und Hypothesen, die höchst umstritten sind.

Ein anderes populäres Beispiel für isolierte Sprachen ist das Sumerische. Es taucht - anders als das Baskische - bereits 3200 v. Chr. in Texten der Verwaltungsbürokratie der sumerischen Stadtstaaten auf und bleibt noch bis etwa 1000 v. Chr. als Literatur-, Bildungs- und Wissenschaftssprache existent. Aber wo kam das Sumerische her?

Auch hier wurde und wird viel spekuliert. Vielfach nahm an, die Sumerer seien als klar definiertes Volk um 4000 v. Chr. aus dem Norden oder Süden Mesopotamiens zugewandert. Manche wollen bis heute eine Verbindung zur Induskultur und den drawidischen Völkern herstellen, die diese Kultur einst trugen. Geografisch ist eine solche Verbindung denkbar, doch konnte bislang kein schlüssiger Beweis einer Verwandtschaft des Sumerischen mit Drawida-Sprachen gefunden werden.

Heute wird vielfach angenommen, dass sich eine ethnische Gruppierung, die man in historischer Zeit als "Sumerer" identifizieren kann, Träger der nordmesopotamischen Ubaid-Kultur war, die etwa 4000 v. Chr. vom nördlichen ins südliche Mesopotamien migrierte.

Warum das Sumerische allerdings eine isolierte Sprache ist, ist damit noch nicht geklärt. Möglicherweise hat sich die Ubaid-Kultur über lange Zeiträume sehr isoliert entwickelt. Vielleicht war Sumerisch ursprünglich auch keine isolierte Sprache und wurde das erst, als verwandte Völker mit gleicher Sprache ausstarben, sodass Sumerisch erst zu einer isolierten Sprache wurde, da eine ganze Sprachfamilie ausstarb.

Im übrigen gibt es neben diesen prominenten Vertretern mehr als 200 Sprachen auf der Welt, die genealogisch isoliert sind, davon rund 90 in Südafrika.
 
ein wichtiger Aspekt

der sprachweitergabe ist sicher die Familie.

Ich gehe mal davon aus, dass die Frau die Sprache des Mannes "übernimmt".
Es kommt also auch darauf an, wieviel der eingeborenen Frauen sich mit
Eroberer verbinden, bzw. wieviel von der männlichen Bevölkerung die Eroberung überlebt und wie stark das Ursprungsvolk versprengt wurde.

Oder ob in (landlächlichen) Gebieten, die Frauen mit wenigen eigeborenen Männer überleben. Das wären dann Gebiete aus denen Sprachen "wieder auferstehen" könnten.

Es hängt auch von der zahlenmässigen Grösse von Sprachinseln/Sprechergruppen der "alten" Sprachen an, bzw. ob auch diese Sprachinseln/Sprechergruppen in Handelszentren
vertreten sind.

und wahrscheinlich auf noch einen Haufen kleiner Details, die beim ersten hinsehen gar nicht erkannt wird.
 
Baskisch ist überhaupt ein interessantes Phänomen; die oft vermutete Abgeschiedenheit trifft da nämlich keineswegs zu. Vielmehr kann man davon ausgehen, daß bereits während der letzten 2000 Jahre die Zweisprachigkeit vorherrschte (früher zwischen der heute kaum noch gesprochenen damaligen Amtssprache "navarrisch" bzw. navarroaragones und dem Baskisch).
Auch der Ursprung des heutigen Spanisch, genauer genommen Kastilisch ("Spanisch" wird innerhalb Spaniens nicht mehr als politisch-korrekt betrachtet ;) ) im dem Baskenland benachbarten Burgos mit wechselseitiger Beeinflussung zwischen Kastilisch und Baskisch machen klar, daß das Baskenland keineswegs unberührt von anderen Einflüssen war, dennoch konnte sich die Sprache erhalten und in letzter Zeit sogar wieder ausbreiten.
 
denke aber auch

dass die Sprecheranzahl des Baskischen aus politischen Gründen längere Zeit
wahrscheinlich viel zu klein angegeben wurde.
 
Dass heute nur noch etwa jeder zweite ethnische Baske Baskisch spricht, liegt vor allem auch an der Franco-Ära.
Als sich nach dem Ende des 2. Weltkriegs in West- und Mitteleuropa überall außer in Spanien und Portugal die Demokratie durchsetzte, hofften auch die Basken auf Besserung in ihrem Land, doch sie wurden enttäuscht. Die spanische Repression hielt an und verstärkte sich sogar noch, indem die baskische Sprache verboten wurde. Außerdem wurden die traditionellen baskischen Provinzen Vizkaya, Guipuzkoa, Alava und Nafarroa (Navarra) geteilt und wie ganz Spanien zentralistisch geführt. Die Erinnerung an diese Zeit ist bis heute lebendig geblieben. Jegliche politische Aktivitäten der Basken, insbesondere die im Untergrund agierende EAJ, wurden verfolgt. Dies verstärkte insbesondere bei der Jugend den Frust und führte schließlich 1959 zur Gründung der ETA, die sich zur Gewalt als politischem Mittel bekannte, was von der EAJ allerdings abgelehnt wurde.
 
Dass heute nur noch etwa jeder zweite ethnische Baske Baskisch spricht, liegt vor allem auch an der Franco-Ära.
Das bezweifel ich - gerade die Unterdrückung der Regionalsprachen unter Franco hat deren Popularität in den letzten Jahrzehnten stark erhöht, diese Gegenbewegung sieht man ja in weiten Teilen Spaniens, selbst um 1900 schon beinahe ausgestorbene Sprachen wie das "Bable" werden neuerdings wieder aufgegriffen und von manchen Gruppen für Abspaltungsforderungen benutzt.
Obwohl ichs ja generell gut finde wenn Traditionen, Kultur und Sprache erhalten und gepflegt werden nimmt das aktuell in Spanien schon teils bizarre Formen an und wird zB in Katalanien als Art Kampf gegen das kastilische Spanisch geführt - mal sehen ob sich das irgendwann einpendelt :pfeif:
 
Baskisch ist überhaupt ein interessantes Phänomen; die oft vermutete Abgeschiedenheit trifft da nämlich keineswegs zu. Vielmehr kann man davon ausgehen, daß bereits während der letzten 2000 Jahre die Zweisprachigkeit vorherrschte (früher zwischen der heute kaum noch gesprochenen damaligen Amtssprache "navarrisch" bzw. navarroaragones und dem Baskisch).

Vor 2000 Jahren -also um die Zeitenwende - gab es in Spanien noch kein Navarresisch. Man sprach Iberisch und Keltisch (Keltiberer) und nach der Zeitenwende setzte sich im Zuge der vorangegangenen römischen Eroberung rasch die lateinische Sprache durch. Aus dem Sprechlatein (Vulgärlatein) enstand dann im frühen Mittelalter die romanische spanische Sprache mit lokalen Ausdifferenzierungen wie Asturleonesisch:

Asturleonesische Sprache ? Wikipedia

Beeinflussung zwischen Kastilisch und Baskisch machen klar, daß das Baskenland keineswegs unberührt von anderen Einflüssen war, dennoch konnte sich die Sprache erhalten und in letzter Zeit sogar wieder ausbreiten.

Kastilisch und Baskisch haben nicht das mindeste miteinander zu tun. Baskisch gilt als "isolierte Sprache", die keinerlei Verwandtschaft zu irgendeiner bekannten Sprache aufweist. Vermutet wird zuweilen, dass Baskisch der Rest einer vorindogermanischen europäische Sprache ist. Erwiesen ist, dass Baskisch bzw. seine Vorläufer einst ein erheblich größeres Verbreitungsgebiet hatten.

Vaskonische Hypothese ? Wikipedia
 
Die 2000 Jahre sind als ungefähre Zeitangabe zu verstehen und bezogen sich auf das Vorhandensein lateinischer Sprachen in der Region, nicht explizit aufs Navarroaragones was ja sowieso ein Kunstwort der Linguisten ist.

Kastilisch und Baskisch haben nicht das mindeste miteinander zu tun.
Das ist so sicherlich nicht richtig, daß die Sprache an sich bisher keiner Sprachfamilie zugeordnet werden konnte und daher als "isoliert" gilt heißt ja noch lange nicht, daß sie mit keiner anderen Sprache etwas "zu tun hat".
Die Beeinflussung gab es bereits bei der Entstehung des kastilischen in der Region um Burgos wo auch baskische Dialekte vertreten waren und daher hat das kastilische von Anfang an zahlreiche baskische Lehnwörter und umgekehrt wurden im Baskischen über sehr lange Zeit lateinische, navarroaragonesische und später kastilische Wörter aufgenommen.
Beachten sollte man auch, daß das heutige Baskisch durch die Vereinheitlichung der zahlreichen Dialekte im XVII Jhdt. entstand.
Die literarische Vereinheitlichung und Abkehr von den früheren Dialekten fand gar erst 1918-1968 statt (Gründung der baskischen Sprachakademie '18 und Kongress von Bayona '64 und dessen Anerkennung '68)
 
der sprachweitergabe ist sicher die Familie.

Ich gehe mal davon aus, dass die Frau die Sprache des Mannes "übernimmt".
Es kommt also auch darauf an, wieviel der eingeborenen Frauen sich mit
Eroberer verbinden, bzw. wieviel von der männlichen Bevölkerung die Eroberung überlebt und wie stark das Ursprungsvolk versprengt wurde.
Dass man die Muttersprache in der Familie und der engsten Umgebung lernt, ist unbestritten richtig.
Bei deinen weiteren Thesen fehlt mir aber der Zusammenhang. Du kannst doch nur dann davon ausgehen, dass die Frau die Sprache des Mannes übernimmt, wenn sie einen Mann aus einer anderen Sprachgruppe nimmt und mit diesem Mann bei seiner Familie lebt. Sind die Verhältnisse andersrum, also Mann heiratet von außen in Familie und Sprachgruppe ein, wird ihm nichts anderes übrigbleiben als die Sprache der Frau zu übernehmen.
Ob eine Eroberergruppe die autochtone Bevölkerung zu ihrer mitgebrachten Sprache überreden kann, kommt auf die Umstände an. Es gibt Beispiele dafür und dagegen, einige wurden in diesem Thread schon erwähnt.
Welches Sprache hast du vor Augen?


Das bezweifel ich - gerade die Unterdrückung der Regionalsprachen unter Franco hat deren Popularität in den letzten Jahrzehnten stark erhöht, diese Gegenbewegung sieht man ja in weiten Teilen Spaniens, selbst um 1900 schon beinahe ausgestorbene Sprachen wie das "Bable" werden neuerdings wieder aufgegriffen und von manchen Gruppen für Abspaltungsforderungen benutzt.
Obwohl ichs ja generell gut finde wenn Traditionen, Kultur und Sprache erhalten und gepflegt werden nimmt das aktuell in Spanien schon teils bizarre Formen an und wird zB in Katalanien als Art Kampf gegen das kastilische Spanisch geführt - mal sehen ob sich das irgendwann einpendelt :pfeif:
Ja, baskisch ist ein interessantes Beispiel. Da kommen mehrere Faktoren zusammen. Möglicherweise konnte sich über viele Jahrhunderte in abgelegenen Gebirgstälern die baskische Sprache als Erstsprache halten, obwohl es viele Zweisprachler gab. Und dann war das Festhalten an der eigenen Sprache auch ein Widerstandssymbol gegen übermässigen Assimilationsdruck. Hätte man die Basken in Ruhe gelassen, hätten sie baskisch inzwischen vielleicht vergessen. Zwei Sprachen zu sprechen, ist anstrengender als nur eine, dazu gehört der Willen eine Sprache weiterzusprechen, die nicht für alle Kontakte ausreicht.
 
Das ist so sicherlich nicht richtig, daß die Sprache an sich bisher keiner Sprachfamilie zugeordnet werden konnte und daher als "isoliert" gilt heißt ja noch lange nicht, daß sie mit keiner anderen Sprache etwas "zu tun hat".

Doch, genau das heißt es. Eine "isolierte Sprache" zeichnet sich dadurch aus, dass zu keiner Sprache eine genetische Verwandtschaft nachgewiesen werden kann. Prominente Beispiele sind Sumerisch. Elamisch und Baskisch.

Die Beeinflussung gab es bereits bei der Entstehung des kastilischen in der Region um Burgos wo auch baskische Dialekte vertreten waren und daher hat das kastilische von Anfang an zahlreiche baskische Lehnwörter und umgekehrt wurden im Baskischen über sehr lange Zeit lateinische, navarroaragonesische und später kastilische Wörter aufgenommen.

Kastilisch entstand erst nach dem Untergang Roms aus dem Vulgärlatein. Baskisch hingegen ist vermutlich einige Jahrtausende alt. Beide Sprachen haben nicht das mindeste miteinander zu tun. Das schließt nicht aus, dass das Kastilische baskische Lehnwörterund Elemente aufgenommen hat, oder umgekehrt.
 
Genau das schrieb ich ja, daß hier in beide Richtungen zahlreiche Lehnwörter aufgenommen wurden und genau darauf hab ich mich mit "Beeinflussung" bezogen.
 
des heutigen Spanisch, genauer genommen Kastilisch ("Spanisch" wird innerhalb Spaniens nicht mehr als politisch-korrekt betrachtet ;) )

Das ist immer eine Frage der politischen Einstellung, eine Debatte die im Übrigen schon seit 500 Jahren geführt wird. So war zwar die mehrheit sowohl der kastilischen als auch der katalanischen Autoren des 16. Jahrhunderts in der Frage einig, dass, wenn man von der spanischen Sprache rede das Kastilische gemeint sei, aber es gab auch damals schon einen katalanischen Autor, der meinte, das Katalanische sei als das Spanische zu bezeichnen.

In Lateinamerika gibt es ganz kuriose Unterscheidungen zwischen español und castellano. In einigen Ländern lehnt man den Begriff español ab, weil er an die Kolonialmacht Spanien erinnere, von der man sich im 19. Jahrhundert befreit habe und bevorzugt castellano. In anderen Ländern lehnt man castellano ab, weil Castilla ja lediglich eine Region in Spanien sei, die nicht für die gesamte hispanophone Welt Pate stehen könne.

Was die Basken und ihre romanophone Umgebung angeht, so gibt es eine Hypothese, die davon ausgeht, dass das im Gascognischen und Kastilischen zunächst zum /h/ umgelautete und später dann ganz ausgefallene lateinische /f/ (fornum > horno, filum > hilo, facere > hacer etc.) durch den baskischen Einfluss käme. Die Basken kennten kein /f/. Ich kann jedoch für die baskische Gegenwartssprache sagen, dass es zumindest in der Graphie das <f> gibt. Leider fehlt mir das Wissen um die phonetische Realisierung dieses <f> genauso wie der historische Sprachstand des Baskischen.
 
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Ich hätte eine Frage mit der ich wieder zurückkomme auf die Türken. :D

Welche Sprache hat die byzantische Bevölkerung in Anatolien gesprochen als die Türken dort ankamen? Sicherlich ein großteil Griechisch, sowie die Armenier Armenisch und Kurden kurdisch usw.
Aber was ist zb. mit den Anatolischen Sprachen, waren sie zu der Zeit schon ausgestorben?? Haben die Galater noch keltisch gesprochen? Gabs Völker die arabisch oder persisch sprachen? Oder waren all diese Bevölkerungsgruppen schon vorher von den Griechen assimiliert gewesen.
Im ersterem Fall wäre die Türkifizierung ja einfacher gewesen als wenn die (fast) ganze Bevölkerun geschlossen griechisch gesprochen hätte, oder?

mfg Askeladd :)
 
Welche Sprache hat die byzantische Bevölkerung in Anatolien gesprochen als die Türken dort ankamen? Sicherlich ein großteil Griechisch, sowie die Armenier Armenisch und Kurden kurdisch usw.

Wie ich gerade sehe, blieb deine Frage bis heute unbeantwortet. Vielleicht kann ich etwas weiterhelfen!

Als die oghusischen Turkstämme im 11./12. Jh. Kleinasien besetzten, sprach die einheinische Bevölkerung mehrheitlich Griechisch. Daneben wurde in Ostanatolien und der Kaukasusregion Armenisch und Kurdisch gesprochen.

Aber was ist zb. mit den Anatolischen Sprachen, waren sie zu der Zeit schon ausgestorben?? Haben die Galater noch keltisch gesprochen? Gabs Völker die arabisch oder persisch sprachen? Oder waren all diese Bevölkerungsgruppen schon vorher von den Griechen assimiliert gewesen.

Die altanatolischen und altkleinasiatischen Sprachen waren zur Zeit der türkisch-oghusischen Landnahme im 11./12. Jh. n. Chr. längst ausgestorben. Die Hethiter verschwanden bereits 1200 v. Chr., hethitische Reststaaten in Syrien einige Jahrhunderte später. Den darauf einströmenden Phrygern, die im 8. Jh. v. Chr. ihr Reich gründeten, folgten die Lyder, deren Sprache noch bis ins 4. Jh. v. Chr. dokumentiert ist. Seit der Zeit des Hellenismus und der Einverleibung Kleinasiens ins Imperium Romanum breitete sich die griechische Sprache aus und setzte sich allmählich gegenüber allen anderen autochthonen Idiomen durch - ausgenommen Armenisch und Kurdisch.

Die Sprachinsel der keltischen Galater überlebte erstaunlich lang. Noch um 400 n. Chr. stellte der Kirchenlehrer Hieronymus fest: "Die Galater haben neben dem Griechischen, das alle Personen im Osten sprechen, noch ihre eigene Sprache, ziemlich ähnlich wie die der Treverer."
 
Als weitere kleine Ausnahme in Kleinasien dürfte noch die "Aramäische" Sprache gelten. "Aramäisch" war die Sprachen der "kurdischen Juden" und auch der Juden Arabiens, die Sprache wurde auch von den Angehörigen mehrer orientalischer Kirchen gesprochen, aramäisch oder auch syrische Christen, Chaldäer ... (Von der Bezeichnung der genannten Gruppierungen kann niht auf eine 100-prozentige Kontinuität zu den entsprechend altorientalischen Völkern geschlossen werden.)
In den letzten 100 Jahren haben die neuaramäischen Sprachen stark an Bedeutung verloren, nicht zuletzt wegen der Vertreibungen und der Sprachverbote in der kemalistischen Türkei.
Das Siedlunggebiet konzentrierte sich eher im Südosten der heutigen Türkei, als angrenzend an Syrien. Dort wurden bereits in Antike entsprechende Vorgängersprachen gesprochen. Ihre Sprache hat die Seleukiden, Römer, Byzantiner und Osmanen relativ unbeschadet überstanden, erst einem modernen Nationalismus und moderner ethnischer Säuberung musste sie weichen. (Auffällig ist an der Stelle mal wieder der offensichtliche Zusammenhang zwischen religiösem Bekenntnis und der Sprachübernahme.)
Aber zu der Sprache gibt es ja ein paar dutzend andere Thema hier im Forum.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nach Baskische Sprache - Wikipedia war und ist, teilweise noch heute, die baskische Sprache auch in Frankreich, Aquitanien und früher der Normandie verbreitet. Natürlich enthält sie viele Lehnwörter und die heutigen Sprecher sind alle zweisprachig. Auffällig finde ich auch, dass sich an der europäischen Atlantikküste mehrere Sprachinseln, auch gälisch, keltisch behaupten.
Vielleicht ist die Geografie doch der entscheidende Faktor.
Interessant finde ich auch die kompliziert erscheinende Sprachstruktur des baskischen, beim gälischen und sorbischen weiß ich es nicht, was eine hohe Motivation zum Erlernen voraussetzt, womit ich wieder bei der Eingangsfrage bin: Warum haben einige isolierte Sprachen bis heute überlebt und viele andere nicht?
Ich habe gelesen, kann es aber jetzt nicht belegen, dass die früheren Sprachen generell kompliziertere Strukturen hatten und der Trend eher zur Vereinfachung geht. Ich bin kein Sprachwissenschaftler aber wenn ich z.B. englisch mit deutsch und französisch vergleiche, scheint da was dran zu sein.

Ist ganz einfach, Menschen sind faul. Wenn sie eine neue Sprache lernen, dann um sich zu verständigen und da reichte oft etwas was wir als Kreol oder Pidgin Sprache bezeichnen. In diesen Sprachen werden ganz viele komplizierte Strukturen über Bord geworfen. Irgendwann gibt es eine Generation die mit dieser vereinfachten Sprache als Muttersprache aufwächst und sie weiterentwickelt. Die kompliziertesten Sprachen werden in der Regel von den kleinsten Bevölkerungen gesprochen. Hier dient Sprache der Distinktion (Beispiel Australien). Von den Basken vermutet man, dass sie die älteste Sprache und Bevölkerungsgruppe Europas sind die sich noch an diesem Flecken Erde gehalten haben. Natürlich hat jemand mit dem Rücken zur wilden See umgeben von Bergen einen Vorteil sein bißchen Land zu behaupten und während der muslimischen Eroberung war dort das Widerstandsnest.
 
Naja, der Widerstand ging in erster Linie von Asturien aus. Teile des Baskenlandes hingegen wurden von der moslemischen Banu Qasi-Familie regiert.
 
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