Leyhe
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Gute Morgen El Quijote auf geht`s:
Vergiss Höxter. Flores gilt als unzuverlässig.
Ich habe eine bearbeitete Datei angehangen in die ich die Lage der Wälle eingezeichnet habe wie sie sich heute unter dem Gewerbegebiet in Höxter noch in Resten befinden dürften. Zum Zeitpunkt der Luftaufnahme gab es das Gewerbegebet noch nicht. Natürlich mache ich es mir nicht einfach und was die Geschichtsforschung in der Vergangenheit schon so alles für unzuverlässig oder zuverlässig hielt ist bekannt. Florus kannte die Darstellung wonach Varus unter den Aufrührern zu Gericht sitzen wollte, aber er kannte nicht die Gegebenheiten vor Ort. Er ging folglich davon aus, dass das Notlager am zweiten Marschtag, also das prima Vari castra mit dem Gerichtlager identisch ist. Der zweite Marschtag ergibt sich aus der Theorie, dass die Legionen zunächst einen Marsch ins Aufstandsgebiet zurück zu legen hatten und nicht schon am ersten Marschtag angegriffen wurden. Arminius verließ die Truppe musste erst seine Männer zusammen rufen und konnte daher nicht schon am ersten Tag angegriffen haben. Die September Tage haben nur etwa 12 helle Stunden wenn das Wetter mitspielt. Erst am zweiten Tag brach Varus ins Krisengebiet auf und wurde angegriffen. Die Logik führt zu den Anhaltspunkten und nicht umgekehrt und die Quellen bieten dafür genügend Ansatzpunkte. In keiner Quelle steht, dass Frauen und Kinder im Kampfgebiet dabei waren und wo nirgends werden sie als solches erwähnt. Es war unter Augustus unüblich sie in Gefahrensituationen mit zu nehmen. Nur für den ersten Tag noch ohne Kampfeinwirkung sind sie hinterlassen. Später ist nur von Unbewaffneten die Rede und das sind die "Accensi velati", aber keine Frauen und Kinder. Im Vorhandensein eines Etappenlagers im Raum Brakel liegt der Schlüssel für meine Theorie, woanders habe ich sie noch nicht gelesen.
Was sah Germanicus und was sieht man nach sechs Vegetationsphasen in der Natur ? Die Angabe drei Legionen sagt bekanntlich nichts über die Iststärke aus, ist also zu vernachlässigen. Das am Abend nach dem ersten Kampftag schon ein Schwund aufgetreten sein dürfte ist zudem auch naheliegend.
Hier noch etwas umfängliches zu der Begrifflichkeit von Absteckungen bzw. Abmaßen was Germanicus sah.
Im Original lautet es:
"prima Vari castra lato ambitu et dimensis pricipiis trium legionum manus ostentabant...."
wortgleich rekonstruiert:
"das erste Varus Lager wies umfänglich und dimensionsmäßig auf die Arbeiten dreier Legionen Hände hin....."
offizielle Übersetzung 1.)
Das erste Lager des Varus LIESS an seinem weiten Umfang und der Absteckung des Hauptplatzes die Arbeit von drei Legionen ERKENNEN.
Offizielle Übersetzung 2.)
Das erste Lager des Varus, sowie der weite Umfang und die Raumverhältnisse des Feldherrnplatzes DEUTETEN auf den tatkräftigen Einsatz dreier Legionen hin.
Offizielle Übersetzung 3.)
Das erste Lager des Varus ERWIES sich dem weiten Umfang und den Ausmaßen des Hauptquartiers nach als das Werk dreier Legionen.
Offizielle Übersetzung 4.)
Varus's first camp with its wide circumference (Umfang) and the measurements (Abmessungen) of its central space (Zentraler Raum) CLEARLY INDICATED the handiwork of three legions.
Einige Formen der Übersetzung wackeln was die präzisen Festlegungen bezogen auf die Arbeit dreier Legionen anbetrifft. "LIESS ERKENNEN" - "DEUTETEN DARAUF HIN" - ERWIESEN SICH ALS". Während es die Angloamerikaner mit "CLEARLY INDICATED" als eindeutig hinstellen machen die anderen die diffuse Übersetzungslage deutlich. Dem Lager wie es Germanicus 15 + vorfand und wie es Tacitus darauf basierend beschrieb ließen sich unterm Strich betrachtet nur die frühen Erstarbeiten in Form eines abgesteckten Raumes entnehmen und dieses noch in den Anfängen befindliche Lager deutete lediglich auf die Arbeit von drei Legionen hin. Aber worin genau die Arbeit dieser drei Legionen bestanden haben soll kommt im Originaltext nicht zum Ausdruck. Denn aus Dimensionen wie Umfang und Raum lässt sich nichts über die Arbeitsleistung von tausenden von Männer entnehmen. Wie soll man aus den bloßen Abmaßen für ein zentrales Hauptquartier, einem Hauptplatz oder sogar einem Feldherrnplatz auf die dafür nötige Arbeitsleistung schließen können. So erweckt die Beschreibung den Eindruck, als ob Germanicus vor sich nur eine leere große Fläche sah, die sich lediglich anhand von Bodenkennzeichnungen und Eckfahnen was auch mit Absteckungen übersetzt wird als ein einstiger Lagerplatz zu erkennen gab. Aber was sind Absteckungen. Absteckungen standen am Anfang eines jeden Lagers und auch Hanibal sandte bei Killa nur einige wenige Leute voraus, die die Grundzüge des späteren Lagers festzulegen hatten und keine drei Legionen. Absteckungen waren von wenigen Vermessern zu leisten, dürften aber nach sechs Jahren kaum mehr sichtbar gewesen sein. Die Markussäule in Rom zeigt Soldaten die mit Meßstäben hantierten. Man vermutet, dass schon eine kleine Gruppe ausreichte um ein Marschlager abzustecken. Aber bei Varus blieben schon selbst diese Maßnahmen in den Anfängen stecken und Germanicus erkannte daher auch nur noch wenige Randmarkierungen. So darf man sich die Frage stellen, was er da überhaupt für eine Form und Art an Kennzeichnungen vor sich hatte. Erkannte er nur die letzten Fetzen einstiger farbiger Stoffteile, so wird auch verständlich, dass immer nur von Umfang und Abmessung die Rede ist und kein Wort über den inneren Aufbau fällt. Und sieht dann so ein Marschlager aus an dem drei Legionen gearbeitet haben sollen ? So berichtet Tacitus über Germanicus im Zuge der Schlachtvorbereitung vor Idistaviso, dass dieser während er noch im Begriff war ein Lager abstecken zu lassen die Nachricht bekam, dass die Angrivarier im Rücken des Heeres abgefallen seien. Germanicus war damals also gerade damit beschäftigt ein Lager zu errichten, wurde aber von der Botschaft überrascht, brach die Basisarbeiten ab und übrig blieben wohl auch hier nur die randlichen Absteckungen. Statt nur Umfang, Raum oder ein mögliches Fassungsvermögen als Argument für die Arbeit von drei Legionen anzuführen, hätte man erwartet der Überlieferung auch Hinweise zu baulichen Arbeiten entnehmen zu können. Aber darüber darüber schwiegen die Quellen. Das darin letztlich nie drei Legionen eingezogen sind, dürfte allen damals Anwesenden klar gewesen sein, denn es sollte ihnen leicht satirisch gesehen nicht entgangen sein, dass in dieser Schlacht zuvor schon viele Legionäre umkamen. Man nahm also zunächst mal schlicht an, dass hier noch drei Legionen am Werk gewesen sein könnten. Caecina und seine Männer deuteten es so und so vermutete man nach Inaugenscheinnahme auch lediglich nur, dass die Abmaße zu drei Legionen passen würden und diese vom Volumen her hätten aufnehmen können. Stünde Caecina mit der Redewendung "Vermutung" vor einem Gericht, so wäre ein Prozess um ein ja oder nein von drei Legionen schnell geplatzt. Aber warum sagten Caecina die Überlebenden, die ihn erst zu den Schauplätzen führen konnten nicht, dass es sich hier definitiv nur um ein "für" drei Legionen bestimmtes und nicht um ein "von" drei Legionen errichtetes Lager handelte ? Sie sollten es doch als damalige Augenzeugen am Besten wissen. Vielleicht waren sie sogar daran noch selbst beteiligt. Dann hätte man auch 15 + nicht groß rätseln brauchen, ob es denn mal von oder für drei Legionen errichtet wurde oder nicht. Vielleicht wussten die wenigen Überlebenden selbst schon gar nicht mehr, was sie da vor sich hatten und wollten sich keine Blöße geben und mit Ahnungslosigkeit glänzen. Am Ende hätte man ihnen noch unliebsame Fragen gestellt. Offensichtlich gab es aber damals keine übereinstimmende Klarheit darüber, wie die Schlachtfeldbegutachter um Germanicus das Geschehene beurteilen sollten. Sie sahen Absteckungen verteilt über eine Fläche von möglicherweise 30.000 Quadratmeter und sie sahen tote Gerippe. Vielleicht auch von Pferden, die die Legionäre schlachten mussten um zu überleben. Und führt man denn unter den damaligen heiklen Bedingungen des Jahres 15 + also unweit eines auf sie lauernden Feindes, der sie fest im Auge hatte überhaupt noch eine genaue Schlachtortbegutachung und Größenbestimmung durch, will man da im "Waldgebirge" noch die Außenmaße abschreiten oder umreiten. Sicherlich hatte Germanicus kein großes Interesse daran alles nochmal minutiös zu dokumentieren, denn er hatte so weit an den Außengrenzen des Reiches als Feldherr andere Sorgen. Vermutungen bzw. Deutungen oder Auslegungen lassen viele Spielräume zu.
Der Mann aus dem 18. Jhdt. mag damals auf etwas reingefallen sein, ohne es aber zu ahnen war er m. E auf der richtigen Fährte.
Gruß Ulrich Leyhe