Unterhaltung in der römischen Antike

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Aber auch die Konsuln veranstalteten noch unter ostgotischer Herrschaft zum Amtsantritt Spiele.

Allerdings waren da keine Gladiatorenkämpfe mehr dabei, sondern Wagenrennen. ...
Die Gladiatorenspiele wurden unter Kaiser Honorius (393 – 423 n. Chr.) verboten; die letzte Tierhatz fand 523 n. Chr. statt. Also unter ostgotischer Herrschaft keine Gladiatorenkämpfe, aber auch nicht nur Wagenrennen. Das letzte Wagenrennen in Rom veranstaltete der Ostgotenkönig Totila. Allerdings kann das nicht 549 n. Chr. gewesen sein, wie überall im Internet zu lesen steht, sondern konnte erst nach dem 16.01.550 nach der Einnahme Roms stattfinden. 549 n. Chr. lag Totila noch „ante portas“.

„Ach welch beklagenswerte Verirrung der Welt! Gäbe es eine Rücksicht auf das Rechtsgefühl, dann müssten so reiche Mittel für das Leben der Menschen verwendet werden, die jetzt augenscheinlich auf ihren Tod vergeudet werden“. Mit diesen Worten schließt Cassiodor auf Befehl König Theoderichs einen Brief (Var. V, XLII. Maximo V. I. Consuli Theodericus Rex) 523 n. Chr. an eben jenen Konsul, der damit ermahnt wird, den venatores bei den Tierhatzen das gewohnte Entgelt zukommen zu lassen. Offensichtlich hatte Maximus Ringkämpfer und Sänger, die nicht ihre Haut zu Markte tragen mussten, freigiebig bezahlt, die venatores, die ihr Leben aufs Spiel setzten, jedoch nicht. In dem Brief werden auch die „Techniken“ der venatores beim Spiel erwähnt. Die Tiere für diese Spiele sandten die Vandalen aus Afrika, wie Cassiodor in seiner Chronik beschrieb. Und als echter Römer schrieb er ausführlich mit Interesse an der Sache. Die eingangs erwähnten Schlussworte spiegelten jedoch die Einstellung des Ostgotenkönigs wider; Cassiodor war gezwungen, sie wiederzugeben. Theoderich war kein Freund der Spiele.
 
Von Cicero ist ein ironischer Briefwechsel mit seinem Protege´ Patiscus überliefert. Dieser bewarb sich um ein Amt, vermutlich das eines Ädils und beklagte sich bei Cicero, weil der ihm keine anatolischen Leoparde aus Pamphylien geschickt hatte, während Curio ihm noch 10 afrikanische als Dreingabe gegeben hatte und Cicero als Statthalter von Kilikien sozusagen direkt an der Quelle saß und Kleinasien für seinen Reichtum an Großwild bekannt war.

Cicero antwortete, dass er reichlich Fallensteller engagiert habe, die Leoparden aber nach Karien ausgewandert seien, weil sie allzu hartnäckig gejagt wurden. Er versicherte aber Patiscus nicht zu enttäuschen.

Wir sollten nicht aus den Augen verlieren, dass die Spielregeln der hohen Politik in der Metropole Rom auch in kleinerem Maßstab in der/ den provinzen gültig waren.

In den Tischgesprächen beim reichen Freigelassenen Trimalchio redet Echion, der Deckenweber über die Chancen dreier Aristokraten Titus, Mammea und Norbanus, wobei Titus eine Gladiatorentruppe aus auctorati, als Freiwilligen und als Hauptattraktion eine Gladiatrix/ Amazone angeworben hat, womit er seine Konkurrenten aussticht, von denen Mamea wenigstens noch eine geldspende spendiert hat, während Norbanus nur minderwertige Gladiatoren auftreten ließ, was der Wähler Echion nicht vergessen hat.

in der Provinz ging es natürlich bescheidener zu, doch besaß doch fast jede größere Stadt zumindest eine Lokalität für Kampfspiele. Im griechischen Osten dienten dazu meist Theater.
 
Ich bin gerade auf dieses Thema gestoßen, nützlicherweise, da ich zu eben diesem Thema im Begriff bin eine Seminararbeit zu schreiben (wem es auffällt: ja ich schreibe zur Zeit einen A**** voll Seminararbeiten, warum... kann ich mir selber nicht erklären, schlechte Studienplanung? ;)

Nun möchte ich allerdings meine Arbeit möglichst auf die Symbolik der Spiele (besonders der Gladiatorenspiele) beschränken, viele der von mir angehäuften Literatur wird hier auch schon genannt, wobei ich mich für das Grundgerüst hptsl. auf Wiedemann, Baker und Junkelmann stütze.

Ich suche nun allerdings noch etwas philosophisches für die späte Republik und frühe Kaiserzeit, Ciceros Ansichten zu den Gladiatorenspielen im besonderen sind mir bekannt, nur kennt hier jmd Fachliteratur? Die Quellenstellen habe ich ebenfalls zum Teil notiert.

Meine bisherige Konzeption sieht folgendermaßen aus.

1. Einleitung
2. Die Öffentlichen Spiele

  • Gladiatur, Wagenrennen und Tierhatz (Kurze Erklärung der 3 Gattungen und der "Herkunft" der Gladiatorenspiele)
3. "Sterben wie ein Römer" - Symbolkraft der Spiele
4. Die Veranstalter (Beweggründe/Selbstdarstellung/Veränderungen in der frühen Kaiserzeit)
5. Größer, ausgefallener besser? Seltene Tierarten, Großveranstaltungen, Naumarchien (hier, sofern der Platz es zulässt ein Verweis auf Commodus, wann sonst kann ich jmd einbauen der Straußen die Köpfe abschoss?)
6. Fazit

Tut mir schonmal Leid wegen der Unordnung, das ganze ist eher ein Grobkonzept, die Abgabe ist in 3 Wochen, allerdings hatte ich dank Arbeit, und anderen Seminararbeiten bisher noch nicht die Zeit mehr zu tun als quer zu lesen und einen Teil der Literatur anzuschaffen.

Dennoch würde ich mich über eure Meinung zu den Ideen des Konzepts und auch über Literaturtipps freuen. (Die Bücher die hier bereitzs genannt wurden habe ich gesichtet, und teilweise aufgrund von Hinweisen des Dozenten auch ausgelassen)
 
Was ist denn eigentlich Deine Kernfrage? Du kannst ja tonnenweise Material ansammeln, aber wenn Du Dir kein Grundgerüst baust (und ich meine damit nicht die Gliederung), dann ertrinkst Du in Details.
 
Meine "Kernfrage" ist recht einfach, ich möchte darlegen, dass das populistische Bild von "blutiger Massenunterhaltung" nur um der Unterhaltung willen, nicht haltbar ist sondern Symbolik und politische Instrumentalisierung schwerer wiegen. (das brauchen wir aber sicherlich nicht mehr zu diskutieren ;)) Daher kann ich (leider) auch nicht großartig auf die guten Rekonstruktionen der Klassen nach Junkelmann eingehen.
 
Einfache Kernfragen sind immer die besten. Würdest Du aber Massenunterhaltung und politische Instrumentalisierung unbedingt trennen wollen?
 
Nicht unbedingt, aber ich meinte eben das Bild der "Ruhigstellung von Massen mit blutiger Unterhaltung ohne politischen "Sinn" dahinter, was wie bereits gesagt wurde, zumindest in der Republik ja eine unnütze Verschleuderung von Geld gewesen wäre wenn man sich nichte rhofft hätte hierdurch aufzusteigen
 
Ich stimme Dir zu. Auch in der Kaiserzeit war es keine unnütze Geldverschwendung, denn die "Ruhigstellung der Massen"; ein Begriff, den ich für eine Black Box halte, man kann zuviel in ihn hineinpacken, ohne genau zu sagen, was damit gemeint ist; ist auch in der Kaiserzeit ein hochpolitisches Anliegen, und auch die Kaiser sind an ihrer beliebtheit interessiert, auch ohne die Wahlabsichten, die republikanische Amtsbewerber hegten.
Interessant wird es in der Spätantike, wenn Senatoren und Konsuln als Spielegeber funktionieren, ohne irgendetwas davon zu haben.
 
Aber auch die Magistrate, die wenn ich mich recht entsinne vom Kaiser verpflichtet wurden kleinere Spiele abzuhalten, hatten doch nicht wirklich was davon? Für sie waren es also, wenn man den Aspekt beim Kaiser Pluspunkte zu sammen außen vor lässt, unnütze Ausgaben.

Die Spätantike wollte ich, (da ich mal wieder nicht mehr wie 15 Seiten schreiben darf), auslassen, ich kenne zwar so meine Tricks geschriebenes zu verkleinern aber so viel kann ich auch nicht rausholen
 
Tu das, Gefahren, sich zu verzetteln, lauern immer am Wegesrand,da ist es besser, sich so früh wie möglich zu beschränken.

Es ist ein interessantes Paradoxon, wenn die Leute vom Kaiser verpflichtet wurden, was ja aber keine aktive Position von Seiten des Regenten war, man wußte, was erwartet wird, waren Sie ja bereits an Stellen angelangt, die sie ohne kaiserliche "Pluspunkte" gar nicht erreichen konnten. Da ging es also auch um Besitzstandswahrung, im übertragenden Sinne.
 
Man richtete also weniger Spiele aus um seine Position zu verbessern als um die bereits erlangte zu erhalten? Mit dem Nebeneffekt das der Säckel des Kaisers entlastet wurde. Aber naja, morgen Früh habe ich meinen persönlichen Termin mit den Untiefen der ULB, wenn ich rauskomme habe ich hfftl. ein paar Bücher mehr und kann dann hier, sofern gewünscht auch Statusupdates geben.
 
Gut das du mich nicht meinst ;) Ich dachte schon kurz bis ich mir das Zitat genauer ansah. Aber Literatur ja, genaue Literatur oder würdig.. nein. Oft fehlen Feinheiten wie z.B. das in der späten Republik Munera (wird nun mal Synonym in seiner alten Bedeutung für alles was in einem Amphitheater stattfand benutzt), zwar meist von Magistraten ausgerichtet wurden, aber keineswegs in ihrer Funktion als Magistrat sondern als Privatmänner. Woher die annahme kommt es sei nur durch Magistrate erlaubt gewesen, kann ich mir anhand der einzigen existierenden Quellenstelle nicht unbedingt erklären.
 
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