Gazetten sind, wie schon Brissotin sagte, durchaus nicht unbedeutend in größeren Städten. Häufig legten die Betreiber von Kaffeehäusern verschiedene Blätter aus. In London, Paris und Amsterdam gab es bestimmte Cafes wo sich ein ausgesuchtes Publikum versammelte und über bestimmte Themen diskutiert wurde. In Universitäts- und Residenzstätten waren Lesegesellschaften verbreitet, die verschiedene Gazetten abonnierten. So z. B. in Göttingen, wo eine Gesellschaft außerordentlich an den Forschungsreisen James Cooks interessiert war. Offiziere, die in Kassel oder Marburg stationiert waren, engagierten sich häufig in verschiedenen Freimaurerlogen wie es u. a. auch Landgraf Friedrich II tat. Dazu gehörte etwa der Oberst Johann Rall, der später bei dem Debakel von Trenton fiel. Dieser war auch ein begeisterter Musikliebhaber, und in einer Residenzstadt wie Kassel gab es meist auch ein französisches Theater und eine italienische Oper.
Unnötig zu sagen, daß solche Genüsse dem gemeinen Mann und Volk versagt blieben. Leider gibt es ja nicht so viele Quellen über Freizeitbeschäftigung der einfachen Landbevölkerung. Die Kameralwissenschaftler, die in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts gelegentlich ihre komfortablen Residenzen verließen, um Land und Leute kennenzulernen, sind immer ganz entsetzt über die Lustbarkeiten des einfachen Volks und die "Rohheit des Landmanns". Bisher noch nicht erwähnt wurden die Spinnstuben, wo sich Frauen und Mädchen zum geselligen Beisammensein trafen, denn eine Frau konnte natürlich nicht in die Kneipe gehen. Die Kameralisten kriegen sich überhaupt nicht ein, über den Aberglauben und die Unwissenheit der Landbevölkerung, doch diese Einrichtungen erfüllten eine wichtige gesellschaftliche Funktion. Aufklärung fand im Zeitalter der Aufklärung nicht selten über solche Einrichtungen statt, weshalb manche Zeitzeugen sich auch über "Unzucht und unzüchtiges Treiben" mokieren. Einen recht guten Überblick über Leben und kleine Vergnügungen der Landbevölkerung, Essen, Trinken, Rauchen, Glücksspiele im 18. Jahrhundert gibt auch Ernst Schubert in seinen "Arme Leute Bettler und Gauner im Franken des 18. Jahrhunderts.