Ich stimme der Definition von „Kreuzzug“ nicht zu.
Ein „Kreuzzug“ mußte nicht unbedingt vom Papst ausgerufen werden, sondern lediglich von einer anerkannten Autorität.
Interessante Idee, welche anerkannten Autoritäten meinst Du?
Daß sich in der Realität die Päpste oft einem gemeinsamen Willen voranstellten, ist unbestritten. Dennoch sollte man nicht Ursache mit Wirkung verwechseln.
Ein gutes Beispiel dafür sind die Gelübde – also Absichtserklärungen - diverser Herrscher zum Waffengang, worauf erst anschließend der allgemeine Aufruf zu einer konzertierten Aktion erging.
Das leuchtet mir nicht ganz ein. Natürlich erfolgt zuerst das Gelübde und dann der Kreuzzug... Und es ist auch klar dass sich der Papst zunächst einmal hochrangiger Unterstützung versichert.
In irgendeiner Form mußte auch sein Pendant legitimiert werden. Für jedes Vorhaben dieser Art wird eine Legitimation benötigt, denn sonst wandelt sich der Akteur vom "ehrenvollen" Streiter in einen banalen Mörder.
Selbstverständlich, dass habe ich wie oben erwähnt, vergessen, der Dschihad lässt sich eben direkt aus der Heiligen Schrift legitimieren.
Gegen wen es ging, ist von sekundärer Natur. Es konnten Ungläubige (z.B. Mohammedaner), Häretiker (z.B. Katharer), Bischofsgegner (z.B. Stedinger), aber auch alle anderen sein, wenn, nach damaliger Auffassung, ausreichend Gründe für einen gerechten Krieg (bellum iustum) vorlagen.
Öhm, ja, mir ging es dabei um die Abgrenzung zum "persönlichen Dschihad".
Ich halte es auch für inkorrekt, daß „Kreuzzüge“ nur als Massenphänomen wahrgenommen werden. [...]
Der Begriff Kreuzzug ist eine neuzeitliche Konstruktion, eine Theorie der "Heiligen Kriege" ums Heilige Land. Du kannst es gerne für alles halten bzw. die Theorie erweitern, wie es andere auch gemacht haben, indem sie z.B. die erwähnten Feldzüge in Spanien oder sonstwo mit einbezogen.
Im Gegensatz eben zum Dschihad, der ja schon im Koran beschrieben wird.
Auch im Selbstverständnis war nicht jeder Kreuzzgsteilnehmer gleich ein Schlagtot. Ausschlaggebend ist eine Sammelbezeichnung, die u.a. auch Bernhard von Clairveaux in seiner „de laudae novae militia“ anführt: der „miles christi“, dessen Ursprung keinesfalls auf kriegerischen Wurzeln basiert, sondern den weltabgewandten Mönch beschreibt, dessen Kampf auf einer geistigen Ebene stattfindet. Diese Tradition ist nie negiert worden.
Wenn nun diese Beschreibung auf alle zutrifft, sehe ich durchaus auch pazifistische Tendenzen in der Beschreibung eines „miles christi“. Der persönliche Kreuzzug gegen das Böse in sich.
Also ebenfalls gegen den inneren, wie äußeren Schweinehund ...
Bernahrd von Clairvaux schreit aber ad milites templi und ich meine mit miles christi meint er in diesem Zusammenhang auch ausschließlich die Templer. Er grenzt sie zu den weltlichen Rittern ja deutlich ab.
Der Dschihad mußte u.a. ebenfalls eine Massenbewegung darstellen, denn sonst hätten die Mohammedaner dem „Kreuzzug“ in dieser Form nichts entgegensetzen können.
Eben das ist ja die Frage die sich der Mediävist bzw. Orientalist da stellt. Unter Saladin könnte man das durchaus so sagen, ja.
Aber darum geht es gar nicht, der Threadersteller spielte auf die theoretische Konzeption an, nicht auf die tatsächlichen Gegebenheiten.
Jedoch, wie soll denn nun die Definition von „Kreuzzug“ letztendlich lauten? Oder wäre auch hier der Begriff „instrumentalisierter Kreuzzug“ angebracht? Und sind die Quellen zur Entwicklung der Dynamik „des“ Kreuzzuges, wirklich besser nachvollziehbar?
Frage 10 Kreuzzugsexperten und Du kriegst 11 verschiedene Antworten, weil Jaspert dann mit der engeren und erweiterten Definition kommt
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"Instrumentalisierter Kreuzzug" ist ja unnötig da das Konzept der "Kreuzzüge" schon davon ausgeht, der Kreuzzug als Instrument des Papstes oder wenn Du es so willst, einer anderen anerkannten Persönlichkeit, obwohl ich Dir da widersprechen mag.
Sicherlich sind die Quellen für die europäische Kreuzzugsgeschichte besser nachvollziehbar, weil viele geborgen/erhalten, editiert und zugänglich sind.
Islamische Quellen aus dieser Zeit sind schlicht rar oder noch nicht entdeckt bzw. editiert, aber es wird daran gearbeitet.