Zwischenzeitlich habe ich auch gegoogelt und bin zu einer Überzeugung gekommen!
[...]
Das halte ich in dieser Form für nicht stichhaltig.
Zunächstmal wäre hier zu überprüfen, ob es denn bei den entsprechenden einschlägigen Krankheitswellen überhaupt besondere Abweichungen in der Häufigkeit voon jüdischen oder christlichen Opfern gab.
Das sehe ich nämlich nirgendwo bewiesen.
Das wurde zwar zeitgenössisch hin und wieder unterstellt, nur wie das mit der Stichhaltigkeit von Unterstellungen eben so ist, wenn Sündenböcke gesucht werden.......
Ich wäre zunächst damit einmal vorsichtig.
Wenn man sich damit befassen wollte, müsste man im Grunde genommen nach Aufzeichnungen aus Städten suchen in denen keine Pogrome stattgefunden haben und sich wirklich mal damit befassen, ob statsitisch gesehen die christlichen Teile der Bevölkerung mehr Opfer aufwiesen, als die Jüdischen.
Dann wäre, sofern das feststellbar ist, noch zu untersuchen, so weit das möglich ist, um welche Art von Krankheiten es sich handelte und wie, sofern sich das rekonstruieren lässt die Wohnsituation in den jeweiligen Vierteln war und an welcher Stelle sie die Verbreitung von Infektionen begünstigte oder nicht.
Das wäre im Grunde genommen der Weg.
Und wenn sich danach weisen sollte, dass Juden statistisch gesehen, so weit man das ermitteln kann, tatsächlich seltener Seuchen zum Opfer fielen, dann hätte man eine Basis um Spekulationen anzustellen, warum das wohl so sei.
Vorher aber nicht.
So weit mir bekannt, liegt da bisher keine einschlägige Arbeit vor, die das überzeugend statistisch belegt hätte.
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Alles andere ist wirklich sehr spekulativ und auch wenn ich durchaus ein Freund von Spekulationen bin, da stochert man doch etwas sehr im Nebel.
Dann noch ein paar andere Dinge:
Zuerst zu den Badehäuser:
Badehäuser dienten natürlich nicht ausschließlich der Reinlichkeit, sondern waren ein 'gesellschaftlicher' Treff.
Gelegentlich habe ich auch gelesen, dass die Badehäuser eher kontra-produktiv für die Gesundheit der Menschen waren.
Und natürlich, Hygiene ist was Individuelles!
Natürlich konnten Badehäuser ein potentieller Hotspot für die Verbreitung von Krankheiten sein.
Das traf allerdings auch auf jeden Brunnen zu, der möglicherweise verunreinigtes Wasser führte.
Das Wasser auch für die individuellen Reinigungen musste ja irgendwo herkommen.
Und wenn dieses Wasser verunreinigt war, wuschen sich Leute, die sich besonders oft wuschen eben besonders oft mit verunreinigtem Wasser und Krankheitserregern.
Die Argumentation kann man also durchaus auch ganz grundsätzlich umdrehen.
Bei den Christen war es genau umgekehrt.
Die aufkommende Städte mussten umfangreiche Vorschriften erlassen, damit ein Mindestmaß an Hygiene erreicht wurde. Teilweise unter drakonische Strafen.
Solche Regelungen und auch Strafen bezeugen, dass es um die Reinlichkeit im Mittelalter nicht zum bestem stand.
Die Regelunge in den Städten hatten in diesem Sinne nichts mit den Marotten der christlichen Bewohner zu tun, sondern schlicht und ergreifend damit, dass man diese Dinge in irgendeiner Form einheitlich regeln muss, wenn viele Menschen an einem Ort und auf engem Raum leben.
Zumal ein Großteil der Regelungen, die es da tatsächlich gab überhaupt nicht auf die persönliche Hygiene abzielte, sondern schlicht auch auf Abfallentsorgung, Lärm- und Geruchsbelästigung durch die Handwerksbetriebe etc. abzeilten.