Da ich heute nur wenig Zeit habe:
1. Mit dem Merkantilismus wurde zum ersten Mal eine neue wirtschaftliche Sichtweise praktiziert.
Im Mittelalter galt übermässsiges Gewinnstreben als moralisch verwerflich. Der Merkantilismus zielte aber auf den Profit ab. Die Wirtschaft stand dabei im Dienste des (absolutistischen) Staates. Mit den Einnahmen aus dem Handel ( entweder über Besteuerung der Handelsgewinne oder über direkte staatliche Beteiligung am Handel) sollten höfische Macht- und Prunkentfaltung finanziert werden. (Finanzierung eines dauerhaften, repräsentativen Herrschaftssitzes mit Hofstaat, eines Heeres).
Staatlicher Reichtum wurde in Gold gemessen. Mit dem Export von im Lande veredelten Gütern (es musste wertmässig mehr exportiert als importiert werden) floss Gold ins Land, das Land wurde also reicher.
Dazu wurden Importe mit Zöllen belegt (künstlich verteuert), während der Export auf unterschiedliche Weise gefördert wurde (künstlich niedriges Lohnniveau zur Senkung der Produktionskosten, Vergabe von Monopolen, um Monopolgewinne zu sichern, Einführung kostensparender Produktionsmethoden, sprich Manufakturen). Diese Sichtweise erklärt die starke Aussenhandelskomponente.
Ebenso wichtig waren Kolonien, um Rohstoffe und Absatzmärkte zu sichern.
2. Der Begriff Planwirtschaft ist so etwas ungenau. Natürlich wird innerhalb einer Wirtschaft immer irgendwo etwas geplant. Einzelne Unternehmen planen ihre Strategie, ein einzelner Konsument plant seinen Konsum usw.
Das ist aber noch keine Planwirtschaft.
Nach Weber ist die Planwirtschaft dadurch gekennzeichnet, dass sie sich nicht daran orientiert, einen Gewinn zu erzielen (Weber spricht vom Nutzen von Erwerbschancen). Geplant wird die Bereitstellung von Gütern zur Befriedigung der ( vorher ermittelten) Nachfrage. Im Grunde genommen könnte das System ohne monetäre Zwischengrössen auskommen, da die Preisbildung als Koordinierungsgrösse zwischen Angebot und Nachfrage keine Rolle spielt.
3. Im Falle von Merkantilismus würde ich nun nicht von einer Planwirtschaft sprechen wollen. Ganz entscheidender Antrieb für wirtschaftliche Betätigung ist im Merkantilismus die Erzielung von Gewinn. Der Preismechanismus bleibt erhalten.
Was ist planerisch am Merkantilismus? Nunja, durch die aktive Wirtschaftspolitik des Staates (Monopolvergabe, Subventionen, Lohnfestsetzungen, gar staatliche Manufakturen) wirkt der Merkantilismus sehr geplant. Allerdings halte ich das Wort "geplant" in diesem Zusammenhang für unglücklich. Meines Erachtens ist der Begriff "gelenkt" wesentlich passender, da in dem Fall das private Gewinnstreben als Antriebsfeder für Wirtschaftsprozesse erhalten bleibt.
Durch den staatlichen Eingriff werden lediglich die Gewinnchancen der Unternehmer erhöht (und damit auch die staatlichen Einnahmen durch höheres Steueraufkommen).
Schönen Abend noch