Nein, das reicht nicht.
Unrechtssysteme rechtfertigen nicht jeden beliebigen Verstoß gegen jede missliebige rechtliche Regelung in einem Rechtsstaat.
Vielmehr befindet sich derjenige, der gegen eine solche rechtliche Regelung opponieren will, auch in der Verantwortung, seine Abweichung überzeugend zu begründen.

Selbstverständlich. Beliebige Willkür wäre nur das andere Extrem gegenüber der blinden Akzeptanz von Gesetzen.

Ein Verweis darauf, dass die Materie ja nicht zerstört wurde, geht an dem geschützten Recht und dem wesentlichen Inhalt künstlerischen oder wissenschaftlichen Schaffens vorbei. ...

Mir ging es doch ausdrücklich nur darum, auf die Leugnung der Unterschiede zwischen den Eigentumsformen hinzuweisen. Eine umfassende Darstellung der Problematik geistigen Eigentums scheint mir an dieser Stelle kaum möglich. Aber das Grundproblem wird beim Thema Sagen eben besonders deutlich: Jeder Nacherzähler benutzt vorgegebenes Material, die Idee, das finanziell aufzurechnen, ist etwas Neues.


Nimmt dieser jemand dafür, dass er diesen Witz erzählt, Geld, dann sehe ich keinen Grund, warum er an den Erfinder dieses Witzes kein Geld bezahlen sollte. Oder soll ich die persönliche Raffgier und Faulheit honorieren?

Gut, daß ich kein Kabarettist bin und bei jedem Witz noch wissen muß, woher ich die Idee hatte... Und Raffgier etc. sehe ich oft genug bei denen, die anderer Leute geistige Produkte ganz legal ausschlachten.

Kurz, mir scheint, meine Argumentation ist längst verstanden worden, es geht eher um Meinungen, ideologische Standpunkte...

@Mummius Picius: Das ist mir tatsächlich neu, Quellen würden mich da schon interessieren. Aber mit diesem Thread möchte ich abschließen, da ich nicht nachvollziehen kann, daß jemand meine obigen Äußerung tatsächlich so mißverstehen kann, als hätte ich Spessarter geraten, er solle sich einen Dreck um Urheberrechte scheren. Ich möchte weder meine Energie verschwenden noch am Ende selber unsachlich werden.
Tschüß.
 
Zitat:"Aber das Grundproblem wird beim Thema Sagen eben besonders deutlich: Jeder Nacherzähler benutzt vorgegebenes Material, die Idee, das finanziell aufzurechnen, ist etwas Neues."

In der Tat, wenn Allgemeingut plötzlich nur weil ein Schreiberling seine Finger zielgerichtet bewegt hat, zum Privateigentum wird, dann juckt es mir in den Fingern die Farbe des Himmels patentieren zu lassen und von jedem der die Farbe Himmelblau benutzt Gage zu kassieren. Hat das Rad eigentlich schon ein Copyright? Wenn nicht.....darf jeder Auto-, Fahrrad und Rollstuhlfahrer an einen fingerflinken Schreiberling löhnen.!
 
Erstens habe ich, wie du im Thread leicht nachvollziehen kannst, das Wort Fetischismus nur aufgenommen.

Ich möchte es mal so sagen: Ich reagiere nicht auf alle, was hier so dahingeplappert (pardon, Askan!) wird. Wenn aber mehrere in dieselbe Kerbe hauen, so daß nach meiner Ansicht ein schiefes Bild entsteht, dann halte ich dagegen.

Wenn einer mein Fahrrad klaut, ist es für mich weg.
Aber nur "für Dich". Das Fahrrad ist immer noch da. Nichts ist kaputt, nur Du (als "Eigentumsfetischist") ärgerst Dich.

Ich unterscheide grundsätzlich zwischen gesetzlichen Bestimmungen, die ich respektiere, weil ich sie für gerecht halte, und solchen, deren Realität ich nun mal akzeptieren muß, die ich aber bei Bedarf und Möglichkeit auch umgehe, weil ich sie für ungerecht halte. Ich denke, mindestens ein Verweis auf die NS-Zeit reicht, um diese Einstellung grundsätzlich zu begründen - im Einzelfall wird es zweifellos komplizierter.

Das Urheberrecht ist ein Recht, das durch die Leistung eines Individuums begründet wird. Den Verweis auf die NS-Zeit halte ich für äußerst unangebracht, denn hier wurden durch das Gesetz Individualrechte abgeschafft. Meine Formulierung "Wie bei jedem Recht" zu unterschlagen, den Sinn meiner Aussage damit umzudrehen und mir einen "Fetischismus" zu unterstellen, der grundsätzlich Unrecht mit Recht gleichsetzt, halte ich für ganz üblen Stil.

Hier aber geht es ja ausdrücklich um Sagen, zu deren ureigenster Natur das Immer-wieder-Weitererzählen gehört und die nur zustandekommen, weil eben jeder Erzähler seinen kreativen Beitrag hinzufügt, jahrhundertelang ohne jeden Urheberrechtsschutz. Und wenn das jetzt nicht mehr möglich sein soll...

Wieder daneben: Auch heute hat jeder das Recht, Sagen weiterzuerzählen und kreativ zu verändern.

Und Geschichtsinteressierten muß man doch wohl nicht erklären, daß das persönliche Eigentum an Gebrauchsgegegnständen Jahrtausende alt ist, die Idee geistigen Eigentums dagegen äußerst neu.

Deine "Argumentation" taugt nichts: Sehr viele Ideen, die mit dem Recht des Individuums zu tun haben, sind ziemlich neu - Wahlrecht für alle, Gleichberechtigung der Frau etc. etc. Das heißt nicht, daß sie schlechter wären als ältere Ideen.
 
In der Tat, wenn Allgemeingut plötzlich nur weil ein Schreiberling seine Finger zielgerichtet bewegt hat, zum Privateigentum wird, dann juckt es mir in den Fingern die Farbe des Himmels patentieren zu lassen und von jedem der die Farbe Himmelblau benutzt Gage zu kassieren.

Lies doch mal die ersten Beiträge aufmerksam, damit Du verstehst, worum es hier geht. Das Allgemeingut "Sagenstoff" wird nie zu Privateigentum. Der Stoff bleibt immer gemeinfrei, nur die individuelle Leistung (ob die nun genial ist oder eher von mäßiger Qualität), den Stoff in eine bestimmte Textfassung zu bringen, begründet ein Urheberrecht.
 
Deine "Argumentation" taugt nichts: Sehr viele Ideen, die mit dem Recht des Individuums zu tun haben, sind ziemlich neu - Wahlrecht für alle, Gleichberechtigung der Frau etc. etc. Das heißt nicht, daß sie schlechter wären als ältere Ideen.

Die Vermutung ist sogar umgekehrt!
lex posterior derogat legi priori
 
Zurück
Oben