Ursprung des Drachenmythos

M.A. Hau-Schild schrieb:
Ich bin bei weiten kein Drachenspeziallist, eher im Gegenteil , ich fand diese Frage für mich halt interessant, und eine Frage als "unsinnig" abzutun finde ich nicht richtig,
denn im Grunde ist sie ja auch beantwortet wenn man festellt das man diese Frage so nicht stellen kann.

Nun nicht die Frage als solche bzw. ihr Hintergrund ist unsinnig, sondern deren Formulierung. Es gibt eben nicht "Den Mythos des Drachens" bzw. es waere zu klaeren, ob es den gibt. Es wurden ja nur Abbildungen/Beschreibungen jenes ostasiatischen Falbeltieres von Europaern mit dem Wort "Drachen" benannt bzw. das entsprechende chinesische Wort mit "Drachen" uebersetzt. Jetzt kann man nicht diese Uebrsetzung als a priori gegeben hinnehmen und dann darueber diskutieren, warum es hier und in Asien Drachen gibt...
 
manganite schrieb:
Nun nicht die Frage als solche bzw. ihr Hintergrund ist unsinnig, sondern deren Formulierung. Es gibt eben nicht "Den Mythos des Drachens" bzw. es waere zu klaeren, ob es den gibt. Es wurden ja nur Abbildungen/Beschreibungen jenes ostasiatischen Falbeltieres von Europaern mit dem Wort "Drachen" benannt bzw. das entsprechende chinesische Wort mit "Drachen" uebersetzt. Jetzt kann man nicht diese Uebrsetzung als a priori gegeben hinnehmen und dann darueber diskutieren, warum es hier und in Asien Drachen gibt...

Soweit bin ich bereit dir zu zustimmen.
Wollen wir erst einmal klären ob es den Drachenmythos gibt, oder ob sich zufällig diese beiden Fabelfiguren unabhängik voneinander gebildet haben.

Eine wie ich finde gleichermaßen interessante Frage, bei dessen klärung ich für jeden Beitrag dankbar währe :)
 
In der chinesischen Mythologie gilt der Drache, soweit ich es weiss, als Vater der ersten chinesischen Kaiserin und damit als Vater aller Chinesen.

Mit der Bibel dürfte dann klar sein, warum der Drache Leviathan dämonisiert wurde.
 
Seres schrieb:
In der chinesischen Mythologie gilt der Drache, soweit ich es weiss, als Vater der ersten chinesischen Kaiserin und damit als Vater aller Chinesen.

Mit der Bibel dürfte dann klar sein, warum der Drache Leviathan dämonisiert wurde.

Wobei dann wieder zuklaeren waere, ob mit dem "Drachen" der Bibel, entweder der chinesische oder europaeische Drache gemeint waere oder ob man nicht einfach kein besseres Wort gefunden hat, um das entsprechende Wesen zu beschreiben...
 
Ashigaru schrieb:
Nun gut, auf Knochen ist man sicher hier und da mal gestossen. Dennoch glaube ich auch nicht, dass sich der Drachen-Mythos von den Dinosaurier-Überresten herleitet. ...

sicher richtig, aber fossile knochen von säugern dürften eine rolle gespielt haben und da sie meistens in höhlen gefunden wurden, auch die höhlen selber. einige dieser höhlen tragen auch noch namen wie drachenhöhle, drachenloch höhle usw. - aber auch der berühmte 'drachenknochen-hügel' in china:
http://www.china.org.cn/german/118891.htm
 
Sehen wir mal von Zoologie und Anatomie ab, wenn wir nach den Drachen fragen, sondern sehen wir mal nach dem Kontext, in dem die (hiesigen!) Drachen auftreten: Da finden wir:
Hornpanzer,
härtendes Drachenblut und
Drache als Schatzhüter und -vermehrer.
Eine sehr frühe Überlieferung ist die des Philostrat, der in der Biographie des Apollonios von Tyana erzählt, dass dieser auf seiner Reise nach Indien nach Paraka gekommen sei und die Drachenköpfe gesehen habe, die hier verwahrt würden. Philostrat beschrieb Wesen und Aussehen der Drachen und den Kampf, in dem sie getötet wurden:
Diese Drachen sind großschuppig und haben gelockte Bärte, unter ihren Brauen leuchten furchtbare Augen, ihr feuerroter Kamm strahlt wie ein Fackel. Wenn sie sich fortbewegen, klingt dies wie das Rasseln eines ehernen Panzers. Der Drachenkämpfer legt vor die Höhle einen Teppich mit einer goldenen Inschrift, die dem Drachen die bannende Kraft des Blickes nimmt. Wenn er aus der Höhle kommt, um auf Nahrungssuche zu gehen, wird er abgelenkt, und diesen Augenblick der Überraschung nutzt der Kämpfer aus, um sich mit der Waffe auf das Ungeheuer zu stürzen. Wenn er es getötet hat, verzehrt er Herz und Leber des Drachen, und sie verleihen ihm die Fähigkeit, die Sprache und Ratschläge der Tiere zu verstehen. Der Drachenkämpfer nimmt dem Drachen seine Kopfzier (Steine, die in den Farben von Blumen leuchten), die den Kämpfer unsichtbar macht.
Hier findet sich eine Parallele zum Ring des Gyges, der einen Stein trug, der ebenfalls unsichtbar machte. Es gibt eine Motiv-Ähnichkeit zwischen der Gyges-Geschichte und der Siegfriedgeschichte. Was beim Inder der Teppich ist, ist bei Sigurd die Grube. Ansonsten sind die Mythen gleich.
Der Stein der Weisen lapis sapientiae bewirkte für den Träger nach alter Überlieferung der mystischen Alchimie Unverwundbarkeit, Unsichtbarkeit und Flugfähigkeit, Fähigkeiten, die auch dem Drachen zugeschrieben wurden. "Dieser Stein ist das Gold, er ist die Muttersubstanz des Goldes, weil er das Gold hervorbringt, und aus seiner Wirkkraft geht der Drache hervor, der seinen Schweif verzehrt." Auch Francis Bacon (1219 - 1294) hat sich mit Drachen befasst und meinte, dass keine Lehre den Menschen so weise machen könne wie der Genuss von Drachenfleisch, und berief sich dazu auf ungenannte Gewährsleute. Plinius d. Ä. (+ 79 n.Chr.) hat den für unbesiegbar gehalten, der einen Drachenkopf mit sich trage (nat. hist. XXIX, 20).
Daher ist die auch hier im Forum mal geäußerte Ansicht, der Drache habe als Lindwurm etwas mit römischen Heerzügen 9 n. Chr. zu tun und sei eine mythische Umsetzung dieses Anblicks (was Otto Höfler (1901 - 1987) in die Welt gesetzt hat), abwegig. Der gesamte Mythenkomplex vom Drachen und Drachenkämpfer reicht bis in die Antike zurück.
 
Reale Wurzeln der mythischen Drachen?

Der Drache taucht als Symbol oftmals des Antichristen oder auch als Antagonist des ritterlichen Heroen besonders im Zusammenhang mit mittelalterlicher Dichtung auf, weshalb ich mir dieses Unterforum gewählt habe... Außer Frage steht hierbei natürlich seine ebenfalls gegebene Präsenz außerhalb Europas wie zum Beispiel im Zusammenhang mit der Kultur Chinas oder des klassischen Altertums.

Ich stelle mir die Frage, ob es für die zahlriechen Drastellungen des Drachen in den verschiedenen kulturen eventuell verschiedene reale zoologische Erklärungen gibt.... Von der "Enstehung" des Zyklopen heißt es beispielsweise, dass die Menschen des Altertums Knochen vorzeitlicher Elefanten falsch deuteten, so beispielsweise die Rüsselöffnung im Schädel mit einer Augenhöhle verwechselten. Theoretisch scheint eine ähnliche Erklärung für den Drachen-Mythos ja ebenfalls denkbar.

Allerdings sprechen einige Hinweise dafür, dass der Mensch in seiner Geschichte auch mindestens einmal auf reale Drachen stieß: Zu der Zeit, als Australien von den ersten Menschen besiedelt wurde, lebte dort eine bis zu 6 Meter lange Waran-Art, die Megalania. Geht man davon aus, dass dieser Waran mit den heutigen Formen den Bakterien-haltigen Speichel gemeinsam hatte und ein Biss bei einem Beutetier Blutvergiftungen und Wundbrand auslöste, könnte man meinen, bereits eine Erklärung für Feuer und Giftigkeit des Drachen gefunden zu haben. Der immerhhin bis zu 3 Meter lange, heute noch lebende Komodowaran weist diesen "toxischen" Speichel auch heute noch auf und könnte durchaus als lebender "Drache" betrachtet werden. Bei dieser Theorie wäre dann allerdings nur fraglich, inwiefern aus Australien & Ozeanien diese mythisierten Berichte nach Ankunft der Ureinwohner nach draußen gelangen konnten.

Ich will mich auf diese Theorie auch keineswegs versteifen, aber es wäre ein gutes Beispiel für reale Lebewesen, die man ohne neuzeitliche Kenntnisse der Zoologie sehr wahrscheinlich für einen Drachen halten könnte.
 
Gibt es nicht auch die Theorie, dass Saurierknochenfunde als Drachen interpretiert wurden?
 
'Drachen' als Tierart existierten nie

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'Drachen' als Tierart existierten nicht. Historisch belegt sind jedoch einige bedrohliche Tierarten:

"... In Europa stießen die Menschen hauptsächlich auf Überreste eiszeitlicher Großsäuger. Es war für die Entdecker unübersehbar, dass es sich um große, massige Tiere handeln musste.
In Asien fand man vorwiegend Dinosaurierskelette. Da die Wirbelsäule und der Schädel die Teile des Skelettes sind, die die Zeit meistens am besten übersteht, bestanden viele Skelette nur noch aus Kopf und Wirbelsäule. Für die damaligen Menschen muss es ausgesehen haben, als handle es sich um eine Art Riesenschlange. ..."
Drache (Mythologie) ? Wikipedia

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Also es gibt auch nur eher ähnliche Theorien:
- bei einem Chronologiekritiker habe ich etwa einmal die Erwägung gelesen, daß Menschen und Donosaurier durchaus Zeitgenossen gewesen sein könnten; das lese ich jetzt aber nicht nach.
- hingegen nachgeschaut habe ich kurzerhand in einem Geschichtsbuch: Eberhard Orthbandt, Illustrierte Geschichte Europas. München: Südwest Verlag, 1965, S.30. Der Autor führt als ein Musterbeispiel der "Vergleichenden Kulturwissenschaft" die Legende von Georg dem Drachentöter, die aus folgendem Grund ihre Wurzeln im alten Orient ihren haben soll, nicht nur weil Robert Koldeway aus dem altmesopotamischen Babylon das Ischtartor gefunden hat, auf dem im Basrelief drachenähnliche Geschöpfe zu sehen sind. "Anfänglich hielt man das Tier für ein Fabelwesen, denjenige vergleichbar, welche die zeitweilig in Babylon lebenden Mitarbeiter oder Hauptverfasser des alttestamentlichen Jesaja-Buches (Jes. 6,2) und des Ezechie-Buches (Ez.1; 19,19; 11,25) aus eigener Anschauung beschrieben haben. Dann aber erkannte man das Bildwerk als zuverlässige Wiedergabe eines jener längst ausgestorbenen planzenfressenden, vogelfüßigen Dinosaurier, die man bereits in vielen Arten aus fossilen Resten rekonstruieren konnte. Babylonische Keilschriften melden, daß ein solches Tier von Priestern in einer finsteren Höhle des Tempels gehalten worden war. Auf dem Ischtar-Tor ist es gemeinsam mit dem ebenfalls ausgestorbenen Auerochsen zu sehen, den die Altägypter zur Viehzucht benutzten." (Orthbandt, a. a. O.)
 
Was die "Drachendarstellung" auf dem Ischtartor wirklich zeigt, kann niemand sagen, aber garantiert keinen Saurier. Wohl doch nur ein Fabelwesen, Anatomie der Vorder- und Hinterbeine passen nicht zueinander. Die Löwen und Stiere sind allerdings realistisch darstellt, sieht man von der Perspektive (seitlich, daher einhörnig) ab.
 
@balticbirdy: Meinst du diese Dinger zwischen den Einhörnern?
Ischtar-Tor.jpg
 
Gibt es nicht auch die Theorie, dass Saurierknochenfunde als Drachen interpretiert wurden?

In China. Die Berichte der Kaufleute, die die beruhmte Gobi-Wuste besucht haben.
In der chinesichen Volks-Medizine wurden aber auch "Drachens-Zahne" bekannt. Chinesische Apotheker haben sie auf "Hugel der Drachen-Knochen" (neben Peking) herausgeholt. In 1920en ist Davidson Black nach China gefahren und hat diese "Medikamente" untergesucht. Endlich hat ihm jemand die "Ablagerung" dieser Drachens-Zahne gezeugt. Und so hat Black Sinantropus, ein Variant von Homo erectus entdeckt. "Hugel der Drachen-Knochen" heisst in Tat Chou-ku-tien und ist eine der wichtigsten anthropologischen Fundstellen der Welt.

Interessant, dass die analogische Erscheinung auch in Siberien unter lokalen Stammen beobachtet wurde. Diese Leute wissen sehr gut, was das Mammut ist, weil sie ein im Eis konserviertes Mammut manchmal gefunden haben. Ewenken, Keten und Ostiaken glauben aber, dass die grossen Mammuten-Herden unter der Erde leben, wandern und die Flusssohlen putzen :) Die toten Mammute sind aber diese, die frivolerweise ausgehen versucht haben. Und im Eis versinkt haben.
 
Ist die Suchfunktion schon wieder defekt? So ein Mist aber auch... :motz:

Ich habe die beiden inhaltsgleichen Themen einmal zusammengeleimt :fs:
:pfeif:

In diesem Sinne beste Grüße

Timotheus
Moderator
 
Grüezi
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Neulich habe ich gelesen, dass in früheren Jahren mancherorts in Kirchen und Kapellen fossile Knochen (z.B. Mammutknochen) zu sehen waren. Man vermutete, die Knochen stammten von „Riesen“ oder „Drachen“. Und man erhoffte sich von den „Reliquien“ wundertätige Kräfte oder Schutz vor allerart Ungemach.
Ich kann mich so spontan bloss noch an den Stephansdom in Wien erinnern. Hier soll über einem Tor ein Mammutknochen gehangen haben...
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Gruss Pelzer
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