Moderationsvorschlag Veni vidi vici
Hallo liebe Diskutierenden, ich habe den Eindruck, dass sich die Diskussion "verrannt" hat - einerseits Augusto, der auf seiner Ausgangsüberlegung beharrt, und sicher viele spannende Fragen en passant aufwirft (Bronzezeitliche Wanderungen, Indoeuropäisierung, usw.), die zum Teil nur noch wenig mit dem Ausgangspunkt zu tun zu haben scheinen - andererseits diejenigen, die weder von der Ausgangsthese, noch von den Argumentationen überzeugt sind, und daher nicht mehr bereit sind, sich auf alle neuen Argumentationsstränge einzulassen (Linguistik, Genetik, und jetzt archäologische Spuren von Bevölkerungsbewegungen z.B. kulturelle Sitten / Gräbersitten). Mein Vorschlag: Lieber Augusto, eventuell sind deine Überlegungen noch zu unfertig, ich bin zu wenig belesen, um einer Seite recht zugeben, schätze aber das Fachwissen deiner Diskussionsgegner, daher bleibt für mich ein Patt (mit leichten Pluspunkten bei den Gegnern). Lieber Dieter, EQ, Dekumatland, Heine et.al. , ich geb zu bedenken, dass rückgewandte Wissenschaft, vorgeschichtlich, immer wieder uns zu Spekulationen veranlassen, und es durchaus Anlässe geben kann, vermeintliche Sicherheiten auf den Prüfstand zu stellen. Ich habe gerade gelesen, dass der Entdecker des Oppidums von Bibracte auf großen Wiederstand seiner Kollegen stieß, ich kopiere einmal aus wiki:
Vom 16. Jahrhundert an entstand unter Wissenschaftlern, Aristokraten und Geistlichen Interesse an der Vergangenheit ihrer Heimat, das zu der Frage führte, wo Bibracte lag.
[4] Zwei Thesen standen sich gegenüber. Die eine wollte Bibracte in Autun lokalisieren, der späteren
gallo-römischen Stadt. Die andere These siedelte die Stadt an den Abhängen von Beuvrect oder Bevrect an, dem heutigen Mont Beuvray. Diese These stützte sich hauptsächlich auf drei Argumente: Zunächst gibt es eine Verwandtschaft zwischen den Wendungen Bibracte und Beuvrect. Außerdem berief sich diese These auf eine Tradition, die von mittelalterlichen Chroniken überliefert wurde und die die Stadt in Beuvrect ansiedelten. Die Tradition wurde bestätigt durch eine jährliche
Messe am ersten Mittwoch, Donnerstag und Freitag des Monats Mai, über die bereits in Texten des 13. Jahrhunderts berichtet wird. Weiterhin führten die Entdeckungen von Töpferwaren, Münzen und die Beobachtungen des Pfarrers von Saint-Léger-sous-Beuvray im Jahr 1725 in diese Richtung.
[4]
Die These von Autun erhielt zu Beginn jedoch die meiste Zustimmung. Man musste die Recherchen des
Jacques Gabriel Bulliot im 19. Jahrhundert abwarten, bis das Pendel zugunsten des Mont Beuvray umschlug. Ab 1851 forschte Bulliot auf dem Mont Beuvray. Auf dem Gipfel von Beuvray, in der Nähe der Kapelle Saint Martin, entdeckte er etwas, wovon er glaubte, es sei der Wall eines
Römerlagers (in Wahrheit war es ein
Kultplatz). Er dokumentierte es und erwog – entgegen der einstimmigen Meinung der Société éduenne – Bibracte auf dem Beuvray zu lokalisieren und nicht in Autun. Die Veröffentlichung seines "Essai sur le système défensif des Romains dans le pays éduen entre la Saône et la Loire" (Aufsatz über das Verteidigungssystem der Römer im Land der Haeduer zwischen Saône und Loire) brachte ihm nur ein müdes Lächeln von den Mitgliedern der Société d'archéologie ein.
Das Interesse des Kaisers
Napoléon III. an den Schlachten des
Gallischen Krieges beschleunigte die Forschung. Bulliot erhielt Besuch von einem Offizier mit Namen
Stoffel, der vom Kaiser beauftragt worden war, Ausgrabungen über den
Sieg der Römer gegen die Helvetier durchzuführen. Bulliot teilte ihm seine Meinung über die Lokalisation von Bibracte mit. Der Offizier schenkte ihm wenig Aufmerksamkeit, aber er gab einem anderen Mitglied der Société éduenne, Xavier Garenne, den Auftrag, auf dem Beuvray Probegrabungen durchzuführen.
[3] Gleichzeitig stellte der Eigentümer des Grundstücks, der Vicomte von Aboville, seine eigenen Recherchen an und zeigte sie dem Erzbischof von Reims, der ebenfalls Mitglied der Société éduenne war und ein Freund von Bulliot. Die Ausgrabungen erweckten das Interesse des Erzbischofs so sehr, dass er sie dem Kaiser mitteilte. 1867 beauftragte Napoléon III. Bulliot mit Forschungen auf dem Beuvray und bewilligte ihm die dafür nötigen Mittel.
[3]
Bulliot grub auf dem Berg von 1867 bis 1905 und beseitigte alle Zweifel über die Lokalisierung von Bibracte. Sein Neffe
Joseph Déchelette führte die Arbeiten bis 1907 fort und verglich Bibracte mit anderen europäischen Orten wie
Stradonice in
Böhmen,
Manching in Deutschland und
Velem-Szentvid in Ungarn, die seiner Meinung nach die Einheit der keltischen Welt und der Oppida-Zivilisation zeigten.
Und wieder ein Beispiel von "der Fortschritt ist eine Schnecke", immerhin dauerte es einige Jahrzehnte, bis die Lokalisierung von Bibracte und damit die Entdeckung der Oppidakultur gelungen ist.
Anscheinend führt die Fragestellung geradewegs weg von den historischen Venetern der Antike hin zur Bronzezeit, daher wäre der Thread eventuell ein grundsätzlicher über die Wanderungsbewegungen und Bevölkerungsentwicklung, und es wäre eventuell nützlich noch einmal von euch Experten zu klären: was sind denn die Fragen, die offen sind?
Wenn das Venetische (an der Adria) nicht einordbar wäre, könnte dies nicht ein Diskussionsgegenstand sein? Und Augusto, eventuell wäre die Trennung der verschiedenen Gruppen in der Diskussion zuerst sinnvoll, ich glaube du tust dir und den wirklich offenen Fragen keinen Gefallen, wenn du unbeirrt an deiner Verbindung - Ursprungsthese festhälst, und oft ohne starke Argumente für diese These.Ansonsten finde ich euch natürlich alle klasse :winke:!