Es könnte durchaus sein, dass Autoren am Anfang ihrer Befassung mit diesen Themen durchaus finden, sie hätten etwas Spektakuläres, revolutionär Neues entdeckt. Dann verfassen sie ihr Buch und stellen fest, dass es sich sehr gut verkauft, dass sie in einschlägige Talkshows eingeladen werden, ihre These zu vertreten, dass einiges Geld in ihre Kasse fließt.
Leute, die sich absonderliche Thesen ausdenken und diese niederschreiben, gibt es wie Sand am Meer. Um damit an die Öffentlichkeit zu gelangen, mussten diese Leute früher Bücher veröffentlichen (oder zumindest ihre Manuskripte kopieren).
Heute kann jeder seinen Quark online stellen und in Internetforen breittreten.
Bücher mit hanebüchenem Inhalt werden aber auch weiterhin massenweise gedruckt, im Selbstverlag, "on demand" oder in Verlagen mit esoterischer bis rechtsextremer Ausrichtung.
Für die allermeisten Autoren wird sich das finanziell nicht rechnen, im Gegenteil. Das Angebot an "revolutionären" Thesen ist unübersehbar, und wenn es einer der Autoren auch nur in eine einzige publikumsträchtige Talkshow schafft, gehört er zu den ganz seltenen Ausnahmen.
Sogar ein Erich von Däniken, ein wahres Genie der Vermarktung, würde heute vermutlich untergehen.
Die Leser: mir scheint es, als sind sie Gläubige einer Ersatzreligion. "alles ist ganz anders, als man uns vormachen will", aber ich komme "denen" auf die Schliche. Die "Wissenschafter" sind voreingenommen, betriebsblind, bestochen, gekauft .......
Da würde ich keinen großen Unterschied zwischen Autoren und Lesern machen. Die meisten Autoren sind von ihren Thesen überzeugt, nicht wenige davon haben einen deutlichen religiösen bzw. weltanschaulichen Hintergrund. Diethard Sawicki* hat das für einige frühe Chronologiekritiker herausgearbeitet: Der Jesuit Jean Hardouin (1646-1729) behauptete, "nahezu die gesamte antike Literatur sei ... durch eine Verschwörergruppe atheistischer Mönche gefälscht worden. Außer der Vulgata, dem für die katholische Kirche seit dem Konzil von Trient einzig verbindlichen Bibeltext, seien alle anderen Übersetzungen der Heiligen Schrift ebenso wie die hebräischen und griechischen Urtexte in Wirklichkeit ver- oder gefälscht. Das Wort Gottes wurde also laut Hardouin in Latein diktiert."
Im Gegensatz dazu hielt Wilhelm Kammeier (1889-1959) die römische Kurie für die Wurzel alles Bösen. Diese habe "im späten Mittelalter zusammen mit den Humanisten die deutsche Geschichte in einer großen Fälschungsaktion umgeschrieben. Ganz im Sinne des Antikatholizismus der Nationalsozialisten behauptete Kammeier, die Fälscher hätten einen Kulturraub an der germanischen Rasse begangen und den kirchlichen Primat Roms zu begründen versucht."
Peter Franz Joseph Müller zeigte sich 1814 schon davon überzeugt, das europäische Urvolk sei das deutsche gewesen, das ost- und weströmische Reich sei eigentlich ein deutsches "Östreich" und "Westreich" gewesen, und die römische Geschichte einschließlich Völkerwanderung und Karl dem Großen sei eine große französisch-vatikanische Fälschung...
Sawicki schreibt dazu:
"Ungeachtet der unterschiedlichen historischen Kontexte, in denen diese drei Fälschungstheorien stehen, weisen sie eine Gemeinsamkeit auf: Offenbar sind alle drei Gedankenkonstrukte an weltanschauliche Positionen religiöser oder quasireligiöser Natur gebunden, die sich den rein methodologischen Kritikverfahren des historiographischen Diskurses entziehen."
Denn wissenschaftliche Aussenseiter haben es doch schon oft der etablierten Wissenschaft so richtig gezeigt. Dann kommt immer wieder als singuläre Beispiele Schliemann oder Wegener.
Dabei wird dann immer geflissentlich ignoriert, dass Schliemann weder Autodidakt noch ein Gegner des etablierten Wissenschaftsbetrieb war.
Im Gegenteil: Schliemann schlug im zweiten Bildungsweg eine akademische Karriere ein, studierte an der Sorbonne, legte eine Dissertation vor und wurde an der Universität Rostock zum Dr. phil. promoviert.
Erst danach begann er, in Hisarlık nach dem antiken Troja zu graben.
Wobei das noch nicht einmal seine Idee war:
https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Schliemann#Troja
Und Wegener brachte es zu einer ordentlichen Professur für Meteorologie und Geophysik...
* Lügenkaiser Karl der Große? Ein kritischer Blick auf Heribert Illigs These vom erfundenen Mittelalter, in: Tilman Bendikowski, Arnd Hofmann, Diethard Sawicki, Geschichtslügen - Vom Lügen und Fälschen im Umgang mit der Vergangenheit, Münster 2001