Aber wie sah das mit der Verwaltung aus? Ich hab dazu nichts gefunden - ist auch eine spannende staatsorganisatorische Frage. Wann verliert der König die Kontrolle über die Regierung? Bzw. wie wird Frankreich verwaltet in der Zeit vor der Verfassung 1791?
Ja, das war mir in Grundzügen bekannt - aber was mich interessieren würde ist die rein "praktische" Abwicklung. Sind die Ministerien gleich umgezogen? War Versailles länger noch "in Betrieb", zur Abwicklung sozusagen? Irgendwie find ich nix zwischen dem Marsch der Marktfrauen und der Versteigerung des Mobiliars....
Ich habe außer ein paar Anhaltspunkten auch nichts gefunden.
Sicherlich müssen wir uns aber von der Vorstellung trennen, dass die Ministerien so riesig aufgeblähte Organisationen waren, wie sie sich heute darstellen und ein Umzug einer Staatsaffäre gleicht.
Ich nehme einmal das Beispiel Außenministerium:
Im Ancien régime gab es einen
sécrétaire d'Etat für Äußeres, dem neben den meist adligen Diplomaten eine Reihe von meist bürgerlichen Fachleuten, die nicht selten nobilitiert wurden, zur Seite standen.
Unter der Revolution wurde das Ressortprinzip eingeführt und alle Bereiche, die mit dem "Äußeren" zu tun hatten wurden in einer Behörde zusammengefasst. So wurde z.B. 1793 das Konsularwesen dem Außenministerium angegliedert.
Zahlen liefert meine Quelle nur für die Zeit nach 1800:
1806 arbeiteten in der Behörde etwa 50, 1809 55 Personen. Zu Beginn der Restauration sank die Zahl auf rund 40 Personen. [1]
Es kann daher davon ausgegangen werden, dass das Personal zu Ludwig XVI. Zeiten recht überschaubar und ein Umzug - wenn denn erfolgt - nach Paris problem- und geräuschlos vollziehbar war. Ich kann mir nicht vorstellen, dass andere Ministerien stärker personell ausgestattet waren, ich nehme nur das Marineministerium, das teilweise dem Außenministerium angegliedert war. Mehr als eine Hand von Beamten war da wohl kaum tätig.
Ludwig bezog nach seiner Rückkehr die Tuilerien. Das Schloss war zwar lange nicht genutzt, bot aber wohl genug Platz, um alle nötigen Minister, Berater ... um sich zu haben.
Aber da war es doch schon zu spät. Ludwig hatte doch längst die Initiative verloren. Im Grunde war er doch seit seinem Satz: "Dann sollen Sie doch in Gottes Namen bleiben" in der Defensive.
Grüße
excideuil
[1]
Erbe, Michael: Revolutionäre Erschütterung und erneuertes Gleichgewicht – Internationale Beziehungen 1785 – 1830, Ferdinand Schöningh, Paderborn – München – Wien – Zürich, 2004, Seiten 45-46