Versorgungswege zum Osmanischen Reich vor der Besetzung Serbiens

Ralf, vielleicht hätte ich da ein Fragezeichen machen sollen. Gemeint sind nur eventuelle Möglichkeiten vom Eintritt der "Türkei" in den Krieg, bis zur Besetzung Serbiens, ab da waren ja Donau und Eisenbahn zum Transport vorhanden.

Ich dachte, das wäre dadurch klar, weil es im ersten Weltkrieg Thema steht?
Ist ja weiter nicht schlimm.
Ich musste mich aber auch erstmal wieder reinlesen was da alles so auf den Balkan in der genannten Zeit passierte.
Für die Entente war dies ja ein riesen Problem. Die zwei Bündnispartner 1. die Osmanen und 2. die Bulgaren waren bei der geografischen Lage sehr schwierig erreichbar.
Also ich würde mal sagen, man hat in so einer Situation als Weg weder die Donau noch die Walachei genommen und den Schienweg hatte man auch ausgeschlossen.
Aber welchen dann?
Eben den nur durch Serbien und das ging – wie man sieht/liest - eben nur durch Krieg.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, ich habe tatsächlich ein Problem damit, mir vorzustellen, die "Türkei" konnte, ohne zumindest eine Minimumunterstützung mit Munition, die Kämpfe um die Meerenge zu bestehen. Mir ist einfach nicht bekannt, welche Vorräte an Munition und Ausrüstung die "Türkei" hatte, zumal ja auch an der Nordostfront (Kaukasus), in Mesopotamien und im Sinai Kämpfe geführt wurden.
 
Also ich würde mal sagen, ich hätte in so einer Situation als Weg weder die Donau noch die Walachei genommen.
Aber welchen dann?
Die logische Verbindung wäre per Schiene im Prinzip die Route des Orient-Express gewesen:


Auf den Schinenweg konnte man natürlich auch Munition stellen, nur ging die Haupttrasse eben über Belgrad und Nis, so dass man mindestens Nord-Ost-Serbien kontrollieren musste, wenn man über Bulgarien wollte.
Ansonsten hätte man über die nordöstliche Trasse Güter auch in die Wallachei in die Nähe der Donau bekommen können (durchaus auch hinter dem "Eisernen Tor") oder eben gleich nach Constanta oder Warna an die Schwarzmeerküste.

Ich weiß nicht, ob es über Craiova eine direkte Süd-Verbindung nach Sofia zur Südtrasse gab. Von Warna aus gab es wohl keine größere in Richtung Burgas und Osmanisches Reich laufende größere Bahnverbindung.
Vom rumänisch-bulgarischen Grenzübeergang bei "Ruse"/"Russe", hätte es durchaus eine Verbindung nach Sofia und damit zur Südtrasse gegeben (wäre allerdings ein erheblicher Umweg gewesen).

Es wäre wahrscheinlich grundsätzlich über die Donau (wenn man erst hinter dem "Eisernen Tor" und auf rumänischen Gebiet umlud möglich gewesen zu den Schwerzmeer-Häfen zu kommen, oder per Eisenbahn direkt nach Constanta oder Warna oder aber per rumänischen Bahnen im Umweg über "Ruse" wieder auf die Südtrasse.

Hätte aber in allen Fällen mindestens das stillschweigende Einverständnis Rumäniens vorausgesetzt und die Beereitschaft solche Transfers mindestens wohlwollend zu ignorien.

Die einzige andere denkbare Möglichkeit, die ich mir noch vorstellen könnte, wäre entweder direkt neutrale Länder oder Tarnfirmen in neutralen Ländern zwischen zu schalten und darauf zu setzen, dass die Entente Schiffe unter neutraler Flagge die weder Kurs auf Deutschland, noch auf Österreich-Ungarn setzten nicht angehen würde.
Auch das hätte natürlich das mindestens stillschweigende Einverständnis der entsprechenden Länder vorausgesetzt, wenn es das gegeben hätte, möglicherweise aber funktionieren können.
 
Aber die Briten haben doch schon sehr früh sämtliche Einkäufe auf dem Weltmarkt, sowie auch den Handel der Neutralen, kontrolliert? Wäre so etwas (neurale Staaten, Tarnfirmen) überhaupt möglich gewesen? Ich zweifle daran!?
 
Vielleicht noch zum Transit durch Rumänien eine interessante Anmerkung aus "Die unbekannte Front - Der Erste Weltkrieg in Rumänien":

"Aufgrund der Schließung der Meerengen durch das Osmanische Reich war Rumänien gezwungen, seinen Handel stärker an den Bedürfnissen der Mittelmächte auszurichten. Der Anteil Deutschlands am rumänischen Außenhandel stieg zwischen 1914 und 1916 von 23 auf 29,4 Prozent, jener Österreich-Ungarns von 18,5 auf 47,9 Prozent. Auf Rumäniens Wunsch, verstärkt Rüstungsgüter von den Mittelmächten zu kaufen, reagierten Berlin und Wien zurückhaltend. Sie zogen Rumäniens Bündnistreue stark in Zweifel und waren deshalb nur bereit, einige wenige Waffenlieferungen zu genehmigen. Im Gegenzug verwies Rumänien auf seine Neutralität und weigerte sich den Transit von Versorgungstransporten für die osmanische Armee durch rumänisches Staatsgebiet zu erlauben."

(Gundula Gahlen: Die unbekannte Front - Der Erste Weltkrieg im Nahen Osten, S. 61)

Ich meine aber an anderer Stelle (meiner Erinnerung nach in Eugene Rogans "Der Untergang des Osmanischen Reichs") gelesen zu haben, dass es getarnte Transporte durch Rumänien gegeben hat, die aber z.T. von den Rumänen endeckt wurden. Bisher konnte ich die entsprechende Stelle aber nicht finden.

Falls es jemanden interessiert:

Und das nicht zu Unrecht. Ich habe ja schon oben Conrad zitiert; hat, so scheint es, leider niemanden weiter interessiert. Schon am 23.September 1914 wurde mit Italien vereinbart, das die beiden Staaten künftig ihre Haltung miteinander abstimmen und die Neutralität nur nach voriger Konsultation verlassen würden. Ein paar Tage später wurde eine Konvention mit Russland abgeschlossen. Die Russen verpflichteten sich bei anhaltender Neutralität Rumäniens den Anspruch auf Siebenbürgen anzuerkennen. Am 10.Oktober starb der alte König Karl, der es vorgezogen hätte, auf Seiten der Mittelmächte in dem Krieg einzutreten. Ich habe es bereits oben geschrieben. Mit dem Tode Karls begann der Wettlauf um Bukarest Kriegseintritt, bei dem die Mittelmächte naturgemäß den Kürzeren ziehen mussten und auch gezogen haben.

Der Kriegseintritt Bulgariens auf Seiten der Mittelmächte und der gemeinsame Angriff auf Serbien wurde in Bukarest nicht eben begeistert aufgenommen. Wien mühte sich, Bulgarien anzuhalten, alles zu vermeiden, was die rumänische Neutralität gefährden könnte. Dabei war diese für Bulgarien ja auch von Bedeutung, um eben den Rücken frei zu haben, wenn gegen Serbien und ggf. Griechenland operiert wird.
 
Ich habe gerade im Buch von "von Hofacker , Der Weltkrieg" Anfang Kapitel 16 gelesen: Zitat "Den Sommer 1915 hindurch war es immer schwieriger geworden, die dringendsten Bedürfnisse der bei Gallipoli schwer ringenden Türkei zu befriedigen."
 
Aber die Briten haben doch schon sehr früh sämtliche Einkäufe auf dem Weltmarkt, sowie auch den Handel der Neutralen, kontrolliert? Wäre so etwas (neurale Staaten, Tarnfirmen) überhaupt möglich gewesen? Ich zweifle daran!?
Naja, sie haben alles kontrolliert, was irgendwie in Richtung Deutschland oder Österreich-Ungarn unterwegs war. Aber warum hätten sie kontrollieren sollen, was sich von Deutschland oder Österreich-Ungarn weg bewegte, daher nicht den deutschen oder österreichisch-ungarischen Streitkräften zu gute kommen konnte?

Zumal wenn es unter neutraler Flagge und möglicherweise aus dem Hafen eines neutralen Landes ausgelaufen wäre?

Sagen wir man liefert das nach Rotterdam und lässt es von da aus unter niederländischer Flagge nach Spanien oder Portugal bringen, schlägt das da nochmal um und verschifft es unter spanischer Flagge mit Zielland neutrales Bulgarien weiter um es von da über die Grenze zum Osmanischen Reich zu bekommen.

Ich schätze rein hypothetisch wären die Chancen, dass ein niederländisches Schiff, dass in Richtung Atlantik lief, möglicherweise mit Zwischenstopp irgendwo in Spanien (Entladen) und qua Fahrplan in Richtung niederländische Antillen oder Surinam weiterdampfen sollte einigermaßen unbehelligt durchgekommen wäre nicht so schlecht gewesen.

Und ein Anlaufen des neutralen Kavala (damals Bulgarien) durch ein Schiff unter ebenfalls neutraler Flagge, wäre wahrscheinlich auch nicht verdächtig genug gewesen in jedem Fall eine Durchsuchung wert zu sein, zumal die Haputgegner im Krieg Deutschland und Österreich-Ungarn weit weg gewesen wären und man von Bulgarischer Seite her sicherlich auch nötigenfalls plausibel hätte argumentieren können, nach den 2 Balkankriegen die eigenen Armeebestände wieder auffüllen zu müssen, zumal der Entente ja wegen der Lage auf dem Balkan nicht daran gelegen sein konnte Bulgarien ins Lager der Zentralmächte zu treiben (und damit dem serbischen Verbündeten in den Rücken zu fallen).

Könnte mir schon vorstellen, dass sowas hypothetisch in gewissem Maß möglich gewesen wäre.
 
Zuletzt bearbeitet:
Jedenfalls muss die Versorgung der Verbündeten der Mittelmächte mit Kriegsgeräte und sicher auch mit anderen wichtigen Gütern seitens Deutschland und Österreich-Ungarn, so was damals eine „For Eyes Only“ Sache gewesen sein, denn wäre sie es nicht gewesen, stände bestimmt irgendwo in Netz etwas dazu.
Also ich finde nichts!
Und hier Planspiele durchzuführen führt sicher zu keinem vernünftigen Ergebnis.
 
Jedenfalls muss die Versorgung der Verbündeten der Mittelmächte mit Kriegsgeräte und sicher auch mit anderen wichtigen Gütern seitens Deutschland und Österreich-Ungarn, so was damals eine „For Eyes Only“ Sache gewesen sein, denn wäre sie es nicht gewesen, stände bestimmt irgendwo in Netz etwas dazu.
Also ich finde nichts!
Und hier Planspiele durchzuführen führt sicher zu keinem vernünftigen Ergebnis.
Über irgendwelche "For Eyes Only" Geschichten zu spekulieren allerding auch nicht.

Wir reden schließlich nicht über nen paar irgendwo über die Grenze geschmuggelte Handfeuerwaffen, sondern potentiell über den Munitionsbedarf von Teilen einges ganzen Kriegstheaters, im Besonderen im Bereich der Artillerie.

Sowas lässt sich nicht irgendwie unter der Hand machen ohne Spuren zu hinterlassen.
 
aja, sie haben alles kontrolliert, was irgendwie in Richtung Deutschland oder Österreich-Ungarn unterwegs war. Aber warum hätten sie kontrollieren sollen, was sich von Deutschland oder Österreich-Ungarn weg bewegte, daher nicht den deutschen oder österreichisch-ungarischen Streitkräften zu gute kommen konnte?

Vielleicht weil die Mittelmächte auch Verbündete hatten?

Sagen wir man liefert das nach Rotterdam und lässt es von da aus unter niederländischer Flagge nach Spanien oder Portugal bringen, schlägt das da nochmal um und verschifft es unter spanischer Flagge mit Zielland neutrales Bulgarien weiter um es von da über die Grenze zum Osmanischen Reich zu bekommen.

Da sind wir schon wieder beim spekulieren. Lass uns doch einfach bei den Fakten bleiben.

Könnte mir schon vorstellen, dass sowas hypothetisch in gewissem Maß möglich gewesen wäre.

Wie schon gesagt: Spekulation.
 
Tat Rumänien das in internen Unterhandlungen mit den Zentralmächten oder verlautbarte man das allgemein?
Das steht an dieser Stelle leider nicht so genau, sondern wird nur allgemein so beschrieben, wie ich es zitiert habe.
Die "Tarnung" von größeren Mengen Artilleriemunition etc. dürfte nämlich nicht unbedingt leicht gewesen sein, wenn man davon ausgeht, dass dafür im Wesentlichen nur Bahnlinien und Flüsse zur Verfügung standen und Grenzkontrollen ja durchaus flächendeckend gegeben waren.
Ob bei den Transporten Artilleriemunition enthalten war, kann ich nicht mehr sagen. Ich kann es mir auch nicht unbedingt vorstellen. Nach Überfliegen von "Der Untergang des Osmanischen Reichs" konnte ich die Stelle leider immer noch finden. Ich muss die Tage da noch einmal genauer schauen.

Allerdings habe ich zumindest das hier gefunden:

"Es gelang nur einer einzigen Kolonne, ihre in Deutschland hergestellten, durch Bulgarien geschmuggelten und dann über hunderte Kilometer mitgeführten Pontons zu Wasser zu bringen und auch dieser Vorstoß über den Kanal schlug fehl."
(Herfried Münkler: Der Grosse Krieg, S. 322 f.)

Pontons sind nicht direkt Kriegsmaterial wie Waffen und Munition, aber da hier etwas durch Bulgarien geschmuggelt wurde, muss es m. E. vorher durch Rumänien transportiert worden sein.

Ebenso ist von (leider nicht näher beschriebenen) "komplizierten Schmuggelaktionen" durch Rumänien seitens Berlin die Rede.
(Gundula Gahlen: Die unbekannte Front, S. 96)
(Gundula Gahlen: Die unbekannte Front - Der Erste Weltkrieg im Nahen Osten, S. 61)
Es muss natürlich "Die unbekannte Front - Der Erste Weltkrieg in Rumänien" heißen. Das kommt davon, wenn man wieder fünf Bücher gleichzeitig offen auf dem Schreibtisch liegen hat...
Und das nicht zu Unrecht. Ich habe ja schon oben Conrad zitiert; hat, so scheint es, leider niemanden weiter interessiert. Schon am 23.September 1914 wurde mit Italien vereinbart, das die beiden Staaten künftig ihre Haltung miteinander abstimmen und die Neutralität nur nach voriger Konsultation verlassen würden. Ein paar Tage später wurde eine Konvention mit Russland abgeschlossen. Die Russen verpflichteten sich bei anhaltender Neutralität Rumäniens den Anspruch auf Siebenbürgen anzuerkennen. Am 10.Oktober starb der alte König Karl, der es vorgezogen hätte, auf Seiten der Mittelmächte in dem Krieg einzutreten. Ich habe es bereits oben geschrieben. Mit dem Tode Karls begann der Wettlauf um Bukarest Kriegseintritt, bei dem die Mittelmächte naturgemäß den Kürzeren ziehen mussten und auch gezogen haben.
Hierzu ergänzend, wie in Österreich-Ungarn die Erfolgschancen auf Rumänien noch einwirken zu können, eingeschätzt wurden:

"Es ist zweifelhaft, ob weitergehende Zugeständnisse Österreich-Ungarns in politischer und territorialer Hinsicht Rumäniens Haltung wirklich entscheidend beeinflusst hätten. Wien hatte, nicht zuletzt aufgrund der Berichte Czernins, stets daran gezweifelt, dass Bukarest überhaupt noch zu einem aktiven Mitgehen zu gewinnen war. Mit seinem Verweis auf die Unverhältnismäßigkeit territorialer Opfer für die bloße Neutralität Rumäniens hatte Burián nicht unrecht. Sankt Petersburg hatte schließlich im Oktober 1914 selbst kein eigenes Gebiet angeboten, war aber auch in insgesamt in der vorteilhaften Position, umfangreichere, von Rumänien begehrte Landstriche des Gegners versprechen zu können. Jegliche Gewinne in Besserabien verblassten von der Aussicht auf die Angliederung Siebenbürgens, der Bukowina und des Banats. Tatsächlich ist die Neutralität Bukarests vor allem durch die militärischen (und diplomatischen) Erfolge der Mittelmächte gewahrt worden, darunter die Wiedergewinnung Galiziens, und die Eroberung Kongresspolens, der Fehlschlag der alliierten Gallipoli-Offensive, Bulgariens Kriegseintritt und die Niederlage Serbiens (womit endlich die Verbindung nach Konstantinopel hergestellt werden konnte). Seit Ende 1915 lieferte Rumänien sogar wieder Getreide und Öl nach Deutschland und in die Habsburgermonarchie, was jedoch nicht zuletzt dem innenpolitischen Druck wirtschaftlicher Kreise zu verdanken und, sehr zum Ärgernis Berlins auch auf Großbritannien zutraf."
(Gundula Gahlen: Die unbekannte Front, S. 105 f.)

Wobei ich mich an dieser Stelle frage, wie Rumänien Ende 1915 noch Öl und Getreide an Großbritannien hätte liefern sollen. Über das Schwarze Meer? Die Meerengen waren geschlossen. Serbien war besetzt, über Russland dürfte es ebenfalls schwierig gewesen sein (höchstens über Murmansk?) und ansonsten war Rumänien von den Mittelmächten Österreich-Ungarn und Bulgarien umschlossen.

Ja, ich habe tatsächlich ein Problem damit, mir vorzustellen, die "Türkei" konnte, ohne zumindest eine Minimumunterstützung mit Munition, die Kämpfe um die Meerenge zu bestehen. Mir ist einfach nicht bekannt, welche Vorräte an Munition und Ausrüstung die "Türkei" hatte, zumal ja auch an der Nordostfront (Kaukasus), in Mesopotamien und im Sinai Kämpfe geführt wurden.
Es ist immer wieder von "modernen, kleinen, mobilen deutschen Haubitzen" die Rede, die wohl sehr effektiv an den Dardanellen eingesetzt wurden.

So schreibt ein französischer Marineoffizier: "Diese bösartigen Kanonen machen keinen Rauch, sind sehr klein, höchst beweglich, und ich habe keine Hinweise darauf, wie ich sie lokalisieren kann."
(Eugene Rogan: Der Untergang des Osmanischen Reiches - Der Erste Weltkrieg im Nahen Osten 1914 - 1920, S. 180)

Eine direkte Verbindung zwischen Deutschland der Türkei konnte ab 5. November 1915 durch die Eroberung von Nis hergestellt werden. Von da an gab es eine direkte Eisenbahnverbindung von Belgrad nach Konstantinopel, was sich erheblich auf die Kriegsschauplatz Gallipoli auswirkte. Die bereits ausgelaugten Soldaten der Entente gerieten unter regelmäßigeren und stärkeren Beschuss.
Aufgrund von Schäden an den Schienen dauerte es bis Januar 1916, bis eine regelmäßige Verbindung gewährleistet werden konnte.
(ebenda S. 269)

Was Materiallieferungen betrifft, so waren deutsche Materiallieferungen an das Osmanische Reich bei Kriegsbeginn wohl noch möglich:
"Kurz nachdem die Deutschen und die Jungtürken am 2. August ihr Geheimbündnis geschlossen hatten, brachten daher deutsche Schiffe Männer und Material zu den Dardanellen, um die Verteidigung zu stärken. Das alliierte Bombardement am 3. November 1914, das einen Großteil der Seddülbahir-Festung an der Einfahrt der Seestraße zerstörte, warf diese Bemühungen ein gutes Stück zurück. Osmanen und Deutsche verdoppelten daraufhin ihre Anstrengungen. Hunderte deutscher Soldaten und Militäringenieure entwarfen und errichteten neue Batterien entlang der europäischen und asiatischen Küste und bauten schlagkräftige Geschütze auf, um Schiffe an der Einfahrt in die strategisch bedeutsame Meerenge zu hindern."
(ebenda S. 129 f.)
 
Zuletzt bearbeitet:
Wobei ich mich an dieser Stelle frage, wie Rumänien Ende 1915 noch Öl und Getreide an Großbritannien hätte liefern sollen. Über das Schwarze Meer? Die Meerengen waren geschlossen. Serbien war besetzt, über Russland dürfte es ebenfalls schwierig gewesen sein (höchstens über Murmansk?) und ansonsten war Rumänien von den Mittelmächten Österreich-Ungarn und Bulgarien umschlossen.
Ich würde schätzen einfach via Bulgarien und evt. Griechenland.

Offiziell waren Griechenland und Bulgarien (letzteres bis zum Oktober 1915) neutral, die Zentralmächte waren nicht scharf darauf Rumänien im anderen Lager zu sehen und weger Getreide noch Rohöl waren Kriegsgüter par excellence.

Sehr wahrscheinlich hat Bulgarien diese Exporte passieren lassen (und an Zolleinnahmen mitverdient).
So lange es neutral war und nicht unbedingt Wert auf weitere Feindseeligkeit Rumäniens legte, dürfte das für Sofia von Vorteil gewesen sein.
Auch nach Kriegseintritt könnte es durchaus opportun gewesen sein, so lange man für den Serbien-Feldzug unbedingt einen freien Rücken benötigte dass noch eine Zeit lang laufen zu lassen, bis man mit Serbien fertig war und sich mit Rumänien und potentiell Griechenland auseinandersetzen konnte.

Getreide dürfte Ende 1915 ohnehin nicht mehr viel gewesen sein, die Ernteperiode war als Bulgarien in den Krieg eintrat ja ohnehin vorbei und damit sicherlich auch der Großteil des Getreidehandels für 1915 bereits abgewickelt.

Es ist zweifelhaft, ob weitergehende Zugeständnisse Österreich-Ungarns in politischer und territorialer Hinsicht Rumäniens Haltung wirklich entscheidend beeinflusst hätten.
Zugeständnisse alleine nicht.
Zugeständnisse im Zusammenhang mit für die Zentalmächte günstigen Kriegsereignissen gegebenenalls schon.
Hätte man es gechafft Rumänien noch ein halbes Jahr länger einzuschüchtern und neutral zu halten, hätte der sich abzeichnende militärische Zusammenbruch Russlands und die Krise des Zarenregimes Anfang Februar 1917 möglicherweise für ein Umschwänken Rumäniens sorgen können, weil dann die Aussicht auf Siebenbürgen und die Bukowina egal wie oft sie versprochen waren weniger realistisch ausgesehen hätten, als Aussichten auf das kleinere, aber möglicherweise realistischer zu ergatternde Bessarabien.

Für Rumänien war es unter den gegebenen Bedingungen das sinnvollste sich neutral zu verhalten, bis sich ein Ausgang abzeichnete und sich dann schnell auf die Seite des Siegers zu schlagen.
Da es territoriale Wünsche in beide Richtungen hatte, konnte es auch von jedem Ausgang des Krieges pofitieren, so er nicht unentschieden ausging und Rumänien den Zeitpunkt sich der überlegenen Partei anzuschließen nicht verpasste.

Bukarest hielt eben die Brussilow-Offensive nach derenn Anfangserfolgen für den Zeitpunkt.
Hätte diese sich sich früher festgelaufen, oder wäre früher zurückgeschlagen worden, hätte die weitere Rolle Rumäniens durchaus noch anders aussehen können.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist zweifelhaft, ob weitergehende Zugeständnisse Österreich-Ungarns in politischer und territorialer Hinsicht Rumäniens Haltung wirklich entscheidend beeinflusst hätten. Wien hatte, nicht zuletzt aufgrund der Berichte Czernins, stets daran gezweifelt, dass Bukarest überhaupt noch zu einem aktiven Mitgehen zu gewinnen war. Mit seinem Verweis auf die Unverhältnismäßigkeit territorialer Opfer für die bloße Neutralität Rumäniens hatte Burián nicht unrecht. Sankt Petersburg hatte schließlich im Oktober 1914 selbst kein eigenes Gebiet angeboten, war aber auch in insgesamt in der vorteilhaften Position, umfangreichere, von Rumänien begehrte Landstriche des Gegners versprechen zu können. Jegliche Gewinne in Besserabien verblassten von der Aussicht auf die Angliederung Siebenbürgens, der Bukowina und des Banats. Tatsächlich ist die Neutralität Bukarests vor allem durch die militärischen (und diplomatischen) Erfolge der Mittelmächte gewahrt worden, darunter die Wiedergewinnung Galiziens, und die Eroberung Kongresspolens, der Fehlschlag der alliierten Gallipoli-Offensive, Bulgariens Kriegseintritt und die Niederlage Serbiens (womit endlich die Verbindung nach Konstantinopel hergestellt werden konnte). Seit Ende 1915 lieferte Rumänien sogar wieder Getreide und Öl nach Deutschland und in die Habsburgermonarchie, was jedoch nicht zuletzt dem innenpolitischen Druck wirtschaftlicher Kreise zu verdanken und, sehr zum Ärgernis Berlins auch auf Großbritannien zutraf."
(Gundula Gahlen: Die unbekannte Front, S. 105 f.)

Eine m.E. nach zutreffende Einschätzung.
Bratianu wollte "rechtzeitig" in den Krieg, um entsprechend Beute zu machen. Er setzte auf die zentrifugalen Tendenzen der Monarchie. Der Erwerb ganz Siebenbürgens, des Banats und eventuell weitere Gebiete schien unter diesem Aspekt "unproblematisch" eingenommen werden zu können. Also, wenn der erwartete Zerfall der Habsburgermonarchie einsetzte, wollte Rumänien Kriegspartei sein.

Bis dahin verhielt man sich diatonisch. Ein paar Freundlichkeit in diese Richtung, ein paar in jene Richtung. Damit wurde eine voreilige Bindung vermieden und konnte gleichzeitig auf noch größere Versprechen hoffen. Vor allem wurde der Kriegsverlauf beobachtet, während man gleichzeitig sich für eine Teilnahme an den Krieg rüstete. Daher ja auch der Wunsch nach deutschen Lieferungen. Sowohl Berlin als auch Wien waren sich dieser Situation durchaus bewusst. Die Mittelmächte wussten, das nur ihre militärische Stärke die rumänische Neutralität sicherstellen konnte. Im Mai 1916 war Bratianu zu der Meinung gelangt, das die Entente den Krieg gewinnen würde und trat für eine Allianz mit Russland ein. Rumänien wollte in den Krieg eintreten, sobald Russland das benötigte Kriegsmaterial geliefert hat. An dieser Haltung Rumäniens war da nichts mehr zu ändern.
 
Im Mai 1916 war Bratianu zu der Meinung gelangt, das die Entente den Krieg gewinnen würde und trat für eine Allianz mit Russland ein. Rumänien wollte in den Krieg eintreten, sobald Russland das benötigte Kriegsmaterial geliefert hat. An dieser Haltung Rumäniens war da nichts mehr zu ändern.
Rumänien war auch 1915 schon auf dem Sprung an der Seite der Entnte in den Krieg einzutreten und zuckte dann kurzfristig wegen der russischen Niederlagen in Polen zurück.

Ähnliches hätte auch 1916 passieren können, wäre die Brussilow-Offensive zusammengebrochen, bevor Rumänien loslegen konnte.

Hätte man Rumänieen so lange neutral gehalten, bis sich Russlands militärische Niederlage abzeichnete, hätte Bukarest diesen Kurs grundsätzlich überdenken müssen.
 
Bis dahin verhielt man sich diatonisch.
Ein Beispiel dafür:

Die [geheime] Durchfuhr der für die Türkei bestimmten Munition und Waren, die nicht so glatt gegangen sei, wie er es gewünscht und angeordnet habe […], sei leider in weiteren Kreisen bekannt geworden und habe die Leute aufgeregt. Er habe persönlich keine Bedenken, dass die Türkei Munition und Kanonen [erhalte] […]. […]. Sobald die Stimmung es erlaube, werde er die Durchfuhr zulassen.“

zitiert Hilmar von dem Bussche-Haddenhausen, deutscher Gesandter in Bukarest, den Ministerpräsidenten Brătianu in seinem Telegramm vom 9. Oktober 1914.

aus einer Diss. von 2019, „ALLER STÜRME UNGEACHTET“ Die rumänisch-deutschen diplomatischen Beziehungen von 1912 bis 1916 : Eine Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung der diplomatischen Kultur
Exkurs: Neue Aufgaben der Kriegsdiplomatie II – die Munitionsfragen im Weltkrieg, Seite 267ff

Es ist darin auch von "geheime Operationen wie die Verschiffung der türkischen Munition auf der Donau unter bulgarischer Flagge" die Rede.

Ich war zuerst geneigt zu glauben, dass der Munitionsmangel der Türkei nur vorgetäuscht war, um den Vormarsch gegen Serbien zu forcieren. Denn es gibt doch einige Hinweise auf zahlreiche Munitionsfabriken im Osmanischen Reich, die bereits vor 1914 entstanden. Die sind aber wohl erst ab Frühling 1915 unter Waldemar Pieper – Wikipedia richtig produktiv geworden. Anders könnte ich mir die intensiven diplomatischen Bemühungen um Munitionslieferungen via Rumänien nicht erklären.

1915 betrug die Zahl der Arbeiter in türkischen Munitionsfabriken ca. 14.000, wobei unter Piepers Führung zu den 780 deutschen Munitionsexperten 15.000 türkische Arbeiter kamen.
 
Im Sommer 1916 war von Vertrauen gegenüber Rumänien keine Rede mehr. Ein rumänischer Kriegseintritt auf Seiten der Entente schien die Lage aussichtslos zu machen. Falkenhayn und Conrad hatten im Juli 1916 auch schon Maßnahmen für einen Angriff Rumäniens beschlossen. Bulgarien und das Osmanische Reich traten dieser Abmachung bei. man war vorbereitet.

Den gesamten August nahmen die beunruhigenden Nachrichten aus Rumänien kein Ende. Der deutsche Militärattaché von Hammerstein meinte, es müsste jeden Tag mit der Kriegserklärung gerechnet werden. Am 21.August hatte Hammerstein dann plötzlich den Eindruck, das Rumänien doch neutral bleiben wolle. Diese Wahrnehmung wurde von dem deutschen Gesandten Bussche gedeckt. Falkenhayn gab sich der Hoffnung hin, nicht zuletzt aufgrund eines Gespräches mit den rumänischen Gesandten in Berlin, das Rumänien als Agrarstaat erst einmal doch die Ernte einbringen wolle. Ende August 1916 war man sich der rumänischen Neutralität sicher. Am 27.August begann der rumänische Angriff. Die rumänische Kriegserklärung schlug in Berlin wie eine Bombe ein.

Sobald der Aufmarsch am 01.September 1916 abgeschlossen war, begann die Donauarmee mit dem Ziel die rumänischen Verbände noch während des Aufmarsches zu schlagen mit dem Angriff.

Die internen Gegner Falkenhayn nutzten „ die Gunst der Stunde“ um den unbeliebten Chef des Generalstabes Falkenhayn abzuservieren.
 
Zwischen Rumänien und Russland war, wie schon ausgeführt, ein Annäherungsprozess im Gange. Das russische Motiv ist klar. Rumänien setzte natürlich auf die Unterstützung der Russen hinsichtlich Siebenbürgens, aber auch, das die Russen die von Bukarest beanspruchte Rolle eines Regulators zubillige. Die Russen waren selbstverständlich mit der Annäherung einverstanden, unterstützten auch die territorialen Ambitionen, aber die rumänischen Ambitionen auf dem Balkan wurden als "Größenwahsinn" betrachtet. (1)

In der ersten Jahreshälfte 1914 kam es zu mehreres Treffen der Regierungschefs Serbiens, Griechenlands und Rumäniens.

Der britische Gesandte in Belgrad behauptete zwar, das angeblich am 16.Januar 1914 zwischen Athen und Bukarest eine Miltärkonvention abgeschlossen worden sei; ein Beleg hierfür gibt es aber nicht. Ebensowenig existiert ein Beleg für ein entsprechendes Abkommen zwischen Belgrad und Bukarest vom 05.November 1913.

Fakt ist, das Griechenland, Serbien und Rumänien nach dem 2.Balkankrieg verstärkt die Zusammenarbeit suchten. Ein Beispiel herifür war der albanische Aufstand im September 1913, in dem die Serben Rumänien baten, im Interesse des Friedens zu vermitteln. Bukarest sagte zu.

Es ist bei den ganzen Treffen zu keinen formellen Vertrag gekommen, aber es reicht schon so weit aus, das der serbische Ministerpräsident Basic Ende März 1914 erklärte, das sich Serbien, Montenegro, Griechenland und Rumänien solidarisch vereinigt hätten, um die Vorherrschaft eines einzigen Staates zu verhindern. Belgrad fühlte sich sicher und die große Nervosität in Belgrad legte sich. Ionesco erwog, ab man nicht auch das Osmanische Reich zur griechisch-serbisch-rumänischen Entente miteinbeziehen sollte. Sowohl der Ballhausplatz als auch in Sofia reagiert eman hochgradig nervös.

Bukarest hatte nach dem Attentat von Sarajewo den Wechsel, weg von den Mittelmächten, hin zur Entente, noch nicht in der Praxis vollzogen gehabt, aber die Anzeichen hierfür waren unübersehbar. Ich denke daher, das die Chancen der Mittelmächte Rumänien neutral zu halten, fast null waren. Da hätte schon ein ganz außerordentliches Angebot Seitens der Monarchie an Rumänien kommen müssen.



(1) Linke, Das Zarische Russland und der Erste Weltkrieg, S.27
 
Zurück
Oben