Tat Rumänien das in internen Unterhandlungen mit den Zentralmächten oder verlautbarte man das allgemein?
Das steht an dieser Stelle leider nicht so genau, sondern wird nur allgemein so beschrieben, wie ich es zitiert habe.
Die "Tarnung" von größeren Mengen Artilleriemunition etc. dürfte nämlich nicht unbedingt leicht gewesen sein, wenn man davon ausgeht, dass dafür im Wesentlichen nur Bahnlinien und Flüsse zur Verfügung standen und Grenzkontrollen ja durchaus flächendeckend gegeben waren.
Ob bei den Transporten Artilleriemunition enthalten war, kann ich nicht mehr sagen. Ich kann es mir auch nicht unbedingt vorstellen. Nach Überfliegen von "Der Untergang des Osmanischen Reichs" konnte ich die Stelle leider immer noch finden. Ich muss die Tage da noch einmal genauer schauen.
Allerdings habe ich zumindest das hier gefunden:
"Es gelang nur einer einzigen Kolonne, ihre in Deutschland hergestellten, durch Bulgarien geschmuggelten und dann über hunderte Kilometer mitgeführten Pontons zu Wasser zu bringen und auch dieser Vorstoß über den Kanal schlug fehl."
(Herfried Münkler: Der Grosse Krieg, S. 322 f.)
Pontons sind nicht direkt Kriegsmaterial wie Waffen und Munition, aber da hier etwas durch Bulgarien geschmuggelt wurde, muss es m. E. vorher durch Rumänien transportiert worden sein.
Ebenso ist von (leider nicht näher beschriebenen) "komplizierten Schmuggelaktionen" durch Rumänien seitens Berlin die Rede.
(Gundula Gahlen: Die unbekannte Front, S. 96)
(Gundula Gahlen: Die unbekannte Front - Der Erste Weltkrieg im Nahen Osten, S. 61)
Es muss natürlich "Die unbekannte Front - Der Erste Weltkrieg in Rumänien" heißen. Das kommt davon, wenn man wieder fünf Bücher gleichzeitig offen auf dem Schreibtisch liegen hat...
Und das nicht zu Unrecht. Ich habe ja schon oben Conrad zitiert; hat, so scheint es, leider niemanden weiter interessiert. Schon am 23.September 1914 wurde mit Italien vereinbart, das die beiden Staaten künftig ihre Haltung miteinander abstimmen und die Neutralität nur nach voriger Konsultation verlassen würden. Ein paar Tage später wurde eine Konvention mit Russland abgeschlossen. Die Russen verpflichteten sich bei anhaltender Neutralität Rumäniens den Anspruch auf Siebenbürgen anzuerkennen. Am 10.Oktober starb der alte König Karl, der es vorgezogen hätte, auf Seiten der Mittelmächte in dem Krieg einzutreten. Ich habe es bereits oben geschrieben. Mit dem Tode Karls begann der Wettlauf um Bukarest Kriegseintritt, bei dem die Mittelmächte naturgemäß den Kürzeren ziehen mussten und auch gezogen haben.
Hierzu ergänzend, wie in Österreich-Ungarn die Erfolgschancen auf Rumänien noch einwirken zu können, eingeschätzt wurden:
"Es ist zweifelhaft, ob weitergehende Zugeständnisse Österreich-Ungarns in politischer und territorialer Hinsicht Rumäniens Haltung wirklich entscheidend beeinflusst hätten. Wien hatte, nicht zuletzt aufgrund der Berichte Czernins, stets daran gezweifelt, dass Bukarest überhaupt noch zu einem aktiven Mitgehen zu gewinnen war. Mit seinem Verweis auf die Unverhältnismäßigkeit territorialer Opfer für die bloße Neutralität Rumäniens hatte Burián nicht unrecht. Sankt Petersburg hatte schließlich im Oktober 1914 selbst kein eigenes Gebiet angeboten, war aber auch in insgesamt in der vorteilhaften Position, umfangreichere, von Rumänien begehrte Landstriche des Gegners versprechen zu können. Jegliche Gewinne in Besserabien verblassten von der Aussicht auf die Angliederung Siebenbürgens, der Bukowina und des Banats. Tatsächlich ist die Neutralität Bukarests vor allem durch die militärischen (und diplomatischen) Erfolge der Mittelmächte gewahrt worden, darunter die Wiedergewinnung Galiziens, und die Eroberung Kongresspolens, der Fehlschlag der alliierten Gallipoli-Offensive, Bulgariens Kriegseintritt und die Niederlage Serbiens (womit endlich die Verbindung nach Konstantinopel hergestellt werden konnte). Seit Ende 1915 lieferte Rumänien sogar wieder Getreide und Öl nach Deutschland und in die Habsburgermonarchie, was jedoch nicht zuletzt dem innenpolitischen Druck wirtschaftlicher Kreise zu verdanken und, sehr zum Ärgernis Berlins auch auf Großbritannien zutraf."
(Gundula Gahlen: Die unbekannte Front, S. 105 f.)
Wobei ich mich an dieser Stelle frage, wie Rumänien Ende 1915 noch Öl und Getreide an Großbritannien hätte liefern sollen. Über das Schwarze Meer? Die Meerengen waren geschlossen. Serbien war besetzt, über Russland dürfte es ebenfalls schwierig gewesen sein (höchstens über Murmansk?) und ansonsten war Rumänien von den Mittelmächten Österreich-Ungarn und Bulgarien umschlossen.
Ja, ich habe tatsächlich ein Problem damit, mir vorzustellen, die "Türkei" konnte, ohne zumindest eine Minimumunterstützung mit Munition, die Kämpfe um die Meerenge zu bestehen. Mir ist einfach nicht bekannt, welche Vorräte an Munition und Ausrüstung die "Türkei" hatte, zumal ja auch an der Nordostfront (Kaukasus), in Mesopotamien und im Sinai Kämpfe geführt wurden.
Es ist immer wieder von "modernen, kleinen, mobilen deutschen Haubitzen" die Rede, die wohl sehr effektiv an den Dardanellen eingesetzt wurden.
So schreibt ein französischer Marineoffizier: "Diese bösartigen Kanonen machen keinen Rauch, sind sehr klein, höchst beweglich, und ich habe keine Hinweise darauf, wie ich sie lokalisieren kann."
(Eugene Rogan: Der Untergang des Osmanischen Reiches - Der Erste Weltkrieg im Nahen Osten 1914 - 1920, S. 180)
Eine direkte Verbindung zwischen Deutschland der Türkei konnte ab 5. November 1915 durch die Eroberung von Nis hergestellt werden. Von da an gab es eine direkte Eisenbahnverbindung von Belgrad nach Konstantinopel, was sich erheblich auf die Kriegsschauplatz Gallipoli auswirkte. Die bereits ausgelaugten Soldaten der Entente gerieten unter regelmäßigeren und stärkeren Beschuss.
Aufgrund von Schäden an den Schienen dauerte es bis Januar 1916, bis eine regelmäßige Verbindung gewährleistet werden konnte.
(ebenda S. 269)
Was Materiallieferungen betrifft, so waren deutsche Materiallieferungen an das Osmanische Reich bei Kriegsbeginn wohl noch möglich:
"Kurz nachdem die Deutschen und die Jungtürken am 2. August ihr Geheimbündnis geschlossen hatten, brachten daher deutsche Schiffe Männer und Material zu den Dardanellen, um die Verteidigung zu stärken. Das alliierte Bombardement am 3. November 1914, das einen Großteil der Seddülbahir-Festung an der Einfahrt der Seestraße zerstörte, warf diese Bemühungen ein gutes Stück zurück. Osmanen und Deutsche verdoppelten daraufhin ihre Anstrengungen. Hunderte deutscher Soldaten und Militäringenieure entwarfen und errichteten neue Batterien entlang der europäischen und asiatischen Küste und bauten schlagkräftige Geschütze auf, um Schiffe an der Einfahrt in die strategisch bedeutsame Meerenge zu hindern."
(ebenda S. 129 f.)