Die Römer haben Stämme, die ihnen gefährlich erschienen deportiert. Sie haben, nach damaligem Völkerrecht absolut üblich, die Bevölkerungen ganzer Städte zu Sklaven gemacht. Sie haben bei Strafexpeditionen nicht zimperlich gehandelt und Aufständische und Sklaven gekreuzigt.
Niemals aber haben sie ein Volk insgesamt ausrotten wollen, noch haben sie aus rassistischer Intention Menschen verfolgt und ausgerottet. Caesar hat gegen verschiedene Stämme einen brutalen Krieg geführt, er hat sehr gerne Städte wegen der Beute erobert, nicht wegen irgendwelcher Verfehlungen. Er hat Gallien ausgeplündert und sich dort saniert. Er hat nach dem Grundsatz divide et impera gehandelt und viele Gallier als Sklaven verkauft. Das bewegte sich aber durchaus im Kontext der damaligen (Un)Sitten.
Wahr ist aber auch, das Gallien recht bald schon die römische Kultur annahm, dass Caesar selbst den Adel Galliens zu Senatoren machte. Später kamen die Kaiserin Pompeia Plotina, die Frau Trajans und Antoninus Pius aus Gallien. Tatsächlich erschien die Herrschaft der Römer den meisten Völkern offenbar als erträglich. Grössere lang anhaltende Aufstände hat es eigentlich nur in Judäa gegeben und waren die Juden aufgrund ihrer religiösen Identität wohl die einzigen, denen die hellenistisch- römische Kultur unannehmbar schien. Dennoch machten die Römer den Juden Zugeständnisse, das Judentum blieb bis zu Konstantins Zeiten eine religio licita. Juden, die Getreidespenden bekamen, brauchten sie nicht am Sabbat abzuholen.
Man kann alles miteinander vergleichen, sofern man die feinen Unterschiede begreift. Die Opfer des Nationalsozialismus sollte man nicht auf die etwa 6 Millionen europäischen Juden beschränken, man kann diese Zahl getrost verdoppeln, wenn man die etwa 10 Millionen Slawen einbezieht, 0, 5 Millionen Roma, 0, 3 Millionen Homosexuelle, Freimaurer und Behinderten dazurechnet, denen als unwertes Leben die Existenzberechtigung abgesprochen wurde. Ich sehe den Holocaust immer im Kontext der Gesamtverbrechen, und für mich kann ich ehrlich nicht sagen, dass der Holocaust, die Vernichtung der europäischen Juden sich in der Qualität von der Behandlung der Slawen sonderlich unterscheidet, deren Hungertod man einkalkulierte, die als Heloten dienen sollten und "in ihrer Mehrheit aufzureiben waren". Gegen die Juden richtete sich der Hass natürlich ganz besonders. Und zwar mit zunehmender Entrechtung unter Beugung jeden Rechts seit 1933, mit den grössten Pogromen seit dem Mittelalter am 9. November 1938 und schliesslich der Planung der "Endlösung" seit 1941 als industriell betriebener Massenmord. Die ging bis zur Verwendung von Leichenteilen als Rohstoffe. Natürlich wurden die Opfer auch ausgebeutet und ausgeplündert, wobei sich in deutschen KZs geradezu perverse Blüten von Habgier, Korruption Eigennutz und Drückebergerei entwickelten. Von 6 Millionen Juden waren über eine Millionen Kinder. Kinder, die keine Lebensberechtigung besassen, weil sie Juden waren. Das waren solche Auswüchse der Barbarei, wie sie die Welt seit Jahrhunderten nicht mehr gesehen hatte, eine absolute Absage an alle Regeln der Humanität und der Menschenrechte, die seit den Zeiten der Aufklärung in Europa anerkannt waren. Was die Kriegführung betraf, war charakteristisch, dass es sich im Osten um Rasse- und Eroberungskriege handelte, bei denen alle Regeln des Kriegsrecht ausser Kraft gesetzt wurden. Bei denen die Ermordung von Kommissaren und Kriegsgefangenen von vornherein eingeplant und befohlen wurde. Eine Kriegführung, die den Hungertod von Millionen Kriegsgefangenen und Zivilisten einplante. Die Zahl kann man übrigens ruhig so hoch greifen. Was diese Verbrechen so einzigartig machte, war das sie rassistisch- ideologisch motiviert waren, minutiös bürokratisch geplant wurden und als industriell betriebener Massenmord durchgeführt wurden.