Das ist schon eine merkwürdige These.
So nach dem Motto: "Hat schon seine Vorteile, daß mir das Haus abgebrannt ist, jetzt muß ich das Wohnzimmer nicht mehr aufräumen".
Daß die Verlierer sich oft mehr Gedanken über den Ausgang machen und eher etwas daraus lernen, mag schon sein.
Trotzdem gilt da: "Krieg ist schlecht, und Verlieren ist noch viel, viel schlechter".
Mag sein, es gibt allerdings sehr viele Beispiele in der Geschichte, die durchaus für meine oder besser gesagt Toynbees These sprechen.
So war die Niederlage, die die Osmanen unter Bayezid gegen Tamerlan erlitten, eine verheerende, die die Türken traf, als sie gerade einen Großteil des Balkans erobert hatten. Ein Zusammenbruch des Reichs schien absehbar, und doch war das Gegenteil der Fall, und ein halbes Jahrhundert später eroberte Mehmet der Eroberer Konstantinopel.
Roms große Rivalin Karthargo eroberte unter den Barkiden Spanien bald nach dem Debakel des 1. Punischen Krieges und fügte Rom in Italien Niederlagen zu, an denen wohl jedes andere antike Gesellschaftssystem zusammengebrochen wäre. Selbst nach dem 2. Punischen Krieg erstaunte Karthargo die ganze antike Welt durch die Schnelligkeit, mit der es seine Reperationen bezahlte und sein Handelsvolumen wieder aufnahm. Philipp V. von Makedonien modernisierte erst nach der Niederlage von Kynoskephala sein Land, so dass sein Sohn Perseus allein Rom herausfordern und in Bedrängnis bringen konnte, ehe er dann allerdings die Niederlage von Pydna erlitt. Ähnlich wie den Makedonen ging es den Österreichern gegen Napoleon bis Austerlitz gab es nur Niederlagen, und deren Pydna war sozusagen Wagram. Im Gegensatz zu den Makedonen bekamen sie aber 1813 noch eine Chance.
Preußen war noch erfolgreicher, als Österreich, und nach dem Debakel von Jena/ Auerstedt war die preußische Armee bei Eylau bereits ein Gegner von anderem Kaliber. Der Schock der Niederlage und der Bedingungen des Friedens von Tilsit führten zu tiefgreifenden reformen, die nicht nur die Armee, sondern auch die Verwaltung und das Bildungswesen betraf.
Athen und Attika wurden im Perserkriegfurchtbar verwüstet, die Stadt mit Akropolis niedergebrannt. In dieser Situation gewannen die Athener die Seeschlacht bei Salamis gegen eine fast vierfache persische Übermacht.
Die Franzosen bauten 1918 die Kathedrale von Reims originalgetreu wieder auf, die Athener gingen noch weiter und bauten dafür das Parthenon.