Das ist mir relativ neu! Weißt du da mehr?
Um Deine Frage auch endlich zu beantworten:
Augustus weilte von 22 bis 19 v. Chr. zuerst auf Sizilien, dann im Osten des Reiches. Einstweilen ging es in Rom wieder rund:
Für das Jahr 21 wurde Marcus Lollius zum Konsul gewählt, während der andere Konsulsposten für den Kaiser vorgesehen war, der aber ablehnte, sodass Lollius sein Amt zunächst als alleiniger Konsul antrat. Um das zweite Konsulat bewarben sich Quintus Aemilius Lepidus und Lucius Sil(v)anus. Nach heftigen Unruhen wurde Lepidus gewählt. Um derartiges zu verhüten, machte Augustus Agrippa quasi zum Aufpasser in Rom. Allerdings wurde Agrippa wenig später Statthalter in Gallien, und in Rom wurde es noch schlimmer:
Für das Jahr 19 wurde zunächst nur Gaius Sentius Saturninus zum Konsul gewählt, weil das andere Konsulat für den Kaiser reserviert wurde, der wiederum ablehnte. Im Wahlkampf für das freie Konsulat kam es sogar zu Attentaten. Der Senat wollte zunächst den Sentius die Ordnung wiederherstellen lassen, der sich aber unwillig zeigte, und schickte dann zwei Gesandte an den Kaiser, von denen dieser einen zum Konsul machte.
22 v. Chr. war ein gewisser Marcus Egnatius Rufus Aedil und stellte im Amt eine private Feuerwehr auf, wodurch er beim Volk so beliebt wurde, dass er gleich für das Folgejahr widerrechtlich zum Praetor gewählt wurde. Für das Jahr 19 wollte er für das Konsulat kandidieren, scheiterte aber. Er verschwor sich daraufhin gegen den Kaiser, wurde aber verhaftet und hingerichtet.
Für die Vertreter des eher strukturellen Ansatzes sind fast alle Probleme der Republik auf die Expansion zurückzuführen. Der zunehmende Reichtum durch Expansion zerstörte das bisherige Gleichgewicht in der Oberschicht und dem regierenden Senat. Expansion stellte neue Anforderungen an Militär, Administration und Verfassung. Die Lösungen des Senats waren oft suboptimal oder verschärften sogar das Ungleichgewicht. Insgesamt waren Aristokratie und Senat nicht in der Lage, schnell genug die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen und die Strukturen an den unvermeidbaren Wandel anzupassen. Am Ende verlor der Senat die Kontrolle über seine Oligarchen und wurde handlungsunfähig.
Die Expansion über Italien hinaus begann im 3. Jhdt. v. Chr., trotzdem funktionierte die Republik auch im 2. Jhdt. v. Chr. noch ganz passabel und geriet erst durch den Konflikt zwischen Marius, Sulla und Cinna wirklich aus den Fugen. Die durch die Gracchen hervorgerufene Krise der traditionellen Ordnung konnte vom Senat ebenso bewältigt werden wie die des Saturninus. In gewisser Weise funktionierte die Republik im 2. Jhdt. v. Chr. sogar besser als in den früheren Jahrhunderten, weil es nur noch selten vorkam, dass eine Person mehrmals das Konsulat bekleidete (was im 4. und 3. Jhdt. v. Chr. noch öfter vorgekommen war), und auch die Ämterlaufbahn konnte einigermaßen reglementiert werden. Auch Aufsteiger gab es nur noch selten, im Prinzip blieb die altehrwürdige Senatsaristokratie unter sich und verteilte Posten unter sich, ohne dass jemand das Übergewicht erlangte. Im Gegenteil, Männer mit potentiell überragender Bedeutung wie die beiden Scipiones Africani behielt der Senat ganz gut im Griff; ersterer Scipio konnte politisch sogar kaltgestellt werden.
Das Hauptproblem sehe ich daher nach wie vor in der Bindung der Armeen an ihre Feldherren, die erst mit der Einführung der Berufsheere mitsamt Versorgungsanspruch der Soldaten in voller Schärfe zum Tragen kam. Allerdings war diese Veränderung des Militärwesens mittelbar auch Folge der Expansion, also insofern kann man die Hauptprobleme der Republik - um mehr als ein Jahrhundert zeitverzögert - tatsächlich auf die Expansion zurückführen.