Wann war die Römische Republik am Ende?

Ja, da stimme ich dir zu, denn in Bezug der damaligen Abläufe sind wenige oder kaum Quellen bekannt.
Was mich noch beschäftigt, ist, das nicht das gesamte Römische Reich sich auflöste. Es war vorerst zu spüren im Weströmischen Reich. Das Oströmische/byzantinische Reich war ja noch nach dem Zusammenbruch das Weströmische Kaisertum bis Mitte des 15. Jh. vorhanden. Vom Sultan Mehmed II. wurde Konstantinopel erobert.
Kaiser Konstantin XI. hatte hierbei den Tod gefunden.

EDIT:
Ich kann mir auch vorstellen, das Sullas drastischen, grausamen Vorgehens (denn alle, auch Adlige, ließ er hinrichten, die gegen seine Diktatur waren).
Auch das Überqueren des Rubikons könnte zum Untergang beigetragen haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was mich noch beschäftigt, ist, das nicht das gesamte Römische Reich sich auflöste. Es war vorerst zu spüren im Weströmischen Reich.

Sehr viele Publikationen zum Untergang des römischen Reiches sparen die entscheidende Frage aus, oder streifen sie nur: Warum ging der Osten nicht unter?

Ich habe eigentlich nur eine Monographie gefunden, die dieses Thema detailliert behandelt:

Gerard Friell, Stephen Williams, Friell Gerard
The Rome That Did Not Fall: The Survival of the East in the Fifth Century: The Phoenix in the East
Verlag: Routledge Chapman & Hall; Auflage: Ill (12. November 1998)
ISBN-10: 0415154030
ISBN-13: 978-0415154031

Interessanterweise habe ich aus den Gründen, warum Ostrom vorerst nicht unterging, mehr über den Untergang Westroms gelernt, alls aus all den zahllosen Publikationen, die auf den Westen fokussierten.
 
ja, eine sehr wichtige Frage die ich mir stellen muss.
Ich werde mich auch damit mal ernsthaft beschäftigen.
Danke Agricola :)
 
Wobei nur läppische grob 500 Jahre zwischen dem Untergang der Republik und dem Untergang des Westteiles des Römischen Reiches liegt. Diese Zeiträume muss man sich immer wieder vergegenwärtigen. Und Ostrom hatte dann noch fast 1000 Jahre bis zum endgültigen Ende.

Apvar
 
Das ist mir relativ neu! Weißt du da mehr?
Um Deine Frage auch endlich zu beantworten:
Augustus weilte von 22 bis 19 v. Chr. zuerst auf Sizilien, dann im Osten des Reiches. Einstweilen ging es in Rom wieder rund:
Für das Jahr 21 wurde Marcus Lollius zum Konsul gewählt, während der andere Konsulsposten für den Kaiser vorgesehen war, der aber ablehnte, sodass Lollius sein Amt zunächst als alleiniger Konsul antrat. Um das zweite Konsulat bewarben sich Quintus Aemilius Lepidus und Lucius Sil(v)anus. Nach heftigen Unruhen wurde Lepidus gewählt. Um derartiges zu verhüten, machte Augustus Agrippa quasi zum Aufpasser in Rom. Allerdings wurde Agrippa wenig später Statthalter in Gallien, und in Rom wurde es noch schlimmer:
Für das Jahr 19 wurde zunächst nur Gaius Sentius Saturninus zum Konsul gewählt, weil das andere Konsulat für den Kaiser reserviert wurde, der wiederum ablehnte. Im Wahlkampf für das freie Konsulat kam es sogar zu Attentaten. Der Senat wollte zunächst den Sentius die Ordnung wiederherstellen lassen, der sich aber unwillig zeigte, und schickte dann zwei Gesandte an den Kaiser, von denen dieser einen zum Konsul machte.
22 v. Chr. war ein gewisser Marcus Egnatius Rufus Aedil und stellte im Amt eine private Feuerwehr auf, wodurch er beim Volk so beliebt wurde, dass er gleich für das Folgejahr widerrechtlich zum Praetor gewählt wurde. Für das Jahr 19 wollte er für das Konsulat kandidieren, scheiterte aber. Er verschwor sich daraufhin gegen den Kaiser, wurde aber verhaftet und hingerichtet.

Für die Vertreter des eher strukturellen Ansatzes sind fast alle Probleme der Republik auf die Expansion zurückzuführen. Der zunehmende Reichtum durch Expansion zerstörte das bisherige Gleichgewicht in der Oberschicht und dem regierenden Senat. Expansion stellte neue Anforderungen an Militär, Administration und Verfassung. Die Lösungen des Senats waren oft suboptimal oder verschärften sogar das Ungleichgewicht. Insgesamt waren Aristokratie und Senat nicht in der Lage, schnell genug die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen und die Strukturen an den unvermeidbaren Wandel anzupassen. Am Ende verlor der Senat die Kontrolle über seine Oligarchen und wurde handlungsunfähig.
Die Expansion über Italien hinaus begann im 3. Jhdt. v. Chr., trotzdem funktionierte die Republik auch im 2. Jhdt. v. Chr. noch ganz passabel und geriet erst durch den Konflikt zwischen Marius, Sulla und Cinna wirklich aus den Fugen. Die durch die Gracchen hervorgerufene Krise der traditionellen Ordnung konnte vom Senat ebenso bewältigt werden wie die des Saturninus. In gewisser Weise funktionierte die Republik im 2. Jhdt. v. Chr. sogar besser als in den früheren Jahrhunderten, weil es nur noch selten vorkam, dass eine Person mehrmals das Konsulat bekleidete (was im 4. und 3. Jhdt. v. Chr. noch öfter vorgekommen war), und auch die Ämterlaufbahn konnte einigermaßen reglementiert werden. Auch Aufsteiger gab es nur noch selten, im Prinzip blieb die altehrwürdige Senatsaristokratie unter sich und verteilte Posten unter sich, ohne dass jemand das Übergewicht erlangte. Im Gegenteil, Männer mit potentiell überragender Bedeutung wie die beiden Scipiones Africani behielt der Senat ganz gut im Griff; ersterer Scipio konnte politisch sogar kaltgestellt werden.
Das Hauptproblem sehe ich daher nach wie vor in der Bindung der Armeen an ihre Feldherren, die erst mit der Einführung der Berufsheere mitsamt Versorgungsanspruch der Soldaten in voller Schärfe zum Tragen kam. Allerdings war diese Veränderung des Militärwesens mittelbar auch Folge der Expansion, also insofern kann man die Hauptprobleme der Republik - um mehr als ein Jahrhundert zeitverzögert - tatsächlich auf die Expansion zurückführen.
 
Die Expansion über Italien hinaus begann im 3. Jhdt. v. Chr., trotzdem funktionierte die Republik auch im 2. Jhdt. v. Chr. noch ganz passabel und geriet erst durch den Konflikt zwischen Marius, Sulla und Cinna wirklich aus den Fugen.

Ich gebe dir Recht, daß die Republik im 2. Jhdt. noch recht stabil erschien. Strukturelle Veränderungen und gesellschaftliche Verwerfungen brauchen ihre Zeit.

Richtig ist auch, daß die römische Republik sich nach dem 1. punischen Krieg und mit den beiden ersten Provinzen Sicilia und Sardinia bereits Ende des 3. Jhdts. über Italien hinaus ausdehnte. Diese moderate und noch recht heimatnahe Expansion hatte aber noch noch keine unmittelbaren Folgen.

Die massive Expansion mit folgendem massiven Zufluß von Kapital und der Notwendigkeit stehender Legionen fand erst im Verlauf des 2ten Jhdt. nach dem 2ten punischen Krieg statt. Mit Spanien, Africa und dem griechischen Osten. Die Gesellschaft veränderte sich. Das Militär veränderte sich. Und es wurden verfassungstechnische Anpassungen vorgenommen, um die neuen Provinzen zu verwalten, die sich noch als schädlich erweisen sollten. Im 1ten Jhdt. kuliminierten dann diese Entwicklungen.

Der Konflikt Marius, Sulla, Cinna, oder die Grachen, bis hin zu Caesar und Pompeius wären wohl alle ohne Expansion so nicht vorstellbar gewesen. Zumindest wären sie niemals so unbeherrschbar geworden.

Ich würde aber nicht Alles auf die neuen stehenden Legionen schieben. Obwohl die Legionen unzweifelhaft eines der größten Problem waren. Das Ungleichgewicht im Vermögen der Aristokraten, vom verschuldeten Glücksritter Catilina bis zum Milliardär Crassus, die alle ihren persönlichen Weg an der Verfassung vorbei suchten, spielt für mich eine große Rolle, warum dieser Rat der Alten die Kontrolle verlor.
 
Rom war ein Stadtstaat. Und zu Anfang war die Stadt Rom eine Monarchie. Nach einigen Königen würden dies vertrieben und durch Wahlbeamte ersetzt. Die wurden jedes Jahr ersetzt und es gab unter normalen Umständen immer 2.
Wobei Imperium, als Wort nicht nur auf Kaiserreich reduziert werden darf. Mit dem Imperium kann auch die Amtsmacht gemeint sein. Und ein Imperator war ein siegreicher Feldherr, welcher von seinen Soldaten als solcher ausgerufen wurde. Der dürfte dann mit seinen Truppen nach Rom, in die Stadt und einen Triupfzug abhalten. Der Begriff Imperator verengte sich später im mehr zum Kaiser, als nämlich nur noch Kaiser einen Triumpfzug zugestanden bekamen.

Bin langsam immer mehr der Überzeugung das Cäsars überschreiten des Rubikon nur noch das letzte welke Blatt der Republik vom Baum gezupft hat.
Sullas Märsche auf Rom und gerade sein letzter mit der Verfolgung der Anhänger des Marius hat die Republik, welche eh schon geschwächt war, den Todesstoß gegeben.

Apvar

Irre ich mich da, aber meines Wissens haben der Feldherr und seine Soldaten das pomerium nicht betreten dürfen, es sei denn durch Senatsbeschluss.

So hat meines Wissens Lucullus einige Jahre darauf gewartet, seinen Triumpf durchführen zu können.

Bei Caesar war es ähnlich, nur hat er erst gar nicht auf den Senat gewartet sondern auf seinen Triumpf verzichtet.
 
Das ist richtig. Nur das der Senat immer weniger Triumphzüge genehmigt hat.
Wobei eine Legion durfte nicht bewaffnet Italien betreten. Und die Grenze nach Norden war der Rubicon, im Grunde genommen ein Bach. Die Frage ist dann, durfte wenn die Legion sich aufgelöst hatte, der einzelne Soldat bis zum Pomerium bewaffnet marschieren?
Die nächste frage ist wie sahen in den Städten mit Römischem Bürgerrecht, also den Colonia's, aus? Durfte hier ein Soldat bewaffnet die Stadt betreten? Wenn ich es nämlich richtig in Erinnerung habe, galten die Colonia's ja als Stadtviertel von Rom. Oder habe ich hier was durcheinander geschmissen?.

Apvar
 
auflösen wird ja nicht bedeutet haben dass sich die Soldaten bewaffnet entfernt haben, die Ausrüstung hat ja nicht ihnen gehört.
 
Irre ich mich da, aber meines Wissens haben der Feldherr und seine Soldaten das pomerium nicht betreten dürfen, es sei denn durch Senatsbeschluss.

Ein Feldherr bzw. Prokonsul konnte das Pomerium schon betreten. Nur erlosch dann sein Imperium. Ausnahme war das imperium proconsulare der späteren Principes.

Mit seinen Soldaten durfte kein Feldherr Italien betreten. Caesar hätte seine Soldaten entlassen und unbewaffnet nach Rom schicken können. Genug, um den Optimaten in den Comitia und auf den Strassen eine wirksame Opposition entgegenzustellen. Diese Option war ihm wohl zu riskant.

Zumindest im Prinzipat waren Waffen in den Städten verboten. Die Quellen berichten, daß man Soldaten oft an Caligae und Cingulum erkannte. Selbst die Prätorianer sollen in Rom selten Waffen getragen haben, sondern nur einen Stock.
 
Zuletzt bearbeitet:
auflösen wird ja nicht bedeutet haben dass sich die Soldaten bewaffnet entfernt haben, die Ausrüstung hat ja nicht ihnen gehört.

Sicher? Bis zu den Marianischen Reformen war das römische Militär eine Milizarmee und der Rang eines Soldaten hing unter anderem von seinem Vermögen ab, das impliziert für mich, das die Ausrüstung mehr oder minder sein privatvergnügen war.

Apvar
 
Ja, in der mittleren Republik geht man eigentlich davon aus, daß die Ausrüstung meist Privateigentum war.

Ich weiss nicht, wie es in der späten Republik war. Aber im Prinzipat musste der Soldat seine Ausrüstung von seinem Stipendium abstottern. War sie bezahlt, gehörte sie ihm. Gab er sie am Ende der Dienstzeit zurück, bekam er den Wert erstattet. So auch die Erben im Todesfall.
 
Ein Feldherr bzw. Prokonsul konnte das Pomerium schon betreten. Nur erlosch dann sein Imperium. Ausnahme war das imperium proconsulare der späteren Principes.

Mit seinen Soldaten durfte kein Feldherr Italien betreten. Caesar hätte seine Soldaten entlassen und unbewaffnet nach Rom schicken können. Genug, um den Optimaten in den Comitia und auf den Strassen eine wirksame Opposition entgegenzustellen. Diese Option war ihm wohl zu riskant.

Zumindest im Prinzipat waren Waffen in den Städten verboten. Die Quellen berichten, daß man Soldaten oft an Caligae und Cingulum erkannte. Selbst die Prätorianer sollen in Rom selten Waffen getragen haben, sondern nur einen Stock.

Ganz genau.

Daher auch Caesars berühmtes Würfelzitat.

Wie ich oben erwähnt habe, das jahrelange Warten von Lucullus auf seinen Triumpf. Meines Wissens hat Pompeius ebenfalls einige Zeit darauf gewartet.

Caesar war sein Triumpf als Imperator anscheinend weniger wichtig als seine Anwesenheit im Senat.

Er hat von Pompeius gelernt, was das für jenen an Machtverlust bedeutet hat, als er seine Soldaten entlassen hat.
 
Zurück
Oben