6 Taschen eines Diplomaten, die er 1531 zu treuen Händen im Katharinenspital in Regensburg zur vorübergehenden Aufbewahrung gegeben hat, was man dort auch 500 Jahre lang brav getan hat:
Ich habe mir gestern (in einer Präsenzbibliothek) das 2010 veröffentlichte Reisetagebuch angeschaut, es ist dort jeweils linke Spalte italienisch/frühneuhochdeutsch (Überschriften italospanisch, Text fnhd) recht Spalte nhd publiziert. Demnach ist Warschitz 1531 im Katharinenspital verstorben. Zur vorübergehenden Aufbewahrung kann man also nicht wirklich sagen.
Das Reisetagebuch ist innerhalb einer halben Stunde gut zu lesen. (Also ich habe aus Zeitgründen die Übersetzung gelesen, nicht den frühneuhochdeutschen Teil), den wissenschaftlichen Teil habe ich sehr oberflächlich cursorisch gelesen.
Warschitz war laut der Herausgeberin Karin Hellwig gebürtiger Italiener (Giovanni Maria Berzisi), der Name Warschitz sei die eingedeutschte Variante.
Friedrich II. von der Pfalz habe Warschitz als Reiseleiter für die Reise seines Neffen Ottheinrich durch Spanien und Portugal engagiert, Warschitzs Reisetagebuch beginnt in Barcelona und endet in La Coruña. Warschitz kümmert sich z.B. um Pässe.
Warschitz‘ Bericht gibt die Stationen an, wo man Halt machte und wo man dort übernachtete (Herberge, Bauernhof, Schloss), wo man auf Deutsche traf (ein Büchsenmacher, ein Buchdrucker und ein Glasbläser), macht manchmal Angaben über Wirt/Wirtin oder Herberge oder wer in den Orten lebt (Morisken, Ritter, Adelige, Händler, Handwerker), regelmäßig hören die Herren irgendwo eine Messe und immer wieder geht es darum, dass irgendjemand aus der Reisegruppe Sex hatte, also mal hat ein Wirt seine Töchter der Reisegruppe zur Verfügung gestellt, mal stellte eine Frau den Männern nach, oder „
da war sind jonge morin, di lis sich jucken“ (in der nhd ÜS überträgt die Herausgeberin das mit ‚vögeln‘) und Warschitz schreibt an einer Stelle, dass er (allein?) ins Frauenhaus gegangen sei. Eine Stelle hörte sich für mich so an, als habe jemand aus der Reisegruppe Sex mit der Frau des Gastgebers (keines Schankwirts, sondern eines Grafen) gehabt und offensichtlich standen die Herren bei einzelnen Damen Schlange.
Was Warschitz ebenfalls immer wieder bemerkt, ist, wenn ein Pferd erkrankt oder gar stirbt. Ab und zu machen sie auch Abstecher von ihrer Route, lassen die eigenen Pferde zurück und mieten sich Pferde oder Esel.
Das hört sich jetzt an, als sei der Reisebericht sehr ausführlich, aber das ist er - aus heutiger Sicht - nicht einmal.
Was mich irritiert: die Herausgeberin schreibt an zwei oder drei Stellen, dass Friedrich II. bereits vor dieser Reise in Spanien gewesen sei und zwar in Madrid. Madrid war aber zu diesem Zeitpunkt ein Dorf mit einer vermutlich ziemlich verfallenen arabischen Burg. Sie bezieht sich dabei auf Herbers/Paravicini.
Ich frage mich, warum Friedrich der Weise in dem abgelegenen Dörflein Madrid gewesen sein sollte, das erst Jahrzehnte später von dem noch ungeborenen Philipp II. zur Hauptstadt Spaniens gekürt und aufwendig ausgebaut wurde.