Lukrezia Borgia schrieb:
Zunächst einmal die Entschuldigung, dass alles so zäh durchsickert im Moment(…)
Ich denke entschuldigen braucht sich hier niemand für Wartezeiten, da das Forum schließlich unser Hobby und niemand verpflichtet ist zu antworten. Darüber hinaus wird die Wartezeit durch deine guten Beiträge wett gemacht, die u.a. zeigen, wie qualitativ und quantitativ unterschiedlich manche an ihr Hobby rangehen: Während Du für diese Diskussion Quellen wälzt und Mind Maps erstellst, krame ich einwenig im Gedächtnis, benutze eure Vorlagen als Denkstützen und scheue die richtige Arbeit am Material.
Trotz (oder wegen?) dieser beiden Seiten im gesamten Thread läuft die Diskussion sehr gut, wie ich finde.
Lukrezia Borgia schrieb:
(…)Allerdings ist das Thema wirklich serh komplex, so dass ich an dem Beitrag heute morgen über zwei Stunden gesessen hab. (Eine lausige Bewertung bisher...
Genau diese Mühen sieht man den Beiträgen an und von mir hättest Du schon lange einen Grünen erhalten, doch im Moment kann ich Dich leider nicht bewerten. Den anderen geht es wahrscheinlich ähnlich.
Frei und deutsch heraus: Bei diesem Thema gehst Du richtig ab! *lol* Mich würde es wundern, wenn Du nicht u.a. Philosophie studierst.
Danke für die weiteren Lektüretipps, die ich nun alle in einer Datei sammle, da ich sonst undankbarer Weise viele vergessen würde. Das Forum hier überflutet mich mit Literaturempfehlungen.
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Nun will auch ich wieder zum Inhalt kommen:
Zur Frage des Gottesbeweises:
Brissotin schrieb:
Fragt sich nur noch, was das direkt mit Luzifer zu tun hat???
Hmm… erwischt.
Nach christlicher Sicht muss Gott immerhin gegeben sein, wenn wir von Luzifer sprechen wollen. Denn zuerst war Gott…
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Lukrezia Borgia schrieb:
Für Augustin schließt Gottes Wille vielmehr eine feste Ordnung der Ursachen ein, in welcher menschliche Willensfreiheit als eine der wirkenden Ursachenarten eine prominente Rolle spielt. Wenn dem aber so ist, trifft tatsächlich alles so ein, wie von Gott vorausgewusst, weil er auch menschilches Wollen voraussieht." (Peetz, S. 74)
Augustinus schließt auch den Zufall aus und legt fest, dass es nur Wirkursachen gibt, denen ein Wille vorausgegangen ist. Alles ist Schöpfung, alles hat Gott als Urheber und so könne man bei einer Zurückführung der Kausalkette zu Gott stets diesen (besser: Dessen Willen) als letzte Instanz sehen.
Ich hoffe, das Ganze war jetzt nicht allzu kryptisch.
Jetzt verstehe ich den Gedanken! Mit Augustinus kann man also sagen, dass das Böse, wie alles andere, auch von Gott gewollt ist. Damit ist also auch Luzifer ein Teil von Gottes Plan. Ein Teil des Planes, welcher für uns Menschen unergründlich ist/ sein soll.
jschmidt schrieb:
Warum erschafft Gott das Böse?
Will man sich klug herausreden, kann man, wie oben schon geschildert, antworten: Es ist so, weil Gottes Plan es so vorsieht und Gottes Plan ist für den Menschen unergründlich.
Wer hat diese Antwort „erfunden“, die doch allein versucht einer unbequemen Antwort aus dem Wege zu gehen!? Oder ist es nicht die einzig konsequente und nachvollziehbare Antwort auf die gestellte Frage, wenn man die gegebenen Grundlagen bedenkt?
jschmidt schrieb:
- Warum macht er den Mann (bevor die Frau geschaffen ist) darauf aufmerksam, dass es das Böse gibt? (Hast der Mann das der Frau überhaupt ausgerichtet?)
Mein Gedanke: Gott erzählt dem Mann vom Bösen in der Welt, um ihn vordergründig zu warnen, doch genauer betrachtet, weiß Gott (Gottes Plan), dass es trotz dieser Warnung zum Sündenfall kommen wird. Denn: Er weiß auch von dem bevorstehenden Problem in der Kommunikation zwischen Mann und Frau (dieses Thema scheint zeitlos). Dadurch, dass der Sündenfall auf einem Kommunikationsproblem zwischen Mann und Frau beruht, kann Gott oberflächlich gesehen, von sich behaupten: Ich wasche meine Hände in Unschuld.
Leider geht diese These aber nicht wirklich auf, da Gott Adam nicht vor dem Bösen warnt, sondern ihm verbietet vom Baum zu essen, der zur „Erkenntnis des Guten und des Bösen“ führt. Er verbietet ihm nicht das Böse, denn das muss es schon geben, wenn man allein vor der Erkenntnis gewarnt wird, dass es solches gibt. Denn isst der Mensch von dem Baum der Erkenntnis, so wird er „sein wie Gott und wissen, was gut und was böse ist“ (1. Mose 3,5)
Das seltsame ist nun: Wenn wir den Menschen im Paradies als den Inhaber der höchsten menschlichen Glückseligkeit annehmen, da er nicht von Gut und Böse weiß, hat sogar Gott sich ein schlechteres Los zugeteilt, als er es am Anfang seiner Schöpfung zugestand.
Erst durch den Sündenfall wird der Mensch Gott ähnlich. (?) Im Umkehrschluss heißt das doch: Gott ist wie der sündenbehaftete Mensch. Oder ist eine solche Umkehrung nicht erlaubt?
Und wenn wir nochmals nach dem Warum fragen wollten:
Warum erschafft Gott den Menschen zunächst im Paradies und lässt ihn dann aus dem Paradies werfen?
Vielleicht um dem menschlichen Leben ein Ziel zu geben? Die Erreichung des himmlischen Paradieses am Jüngsten Tag, wenn er Gericht halten wird?
Hulda schrieb:
Paradiesisch war, gedankenlos im Garten Eden herumzuspazieren, den Garten hübsch zu pflegen...
Aber wäre es auf Dauer nicht viel zu langweilig geworden?
Deshalb hat Gott vielleicht den Menschen aus dem Paradies verbannt, um ihm, den sündenbehafteten Menschen ein paradiesisches telos zu geben, auf das er hinarbeiten kann in diesem Jammertal auf Erden?
Ich weiß, ich entferne mich und betreibe einwenig zu viel Exegese, doch wenn man sich auf diese Gedankenspiele einlässt, dann werden sie immer ganz spannend. Zudem seid ihr ja diejenigen, die immer wieder neue Nahrung für die Gedanken liefert.
Wenn ich mehr Muße für tiefgründigere Gedanken finden werde, will ich mich auch wieder mit euch tiefer in die Materie wagen. Im Moment bin ich einfach froh zu wissen, dass ich auch noch an der Diskussion teilnehme.
Auf Lukrezias Sartre-Ausführungen warte ich begierig, aber doch geduldig.
Lukrezia Borgia schrieb:
Oh, das geht wohl großteils auf meine Kappe. Aber keine Sorge, ich spiele morgen den ganzen Tag Turnier und werde erst spät in der Nacht heimkommen. Da kannst Du dann ganz viel schreiben für Sonntag.
Dann wünsche ich für morgen viel Spaß und viel Erfolg! (Was für ein Turnier ist das denn?)
Ich werde morgen versuchen mir Gedanken zu machen, doch versprechen kann ich nichts.
Ich find das schön, dass es in diesem Thread so abgeht. Ich habe schon lange nicht so lange Beiträge schreiben können.