Warum galt die Geige als Instrument des Todes / der Teufels?

Cécile

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Hallo zusammen,

mir ist heute eine Frage in den Sinn gekommen, die ich mir nicht selbst erklären konnte und dachte, dass vielleicht der ein oder andere eine Antwort darauf hat:
Warum wird in der (Kunst)Geschichte die Geige immer als Instrument des Todes oder des Teufels dargestellt? Ich denke hier z.B. an die Totentanzdarstellungen.
Gibt es dafür einen bestimmten Grund? War sie ein "geächtetes" Instrument? Immerhin schien dieser schlechte Image lange nachgehalten zu haben, Paganini dem "Teufelsgeiger" wurde noch im 19.Jh. ein christliches Begräbnis verweigert, obwohl man in dieser Zeit über solchen Aberglauben doch eigentlich hinweggewesen sein sollte...

Vielen Dank für jeden Hinweis :)
 
Schöne Frage, auf die es bestimmt eine wissenschaftlich korrekte, mit Quellen belegte Antwort gibt.
Ich könnte mir vorstellen, dass es in einer christlich-lustfeindlichen Phase eine Verteufelung sämtlicher Musikinstrumente gab, die die Menschen zum enthemmten Tanz animierten, also Fiedel, Trommel usw.
Orgel und andere, eher getragen gespielte Instrumente dienten dagegen der christlichen Erbauung und dem Lobpreis des Herrn in der Kirche.
 
Bar jeglicher Ahnung der Versuch einer Herleitung in die selbe Richtung wie Rena:
Die Fiedel war bei einfachen Leuten und fahrendem Volk verbreitet und ein "Party"instrument.

Variante A) Des Nächtens trafen sich die nicht-heiraten-dürfenden Knechte und Mägde auf einer Lichtung im Wald und tanzten ausgelassen zum Flöten und Fiedelspiel um ein Feuer. Schaurig, verboten und sündig und damit des Teufels.

Variante B) Fahrendes Volk, nach deren Durchreise man stets und ständig das Fehlen von Wertgegenständen, Vieh (oder dessen Gesundheit) und hin und wieder mal ganzer Kinder feststellte, hatten vorher auch mit schmierigem Grinsen (Zigeuner!:autsch:) höllisch Flotte Weisen auf der Geige gespielt.

In beiden Varianten hätten rechtschaffene Menschen ein schnelles Symbol für das Böse gehabt: Flotte Weisen auf der Fiedel.

Und um zum Volkslied zurückzukommen:
...

"Du bucklichter Fiedler, nun fiedle uns auf,
wir wollen dir zahlen des Lohnes vollauf!
Einen feinen Tanz, behende gegeigt,
Walpurgis Nacht wir heuer gefeir't!"...
Johannes Brahms: Deutsche Volkslieder (The Lied and Art Song Texts Page: Texts and Translations to Lieder, mlodies, canzoni, and other classical vocal music)
(Parental advisory: Text contains most explicit lyrics in the usual disguises!
:rotwerd: :D)
 
Unglaublich!

Variante B) Fahrendes Volk, nach deren Durchreise man stets und ständig das Fehlen von Wertgegenständen, Vieh (oder dessen Gesundheit) und hin und wieder mal ganzer Kinder feststellte, hatten vorher auch mit schmierigem Grinsen (Zigeuner!:autsch:) höllisch Flotte Weisen auf der Geige gespielt.


Was sind denn das für Räubergeschichten? Ein Gemisch aus Vorurteilen, die völlig depalziert erscheinen! Beim nächsten Mal bitte ich so etwas runterzuschlucken...

...oder am Besten erst gar nicht zu denken. :eek:
 
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Was sind denn das für Räubergeschichten? Ein Gemisch aus Vorurteilen, die völlig depalziert erscheinen! Beim nächsten Mal bitte ich so etwas runterzuschlucken...

...oder am Besten erst gar nicht zu denken. :eek:

Och männo! Das sind doch nicht MEINE Vorurteile :motz:...
Ich verfüge aber über gesicherte Hinweise, dass solche Vorurteile in manchen abgelegenen Gegenden Europas noch heute existieren, und das aus Quellen, die gewiss unverdächtiger sind als der arme Neddy mit seiner diabolischen Physiognomie:

Deutschlandfunk - Studiozeit • Aus Kultur- und Sozialwissenschaften - Stigma Zigeuner



"»Zigeunern«
wurde wahlweise vorgeworfen, sie seien keine richtigen Christen, sondern pflegten
heidnische Bräuche, sie stünden mit dem Teufel im Bunde, sie stammten von Kain
ab, sie hätten die Nägel für die Kreuzigung Jesu gefertigt, sie hätten der heiligen
Familie die Herberge verweigert, [...]
Quelle: http://www.unrast-verlag.de/files/Einleitung_azz.pdf


oder hier:
Bausteine: Sinti und Roma

(In meiner Jugend wurde eine Zigeunergruppe mitten im zivilisierten Süddeutschland bezichtigt, des nächtens die Hindernisse auf einer Pferdesportanlage eingesackt und zu Zwecken der Erhellung ihres Lagers sowie der Nahrungserwärmung eingeäschert zu haben...)
 
Dankeschön für die nachträgliche Kennzeichnung als Vorurteile.

"Die Grenzen der Sprache sind die Grenzen der Welt."
Ludwig Wittgenstein - manchmal kann man ihn gar nicht oft genug zitieren.
 
Das schönste Beispiel ist meiner Ansicht nach, dass Selbstporträt von Arnold Böcklin. Auf diesem Bild inspiriert der fiedelnde Tod den Maler bei der Arbeit.
Musikinstrumente spielen in der Vanitas-Symbolik auch eine Rolle. Immer wieder Geigen. Stumm liegend neben Schädel oder gespielt von scheinbar lebenden Skeletten.:pfeif:
 
Mir ist sogar der Ausdruck "Teufelsgeige" bekannt, als Instrument der Volksfeste und Jahrmärkte.
Tante Wiki weiß darüber Teufelsgeige ? Wikipedia

Interessant dazu sicher das im Link zitierte Buch von Manfrid Ehrenwerth
 
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Gibt es nicht auch Party"instrumente der Engel? File:Museum in Poznan - angel statue 3.JPG - Wikimedia Commons
Das sind dann immer wieder Posaunen, aber nicht auch Flöten?

Ich hab im Moment nicht viel Zeit und kann frühestens morgen abend ausführlich dazu schreiben; allerdings habe ich schon einige Ideen im Kopf, da ich gestern mit der Fragestellung nach der himmlischen/diabolischen Bedeutung von Musikinstrumenten eingeschlafen bin und mich das Thema noch ein wenig beschäftigt hat.

Zu diesen beiden Stichpunkten nur zwei Gedanken, keine ausgereifte Theorie.


Im alten Testament gab der Herr den Befehl, dass Priester mit Posaunen Jericho umrunden und sie blasen. Die Posaunen waren es dann auch, die die Mauern der Stadt zum Einfall brachten. (Vgl. Jos, 6) Außerdem denke man an die Offenbarung des Johannes, wo die Engel mit der Posaune erscheinen. Weitere Beispiele aus der Bibel fallen mir im Moment nicht ein. Lediglich noch, dass sich auf dem Schaubrottisch, der sich im Tempel befand, Trompeten lagen. Sie wurden von Gott selbst in Auftrag gegeben (vgl. Num, 10). Es ist nun die Frage, ob man so forsch sein darf wie ich und Trompeten mit Posaunen gleichsetzen darf. Fakt ist jedoch, dass es nicht verwundert, dass sich in der christlichen Ikonographie Engel mit Posaunen befinden.

Flötenmusik hingegen bringe ich spontan mit Pan in Verbindung und brauche an dieser Stelle denke ich nicht extra zu erwähnen, dass ja eben dieser Hirtengott zumindest von seinem Erscheinungsbild her seit der Spätantike Vorbild für die christliche Vorstellung des Teufels ist. Auch seine die Libido in den Vordergrund stellende Verhaltensweise wurde angeprangert und auf den Teufel umgemünzt. - Was nicht heißen soll, dass Flöten nicht in Verbindung mit Engeln auftreten. Wie gesagt, alles bisher nur Arbeitshypothese.
 
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Hey vielen Dank für die angeregte Disskusion :)

Was mich vor allem gewundert hat ist diese doch recht eindeutige zuweisung der Geige, aber dass sie geleichzeitig wohl nicht wirklich verboten war, denn spätestens ab dem 17.Jh. wird sie ja auch in der Kirchenmusik eingesetzt (oder war man in der Zwischenzeit einfach Toleranter geworden?). Ausserdem gab es ja noch mehr Instrumente die von reisendem Volk gespielt wurden (Drehleiher z.B.) und denen trotzdem nicht dieses Stigma anhaftete.

(Ich bin am Wochenende nicht da, bitte nicht böse sein, wenn ich mich nicht gleich zu Wort melde.)
 
Geigen (und andere Streichinstrumente) aus Lateinamerika (zunächst unter fachkundiger Anleitung von Jesuiten) durch Indianer hergestellt waren ein Importschlager im Europa des 16. und 17. Jahrhunderts. Man sollte das Vanitasmotiv, auf welches Maglor hinwies, ernst nehmen: Die Geige, als Musikinstrument war ein Symbol für die Flüchtigkeit des menschlichen Lebens, sie war kein Attribut des Todes oder des Teufels sondern ein Symbol für die menschliche Seele.
 
Die Fidel bzw. spätere Violine war in der Tat ein „geächtet Instrument“, allerdings nicht bei jedem „Kulturkreis“ in Europa.
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Musiker waren ähnlich wie die Handwerker in unterschiedlichen „Zünften“ organisiert.
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Am Hofe waren zuerst nur Musiker angestellt die Laute und Cembalo / Orgel spielten (Instrumente die noch bis weit ins 18. Jh. als besonders hochstehend angesehen wurden.
z.B. S. L. Weiss der Lautenist August des Starken verdiente im jahr soviel, wie die gesamte Hofkapelle!

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Als erste Streichinstrumente zogen dann die Gamben am Hofe nach.
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Im 17. Jahrhundert waren dann Violinen immer häufiger in der Kunstmusik gefragt, nur gab es keine fest angestellten Geiger, diese Musiker gehörten in der Tat einem „fahrenden Volk“ an.
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d.h. wenn ein Theater (die ja im 17. Jh. wie Pilze aus dem Boden schossen) eine Oper aufführen wollte, dann musste man erst mal nach Geigern suchte, die gerade vor Ort waren.
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Ähnlich auch bei den höfischen Divertissements, Es gab zwar ein Gambenensemble, verschiedene Lautenisten und mehrere Bläser, aber die Violinen waren am Hof nicht zu finden.
Und das war eben der große Schritt den Louis XIII machte, als er in den 1620er Jahren die 24 Violons du Roy gründete, also das erste Ensemble mit Violinen das fest angestellt war und Heute als das erste richtige Orchester angesehen wird.
Was aber nichts daran änderte, dass die älteren Musiker und Komponisten diese Geiger äußert abfällig behandelten.
Dementsprechend hatte es Lully am frz. erst mal schwer, weil er eben als Geiger an den Hof kam.

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Und wie sehr die Violine verachtet wurde kann man in dem sehr amüsanten polemischen Abhandlung von Hubert le Blanc nachlesen:

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„La Defense de la Basse de Viole, contre les Entreprises du Violon et les Pretentions du Violoncelle“ (1740)
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[dt. : Die Verteidigung der Bassgambe, gegen die Angriffe der Violine und den Anmaßungen des Violoncellos ]

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Allerdings ist dieses Pamphlet in rein ästhetischer Sicht zu begreifen – aber dieser Text beruht eben auf dieser traditionellen Ablehnung.

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Hier mal ein lustiger Auszug:

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„der fortwährende zu überwindende Widerstand der kurzen, dicken, aufs äußerste gespannte Saiten der Violine, erfordert ständige Übung um den groben Ton zu zähmen und Finger aus Eisen !
Da ist es von der Natur gut eingerichtet, dass sich an den Fingerspitzen Hornhaut bildet, wie sie bei den Zug und Lasttieren entsteht, die mit Hufen ausgestattet sind...“

Mit anderen Worten, die Violine ist eines Edelmannes unwürdig.

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In der Kirchenmusik war übrigens noch bis ins 18. Jahrhundert immer wieder die Frage aufgeworfen worden, ob man überhaupt weltliche Instrumente in der Kirche verwenden durfte.
Am Petersdom war es z.B. verboten.
Die dort angestellten Komponisten – sogar noch Jommelli, hatten im Stil Palestrinas zu komponieren.

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Die Geige ist also ein absolut weltliches Instrument – daher ist es eigentlich nicht verwunderlich dass gerade die Geige, dem Tod in die Hand gelegt wird.
Ich sehe in der Geige jedoch nicht nur die Seele des Menschen, sondern dessen ganze Existenz. Und wie die Violine dem Spieler völlig ausgeliefert ist und schweigen muss, wenn sie nicht mehr „traktiert“ wird, so ergeht es dem Menschen mit dem Tod.
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Ein äußert pessimistisches Bild, dessen Ursprünge aber schon in der Antike auszumachen sind.
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Was ist denn dann von diesen Darstellungen (Cantigas de Santa María, Spanien, 13. Jahrhundert) zu halten?
 

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Geigen (und andere Streichinstrumente) aus Lateinamerika (zunächst unter fachkundiger Anleitung von Jesuiten) durch Indianer hergestellt waren ein Importschlager im Europa des 16. und 17. Jahrhunderts.

Weniger der Exportschlager als die Bedeutung von Musik und Instrumenten in der jesuitischen Indianermission ist von Prof. Dr. theol. Johannes Meier untersucht worden:
"… wie gut disse Inder die orgel schlagen, wie gut sie geigen und singen gelehrnet haben." Zur Bedeutung der Musik in den amerikanischen Missionen der Jesuiten: Friedrich W. Riedel (Hrsg.), Kirchenmusik zwischen Säkularisation und Restauration: Kirchenmusikalische Studien, Bd. 10 (Sinzig 2006), S. 73-90.
- Spanische Übersetzung:
„y qué bien estos indios saben tocar el órgano, qué bien han aprendido a tocar el violín y a cantar." La importancia de la música en las misiones de los jesuitas: José Jesús Hernández Palomo/Rodrigo Moreno Jeria (Coord.), La misión y los jesuitas en la América española, 1566-1767: Cambios y permanencias: Publicaciones del Consejo Superior de Investigaciones Científicas, Escuela de Estudios Hispanoamericanos, No. 445 (Sevilla 2005), S. 69-86.
 
Warum wird in der (Kunst)Geschichte die Geige immer als Instrument des Todes oder des Teufels dargestellt?
Das ist etwas überspitzt ausgedrückt: Es gibt, worauf schon Bissotin anspielt, auch fromme Darstellungen, in denen vorzugsweise Frauen oder Kinder Geigen in der Hand halten; siehe die beiden Bildtafeln 85 und 86 in der MGG, Bd. 13.

"Geige" war im Übrigen die volkstümliche Bezeichnung seit dem Mittelalter für beinahe jedes "im Arm gehaltene Streichinstrument" (MGG, Bd. 4, Sp. 1613 - Achtung: erotische Komponente ;)).

Paganini dem "Teufelsgeiger" wurde noch im 19.Jh. ein christliches Begräbnis verweigert
Die in Wikipedia gegebene Erklärung scheint mir plausibler: "Da Paganini auf dem Sterbebett keine mündliche Beichte ablegen konnte und schriftlich nicht abgeben wollte oder konnte, wurde ihm nach bischöflicher Überprüfung ein christliches Begräbnis verwehrt."

Mir ist sogar der Ausdruck "Teufelsgeige" bekannt, als Instrument der Volksfeste und Jahrmärkte.
Das waren vielfach einfache, technisch z. T. primitive Instrumente. Siehe das Foto hier Musik im Kopf: Hren, musizieren ... - Google Bcher und diesen Hinweis Wie Ebbe und Flut: Der Lebensweg ... - Google Bcher

"Du bucklichter Fiedler, nun fiedle uns auf,
wir wollen dir zahlen des Lohnes vollauf!
Zum "Lohn" vermerkt das Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens (Bd. 3, Sp. 465) einen Bericht, wonach "ein buckliger Fiedler von den dankbaren Tänzerinnen seines Höckers befreit worden" sei. Aber natürlich soll es auch blankes Gold für den Artisten gegeben haben. [1]

Was mich überrascht: kein Hinweis auf Zigeuner bei diesem Stichwort! Ich wäre interessant zu wissen, wann (und vor welchem Hintergrund) die Verbindung geschaffen wurde.


[1] Für einen zwar nicht bucklichten, aber eigenwillig aufgemachten und zugleich monetär erfolgreichen Geiger sei auf den von mir sehr geschätzten Nigel Kennedy verwiesen.
 
Ich muss bei diesem Thema immer an Prokofjews "Peter und der Wolf" denken.
Der Geigenbestrichene Peter war doch sehr nett.
Das Fagott vom Opa war da schon gruseliger.
Gar nicht erst zu reden, von den Hörnern, die als Wolf durch den Wald streiften.
 
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Im alten Testament gab der Herr den Befehl, dass Priester mit Posaunen Jericho umrunden und sie blasen. Die Posaunen waren es dann auch, die die Mauern der Stadt zum Einfall brachten. (Vgl. Jos, 6) Außerdem denke man an die Offenbarung des Johannes, wo die Engel mit der Posaune erscheinen. Weitere Beispiele aus der Bibel fallen mir im Moment nicht ein. Lediglich noch, dass sich auf dem Schaubrottisch, der sich im Tempel befand, Trompeten lagen. Sie wurden von Gott selbst in Auftrag gegeben (vgl. Num, 10). Es ist nun die Frage, ob man so forsch sein darf wie ich und Trompeten mit Posaunen gleichsetzen darf. Fakt ist jedoch, dass es nicht verwundert, dass sich in der christlichen Ikonographie Engel mit Posaunen befinden.

Trompeten und Posaunen sind eigentlich aus einem Instrument entstanden. Die "Posaune" ist ja nichts weiter als eine Trompete mit einem langen mehrfach gewundenen Luftkanal.
Und dieses Instrument ist in den unterschiedlichsten Formen bei vielen Kulturen der frühen Antike bereits verbreitet gewesen.
Seit wann genau entzieht sich meiner Kenntnis, aber in grauer Vorzeit kam aus dem Kreis der altorientalischen Kulturen wohl der Urgroßvater der Trompete in den europäischen Raum: der Olifant.Sehr verbreitet war der Olifant bei den keltischen, normannischen und gotischen Stämmen.

Zuerst wurden diese Instrumente aus Tierhörnern gefertigt, auch aus den Stoßzähnen der Elefanten (daher wohl der Name) später dann stieg man auf getriebenes Metall um. Es gab dann z.B. frühe Posaunen die wie Feldzeichen nach oben gerichtet waren und deren "Ausgang" eine Art Drachenkopf darstellte.
Bei den Römern gab es wohl schon Instrumente die den "Fanfaren" recht ähnlich waren.

Ich würde mal kühn behaupten, die "Posaunen" aus der Bibel waren eben jene Olifanten.


Flötenmusik hingegen bringe ich spontan mit Pan in Verbindung und brauche an dieser Stelle denke ich nicht extra zu erwähnen, dass ja eben dieser Hirtengott zumindest von seinem Erscheinungsbild her seit der Spätantike Vorbild für die christliche Vorstellung des Teufels ist. Auch seine die Libido in den Vordergrund stellende Verhaltensweise wurde angeprangert und auf den Teufel umgemünzt. - Was nicht heißen soll, dass Flöten nicht in Verbindung mit Engeln auftreten. Wie gesagt, alles bisher nur Arbeitshypothese.

Laut Nietzsche und seiner "Geburt der Tragödie" waren Flöten jene bacchantischen - dionysischen Instrumente, die eben Feste, Ausschweifung und Ekstase symbolisierten, die Rauschfatigkeit und die reine Lust.
Zu diesen Instrumenten wurde eben auch die Geige gezählt.

Wärend "Harfe" oder Lyra als "apollinische Instrumente" galten und mehr die rationale Ordnung des menschlichen Geistes symbolisierten.

Oder anders gesagt, Flöten und Geigen für die Prolls, die Lyra / Lauten für die Intellektuellen =)

Aber diese Überlegung gab es bereits in der Renaissance und vor allem im aufkeimenden Barock - ohne dieses Gedanken hätte es wohl keine Oper gegeben.
Daher wurde das brandneue Rezitativ auch ausschließlich mit "apollinischen Instrumenten" begleitet, wärend die Gefühlsausbrüche (Arien) dann von den dionysischen Instrumenten begleitet wurden.
 
Ich wundere mich wirklich manchmal. was man heute alles an unseren Vorfahren hinzudichtet.

Ich glaube nicht, dass die in einem Instrument etwas höllisches hineindeuteten. Flöten und sonstwas gab es schon in der Urzeit.

Ich verstehe nicht, warum man in den einfachsten Bedürfnissen des Menschen, rituelle Zwänge hineindeutet.
Kann mir das mal einer erklären? Sicher nicht.
Ich verstehe zB. unter Teufelsgeiger, einen Menschen, der das Instrument sehr gut spielen konnte.
Wenn ich heute etwas aussergewöhnliches mache, sagt man auch, dich hat der Teufel geritten.
Alles nur eine Sache der Interpretation.
 
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