Ich bin über den vorgenannten Sachverhalt offen gestanden ein wenig verwundert.
„Merten will mit Eichmann über die Evakuierung – und damit Rettung – von 10.000 jüdischen Frauen und Kindern nach Palästina verhandelt haben. Eichmann sei bereit gewesen, habe sogar von 20.000 Personen gesprochen, wollte aber telefonisch die Zustimmung des Ministerialrats Dr. Globke im Reichsinnenministerium einholen. Dort sei Eichmann auf Widerstand gestoßen, der Rettungsplan damit erledigt gewesen“. Bauers Ermittlungen drehten sich um diese angeblich von Globke verhinderte Rettung von 20.000 Juden und Jüdinnen aus Thessaloniki.
Das oben genannte Zitat vom Fritz-Bauer-Forum scheint nahezulegen, als ob Merten mit Eichmann an einer Rettungsaktion für Juden beteiligt gewesen sein sollen. Angesichts der Tätigkeit von Eichmann, der sonst während des 2. Weltkrieges alles daran gesetzt, Juden in die Vernichtungslager zu deportieren, würde das in diesem Falle das absolute Gegenteil bedeuten.
Selbst wenn man unterstellen möchte, dass der erwähnte Dr. Max Merten hauptsächlich dahinterstand, ergeben sich starke Zweifel. Merten war zwar kein Angehöriger der SS, sondern Hauptmann beim Wehrmachtsbefehlshaber Saloniki-Ägäis und dort Chef der Abteilung "Verwaltung und Wirtschaft". In dieser Funktion war er an der Ausgrenzung, Ausplünderung und Deportation der dortigen jüdischen Gemeinden maßgeblich beteiligt.
s. zu weiteren Einzelheiten:
Max Merten – Wikipedia
da sich „nicht der geringste Anhaltspunkt für die Wahrheit der von Dr. Merten aufgestellten Behauptungen“ ergeben habe, dafür aber der „dringende Verdacht“ falscher Angaben.
Aus dem nachfolgenden Artikel:
Merten war damals „nur“ Kriegsverwaltungsrat, doch der 31 Jahre alte Jurist konnte in Thessaloniki weitgehend nach eigenem Gutdünken schalten und walten. In Verhandlungen gab er sich als „heimlicher Freund der Juden“. Ende 1942 versprach er der jüdischen Gemeinde, neuntausend Männern die Zwangsarbeit zu erlassen. Schließlich forderte er im Namen der deutschen Behörden ein horrendes Lösegeld. Die Zwangsarbeiter kamen zunächst frei - aber 1943 wurden auch sie nach Auschwitz transportiert.
Es war Merten, der entscheidende Befehle und Anordnungen unterzeichnete: zur Kennzeichnung der Juden und ihrer „Umsiedlung“, zum Aufbau einer „Abwicklungstelle für das jüdische Barvermögen sowie die jüdischen Wertgegenstände“, zur Übertragung des Vermögens auf den griechischen Staat. Auch zwölf Tonnen Gold sollen die Deutschen in Thessaloniki erbeutet haben, das sie bei der „Aktion zur Stabilisierung der griechischen Währung“ einsetzten.
Der Statthalter der Wehrmacht in Thessaloniki trug dazu bei, dass Tausende Juden deportiert wurden. Mit abenteuerlichen Geschichten versuchte er, sich aus der Affäre zu ziehen. Viele glaubten ihm.
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Mir scheint, dass Merten dann in den 60er Jahren einiges an Geschichten in Umlauf setzen wollte, um sich selbst reinzuwaschen.