Nun, ich habe von Cooper bis Welskopf - Henrich alles verschlungen, was man so üblicherweise zu Indianern las - da waren die Akteure auch solche und solche ( nicht die "edlen Wilden von Karl May)
Die gab es bei Karl May auch nur in arg überschaubarer Anzahl; die negativen Schilderungen von Indianern überwiegen durchaus. Positiv werden zb diejenigen Indianer geschildert, die Deutsche als 'Lehrer' akzeptieren. Bei anderen, die zb im Gegenteil zu ihrer Ethnie allgemein von May positiv gezeichnet werden, handelt es sich um isolierte Einzelexemplare, so daß dadurch fast der Eindruck eines 'Betriebsunfalls' aufkommt.
Von den genannten Autoren ist jedenfalls Welskopf-Henrich die einzige, die Indianer als Menschen schildert, bei denen eben wie überall auf der Welt die globusübliche Normalverteilung menschlicher Eigenschaften vorkommt und sie weder als grausame, blutdürstige Wilde verteufelt, noch als edle Wilde überzeichnet.
Die bekannten Hinweise auf Kriege der Stämme untereinander dürften durchaus auch auf tiefe ideologische Konflikte hinweisen - vielleicht verzichtet man nur darauf, dies als auch dort existierenden Rassismus zu benennen ?
Welche ideologischen Konflikte sollten deiner Ansicht nach zwischen verschiedenen indianischen Ethnien auftreten? Und gleich in einer Ausprägung, die die Beschreibung „tiefe ideologische Konflikte“ rechtfertigen könnten?
Daneben sollte man sich natürlich auch zum Begriff Rassismus informieren, zb dazu, unter welchen Umständen von Rassismus zu sprechen ist und unter welchen nicht sowie über die verschiedenen Definitionen des Begriffs, wie zB die von Albert Memmi:
„Der Rassismus ist die verallgemeinerte und verabsolutierte Wertung tatsächlicher oder fiktiver Unterschiede zum Nutzen des Anklägers und zum Schaden des Opfers, mit der seine Privilegien oder seine Aggressionen gerechtfertigt werden sollen.“
Albert Memmi: Rassismus. Hamburg 1992, S. 103
Weitere Informationen liefert Wikipedia, wobei insbesondere der englische Artikel empfehlenswert ist, der zu weiteren Stichworten verlinkt wie Institutional Racism, White Supremacy, stereotypes.
Racism - Wikipedia, the free encyclopedia
Rassismus ? Wikipedia
Die Konstruktion eines Rassismus zwischen verschiedenen indianischen Ethnien kann noch nicht einmal als gewagt bezeichnet werden. Die von Scorpio angesprochene Adoptionspraxis war ja über Jahrhunderte geübte Praxis, in die Weiße einbezogen wurden und dies spricht somit deutlich sowohl gegen einen „Rassismus“ indianischer Ethnien untereinander sowie gegen einen auf Weiße gerichteten Rassismus. Zusätzlich waren exogame Ehen bei vielen Ethnien nicht ungewöhnlich bzw gefordert, so daß viele Angehörige einer exogamen Ethnie über einen oder sogar beide Elternteile mit benachbarten Ethnien verwandt sein konnten.
Also vermute ich mal, das beiderseits Rassismus im Spiel war und bedenkenlos praktiziert wurde .
Diese Frage erledigt sich zb mit der Lektüre der beiden WP-Artikel.
Was mich jedoch seit jeher verwundert, ist die Sprachdifferenzierung zwischen den Stämmen.
Worauf ist dies zurückzuführen ?
Worauf ist es zurückzuführen, daß es allgemein auf der Welt verschiedene Sprachfamilien gibt?
Angeblich gab es gemeinsames Verständnis für Zeichensprache , übergreifendes Verständnis für gemalte Aufzeichnungen oder verbreitete Fähigkeit, die Inhalte von " Wampum" - Gürteln (hoffentlich die richtige Bezeichnung) zu erkennen .
Warum dann diese offenbar tiefe Sprachbarriere ?
Ich kann nicht nachvollziehen, wo du da ein Problem hast. Offenbar bist du der Ansicht, daß sich auf einem bzw. zwei Kontinenten lebende Völker alle in einer Sprache höchstens mit unterschiedlichen Dialekten verständigen können müßten. Wenn du dich aber mal mit dem Globus befaßt, ist dies nirgendwo gegeben.
Welches „übergreifendeVerständnis für gemalte Aufzeichnungen“ meinst du, zb auf Nordamerika bezogen?
Wampum-Gürtel waren nicht im gesamten Bereich von Nordamerika verbreitet. Die darauf wiedergegebenen Symbole gaben zumeist den Inhalt von Verträgen wieder, wobei der Wortlaut jeweils auswendig gelernt wurde und die Symbole als eine Art Gedächtnisstütze fungierten.
Nach Welskopf - Henrich konnten Lakota weder mit Crow, Assiniboine, noch mit Blackfeet reden - außer in Zeichensprache.
Zunächst mal bin ich verwundert, daß du dies mit einer Romanautorin belegen magst, auch wenn Welskopf-Henrich in diesem Genre zu den Besseren gehört.
Zum anderen: Lakota, Crow und Assiniboine gehören zur selben Sprachfamilie, alles drei sind Siouan-Sprachen. Lakota und Crow haben sich offensichtlich vor längerer Zeit getrennt, da beide Sprachen gegenseitig nicht verständlich sind. Weitere nicht mehr gegenseitig verständliche Siouan-Sprachen in der Umgebung sind zb Hidatsa und Mandan.
Die Assiniboine sprechen Nakoda, das mit Lakota und Dakota eng verwandt ist; die Sprachen sind weitgehend gegenseitig verständlich; die Assiniboine haben sich so 1600-irgendwas von den Dakota getrennt.
Bei den Siksika oder Blackfoot sieht es anders aus – nicht Blackfeet, sondern Blackfoot: die Blackfeet oder Sihasapa sind Teil der Lakota.
Die Siksika sprechen eine Sprache aus der Algonkin-Familie, ebenso wie die Kainah und Pikuni, mit denen sie eine Konföderation bildeten. Später wurden die Sarsi in die Konföderation aufgenommen, die eine Athapaska-Sprache sprechen.
Weitere Algonkin-Sprecher in der Umgebung der Lakota wären zb Cree, Ojibway, Cheyenne.
Gibt es eine Erklärung dazu ?
Durch die getrennte Weiterentwicklung von Sprachen nimmt die gegenseitige Verständlichkeit immer weiter ab – wir verstehen schließlich auch kein Indisch mehr, und auch keine baltischen oder slawischen Sprachen, obwohl diese Trennung vermutlich zeitlich weit später lag.