@Shinigami ab wann wusste man in Frankreich von der geheim gehaltenen illegalen Aufrüstung der 20er Jahre? Dass da ein Verstoß vorlag, ist von heute aus gesehen offensichtlich. Aber der Rapallo Vertrag 1922 war in Frankreich bekannt, man hielt dort nichts davon - die militärischen Mauscheleien, getarnt hinter sozusagen "Scheinfirmen", scheinen aber geheim geblieben zu sein: jedenfalls gab es keine Intervention wegen Verstoß gegen militärische Bestimmungen, woraus ich schließe, dass die Geheimhaltung funktioniert hatte.
Freilich wäre das ein legaler Grund für Interventionen gewesen.
Ich weiß nicht, in welchem Umfang zu welchem Zeitpunkt geheimdienstliche Erkenntnisse vorlagen.
Aber:
Spätestens mit dem "Ponton-Prozess" und der Berichterstattung darüber liegen einige Grundlegende Dinge vor der Weltöffentlichkeit auf dem Tisch:
Ponton-Prozess – Wikipedia
Hier wurden im März 1928 die beiden Journalisten Berthold Jacob und Fritz Küster wegen angeblichem Landesverrat zu Festungshaft verurteilt, weil sie die Ausbildung zusätzlicher militärischer Kader am Versailler Vertrag vorbei aufgedeckt hatten.
Alleine mit der Zulassung der Anklage, nicht etwa wegen Verleumdung, sondern wegen Landesverrats, lag offen auf dem Tisch, dass das offizielle Deutschland sich von den Rüstungsbeschränkungen wenigstens teilweise verabschiedet hatte.
Mit den Artikeln aus der "Weltbühne", die dann später zum "Weltbühne-Prozess" führten, lagen im März 1929 auch Enthüllungen vor, die die Kooperation mit der Sowjetunion und die Umgehung des Versailler Vertrags in Sachen Luftwaffe betrafen.
Das wurde ähnlich gehandhabt, wie im Ponton-Prozess, auch hier wurde im weiteren Verlauf (allerdings erst 1931) wegen angeblichen Landesverrats verurteilt:
Weltbühne-Prozess – Wikipedia
Stand unmittelbar vor dem Abbau der Rheinlandbesetzung Mitte 1929-1930 war demnach, öffentlichkeitswirksam das das offizielle Deutschland eingeräumt hatte über die Beschränkungen des Versailler Vertrags hinaus illegal Kader auszubilden.
Weiterhin standen recht ernstzunehmende Hinweise im Raum, dass Deutschland de facto am Aufbau einer nicht legalen Luftwaffe arbeitete.
Das allein, konnte man stand März-April 1929 aus öffentlich zugänglichen Quellen wissen. Wie viel Spezialwissen die Nachrichtendienste darüber hinaus noch hatten, ist mir da ad hoc nicht bekannt.
Ich bin aber der Meinung, dass das, was da offen zu Tage lag durchaus als valide Begründung hätte genutzt werden können die Vereinbarte Räumung des Rheinlands abzusagen und nach einer offiziellen Untersuchung durch eine unabhängige, internationale Komission zu verlangen.