Was wissen wir eigentlich von der Geschichte unserer Nachbarn?

Und trotz deines im Rückblick negativen Verhältnisses zum Geschichtsunterricht interessierst du dich für Geschichte?
Das »negative Verhältnis« kann sich ja auf die Art, wie eine Sache vermittelt wird, beschränken. Verständlich aber, wenn die ›Vermittler‹ den Widerwillen auf den Stoff beziehen… :fs:

Spaß bei Seite: ich hatte auch paar hervorragende Lehrer.
 
Ausgangspunkt unserer kleinen Seitendiskussion war ja die Aussage, dass Schülern eingetrichtert würde, wer wann wo die Macht hatte, was mich sehr gewundert hat, weshalb ich dir die Frage, wo und vor allem wann du deinen Geschichtsunterricht genossen hast, gestellt habe. So richtig beantwortet hast du sie mir bisher nicht - was dein gutes Recht ist - verstehe ich aber deine letzte Antwort richtig, dass du die harte Aussage über einen methodisch und inhaltlich doch extrem defizitären Geschichtsunterricht (eben einen solchen, in dem man nur lernt, wer wann wo die Macht hatte), so nicht halten möchtest?
 
Ausgangspunkt unserer kleinen Seitendiskussion war ja die Aussage, dass Schülern eingetrichtert würde, wer wann wo die Macht hatte, was mich sehr gewundert hat, weshalb ich dir die Frage, wo und vor allem wann du deinen Geschichtsunterricht genossen hast, gestellt habe. So richtig beantwortet hast du sie mir bisher nicht - was dein gutes Recht ist - verstehe ich aber deine letzte Antwort richtig, dass du die harte Aussage über einen methodisch und inhaltlich doch extrem defizitären Geschichtsunterricht (eben einen solchen, in dem man nur lernt, wer wann wo die Macht hatte), so nicht halten möchtest?
Richtig: exakt ausführen möchte ich das nicht. Ich hatte aber tatsächlich auch Lehrer, bei denen die Methodik sehr zu wünschen übrig ließ. Auch heute denke ich manchmal, dass viele, wenn nicht die Meisten, die über Geschichte schreiben, eigentlich nur sich selbst in den Vordergrund stellen möchten (und Macht, vielleicht auch unbewusst für sehr wichtig halten). Das mag aber nur mein ganz persönlicher Eindruck sein…
 
Um es mal methodisch aufzuziehen, nun ist mein Abitur auch schon 5 Jahre her, aber dennoch habe ich mal mein altes Oberstufengeschichtsbuch für 12 und 13 hervor geholt. Es behandelt thematisch nur den Zeitabschnitt 1914 - 2005. Es geht dabei auf ca. 30 Seiten um die Sowjetunion, wobei auf 8 Seiten eine Zusammenfassung ihrer Geschichte von 1917 bis 1990 gegeben wird und sich weitere Seiten mit der Kuba-Krise und dem Ost-West-Konflikt und der Deutschlandpolitik beschäftigen. Es geht auf 4 Seiten um das faschistische Italien, auf einer Seite um den spanischen Bürgerkrieg, auf ca. 40 Seiten um die USA, wobei auf 7 Seiten davon die Geschichte der USA von 1917 bis 1945 zusammen gefasst wird und der Restteil sich größtenteils wie bei der Sowjetunion dem Kalten Krieg widmet, während mehrere Seiten noch dem 11. September 2001 und seinen direkten Folgen gewidmet sind. Die Kapitel über die Weimarer Republik und den Nationalsozialismus enthalten nur vereinzelte Verweise auf andere Länder, zumeist wenn es um internationale Verträge geht oder Deutsche Besatzung im zweiten Weltkrieg geht.

Vier Seiten beschäftigen sich mit den Ereignissen auf dem Platz des himmlischen Friedens in Peking. Auf acht Seiten geht es um die Solidarnoc-Bewegung in Polen und auf drei weiteren Seiten Seite um die Wende in anderen Ostblock-Staaten. Eine weitere Seite beschäftigt sich mit der jugoslawischen Geschichte und den Konflikten im ehemaligen Jugoslawien nach 1990. Eine Seite beschäftigt sich mit Dekolonialisierung als ganzes. Am Ende des Lehrbuchs beschäftigt sich noch ein ganze Kapitel von über 30 Seiten mit der europäischen Einigung und europäischer Geschichte allgemein.

In einem Lehrbuch von über 500 Seiten hat ein Schüler, sollte er all das bis zu seinem Abitur wissen, auf 95 Seiten Geschichte anderer Länder und auf weiteren 30 europäische Geschichte gelernt, wobei der Schwerpunkt auf den Supermächten des Kalten Krieges lag, deren Geschichte doch eng mit der deutschen Geschichte verknüpft war. In der Praxis wird allerdings die deutsche Geschichte prüfungsrelevanter, besonders wenn es um Zwischenkriegszeit und Nationalsozialismus geht.
 
Leider bleiben einem meistens nur die " interessanten" Kriegs- und/oder Eroberungsvergangenheiten im Gedächtnis. Und komischerweise stolpert man heutzutage tatsächlich in Computerspielen über geschichtlich interessante Themen, bei denen man sich dann meist über Wiki etwas Hintergrundwissen verschaffen kann.Sei es der Hundertjährige Krieg, die Versenkung der spanischen Armada, die spanische Schatzflotte/ und der Silberzug mit den französischen, niederländischen und britischen Freibeutern, die Kalmarer Union, das osmanische Reich, welches bis vor Wien vorgedrungen war, u.s.w.. Ich hatte ( zumindest nicht bewusst ) vor dem benutzen des Spiels Europa Universalis 4 noch nie etwas von der goldenen Horde gehört. Ich weis, ich oute mich vielleicht durch die Spielebenutzung.
Was aber wahrscheinlich am unbekanntesten sein wird, sind die geschichtlichen Referenzen über kulturelle und wissenschaftliche Entwicklungen unserer Nachbarn.
 
Ich weiß, ich oute mich vielleicht durch die Spielebenutzung.

Schlimm wäre es, wenn du dein Wissen aus Computerspielen beziehen würdest und dieses Wissen unkritisch weitergäbest. Aber bei dir scheinen die Computerspiele ja eher die Neugier geweckt zu haben. Und das ist doch gut. Ich bin überzeugt davon, dass viele junge Erwachsene, die so vor ca. 10 - 15 Jahren in der Pubertät waren, ihr Wissen über Antike und Mittelalter stärker aus Age of Empires denn aus ihrem Schulunterricht beziehen.
 
Was die Geschichte der Nachbarländer betrifft, so haben wir in der Schule eigentlich überhaupt nichts über Rumänien und Bulgarien und kaum etwas über die Schweiz gelernt, obwohl die Schweiz eindeutig ein Nachbarland von Österreich ist (allerdings habe ich ohnehin den Eindruck, dass aus ostösterreichischer Sicht, die österreichische Geschichte in Tirol bzw. vor dem Arlberg endet). Wie das Bundesland Vorarlberg zum heutigen Österreich gekommen ist, haben wir in der Schule eigentlich nicht gelernt, das war halt irgendwann da, und von jemanden, den ich einmal als Kind da gefragt habe, erfuhr, dass Vorarlberg gekauft wurde. (Ich habe das damals als Kind allerdings so aufgefasst, dass dieses Bundesland sozusagen als Ganzes gekauft wurde.)
Den "Wilhelm Tell" mussten wir im Deutschunterricht lesen, die Informationen zum historischen Hintergrund zu "Jürg Jenatsch" habe ich mir selbst beschafft, nachdem ich den Roman von Conrad Ferdinand Meyer gelesen habe, und ansonsten erfuhren wir nur, dass die Schweiz nach dem Westfälischen Frieden nicht mehr zum HRR gehört hat.

Was jene Länder des HRR betrifft, die heute Teile von Deutschland sind - darauf wurde nicht wirklich eingegangen. Lediglich die Geschichte von Preußen im 18. und 19. Jahrhundert wurde behandelt, vor allem dort, wo sie mit österreichischer Geschichte verknüpft ist und nach 1868, als aus Preußen sozusagen "Deutschland" wird. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass da plötzlich ein Land namens Preußen mit einem gewissen Friedrich II. im HRR auftaucht. Ein Kurfürst von Sachsen wurde im Zusammenhang mit einem gewissen Martin Luther erwähnt, dem er auf der Wartburg Zuflucht gewährt hat, und der Winterkönig im Zusammenhang mit dem Zweiten Prager Fenstersturz. Die 7 Kurfürsten, um die es in der Goldenen Bulle geht, mussten wir immerhin für eine Prüfung auswändig lernen, und der Märchenkönig Ludwig II. kam auch vor, als Cousin von Sisi.

Über die Geschichte von Rumänien (Moldau / Walachei / Siebenbürgen) und Bulgarien haben wir nichts wirklich gelernt. Dabei war Siebenbürgen (heute: Rumänien) immerhin früher einmal Teil der "Donaumonarchie" und Bulgarien ein Nachbar der Donaumonarchie.

Ähnlich sieht es mit Kroatien, Slowenien, Serbien, Bosnien-Herzegowina und Montenegro (alle damals noch Jugoslawien) aus. Bosnien-Herzegowina wird im Zusammenhang mit der Annektion (und dem Attentat von Sarajewo) erwähnt, Serbien im Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg / Sarajewo und mit der Niederlage auf dem Amselfeld.

Dagegen haben wir relativ viel über englische, französische und italienische Geschichte (allerdings keineswegs mit Hervorhebung der Geschichte der einzelnen Länder / Stadtstaaten gelernt.)
 
Du bist zu optimistisch. Die meisten unserer Mitbürger kennen kaum unsere eigene Geschichte.

Bezüglich uns Geschichtsinteressierter, kann ich das nicht beurteilen. Ich interessiere mich jedenfalls auch für andere Länder (und nicht nur die spanischsprachigen) und stehe oft frustriert vor der jeweiligen Sprachbariere. Wenn ich irgendwo hinreise (oder das vorhabe), versuche ich mich über deren Geschichte zu informieren. Ich wollte mal nach Rodhos und besorgte mir einige Bücher darüber. Die Reise fand am Ende nicht statt, ich habe jedoch alles durchgelesen, von der Antike bis zum 2 WK im Dodekanes.
Aber auch oft ohne Grund, nehme ich mir irgend eine Gegend oder Ära zum Thema und lese darüber was ich kriegen (und verstehen) kann.

Ich denke andere werden es ähnlich machen, hier gibt es ja viele Experten über recht exotische Themen wie z.B. Apvar und sein Niederländisches Marinethread, unsere verschiedenen nordischen Fachleute oder die Antikenrunde.
Hätte von mir sein können. Aber so aus dem Kopf heraus, könnte ich auch nicht mit all zu großem Wissen glänzen. Ich schau dann immer bei Wiki vorbei.
 
Aber so aus dem Kopf heraus, könnte ich auch nicht mit all zu großem Wissen glänzen. Ich schau dann immer bei Wiki vorbei.

Das ist der grosse Vorteil der heutigen Zeit, das "Weltwunder" Internet.
In meiner Jugend vor (gefühlten ) 100 Jahren gab es das leider noch nicht.
Da war man noch auf das Geschichtsbuch, die Lehrer oder betuchte Verwandte angewiesen (welche einem zu Weihnachten Fachliteratur kauften).
 
Ich habe mich absichtlich daher bei der Auflistung an das gehalten, was wir im Schulunterricht gelernt haben, und nicht an das, was ich mir im Eigenstudium erarbeitet habe oder durch Aufenthalt im Ausland, Lesen und andere Freizeitsaktivitäten.

Allerdings liegt meine Schulzeit schon mehr als zwanzig Jahre zurück.:winke:
 
Ich möchte die Frage noch mal erneuern: Was wissen wir eigentlich von der Geschichte unserer Nachbarn? Und warum ist es so, dass unser historisches Wissen selten viel weiter als über den eigenen Gartenzaun geht?
 
Ich möchte die Frage noch mal erneuern: Was wissen wir eigentlich von der Geschichte unserer Nachbarn? Und warum ist es so, dass unser historisches Wissen selten viel weiter als über den eigenen Gartenzaun geht?

Ist es tatsächlich so, oder kommt es "uns" nur so vor? in Punkto Landesgeschichte der deutschen Nachbarstaaten kann man zumindest, sofern es einen interessiert auf wissenschaftliche Publikationen zurückgreifen, auch über Landesgeschichte oder Stadtgeschichte größerer Städte existieren in der Regel Publikationen, aber was ist mit Lokalgeschichte von Regionen, in der sich weltgeschichtsträchtige Ereignisse eher in Grenzen halten? Ohne das Engagement von Geschichtsvereinen und "Heimatforschern" sähe es da wohl in den meisten Regionen ziemlich mau aus. In der Region wo ich z. Z. wohne, gibt es einen Kultur/Geschichtsverein, der auch ein Jahrbuch mit regionalhistorischen Beiträgen herausgibt. In den letzten Jahren sind da allerdings einige Mitglieder verstorben, die sich engagiert und regelmäßig Beiträge verfasst haben, und es gibt wie in vielen Vereinen/ Einrichtungen ein Nachwuchsproblem.

In meiner Grundschulzeit gab es in Hessen (in Baden-Württemberg nicht wo ich den größeren Teil meiner Grundschulzeit verbracht habe) ein Fach Heimatkunde.
meiner Grundschulzeit gab es in Hessen, in Baden- Württemberg wo ich 3/4 meiner Grundschulzeit verbracht habe nicht
 
Was die Antwort betrifft, das hängt wahrscheinlich von jedem selbst ab?

Das wichtigste dürfte wohl ein Anreiz sein. Eine Rolle spielt sicherlich, wo und wann jemand aufgewachsen ist und womit er oder sie zu tun hatte bzw. hat. Wenn ich z. B. ständig auf gewisse Denkmäler zu einem Thema stoße, bin ich entweder davon genervt oder allmählich erwacht die Neugierde.

Persönliches Beispiel:
In der Stadt, wo ich aufgewachsen bin, gibt es ein Schloss und auf dessen Gelände waren wir als Kinder oft unterwegs. Vor allem Tor, das sich aus einer früheren Anlage erhalten hat, hat mich schon damals fasziniert. Benannt ist es noch heute nach dem Herrn, in dessen Auftrag diese frühere Anlage errichtet bzw. umgebaut wurde. Nach einiger Zeit wollte ich mehr über diesen Herrn wissen ...
 
Natürlich weiß ein einzelner Historiker vielleicht mehr über die Geschichte eines bestimmten Landes als der Durchschnitt. Aber die Geschichte des eigenen Landes, von der bekommt man doch en passant, durch Fernsehen, Radio, offene Augen mit denen man zur Schule, Ausbildung, Arbeit geht, so hin und wieder etwas mit. Aber je weiter etwas von uns geographisch weg ist, desto weniger wissen wir i.d.R. über die Geschichte. Nehmen wir das Beispiel der römischen Geschichte: Was wissen wir von dem, was in den Provinzen abging? So gut wie nichts! Man muss nur mal hier im Forum schauen. Das meiste, was hier über die Römer diskutiert wird, ist die Varusschlacht. Dann kommen noch Rom selbst und bedingt durch De bello Gallico, mit dem viele traditionell im Lateinunterricht konfrontiert wurden, bzw. Asterix Gallien. Aber sonst ist das meiste doch, außer für Spezialisten ein weißer Fleck auf der historischen Landkarte.
 
Zum Einen ist da sicher das größere Interesse an der eigenen Geschichte. Der Interessierte möchte wissen, wie es zu der Welt gekommen ist in der wir leben, woher die Überreste der Vergangenheit kommen, die noch erhalten sind und die, die ausgegraben oder in Schriftquellen beschrieben werden. Sodann ist da natürlich die Frage nach den Einflüssen, die unsere Kultur formten.

Da dies Wissen zum Leben in unserer Welt wichtig sind, ist auch der Schulunterricht daran orientiert, was schon der zweite Aspekt ist. Hier wird das Ausland soweit beleuchtet, wie es für unsere eigene Geschichte wichtig ist. Darüber hinaus wir nur das Nötigste vermittelt. Polens Verfassung vor der Teilung ist unter diesem Aspekt z.B. nur von Bedeutung, da sich Reichsfürsten um die Polnische Krone bemühten.

Auch ein dritter Aspekt hängt damit zusammen. Es gibt Momente der Geschichte, die interessanter sind als andere. Verschiedene Kriege, Affären und Intrigen, Besondere, 'abenteuerliche' Zeiten. Denken wir an die Kreuzzüge, Heinrich VIII., die Entdeckungsgeschichte. Hieraus werden Episoden auch zur Motivation durchgenommen. Schon Tacitus klagt ja geradezu, dass er weniger Interessantes zu berichten hat. In diesem Bereich werden dann Aspekte der Geschichte unserer Nachbarn Schlaglichtartig beleuchtet. Hierher möchte ich auch das Interesse an den tatsächlichen Hintergründen von Romanen, Filmen und - was man heute nicht mehr ignorieren darf - Computerspielen setzen. Denken wir hier nur mal an die Päpstin.

Was uns auch gleich zu einem weiteren Aspekt führt: Interesse an der Geschichte aus aktuellen politischen und gesellschaftlichen Fragen heraus.

Diese Liste könnte man sicher fortführen. Gemeinsam ist allen Punkten, dass das Interesse an der Geschichte heute - im Gegensatz zu der Darstellung Schillers - meist nicht ohne Zweck ist. Keinen weiteren Zweck zu haben sehen wir eben heute als Mangel. Und, da wir zur eigenen Kultur die größten Bezugspunkte haben, steht diese eben im Vordergrund.

Daneben gibt es aber auch Sachgründe, die uns im Wege stehen. Wenn die geographische Situation nicht passt, kann ich kein großes Militärlager errichten. Wenn ich die Sprache nicht kann, kann ich die Literatur in dieser Sprache nicht lesen. Wenn die Informationen in Deutschland nicht zu bekommen sind, bleiben sie mitunter nur schwer erreichbar, oder gar ganz unerreichbar. Anfang der 90er Jahre -Amazon war noch unbekannt - habe ich versucht ein bestimmtes Buch zur Englischen Geschichte im Buchhandel zu bekommen. Das ging nicht. Also habe ich nach vergleichbaren Büchern gefragt. Das ging auch nicht. Ich musste in ein anderes Bundesland fahren. Na ja, ich bin nach Hause gefahren, und in Westfalen sind eben noch Briten stationiert. Doch es dauerte dann noch 3 oder 4 Monate, angeblich, weil auf dem Postweg geschludert wurde. Selbst heute ist es nicht immer ganz einfach. Manchmal muss man selbst im Internet suchen, wo man aktuelle Bücher bestellen kann. Aber auch das ist natürlich eine Lage, die dem mangelnden Interesse an den Themen und der somit geringeren Nachfrage geschuldet ist.
 
So ich habe mal kurz recherchiert. England, Italien, Ungarn und Liechtenstein sind zwar keine direkten Nachbarn, aber hier wohl auch von Interesse. Bei Amazon findet man folgende Trefferzahlen zur Geschichte unserer Nachbarn:

England 1.075.718
"Britisch" 4.009
Dänemark 4.738
Niederlande 23.010
Belgien 624
Luxemburg 197
Frankreich 125.498
Schweiz 6.097
Liechtenstein 8
Österreich 11.508
Italien 68.630
Ungarn 4.212
Tschechien 3.255
Böhmen 1.541
Polen 17.125

Für Deutschland sind übrigens 977.300 Treffer gelistet.

Daraus ergibt sich die Frage, warum sich die Kunden Amazons mehr für die Insel interessieren. ;)
 
@Riothamus
Gute Überlegungen die ich völlig teile.

Mir scheint der Alltagsbezug eine durchaus gewichtige Rolle zu spielen, gerade auch der unmotiviert zufällige. Ich denke, es geht vielleicht nicht nur mir so, dass, über das geschriebene Wort hinaus, etwas zum Betrachten, Anfassen und Erleben die Neugier deutlich steigern und eine größere Nachhaltigkeit hervorrufen kann. Während und nach Reisen steigt mein Interesse oftmals sprunghaft an, besonders auch wenn es zu Gesprächen mit lokalen "Ureinwohnern" und deren geschichtlichem Horizont kommt. Leider erlahmt das aber fast ausnahmslos wieder ebenso schnell - bei mir ist darüberhinaus noch besonders frustrierend, das angeeignete Wissen verschwindet, aktiv kaum mehr abrufbar, in nebulösen Gedächtnishöhlen.

An meinen Schulen war es bezüglich Alltagsbezügen schlichtweg gruselig. Da reihte sich Burg an Burg vor der Haustüre, römisches Mauerwerk war nicht weit, spannendste Museen von Faustkeilen bis zur Zeitgeschichte quasi um die Ecke, usw. - nicht ein einziger Klassenausflug im Rahmen des Geschichtsunterrichts, schön im stickigen Klassenzimmer was über Fachwerkbauweise büffeln, direkt vor der Schule stand der Kram zuhauf rum!

Sicher ist es im Rahmen schulischen Alltagsbetriebs nicht einfach, Lehrplaninhalte mal so eben mit sinnlich vielschichtigen Eindrücken im Ausland verknüpfen zu können.
Mein geschichtliches Interesse ist jedenfalls genau da ausgeprägt wo ich in Kinder- und Jugendtagen was in natura betrachten oder gar anfassen durfte. Da lagen die jeweiligen Nachbarländer zum einen schlicht außerhalb meines Horizonts, zum anderen haben sich mir die urlaubend erfahrenen Römerruinen in Spanien viel tiefer eingebrannt als viele nicht besuchte Sehenswürdigkeiten in der Nähe des heimatlichen Wohnorts.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich möchte die Frage noch mal erneuern: Was wissen wir eigentlich von der Geschichte unserer Nachbarn? Und warum ist es so, dass unser historisches Wissen selten viel weiter als über den eigenen Gartenzaun geht?
....
Man kann sich anschauen, wo hier im Forum die beitragsreichen Themen sind....

Das mit den "Nachbarn" ist auch so eine Sache. Denn das sind ja immer mal wieder andere und es sind auch nicht weniger geworden, sondern mehr.
Das sogar drastisch, denn die fortschreitende Raum- und Zeitverkürzung lässt ganz neue Nachbarschaften entstehen, weit über den "Gartenzaun" hinaus.
Interessant finde ich in dem Zusammenhang die geringe Anzahl der Beiträge im GF zum major-player China.

Nun auch ein Nachbar?
Jedenfalls in der Wirkung schon.
 
Das Problem besteht darin, das nur Themen abgearbeitet werden und die Zusammenhänge nicht aufgezeigt werden. Zum Beispiel die Handelsbeziehungen zwischen Ägypten und dem Antiken Griechenland, wurde nach meiner Meinung nicht erwähnt. Dafür die Athener Demokratie. Nur das die Sklaven kein Stimmrecht hatten, Halbfreie ebenso nicht und von Frauen ganz zu schweigen. Ach ja, und das das volle Bürgerrecht mit dem Stimmrecht zusammen fast ausschließlich vererbt wurde brauchte auch nicht erwähnt werden.
Wie soll man dann auf die großen Zusammenhänge kommen, wenn die entsprechenden Verbindungen nicht gebracht werden. Weil die Geschichte ja nicht für jedes Land alleine betrachtet werden kann. Und auch früher die Nachbarn sich gegenseitig beeinflusst haben.
Und von der lokalen Geschichte, da habe ich noch etwas in der Grundschule mitbekommen. Aber auch nicht sehr viel. Und was in den Nachbarstädten war, nur ein großes Fragezeichen, war quasi auf einem anderen Planeten.

Apvar
 
Das entspricht genau dem Curriculum des Geschichtsunterrichts - je nach Bundesland - 5./6. Klasse:
1.) Steinzeit: Evolution des Menschen; Neolithisierung
2.) Das Alte Ägypten als Bsp. einer frühen Hochkultur
3.) Attische Demokratie/Perserkriege
4.) Das römische Reich
5.) FrühMA - hier mit Beginn der Zentrierung auf Mitteleuropa (Frankenreich > Ostfrankenreich > HRRDN)

In den folgenden Schuljahren bleibt der Fokus auf D, abgesehen von ein paar Ausreißern bzgl. der Conquista Amerikas und der Frz. Revolution, sowie den Ereignissen des Epochenjahrs 1917. Bei der WWK wird der Fokus dann wieder hauptsächlich auf die Folgen in D gelegt.

Nicht, dass ich missverstanden werde: Das ist gar nicht mal als Kritik am Curriculum gemeint, ich halte das Curriculum in seiner Auswahl für legitim. Aber wenn unser Wissen als Geschichtsinteressierter darauf beschränkt bleibt, dann empfinde ich das als Schade.

Dass man in Österreich vielleicht auch einen besseren Eindruck von der slowakischen oder der ungarischen Geschichte hat, ist klar. Wer in Wien beim Jogging nicht aufpasst, findet sich ja plötzlich in Bratislava wieder...
 
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