Geschichte [Bearbeiten]
Schon vor ungefähr 7000 Jahren wurden Bleichmittel für Textilien auf Basis von
Schwefel benutzt. Der eigentliche Prozessstoff ist dabei das reduktiv wirkende Schwefeldioxid, da vierwertige Schwefelverbindungen bestrebt sind ihr
Elektronenoktett aufzufüllen.
Eau de Javel, eingedeutscht Javelwasser, gilt als das erste chemische Bleichmittel. Seine Wirksamkeit wurde 1785 von
Claude-Louis Berthollet demonstriert.
Rasenbleiche im Zentrum von
Sterkrade 1924
Für Textilien wurden in vergangener Zeit in Mitteleuropa
Leinen und
Wolle genutzt. Diese Fasern enthalten als Rohware farbige Restsubstanzen aus der Faserfertigung, auch bilden sich durch den Gebrauch braune Abbauprodukte. Um den „reinen“ Eindruck zu erreichen, wurden Wäschestücke an den Flusswiesen in der Nähe von Waschstellen außerhalb der Städte ausgelegt. Das „Ausbleichen“ wurde von der
Sonne erledigt. Die Gewebe wurden im Wechsel mit saurer Milch und dem Extrakt von Holzasche (
Pottasche) benetzt. Die intermediär unter dem Einfluss von Licht und Luftsauerstoff gebildeten
Peroxide verursachten den Bleicheffekt. Die Behandlung bis zum gewünschten
Weißgrad konnte Wochen dauern.
Die fotokatalytische Bleiche (Rasenbleiche) ist nicht nur durch Sonnenlicht oder UV-Strahlung bedingt. Neben dem direkten Angriff der Photonen auf geeignete Molekülbindungen der unerwünschten gelben Alterungsprodukte in den Naturfasern wirkt eine Ozon- oder Singulett-Sauerstoff-Bildung auf die Verfärbungen ein.
Für Baumwollgewebe ist die Rasenbleiche ebenfalls geeignet. Die Haushaltswäsche wurde in Deutschland bis in die 1970er Jahre auf dem „Rasenplatz“ oder „Bleichanger“ unter den Wäschepfählen getrocknet und gebleicht. Diese Methode wird in anderen Ländern heute noch angewendet. Bei der Rasenbleiche ablaufende chemische Prozesse sind die Grundlage der modernen Wasch- und Bleichmittel.
Für Leinen war diese Nachbearbeitung wichtig, um das
Lignin aus den Geweben zu entfernen. Dieser farbige „Faserleim“ des Flachses gab dem Leinen den groben „bäuerlichen“ Ruf. „Feines“ Leinen war aufwändiger bearbeitet, auf jeden Fall intensiv gebleicht und teurer.
Neben den
Färbern und
Wäschern gab es einen eigenen Berufsstand der Bleicher. Diese hatten in vielen Städten eine eigene
Zunft, und gingen an geeigneten Plätzen wie Flusswiesen ihrem Gewerbe nach.