Mit Verlaub, das finde ich Quatsch. Jeder Messeschmiedemeister wird dir was anderes sagen.
Natürlich braucht man auch bestimmte Stoffe, die das Eisen unterschiedlicher Härtegrade zum verschmieden bringen, aber die Vogelscheisse wurde nur zum Zisellieren benutzt, denke ich mal.
Die "Härtung" erfolgt doch auf ganz anderem Wege. Indem man das eisen abkühlt und dann noch mal zum "Entspannen" bringt. Da erst ordnen sich die Moleküle so an, wie sie sollen.
Das wusste natürlich kein mittelalterlicher Schmied, deshalb war es auch immer ein Glückstreffer und das Schwert oder Messer war "göttlich".
Dass es vom Glück abhing, ob eine Arbeit gelang, kann ich mir nicht vorstellen. Als Beispiel kann man das weiter oben erwähnte Zeremonienschwert von Essen nehmen. Es zeigt zum Beispiel, dass die Werkstoffauswahl zentrale funktionelle Bedeutung hatte: Sehr elastisches Metall nahe dem Griff, also in dem Bereich, mit dem gegnerische Hiebe aufgefangen werden sollten; sehr hartes Metall an der Spitze, die notfalls Panzerungen durchschlagen sollte. Oder die Verarbeitungstechnik: Da sind mehrere Stahlstäbe umeinander geflochten worden, wobei die Kreuzungspunkte eingezahnt wurden, damit sie nicht Huckel auf der Klinge bildeten etc. Das waren alles keine Zufälle. Es war offensichtlich gewollt. Sicher haben die Schmiede die chemischen und physikalischen Hintergründe nicht gekannt. Vermutlich haben sie durch Versuch und Irrtum gelernt und dieses Wissen über Jahrhunderte weitergegeben.
Die Sache mit dem Phosphor verstehe ich immer noch nicht. Mag ja sein, dass die Vogelkacke nur zum Ziselieren benutzt wurde. Aber dafür ist der Phosphoranteil in den untersuchten Metallen zu hoch. Auf die Schnelle habe ich nur Zusammenfassungen gefunden, in denen es heißt, die phosphorlegierten Klingen seien härter und korrosionsbeständig gewesen. Aber das ist nicht mein Metier...
Wir müssen im Zusammenhang mit dieser Diskussion um damaszierten Schwertstahl eines bedenken. Es mag sowas schon sehr lange gegeben haben, wo und von wem auch immer geschmiedet. Aber das waren dann seltene und teure Spitzenprodukte, denen man offenbar Namen verlieh, die in die Sagenwelt eingingen und über Generationen unter Königen vererbt wurden. Was die Archäologen in den Urnen der germanischen Gräberfelder aus jener Zeit gerollt oder gefaltet finden, spricht dagegen eine völlig andere Sprache.
Nun, das ist klar. Wenn es Dir nur darum geht, stimme ich zu. Natürlich waren solche Schwerter keine Massenware. Es muss unglaublich aufwändig und langwierig gewesen sein, sowas zu schmieden. Angesichts der germanischen Wirtschaftsweise wäre es gar nicht möglich gewesen, eine breite Bevölkerungsschicht mit solchen Waffen auszurüsten. Und für die meisten Menschen wäre es auch unbezahlbar gewesen. Nur die "Fürsten" konnten sich sowas leisten. Aber das besagt im Grund nichts! Die technischen Grundlagen waren weithin bekannt, es gab Schmiede, die sowas konnten und folglich ein Wissen hatten, das heutige Schmiede beispielsweise in der experimentellen Archäologie erstmal mühsam wieder nachvollziehen müssen.
Das ist wie mit dem Flugzeugbau: Es ist heutzutage kein Problem, ein Flugzeug zu konstruieren und zu bauen. Trotzdem wird kaum jemand von uns jemals ein eigenes Flugzeug kaufen. Die Masse der Leute kann sich gerade ein Auto leisten, viele nicht mal das.
Ähnlich wird das damals mit Waffen gewesen sein: Wenn Metallwaffen in Massen gefertigt wurden, wurde dazu "minderwertiges" Metall verwendet, das leicht herzustellen und leicht zu verarbeiten war. So waren die Kelten zwar führende Metallurgen ihrer Zeit. Trotzdem gibt es aus dem gallischen Krieg aber Berichte, in denen es heißt, dass die Krieger immer wieder in die hinteren Reihen zurückweichen mussten, um ihre krummen Schwerter wieder geradezubiegen. Billige Massenware eben.
Insgesamt stellt sich sowieso die Frage, wieviele von den Dingen, die Archäologen heute ausgraben, damals einer breiten Bevölkerungsschicht zugänglich waren. Wurden armen kleinen Bauern wirklich Metallwaffen mit ins Grab gegeben? Ich habe da meine Zweifel.
MfG