Theophil Wurm, Württ. Landesbischof
Das mutige Eintreten Wurms gegen die Euthanasie, gegen die Endlösung (heute spricht man vom Holocaust) auch wie er sich gegen die Übernahme seines Amtes durch den vom "Reichsbischof" eingesetzten Pfarrer Krauß (wie man ausgerechnet auf Krauß kam, ist eines der ungelösten Rätsel) erfolgreich wehrte, ist bekannt, bzw, kann der Interessierte nachlesen.
Ich möchte hier auf eine unbekanntere, aber sehr wichtige Leistung Wurms hinweisen.
Als der "Reichsbischof" versuchte Wurm aus dem Amt zu drängen, kam als sein Abgesandter der "Rechtswalter" der Deutschen Christen August Jäger aus Berlin nach Stuttgart.
Mit beginnendem Krieg, der ja anfangs sehr erfolgreich verlief, wurde das Geschrei der NS-Funktionäre im 3.+4. Glied groß, dass nach dem "Endsieg" die große Abrechnung mit den Kirchen kommen würde. Was man in den Kirchen mit erheblicher Sorge zur Kenntnis nahm.
Im Warthegau, dem Reich nach dem Polenfeldzug neu angegliedert, wurden viele aus Russland im Zuge des Hitler-Stalin-Abkommens kommende Russland-Deutsche angesiedelt, die überwiegend Protestanten waren. (Zuvor war Platz geschaffen worden, indem man die Polen verjagte. Aber das ist eine andere Geschichte)
Die Verwaltung im Warthegau gebärdete sich sehr Kirchenfeindlich, Klöster wurden aufgelöst, Mönche und Nonnen verjagt (evt. auch noch viel Schlimmeres mit ihnen angestellt, zumindest Hinweise haben wir hier in einem anderen Thread lesen können) Kirchenneubauten waren natürlich untersagt. Gleichzeitig wurde das Abhalten von Gottesdiensten außerhalb von Kirchen verboten. Dies traf nun die Protestanten hart, evangelische Kirchen gab es ja nicht. Auch ist es bei den Protestanten seit der Gegenreformation Brauch, sich in Privatgebäuden zur Religionsausübung zu treffen.
Nun war ausgerechnet jener August Jäger vormals "Rechtswalter" der Deutschen Christen stv. Chef der deutschen Zivilverwaltung im Warthegau.
Womit zumindest Wurm wusste, woran er war.
Um in der offensichtlich kommenden Auseinandersetzung mit der Staatsgewalt zumindest etwas besser aufgestellt zu sein, gründete Wurm Ende 1941 das "Kirchliche Einigungswerk" mit dem Endziel einer Vereinigung der evangelischen Kirchen in Deutschland.
1943, weiterschauenderen, zu denen Wurm auf alle Fälle gehörte, war klar geworden, dass es keinen "Endsieg" geben würde, wurden diese Bestrebungen auf Eis gelegt, um der Staatsgewalt keine Handhabe zu Gewaltmaßnahmen zu geben.
1945, unmittelbar nach Kriegsende, war es dann auf Basis dieses "Kirchlichen Einigungswerks" möglich die EKiD zu gründen.