Kreuzzüge
@Mak13
Das Alexios I. den Lehnseid verlangte, war nur mehr als verständlich. Er hatte ja, wie schon erwähnt wurde, Söldner erwartet, die bereit waren, sich seiner Führung zu unterstellen, statt dessen kamen selbstständige und selbstbewusste Ritterheere. Indem sie ihm den Lehnseid schworen, hatten sie sich verpflichtet, die Gebiete, die sie erobern würden, der Oberherrschaft des Kaisers zu unterstellen. Nicäa, das 1097 von den Kreuzfahrern angegriffen wurde, ergab sich den Byzantinern und nicht den Kreuzfahrern. Doch bereits während des Zuges durch Kleinasien begannen die Führer der Kreuzzugsheere zunehmend ihre eigenen machtpolitischen Interessen zu verfolgen, so hatte sich z. B. Balduin I. von Boulogne vom Hauptheer getrennt und war Richtung Osten gezogen, hatte dort Edessa erobert und dort 1098 eine Grafschaft erreicht - entgegen der Abmachung mit Alexios. Antiochia, Tripolis und Jerusalem wurden auf dem gleichen Wege eingenommen. Das Alexios die Hilfe, die er gewährte, daraufhin einstellte, dürfte nur mehr als verständlich sein, schließlich haben die Kreuzfahrer ihren Eid gebrochen.
Der Grund für die "passivität" der Byzantiner, wie du sie nennst, dürfte darin liegen, dass das Byzantinsche Reich zu diesem Zeitpunkt auf einem Tiefpunkt seiner Macht stand. Manzikert war noch nicht lange her, Jerusalem und Antiochia konnten nicht gehalten werden.
Vielleicht sollte man einmal nach den Beweggründen der abendländischen Christen, besonders beim Adel, fragen, warum diese sich den Strapazen des Kreuzzuges unterzogen haben: Neben dem religiösen dürften vor allem die Chance, sich nicht nur im Kampf zu bewähren, sondern auch materielle Güter zu erwerben oder sogar Herrschaften zu errichten eine wichtige Rolle gespielt haben. Immerhin hatte sich aus wirtschaftlichen Gründen im Westen das Erstgeburtsrecht durchgesetzt, d. h., die jüngeren Söhne wurden nicht mehr angemessen mit Gütern ausgestattet, und im relativ dicht besiedelten Westeuropa hatten sie kaum Möglichkeiten, Besitz zu erwerben. Die Chancen standen dafür standen gut, den das Byzantinische Reich befand sich, wie erwähnt, auf einem Tiefpunkt seiner Macht und zugleich begannen unter den Muslimen selbst, Konflikt aufzubrechen, so dass sie sich auf keine gemeinsamen Maßnahmen gegenüber den Christen mehr verständigen konnten.