Wer war Arminius?

Im Übrigen frage ich mich, wie kommt ein Germane zu dem Namen "Segestes"?
Es gibt zwei Ortsnamen "Segestike", beide im keltischen Spracbereich. Zufällige Homophonie oder mehr?
Wenn zum Beispiel die Cherusker ein ethnogenetisch relativ neuer Stamm wären, mit zum Teil Elementen keltischer Herkunft, dann hätten wir auch eine Erklärung für die Romfreundlichkeit eined Teiles und für den inertribalen Zwist bei den Cheruskern.
Boiorix

Wohl kaum, da man in der cheruskischen Nobilität des weiteren die wohl ebenfalls germanischen Namen Segimarus (Segimar --> Siegmar), Segimundus (Siegmund), Sesithar und Inguiomerus (Ingmar) findet. Die germ. Entsprechung zu Segestes dürfte in diesem Kontext Sieggast (vgl. z.B. Lüdegast) gewesen sein. Auch wenn die ethnische Zusammensetzung der Völkerschaft rechts des Rheins bis heute viele Fragen offen lässt, so ist doch bei der Führungsschicht der Cherusker zumindest von einer germanischen Namensgebung auszugehen. Zudem halte ich deine Argumentation zur Erklärung der inneren Konflikte der Chersuker für fragwürdig. So sind wohl eher unterschiedliche inner- und außenpolitische Auffassungen Ursache für die Streitigkeiten, als eine nur spekulative Spaltung zwischen vermuteten germanischen Stammesteilen auf der einen Seite und keltischen Stammesangehörigen auf der anderen Seite. Segimerus wird von tacitus als Erster seines Stammes bezeichnet, damit war bestimmt nicht nur eine einzelne Gruppe der Cherusker gemeint.

Um jetzt nochmal auf die Büste zurückzukommen: ich frage nach der Herkunft, weil ich dieses Portrait von Arminius noch nie gesehen hab und diese dem Cherusker ja endlich mal ein Gesicht geben würde, außerdem erinnert sie mich stark an eine Büste des Thuemlicus im British Museum in London. Weiß also jemand was über Datierung der Arminius - Büste?
 

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BOIORIX;264674. schrieb:
Wenn zum Beispiel die Cherusker ein ethnogenetisch relativ neuer Stamm wären, mit zum Teil Elementen keltischer Herkunft, dann hätten wir auch eine Erklärung für die Romfreundlichkeit eined Teiles und für den inertribalen Zwist bei den Cheruskern.
Boiorix

Das zweifel ich stark an. Sicher ist, daß in dem Gebiet, das den Cheruskern zugesprochen wird, es auch keltische bzw. keltisch-beeinflußte Siedlungen gab. Diese wurden allerdings im 3.Jh.v.Chr. zerstört bzw. aufgegeben (Brandspuren). Somit wurde eine evtl. keltische Restbevölkerung von den Germanen assimiliert. Aber das dieser Teil noch 200Jahre später einen Einfluß innerhalb der germanischen Gesellschaft besessen haben soll, das halte ich für unwahrscheinlich.
Und Kelten waren auch nicht romfreundlich. Die einzelnen keltischen Stämme wurden in jahrelangen Kriegen von den Römern bekämpft und erst durch Niederlagen bzw. unter Drohung von Gewalt wurden sie vereinnahmt.
 
Hier nochmal zum Vergleich die Büste des Thumelicus:

Ave Aragon,

die Büste der BBC scheint mir auch ehr eine mögliche Darstellung des Thumelicus zu sein, ein römisches Jünglingsbild.

Arminius dürfte wohl ehr anhängender zeitgenössischer Darstellung entsprechend ausgesehen haben.

Beste Grüsse, Trajan.
 

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Arminius dürfte wohl ehr anhängender zeitgenössischer Darstellung entsprechend ausgesehen haben.
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Ave Trajan,

warum so romantisch-idealisiert?

Wahrscheinlich sah unser alter Cherusker so aus, wie auch heute noch klobige und breitschädelige westfälische Bauern aussehen! :D
 
Arminius dürfte wohl ehr anhängender zeitgenössischer Darstellung entsprechend ausgesehen haben.

In seiner Zeit als Anführer des Aufstandes könnte er theoretisch so oder so ähnlich ausgesehen haben, d.h. mit Suebenknoten und Kinnbart. Für seine Zeit in römischen Diensten sehe ich das anders, da er bereits als Kind nach Rom kam, wird er sich im Laufe der Zeit der dortigen Lebensweise angepasst haben, auch was das äußere Erscheinungsbild angeht. Geht man nach Velleius davon aus, dass er das römische Bürgerrecht erwarb und den Rang eines Ritters erhielt, muss man schlussfolgern dass er wahrscheinlich auch sein Äußeres, dem Stande entsprechend danach ausrichtete.
 
In seiner Zeit als Anführer des Aufstandes könnte er theoretisch so oder so ähnlich ausgesehen haben, d.h. mit Suebenknoten und Kinnbart. Für seine Zeit in römischen Diensten sehe ich das anders, da er bereits als Kind nach Rom kam, wird er sich im Laufe der Zeit der dortigen Lebensweise angepasst haben, auch was das äußere Erscheinungsbild angeht. Geht man nach Velleius davon aus, dass er das römische Bürgerrecht erwarb und den Rang eines Ritters erhielt, muss man schlussfolgern dass er wahrscheinlich auch sein Äußeres, dem Stande entsprechend danach ausrichtete.

Nicht zaudern.
Damals war Rom das Paradies für alle "Barbaren" (u.a. Germanen). Der Glanz, der Prunk, das Essen, die Bildung, die Aussicht auf Erfolg, Macht und Ruhm (und nicht die Aussicht auf Macht über ein cheruskische Heidedörfchen) - wer wollte dem widerstehen?
Wäre ich Arminius als Kind gewesen, ich wäre auch Rom erlegen gewesen.
 
Nicht zaudern.
Damals war Rom das Paradies für alle "Barbaren" (u.a. Germanen). Der Glanz, der Prunk, das Essen, die Bildung, die Aussicht auf Erfolg, Macht und Ruhm (und nicht die Aussicht auf Macht über ein cheruskische Heidedörfchen) - wer wollte dem widerstehen?
Wäre ich Arminius als Kind gewesen, ich wäre auch Rom erlegen gewesen.

Hallo Hurvinek,

ich denke das man als moderner mensch sich deiner Ansicht nicht verschließen kann. Aber was hat ihn wie auch immer er hieß oder aussah dazu gebracht doch die Herrschaft über das Heidedorf dem Dienst in der modernsten armee vorzuziehen. Ich denke nicht das sich diese Frage ohne die Person komplett zukennen klären läßt. Und wir werden Ihn nie wirklich kennen da sein hofstaat sollte er so etwas gehabt haben keine Biographen in seinen diensten hatte oder zumindesten keine Biographen die werke verfasst haben die die zeit überdauert haben. So wird es ein ewiges Rätselraten bleiben.

gruß

wer Rechtschreibfehler findet darf sie behalten :)
 
Hallo Hurvinek,

ich denke das man als moderner mensch sich deiner Ansicht nicht verschließen kann. Aber was hat ihn wie auch immer er hieß oder aussah dazu gebracht doch die Herrschaft über das Heidedorf dem Dienst in der modernsten armee vorzuziehen. Ich denke nicht das sich diese Frage ohne die Person komplett zukennen klären läßt. Und wir werden Ihn nie wirklich kennen da sein hofstaat sollte er so etwas gehabt haben keine Biographen in seinen diensten hatte oder zumindesten keine Biographen die werke verfasst haben die die zeit überdauert haben. So wird es ein ewiges Rätselraten bleiben.

gruß

wer Rechtschreibfehler findet darf sie behalten :)

Dazu gibt es Vermutungen.
Er ging mit Freude in seine alte Heimat. Als er mit dieser freudigen Grundeinstellung die Unterdrückung und Erniedrigung der germanischen Vasallen sah, keimte die Saat die in ihm schlummerte. (was ich allerdings nicht glaube, wer jahrelang in römischen Genüssen lebte)
Vielmehr wird es gewesen sein, er sah die Schwäche der Römer und glaubte, ein eigenes germanisches großes Reich unter seiner Führung erschaffen zu können. Vielleicht hatte er keine Geduld oder die Aussicht in Rom das zu werden, was er unter den Germanen werden konnte. Mit so einer Stellung konnte man damals politisch allerhand mit den Römern bewirken.
 
Aber was hat ihn wie auch immer er hieß oder aussah dazu gebracht doch die Herrschaft über das Heidedorf dem Dienst in der modernsten armee vorzuziehen. Ich denke nicht das sich diese Frage ohne die Person komplett zukennen klären läßt.

Du sagst schon richtig, dass man diese Frage leider nie klären kann, denn wir haben außer den Berichten römischer Autoren leider keine weiteren Quellen, die die Absichten des Arminius aufdecken könnten. Uns bleibt also nur die Möglichkeit Hypothesen aufzustellen und deren instabile Fundamente damit aufzufüttern, dass man Vergleiche zu anderen, salopp formuliert, "Barbaren" zieht, die einen ähnlichen Lebensweg wie Arminius gegangen sind. Ins Auge springt dabei Marbod, Herrscher der Markomannen, der ebenfalls eine römische Erziehung genoss und nach seiner Rückkehr ein allererstes germanisches staatsähnliches Gebilde schaffen konnte, auch wenn dies nur von relativ kurzer Dauer war. Arminius hörte vielleicht davon, ihm gefiel diese Machtfülle, über die Marbod gebot. Schon bei den Vorbereitungen des bello variano wird er große Schwierigkeiten gehabt haben die mürrischen Stammesführer, den Adel und die Freien von den Vorteilen eines Konfliktes überzeugen zu können. Im Gegensatz zu ihm selbst, verfügte Marbod über ein Heer von 75.000 Mann, der, wenn er zu den Waffen rief, auf die Gefolgschaft seiner Krieger zählen konnte und nicht immer erst mit Hinweis auf potentielle Beute, die Angehörigen anderer Stämme zur Teilnahme am Krieg bewegen zu können. Und nachdem Sieg über Varus wird der Cherusker erst recht Blut geleckt haben und hat dann versucht seine Postition in der Germania Magna weiter zu konsolidieren und auszubauen.
Dies sind lediglich Vermutungen und man wird leider nie sagen, dass es so oder so gelaufen ist, aber seine Gedanken darüber kann man und sollte man sich machen.
 
Dies sind lediglich Vermutungen und man wird leider nie sagen, dass es so oder so gelaufen ist, aber seine Gedanken darüber kann man und sollte man sich machen.[/quote]

Ich denke natürlich auch das man sich seine gedanken machen sollte mein beitrag war nicht nach dem moto gemeint "es ist nicht erklärbar basta". Meiner Meinung nach war Arminius vergleichbar mit einem Römischen Stadthalter zumindesten war so seine planung

1. einen großen Teil "Germaniens" unter seine Herrschaft bringen
2. die römer zu kompromissen zwingen siehe dazu auch die parther
3. Handel mit den Römern treiben und steuern von den bisher freien Germanischen Stämmen erzwingen

Das Ergebnis meiner Überlegung wäre bei einem Erfolg Arminius das Germanien auch romanisiert worden wäre, so wie gallien nur halt von innen heraus durch einen Germanen der in Koexistenz mit den römischen Machthabern den Römischen way of life in die letzte ecke seines Herrschaftsbereichs getragen hätte. Und das hätte das ende der europäischen Vielfalt in sachen Kultur und Sprache bedeuten können.

gruß

Witukind
 
Diese Überlegungen kann ich nicht ganz nachvollziehen: erst vernichtet A. drei Legionen, um dann Germanien von innen heraus zu romanisieren? Überhaupt, auf der Grundlage welcher Quellenaussage kommst Du zu Deinen Schlussfolgerungen über A.s außenpolitische Ambitionen?
 
Hallo el quijote,

ich beantworte zwar ungern eine Frage mit einer gegenfrage versuche es aber in diesem fall einfach mal, um dir meine gedanken nachvollziehbar zu machen.

Betrachte doch bitte einmal die privat person A.s er hat römische bäder und die möglichkeiten von Hygiene und Medizin kennengelernt um nur einigen Vorteile der römischen Kultur gegenüber der Germanischen Kultur zu A.s zeiten zu nennen. Würdest du auf diese dinge nur aus loyalität zu deiner Kultur oder aus Gram gegenüber einer anderen Kultur verzichten wollen?

Quellen aussagen kann und möchte ich auch garnicht zu meinen persönlichen theorie anführen.

gruß

witukind
 
Das Ergebnis meiner Überlegung wäre bei einem Erfolg Arminius das Germanien auch romanisiert worden wäre, so wie gallien nur halt von innen heraus durch einen Germanen der in Koexistenz mit den römischen Machthabern den Römischen way of life in die letzte ecke seines Herrschaftsbereichs getragen hätte. Und das hätte das ende der europäischen Vielfalt in sachen Kultur und Sprache bedeuten können.


War Arminius überhaupt in Rom?:grübel:
Eher nicht. Seine Ausbildung wird in einer römischen Provinz stattgefunden haben.
So kann man sogar vermuten, daß er sich dabei auch auf germanischen Gebiet befunden hat und daher wohl die Tiberius Feldzüge miterlebt hat. Merkwürdigerweise haben sich die Küstenbewohner (Friesen, Chauken, ...) nicht Arminius angeschlossen, vielleicht gab es da noch "alte Rechnungen" zu begleichen?:grübel:

Vom "römischen way of life" kann überhaupt keine Rede sein. Das heutige Menschen die zivilisierte römische Kultur bevorzugen, das mag sein, aber bei Tacitus (Annalen 2.Buch, 10) steht: "Der andere (hier Arminius) sprach von der heiligen Pflicht gegenüber dem Vaterland, von der von den Vätern ererbten Freiheit, von den heimischen Göttern Germaniens, ..."
Das deutet nicht auf eine römische Gesinnung hin, sondern an eine traditionelle germanische Lebensweise, die gegen Rom gerichtet war. Arminius wird Marbod höchstens für dessen Machtstruktur beneidet haben. Aber auch Marbod betrieb keine Romanisierung seines Gebietes.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Arminius--><--Segestes

Cherusker
Richtig, Du schreibst
//sicher ist, daß in dem Gebiet, das den Cheruskern zugesprochen wird, es auch keltische bzw. keltisch-beeinflußte Siedlungen gab. Diese wurden allerdings im 3.Jh.v.Chr. zerstört bzw. aufgegeben (Brandspuren)//, aber wie alle solchen Zuschreibungen ist auch diese in Gefahr ein Zirkelschluss zu sein: Man ist spontan einer Ansicht, sucht Gründe dafür und findet natürlich viele.Und weil es so viele dafür gibt, glaubt man bewiesen zu haben, dass es so sei.
Ernst Schwarz schrieb ein Essai über die Herkunft der alamannischen Juthungen.
Er ist überzeugt, dass sie von Jütländischen Eudusen abstammen und etwas mit einem gleichnamigen Volk in Ariovists Heer zu tun haben. Die Verbindung stellt er mittels mindestens zehn durch nichts bewiesene Vermutungen her ("...ein neuer Name war nötig...")
Die jütländischen Eudusen sind ein linguistisches Konstrukt und in Ariovists Heer gab es "Sedusii" laut allen Cäsar-Handschriften.Lediglich einige Orosius-Manuskripte haben Eudusii (nicht alle)
Ich bin auch schon auf solche wunderschön "logischen" Konstruktionen hereingefallen.
Es ist schon ziemlich lange her, dass ich mich für Arminius interessierte und mein e Erinnerung mag fehlerhaft sein, aber ich habe nicht den Eindruck, dass man sehr genau weiss, wo die Cherusker sassen.
Bei Cäsar (VI.buch?) sitzen sie am Wald Boconis oder Bacenis, und ich erinnere mich dunkel, dass der mit Harz oder Thüringerwald oder Rhön identifiziert wird.Immerhin ein Unterschied!
Für eine spätere Auseinandersetzung mit Marbod scheinen mir alle drei Orte unwahrscheinlich.
Ich glaube eher, dass es sich da um einen Fall handelt wie die Tencteri, die laut Cäsar ja angeblich viele Jahre in der Germania umherzogen, ehe sie mit den Usipetern den Rhein überschritten haben.
Unter solchen Umständen ist es nicht unwahrscheinlich, dass die Cherusci sich irgendwo mit Kelten/Galliern in vergleichbarer Situation zusammen getan hätten.
Wenn es also keltische Elemente unter den Cheruskern gab, so waren das sicher nicht Leute, die vor ihnen irgendwo gesessen hätten, sondern andere "Halbnomaden".
Ich muss Dir gestehen, ich misstraue auch der Namensdeutung auf der Basis"Hirsche". Dieses Tier scheint eine Totem-Rolle bei den Skythen gespielt zu haben, aber nicht bei den Germanen, wenigstens nicht bei denen des Kontinents (Ich erinnere mich auch keines Stammesnamens auf der Basis eines Tiernamens, aber das mag an mir liegen) Und,-ich weiss nicht ob das Gewicht hat-, im Bairischen ist "Du Hirsch" nicht gerade ein Kompliment.
Sieh auch das Folgende

Aragorn

Deine Namens-Interpretationen können stimmen, aberich denke da an eine Situation wie Cäsar sie (V,2-4)bei den Treverern beschreibt, wo der romfreundliche Cingetorix Gallier) gegen seinen Schwiegervater Indutiomar (german. Name?) stand.Cäsar geht zu den Treverern, "weil sie seine Autorität nicht anerkennen, und, wie man sagt, die überrheinischen Germanen herbeirufen wollten.
Zunächst beruhigen sich die TRverer, aber anscheinend während Cäsar in Britannien ist spinnt Indutiomar neue Aufstandspläne, schlägt dann los und wird von Labienus geschlagen und getötet (V, 55-58)
Die familiäre Konstellation ist wie bei den Cheruskern, und wenn Indutiomar kein "echter" Germane sein sollte, so hat er mindestens sehr gute Beziehungen zu diesen.
Cäsar kommt (VI,7-8) noch einmal auf die Treverer zurück, berichtet den definitiven Sieg des Labienus ud lässt uns wissen, das die den Treverern zu spät zu Hilfe gekommenen Germanen sich zurückzogen und die Verwandten des Indutiomar sich ihnen anschlossen!!!
Gleich darauf erfahren wir von Cäsars Rheinübergang (VI,9), und der Ankunft bei den Ubiern und bekommen (VI, 10) die Cherusker und Sueven am Wald Bacenis erwähnt.
Blos zum Spass also:
Hypothese: Indutiomar war aus der Sippe des Arminius (siehe Inguiomar), und hatte eine Trevererin geheiratet. Seine Tochter wurde Madame Cingetorix.Dem Papa gelanges, sich bei dem Volk seiner Frau Respekt zu verschaffen - er hatte ja auch dieöglichkeit mit dem Herbeirufen der Seinigen Eindruck zu schinden. Die Sippschaft seiner Frau, Schwäger, Neffen,Vettern, stellten sich auf seine Seite, und zogen es vor, nach seinem Tod sich mit der zu spät gekommenen angeheirateten Verwandtschaft über den Rhein davon zu machen, anstatt an der Mosel sich den Schikanen des Cingetorix oder dem Zorn Cäsars auszusetzen.
Und der kleine Stamm der Cherusker konnte diese Verstärkung gebrauchen.
Und was tat Neldthussa ? Blieb sie beim Zhemann, oder warf sie ihm vor am Tod des lieben Papa schuld zu sein, und ging mit Onkel Segimir ins wilde Germanien?
Hübsch, nicht wahr?
Ich behaupte nicht, dass es so war, aber es könnte so gewesen sein.
Ich hab schon wackligere Hypothesen als Wissenschaft ausgeben sehen.
Aber im Ernst:
Natürlich hast Du Recht, wenn Du den Zwiespalt bei den Cheruskern im Politischen siehst, aber diese Situation kann eben aus der verschiedenen Herkunft herrühren.
Die rivalisierenden Cherusker-Sippen hatten eben verschiedene Familienbeziehungen -eben weil sie wohl verschiedener Herkunft waren.
Die Cherusker waren sicher nie ein Stamm von der Grösse etwa der Chatten.Aber sie hatten , Cäsar dixit, Sueven auf den Hacken, zerstrittene Verwandschaft?.
Da war jeder die Kampfkraft verstärkende Spiess willkommen.
Und was die Führungsschicht anbelangt, so kann man sich für deren Herkunft und Zusammensetzung alles mögliche, aber nichts beweisbares ausdenken.
Ich wollte mit dem Vorstehenden auch nur darauf hinweisen, dass da sichtlich ein Germane bei den Galliern eingeheiratet hat, und dass nach seinem Tod seine halb- oder ganzgallische Verwandtschaft nach Germanien zog.
Es gab sichtlich Grenzen zwischen benachbarten Stämmen, aber eben keine prinzipielle Grenze zwischen denGrossgruppen "Germanen, Gallier, Noriker, etc", die ja eigentlich theoretische Konstrukte sind und keine den Betroffenen bewusste Nationalität.
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Was, das gibt es nicht?die Büsten anbelangt, so würde ich zur Identifikation halt das Familien-Foto-Album heranziehen!
Was, das gibt'nicht?
Dann frag Dich mal, seit wann die diese Namen tragen.
 
Zuletzt bearbeitet:
War Arminius überhaupt in Rom?:grübel:
Eher nicht. Seine Ausbildung wird in einer römischen Provinz stattgefunden haben.
Wie man in vielen Römischen lagern überall im Römischen Herrschaftsgebiet jetzt noch sehen kann ist das die Römer immer auch ihren Fortschritt mit in die erorberten Gebiete mitgenommen haben. Schließlich wollte der Römische Soldat es sich nach seinem Dienst auch fern der Heimat gut gehen lassen wollte. Das bedeutet das A auch in der Provinz den Römischen Lebensstandard kennengelernt hat.

Vom "römischen way of life" kann überhaupt keine Rede sein. Das heutige Menschen die zivilisierte römische Kultur bevorzugen, das mag sein, aber bei Tacitus (Annalen 2.Buch, 10) steht: "Der andere (hier Arminius) sprach von der heiligen Pflicht gegenüber dem Vaterland, von der von den Vätern ererbten Freiheit, von den heimischen Göttern Germaniens, ...".

Gerade in der Quelle die du zitierst ergibt sich das problem der subjektiven sicht Tacitus im betracht auf die Germanen die in einer Zeit der dekadenz in Rom als idealbild des bürgers oder menschen im allgemein herhalten mussten. Demnach sehe ich die Vaterlands nicht als bewiesen.

Gruß

Witukind
 
ich beantworte zwar ungern eine Frage mit einer gegenfrage versuche es aber in diesem fall einfach mal, um dir meine gedanken nachvollziehbar zu machen.

Wenn es dem Erkenntnisprozess dient, ist das durchaus legitim.

Betrachte doch bitte einmal die privatperson A.s er hat römische bäder und die möglichkeiten von Hygiene und Medizin kennengelernt um nur einigen Vorteile der römischen Kultur gegenüber der Germanischen Kultur zu A.s zeiten zu nennen. Würdest du auf diese dinge nur aus loyalität zu deiner Kultur oder aus Gram gegenüber einer anderen Kultur verzichten wollen?

Wenn ich ihn an seinen Taten messe, nämlich die Römer aus Germanien zu vertreiben, dann erscheint es mir trotz allem, was er in Rom gesehen und bewundert haben mag, äußerst unwahrscheinlich, dass Arminius plante jemals eine romfreundliche Politik zu gestalten.
Was die römische Bäderkultur etc. angeht, so müssen wir uns zudem ein paar Dinge vor Augen halten. Sicher, Rom hatte fließendes Wasser und ein Abwassersystem, wie es erst im 19. Jahrhundert wieder entstehen sollte. dennoch wird Rom gestunken haben, wie die Pest, wie auch Städte zum Teil bis heute stinken, weil große Menschenmengen einfach viel Dreck und Unrat hinterlassen. Nehmen wir nur die Gerbereien und Färbereien, die große Mengen an Urin benötigten. Nehmen wir den Tiber, in den die ganzen Kloaken mündeten, nehmen wir aber auch die Sümpfe um Rom herum (Malaria). Ob Arminius wirklich so begeistert von Rom war?
Dagegen konnte er in den von Rom noch kaum durchdrungenen Gebieten östlich des Rheins mit seinem Wissensvorsprung Karriere machen, die Nase wurde nicht so vom Gestank der Großstadt belastet...
Apropos Medizin: die meisten Naturvölker kennen sich recht gut mit medizinisch verwertbaren Pflanzen aus, ich denke, das wird bei den Germanen um die Zeitenwende nicht anders gewesen sein.
 
Germanen haben eine ganz andere Lebensweise als die Römer bevorzugt. Sie waren eine kriegerische Gesellschaft, die die Viehwirtschaft bevorzugte. In ihren Wohnhäusern war aufgrund der Viehhaltung bestimmt auch kein angenehmer Geruch zu verzeichnen. Aber anscheinend wenden hier einige Forumsteilnehmer den heutigen Lebensstandard an. Und das war sicherlich nicht der Fall. Zwar konnten Römer mit ihrer Kultur und ihren Bauten Eindruck erwecken, aber die Germanen haben das für sie positive daraus mitgenommen (durch Handel) bzw. kopiert.

Arminius war in der Tradition seiner Vorfahren. So hätte er mit dem Titel eines römischen Ritters sich ein "schönes" Leben machen können. Aber genau das hat er nicht getan. So wird er vielleicht die Geschichte von den römischen Eroberungen in Gallien unter Caesar erfahren haben und hat somit Parallelen gezogen. Wenn Germanien zu einer römischen Provinz geworden wäre, dann wäre die Bevölkerung "versklavt" worden. Sie hätten unter römischen Herrn dienen müssen und die römischen Annehmlichkeiten wären ihnen verborgen geblieben. Die Kelten konnten sich besser anpassen, da sie schon eine Geldwirtschaft hatten und ihr Handel auch auf Vorratshaltung ausgelegt war. Das hat Arminius erkannt. Er kannte die Mentalität der Römer, die andere Völker assimilierten. Eine germanische Identität wäre somit untergegangen und dagegen hat er sich gewehrt.

P.S.
Die Cherusker saßen um die Zeitenwende an der Weser. Da germanische Stämme innerhalb ihres Gebietes auch dazu neigten ihren Wohnplatz zu wechseln, sind die einzelnen Stämme nicht genau greifbar. Aber der heutige Raum Hildesheim, Hameln, Hannover, Harzer Vorland,.... dürfte schon im Cheruskergebiet gelegen haben.
 
Aragorn

Deine Namens-Interpretationen können stimmen, aberich denke da an eine Situation wie Cäsar sie (V,2-4)bei den Treverern beschreibt, wo der romfreundliche Cingetorix Gallier) gegen seinen Schwiegervater Indutiomar (german. Name?) stand.Cäsar geht zu den Treverern, "weil sie seine Autorität nicht anerkennen, und, wie man sagt, die überrheinischen Germanen herbeirufen wollten.
Zunächst beruhigen sich die TRverer, aber anscheinend während Cäsar in Britannien ist spinnt Indutiomar neue Aufstandspläne, schlägt dann los und wird von Labienus geschlagen und getötet (V, 55-58)
Die familiäre Konstellation ist wie bei den Cheruskern, und wenn Indutiomar kein "echter" Germane sein sollte, so hat er mindestens sehr gute Beziehungen zu diesen.
Cäsar kommt (VI,7-8) noch einmal auf die Treverer zurück, berichtet den definitiven Sieg des Labienus ud lässt uns wissen, das die den Treverern zu spät zu Hilfe gekommenen Germanen sich zurückzogen und die Verwandten des Indutiomar sich ihnen anschlossen!!!
Gleich darauf erfahren wir von Cäsars Rheinübergang (VI,9), und der Ankunft bei den Ubiern und bekommen (VI, 10) die Cherusker und Sueven am Wald Bacenis erwähnt.

Das es bei den Treverern einen Häuptling mit Namen Indutiomarus gegeben hat, muss noch lange nicht heißen, dass er ein Germane war noch, dass seinen Name germanischen Ursprungs ist. Du musst immer bedenken, dass Cäsar den Namen so aufschrieb, wie ihn seine Dienstboten, Generäle und Übersetzer ausgesprochen haben, nicht wie er möglicherweise richtig gelautet hätte. Andererseits beriefen sich die Treverer ja auf ihre germanische Herkunft, Indutiomarus wäre dann ein guter Beleg dafür, dass bei deren Ethnogese auch germanische Gruppen eine gewisse Rolle gespielt haben könnten. Aber Boiorix, dein Namensgeber und Vercingetorix waren ja nun auch vermutlich nicht miteinander verwandt, trotzdem ist die letzte Silbe ihres namens gleich.
Vergleiche dazu diesen Beitrag:

Keltische / Germanische Namensgebung


@Cherusker:

Man sollte Arminius nicht zu sehr als Freiheitshelden hinstellen, das war er zwar auch, aber welche Ziele hatte er? Mit Sicherheit nicht, dass der angrivarische Bauer und der usipetrische Schreiner ihr Leben lang nichts mehr von den Legionen der Römer zu befürchten hatte. Vielmehr beseitigte Arminius die Macht der Römer rechts des Rheins und stieß selbst in das hinterlassene Machtvakuum hinein, während der Zeit des Vergeltungskrieges des Germanicus noch weniger, aber erst Recht nach der Schlacht gegen Marbod. Die daraus resultierende immense Machtposition konnte er noch für wenige Jahre auskosten, dann wurde er ja bekanntlich von seinen eigenen Verwandten ermordet.
Cherusker, du erwähnst ja die Unterredung zwischen Arminius und seinem Bruder Flavus an der Weser. Klar ist, dass dieses Streitgespräch stattgefunden hat, alerdings dürfte Tacitus bei der wortgetreuen Überlieferung nur sehr wenige, ungenuae Quellen gehabt haben und auch hier versucht haben den Germanen sprich Arminius der römischen Welt mit seiner Treue, seiner Tugend usw. als Spiegelbild vorgehalten haben
"Der andere (hier Arminius) sprach von der heiligen Pflicht gegenüber dem Vaterland, von der von den Vätern ererbten Freiheit, von den heimischen Göttern Germaniens, ..."
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Zuletzt bearbeitet:
Ave zusammen,


aragon schrieb:
.... denn wir haben außer den Berichten römischer Autoren leider keine weiteren Quellen, die die Absichten des Arminius aufdecken könnten. .......Schon bei den Vorbereitungen des bello variano wird er große Schwierigkeiten gehabt haben die mürrischen Stammesführer, den Adel und die Freien von den Vorteilen eines Konfliktes überzeugen zu können. ...... Und nachdem Sieg über Varus wird der Cherusker erst recht Blut geleckt haben und hat dann versucht seine Postition in der Germania Magna weiter zu konsolidieren und auszubauen. ...

Yep. Dazu hatte ich schon mal einiges bemerkt. Für die Vorbereitung des Aufstands musste er schon eine erhebliche Logistik betreiben, ganz egal ob der Aufstand nach Timpe aus dem inneren römischen Militärapparat kam oder gar von aussen. Das Problem ist, dass er schon mit dem Beginn der Vorbereitungen seine ausserordentlich privilegierte Stellung und sein Leben auf ein ganz hochriskantes Spiel setzte. Dafür muss man Gründe haben, die über schnödes Gewinnstreben weit hinausgehen. Denn der völlig unsichere und dann einmalige Gewinn der Varusbeute konnte unmöglich die lebenslangen Privilegien des römischen Ritters Arminius aufwiegen. Ich bin überzeugt, Arminius, dessen hohe Intelligenz von Tacitus gelobt wurde, hat schon Jahre vor der Varusschlacht eine Vorstellung entwickelt, wie er den Konflikt zwischen Germanien und Rom (und nur den kannte er seit seiner Geburt) zu Gunsten der Germanen (und zu seinen eigenen) verändern würde.

cherusker schrieb:
...War Arminius überhaupt in Rom? Eher nicht. Seine Ausbildung wird in einer römischen Provinz stattgefunden haben. So kann man sogar vermuten, daß er sich dabei auch auf germanischen Gebiet befunden hat und daher wohl die Tiberius Feldzüge miterlebt hat. Merkwürdigerweise haben sich die Küstenbewohner (Friesen, Chauken, ...) nicht Arminius angeschlossen, vielleicht gab es da noch "alte Rechnungen" zu begleichen? ...

Dem stimme ich zu. Vermutlich hat er sich seine Sporen im immensum bellum (1 bis 4) unter Tiberius verdient, danach in 5 und 6 sicherte er die neue germanische Provinz für Rom und war in 6 vermutlich auch an der Vorbereitung des Tiberiusfeldzuges gegen Marbod beteiligt. Als dann aber der pannonische Krieg ausbrach, wird er mit seinen Truppen, und zusammen mit Varus, weiter für die Sicherung der Provinz Germanien zuständig gewesen und nicht mit nach Pannonien gezogen sein. Anders ist ja kaum erklärbar, wie er zum Tischgenossen des Varus in 7 bis 9 aufsteigen und beim römischen Legaten eine solche Vertrauensstellung ergattern konnte.

Aragon schrieb:
....Man sollte Arminius nicht zu sehr als Freiheitshelden hinstellen, das war er zwar auch, aber welche Ziele hatte er? .....Vielmehr beseitigte Arminius die Macht der Römer rechts des Rheins und stieß selbst in das hinterlassene Machtvakuum hinein....erst Recht nach der Schlacht gegen Marbod. Die daraus resultierende immense Machtposition konnte er noch für wenige Jahre auskosten, ...

Ich denke, er wird schon auch für die Freiheit gekämpft haben, fragt sich nur für welche und wessen Freiheit. Allein schon was der damalige Germane unter Freiheit verstand und das was wir heute darunter verstehen, dürfte nicht dasselbe gewesen sein. Die Bezeichnung Held ist in Deutschland allerdings nicht mehr so opportun, wogegen die Franzosen mit ihrem Freiheitshelden Vercingetorix aber keine Probleme sehen.


Der Thread hier heisst allerdings „Wer war Arminius“, d.h. wie war sein Charakter und wie hat er wohl ausgesehen. Was seinen Charakter angeht, so lässt dass für ihn ad hoc ganz miserable Kosten-Nutzen-Verhältnis seines Aufstandes nur den Schluss zu, dass er höhere Ziele im Auge hatte. Das die antike Geschichtsschreibung ihn im Nachhinein nicht so edel aussehen lassen kann ist klar; die Römer mochten in dem Barbaren wenig gutes sehen, und seine bucklige Verwandschaft in seinem Freiheitskampf nur das unlautere Streben nach der Königswürde.

Ich möchte nocheinmal zurückkommen auf das mögliche Porträt des Arminius, dass ich weiter oben angehängt hatte:

aragon schrieb:
....In seiner Zeit als Anführer des Aufstandes könnte er theoretisch so oder so ähnlich ausgesehen haben, d.h. mit Suebenknoten und Kinnbart. Für seine Zeit in römischen Diensten sehe ich das anders, ...

So sehe ich das auch, bis 9 wird er mehr römisch assimiliert ausgesehen haben, danach sicherlich ehr betont germanisch.

Mit dem Porträt hat es übrigens folgende Bewandtnis:

- die Büste stammt aus einem germanischen Fürstengrab, das erst seit etwa 20 Jahren bekannt ist. Es handelt sich um das reichste bislang gefundene frühgermanische Fürstengrab
- es enthielt, obwohl bereits antik geplündert, noch reichlich augusteiisches Material
- die Datierung der Grablege der Büste ist unter Fachleuten, wie üblich strittig, je nach Autor von Erstes bis Zweites Jahrhundert
- ethnisch wird es an die mittlere Elbe eingeordnet
- es ist keine der bekannten römischen Spottstatuetten eines Germanen, sondern es ist eine ehrerbietende Darstellung für die Zwecke eines germanischen Umfeldes. Es stellt entweder den beerdigten Fürsten oder einen wichtigen Fürsten aus seinem Umfeld dar.

Wer die dargestellte Person ist, ist noch völlig ungeklärt, aber angesichts der zeitlichen und räumlichen Einordnung der Büste ist die Auswahl nicht so riesig.


Beste Grüsse, Trajan.
 
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