Wie beeinflussbar, war Wilhelm der Zweite Wirklich?

Der 3.Schlesisiche Krieg, der auch der Siebenjährige Krieg genannt wird, ja, das war ein Präventivkrieg, zu dem sich Friedrich der Große gezwungen sah.
 
Nach dem Krieg sollte ja der Kaiser als Sündenbock herhalten! Aber das scheint mir auch nicht richtig Auch hier wollte man dem Mann eine Geisteskrankheit andichten, um sich aus der Affäre zu ziehen.

In einem Wort: Sehr beeinflussbar, weil er auf Grund der Konstruktionsfehler des monarchischen Systems in diversen Dingen oberste Entscheidungsinstanz wurde, von denen er eigentlich nichts verstand, aber die unseelige Neigung hatte dort bis in die Details hineinregieren zu wollen.


Wilhelm II. hat sich in Bonn 4 Semester lang Inhalte aus 10 verschiedenen Fachbereichen angehört. Mit anderen Worten, er hat einen oberflächlichen Eindruck in die Grundlagen verschiedener Fachbereiche bekommen, aber nichts in diesem Sinne wirklich ernsthaft studiert.
Zumal Studium damals nicht viel damit zu tun hatte, wie das heute aussieht.

Und dann hatte das, was er sich da anhörte auch fachlich nicht viel mit dem Militärwesen oder der Außenpolitik zu tun, wo Wilhelm später Schlüsselentscheidungen zu treffen hatte.


Nö, er war als oberste Entscheidungsinstanz einmal verantwortlich für diverse Schlüsselentscheidungen, die er billigen musste und auch billigte.
Dazu gehören der Schlieffenplan, der Blancoscheck, die Generalmobilmachung, der Abbruch der diplomatischen Beziehungen, die Kriegserklärungen (auch an Luxemburg und Belgien), der Einsatz von Giftgas, der uneingeschränkte U-Boot-Krieg etc.
Alles Entscheidungen, die seiner ausdrücklichen Zustimmung bedurften und die hat er einmal gegeben.
Das hat nichts damit zu tun jemanden zum Sündenbock zu machen, Sünden hatte sich dieser Kaiser wahrlich genug geleistet, auch vor dem 1. Weltkrieg schon (Umgang mit Pesönlichkeiten wie Peters, Einsetzung v. Throtas, Aufforderung an die Truppen in China alle Gepflogenheiten des Kriegsrechts zu missachten, etc.).

Die Verantwortung hat er.

In der 31. Auflage seiner Schrift: Caligula- eine Studie über Cäsarismus und Byzantinismus aus den 1920er Jahren schrieb der Historiker Ludwig Quidde "seit seiner Flucht nach Holland war er kein Faktor mehr von Bedeutung für unser öffentliches Leben, und es erschien mir unwürdig, einem Gestürzten noch Steine nachzuwerfen, zumal da es einen ekeln konnte wie Viele von denen, die ihm vorher schmeichelten, nun über ihn herfielen."

Ludwig Quidde, der spätere Friedensnobelpreisträger fühlte sich durch das Auftreten des jungen Kaisers Wilhelm II. frappierend an Kaiser Caligula erinnert, und Quidde verfasste 1894 die kurze Biographie Caligulas. Wilhelm II. wurde darin mit keinem Wort erwähnt, die Anspielungen wurden aber verstanden, und Caligula-eine Studie über Cäsarismus und Byzantinismus wurde ein Bestseller, der auch in konservativen Kreisen die dem Hof nahestanden, äußerst beliebt war.

Dennoch blieb die Staatsanwaltschaft Quidde wegen Majestätsbeleidigung auf den Fersen, und für eine Äußerung bei einer Versammlung in letzter Konsequenz wurde Quidde zu 3 Monaten Gefängnis- nicht Festungshaft was sonst üblich war-verurteilt. Quidde hat sein Knastaufenthalt viel Spaß gemacht, Möglichkeiten der Revision ergriff er nicht, und saß die 3 Monate ab. Seine akademische Karriere erlitt dadurch Schaden. Wegen der Majestätsbeleidigung war Quidde bei vielen Kollegen unten durch, eine Professur blieb ihm verwehrt.

In der Nachkriegsausgabe von 1927 warnt Quidde davor, den Kaiser einseitig zu verdammen, und er sprach Wilhelm II. durchaus nicht ab, dass er eine begabte und interessierte Persönlichkeit war, auch gewisse sympathische Züge besaß und zuweilen auch gute Reden schrieb.

Im Großen und Ganzen berichten aber eigentlich alle Zeitgenossen, die Wilhelm II. und seinen Hof kannten, dass der Kaiser für Schmeicheleien sehr empfänglich war und sich auch relativ leicht beeinflussen ließ. Wilhelm war interessiert an vielem, wenn ihm jemand von etwas berichtete, dass ihn interessierte, begeisterte er sich leicht. Er übernahm Ideen und Gedanken leicht, und er kombinierte vieles mit eigenen Ideen und war häufig schon nach kurzer Zeit davon überzeugt, dass er selbst darauf gekommen war.

In Punkto Schmeichelei konnte man bei ihm anscheinend gar nicht dick genug auftragen. "Wie Ihre Majestät soeben ganz zutreffend bemerkten...wurde zu einer Standardfloskel, mit der Bernhard von Bülow versuchte, den hohen Herrn sanft zu lenken. Vieles was Bülow dann treffend bemerkte, war oft das gerade Gegenteil von dem, was seine Majestät gesagt hatte. "Er ist so bedeutend, der bedeutendste Hohenzoller seit Friedrich dem Großen" äußerte Bülow mal über seinen hohen Herrn und sorgte dafür, dass dieser davon erfuhr.

Seiner Fähigkeit, dem Kaiser zu schmeicheln, und der Fürsprache von Philipp von Eulenburg verdankte Bülow sein Amt als Reichskanzler.
 
Seiner Fähigkeit, dem Kaiser zu schmeicheln, und der Fürsprache von Philipp von Eulenburg verdankte Bülow sein Amt als Reichskanzler.

Ich würde schob von einer gezielten und systematischen Förderung Bülows durch Eulenburg sprechen. Bülow war, seit dem Sturz Caprivis klar, dass sein anvisierter Weg ins Kanzleramt nur über Eulenburg führen würde. Entsprechend richtete er sein Verhalten gegenüber Eulenburg ein. Bülow zog im Umgang mit Eulenburg alle Register der Umgarnung.

Für Eulenburg war eine absolute Loyalität gegenüber dem Kaiser ein äußerst wichtiges Kriterium für den Reichskanzler. Bülow schleimte entsprechend bei Eulenburg und wußte natürlich genau, das dieser alles haargenau Wilhelm II. berichten wird. Spätestens ab 1895, Eulenburg schrieb an dem Kaiser, als dieser sauer auf Marschall war, "Mit Bernhard Bülow, dessen glühende Verehrung für Eure Majestät und dessen absolute Unterordnung unter die Wünsche seines Herrn ich genau kenne, würde Eure Majestät leicht, sicher und angenehm arbeiten."

Ab 1895 war es nur eine Frage der Zeit, bis Bülow in die höchsten Schaltstellen der Macht aufsteigen würde. Hohenlohe galt als Übergangskanzler.

"seit seiner Flucht nach Holland war er kein Faktor mehr von Bedeutung für unser öffentliches Leben

Ein Punkt kann hier erwähnt werden. Der spätere Reichspräsident von Hindenburg hat dem Kaiser im holländischen Exil um Erlaubnis für eine Kandidatur für das Amt des Reichspräsidenten gebeten. Wie die Geschichte wohl verlaufen wäre, wenn Wilhelm II. sein Einverständnis nicht gegeben hätte?
 
In Herbst 1880 hatte Eulenburg, wenn auch mit Schwierigkeiten, die diplomatische Prüfung bestanden gehabt. Am 01.Januar 1881 erhielt er seine Ernennung zum 3.Sekretär an der Pariser Botschaft.

Botschafter war zu jenem Zeitpunkt dort Hohenlohe, der 1894 durch Eulenburgs Einfluss Reichskanzler, wenn auch nur als Übergang, wurde. 2.Sekretär an der Botschaft war Bernhard von Bülow, der es dann später dank Eulenburg auch bis zum Reichskanzler brachte. 1. Sekretär war von Thielmann wurde später Staatssekretär des Reichsschatzamtes.
 
http://www.modellfort-sanssouci.de/
http://www.festungsbauten.de/D/Helgoland.htm
https://de.wikipedia.org/wiki/Feste_Kaiser_Wilhelm_II.
https://www.festungen.info/content/...he-festungen-bis-1914/festungen-rund-um-metz/
https://de.wikipedia.org/wiki/Feste_Obergentringen
...bei weitem nicht die einzigen, die Kaiser Wilhelm II besuchte, förderte, durchsetzte (der Fesungsfreak verzichtet auf eine unnötige Übersicht zum Festungsbau der dt. Kaiserreichs) - im Kontext der Fragestellung des Fadens ist mir unklar: war die "Festungsbegeisterung" des Kaisers eines seiner Steckenpferde, oder war er da von pro-Festungsbau eingestellten hohen Militärs beeinflusst? (Ein Kuriosum: der Kaiser setzte die beiden dreieckigen Panzerforts bei Mutzig durch, deren Anordnung/Ausbau/Struktur eigentlich schon nicht mehr so ganz up to date war)
 
In Herbst 1880 hatte Eulenburg, wenn auch mit Schwierigkeiten, die diplomatische Prüfung bestanden gehabt. Am 01.Januar 1881 erhielt er seine Ernennung zum 3.Sekretär an der Pariser Botschaft.

Botschafter war zu jenem Zeitpunkt dort Hohenlohe, der 1894 durch Eulenburgs Einfluss Reichskanzler, wenn auch nur als Übergang, wurde. 2.Sekretär an der Botschaft war Bernhard von Bülow, der es dann später dank Eulenburg auch bis zum Reichskanzler brachte. 1. Sekretär war von Thielmann wurde später Staatssekretär des Reichsschatzamtes.

Bismarck äußerte sich in seinen Memoiren vernichtend über Eulenburg, schrieb, er sei als Diplomat auf wichtigeren Posten nicht einsetzbar und nicht ernst zu nehmen.


"Phili" verdankte seinen Zugang zu Wilhelm II. nicht zuletzt seinen Insider-Kenntnissen vom Tode König Ludwigs II. Eulenburg war Diplomat am bayrischen Hof unter Ludwig II. gewesen, und als Ludwig unter bis heute mysteriösen Umständen im Starnberger See ertrank, hielt Eulenburg sich zufälligerweise ebenfalls am Starnberger See auf- Er kannte ausgewissen, intimen homoerotischen Kontakten eine Reihe von jungen Fischern am Starnberger See, die ihn zum Tatort ruderten. Eulenburg erfuhr sozusagen aus erster Hand eine Reihe von interessanten Details zum Tode von König Ludwig und er schrieb darüber ein 15 seitiges Privat-Dossier für Wilhelm II., der das Dossier und seinen Autor überaus interessant. Bei verschiedenen Jagden der Familie von Dohna und auf Eulenburgs Landsitz Liebenberg war man sich bereits früher näher gekommen.
 
Bismarck urteilte über Eulenburg: "Er ist liebenswürdig, aber auf politischen Gebiet ohne Augenmaß für das was wichtig oder unwichtig ist; er läßt sich durch nörgelnde Klatschereien einen Eindruck machen, trägt den weiter und verstimmt damit ohne Not. Eulenburg könne in Lippe, Oldenburg oder Braunschweig preußischer Gesandter werden, aber für München sei er unmöglich.

Als Eulenburgs Tochter Astrid am 23.März 1881 verließ Eulenburg Paris. Er erholte sich von dem Tod seiner Tochter in Starnberg und München und es war Herbert von Bismarck, der sich für Eulenburg einsetzte.
 
Die Position als preußischer Gesandter in München hat Eulenburg sich im Frühjahr 1891 auch nicht gerade auf die vornehme Art und Weise besorgt.
Während eines Besuches in München bat Reichskanzler Caprivi den bayrischen Ministerpräsidenten Crailsheim Kaiser Wilhelm II. zu den Manövern der bayrischen Armeekorps einzuladen.

Diese Frage wurde dann hinter dem Rücken von Caprivi bearbeitet. Crailsheim bat Eulenburg, der zu dieser Zeit in Stuttgart preußischer Gesandter war, vertraulich darum, den Besuch des Kaisers zu verhindern, da er sonst befürchte den Prinzen Luitpold zu verärgern.

Eulenburg informierte Holstein und Marschall, die dringend dazu rieten, das der Besuch Wilhelm II. nicht zu verhindern sei.

In der Zwischenzeit hatte Caprivi Wind vom Brief Crailsheim an Eulenburg bekommen und bat diesem um entsprechende Aufklärung.
Eulenburg versicherte Crailsheim dessen Brief wie gewünscht vertraulich behandelt zu haben. Aufgrund dieser Info tat Crailsheim auf dumm und schrieb Caprivi, er wüsste nicht wovon dieser eigentlich rede.

Eulenburg meinte, aber jetzt bei Wilhelm II. den Nachweis antreten zu können, das der preußische Gesandte in München, Rantzau, Schwiegersohn Bismarcks, wohl nicht mehr das Vertrauen der bayrischen Regierung besitze. Rantzau wurde nach Haag versetzt und Eulenburg bekam den von ihm gewünschte Posten in München.
Als Eulenburg dann Crailsheim von dem Ausgang dieser Geschichte informiert, wollte dieser wissen, wie das denn eigentlich sein könne, wenn Eulenburg von den geheimen Wunsch der bayrischen Regierung in Berlin nichts hätte verlauten lassen.
 
Nicht zu unterschätzen ist auch der Einfluss der Flügeladjutanten. Philipp Eulenburg schrieb hierzu an Bülow: "Die Flügeladjutanten - und besonders eine gewisse Sorte [...] seien schwerer aus dem politischen Kartenspiel zu escartieren als die kompliziertesten Probleme. Sie sind im Leben unseres lieben Herrn leider selbst ein Problem." (1)

Die Flügeladjutanten waren einen großen Teil des Tages bei dem Kaiser. Sie nahmen gemeinsam die Mahlzeiten ein, gingen gemeinsam spazieren oder ritten gemeinsam aus. Sie lasen die gleichen Zeitungen. Im Krieg ging es darum, die Stimmung des Kaisers hochzuhalten, ihm Gesellschaft zu leisten, ihn zu unterhalten und seinem Bedürfnis nach Aussprache zu genügen. So Mutius in seinem Lebenserinnerungen.

Röhl: Eulenburgs politische Korrespondenz, Band 3, S. 1945
 
Zuletzt bearbeitet:
im Kontext der Fragestellung des Fadens ist mir unklar: war die "Festungsbegeisterung" des Kaisers eines seiner Steckenpferde, oder war er da von pro-Festungsbau eingestellten hohen Militärs beeinflusst?
Pardon, ich erinnere nochmal an meine Frage.
Anfang des 20.Jh. gab es im Militär zwei Lager, eines pro, das andere contra Festungsbau. Ob Kaiser Wilhelms "Begeisterung" für moderne Fortifikation sein Steckenpferd oder Einfluß von pro-Festungsbau Militärs war weiß ich nicht.
 
Mir ist nicht bekannt, das Wilhelm II. ein Festungsfreak gewesen war.

Der Festungsbau war nicht nur von den operativen Erwägungen des Chefs des Generalstabes abhängig. Aus politischer Sicht dienten die Festungen der Absicherungen der Eroberungen von 1871. Die im Reichstag hierzu bewilligten Mittel stützen sich auf diese Bestrebungen und wurden zumindest von Moltke d.Ä. unterstützt.
Es gab später genügend Generäle die den Festungsbau ablehnten, da diese der gepredigten Offensivdoktrin widersprach. Beispielsweise befand sich auch der Chef des Ingenieur-und Pionierkorps in Übereinstimmung mit Schlieffen, die gegen den Festungsausbau votierten. Der Kriegsminister Goßler übernahm hingegen im Jahre 1898 die Ansichten Kaiser Wilhelm II. .Goßler schlug hierzu vor, die Verteidigung nicht nur durch einzelne, örtlich begrenzte Festungswerke, sondern in Rahmen ganzer Abschnitte vorzunehmen. So sollte beispielsweise der Festungsgürtel vor Metz zu verstärken, aber auch im Osten an der Weichsellinie sollte die Grenze befestigt werden.
 
Mir ist nicht bekannt, das Wilhelm II. ein Festungsfreak gewesen war.
Ich kenne mich in seiner Biografie nicht aus, deshalb frage ich ja.
Mir ist nur die Literatur zum Festungsbau bekannt, aus dieser geht hervor, dass er durchaus über längere Zeit Gefallen am Festungsbau hatte: der Ausbau der monströsen "Festen" erfolgte auf "Allerhöchste Kabinetts-Ordre", der romantisierend an die Dürerzeit anspielende Begriff "Feste" für die modernen Gruppenbefestigungen soll auf den Kaiser zurückgehen. Das alles aufzählen, gehört nicht hierher, aber die Frage, ob er dieses Faible von sich aus hatte oder ob er da beeinflusst war, scheint mir zum Thema zu passen.
 
Ich kenne mich in seiner Biografie nicht aus, deshalb frage ich ja.
Mir ist nur die Literatur zum Festungsbau bekannt, aus dieser geht hervor, dass er durchaus über längere Zeit Gefallen am Festungsbau hatte: der Ausbau der monströsen "Festen" erfolgte auf "Allerhöchste Kabinetts-Ordre", der romantisierend an die Dürerzeit anspielende Begriff "Feste" für die modernen Gruppenbefestigungen soll auf den Kaiser zurückgehen. Das alles aufzählen, gehört nicht hierher, aber die Frage, ob er dieses Faible von sich aus hatte oder ob er da beeinflusst war, scheint mir zum Thema zu passen.

Du hast, glaube ich, selbst mal auf den Professorenroman von Felix Dahn Ein Kampf um Rom verwiesen. Justinian will gerne das Ostgotenreich niederwerfen, sein Feldherr Belisar glaubt, es stemmen zu können, aber der Stratege Narses rät, Justinian soll erst mal seine Grenzen im Osten sichern und einen siebenfachen Festungsgürtel anlegen.

Festungen wie Przemysl, Modlin, Verdun, Antwerpen nahmen in der Militärtheorie doch noch immer einen wichtigen Platz ein, auch wenn sich dann im Kriegsverlauf zeigte, dass Festungen relativ leicht mit schwerster Ari geknackt werden konnte.

Ich nehme schon an, dass Belagerungskrieg Wilhelm faszinierte, nicht zuletzt weil es dabei auch Schlagzeilen und Erfolgsmeldungen gab. Eich Ludendorff war einer der ersten, wenn nicht der erste Pour le Merite-Träger des Krieges. Ludendorff hatte die Festung Lüttich erobert und die Offiziere der Zitadelle zur Übergabe aufgefordert, was die auch taten. Die Einnahme von Lüttich war nicht unwichtig für die Einhaltung des Zeitfensters für den Schlieffen-Plan. Die Einnahme von Antwerpen, Novo Georgiewsk (Modlin), Lomza, Warschau etc. und die Rückeroberung von Przemysl fanden große Beachtung während des Krieges. Wilhelm II. war durchaus sehr technikbegeistert. Anfangs hielt er Verbrennungsmotoren für eine Sackgasse die niemals das noble Pferd ersetzen können, er legte sich aber bald Automobile zu. Da er mit seinem Arm nicht selbst chauffieren konnte, ließ er sich eine Sonderanfertigung bauen, damit er wenigstens Gas geben konnte. Moderne Waffentechnologie faszinierte ihn, und er war häufig Gast im Hause Krupp, und er war hingerissen von Produkten des "Kanonenkönigs"

Ich denke schon, dass man davon ausgehen kann, dass Wilhelm II. ein gewisses Interesse an Festungen und Belagerungen hatte.
 
Ich denke schon, dass man davon ausgehen kann, dass Wilhelm II. ein gewisses Interesse an Festungen und Belagerungen hatte.
Denke ich auch, aber ich weiß halt nicht, ob er dieses Interesse, dass sich im Befehl zum Bau monströser Riesenanlagen manifestierte, aus Eigenantrieb entwickelt hatte oder ob er da beeinflusst war.
(Details wie geknackte veraltete Anlagen (Lüttich, Antwerpen) und nicht geknackte modernere wie Verdun können wir hier weglassen)
 
Ich weiß nur, das sich unter Wilhelm II. der Festungsbau verändert hatte. Geographisch und eben als Panzerfestung, was den Brisanzgranaten geschuldet gewesen war. Die Wirkung dieser Granaten war für die alten Festen und Forts sehr ungünstig. Diese Brisanzgranaten kamen aber schon zur Kaiser Wilhelm I. "auf dem Markt". Wilhelm I. hat den Bau der neuartigen Festung Thorn angeordnet. Später folgte dann die Feste Kaiser Wilhelm II. bei Straßburg und war die erste Panzerfestung des Kaiserreichs.
Vielleicht hat Wilhelm II. seine Aufmerksamkeit für Festungen von seinem Opa. Ich weiß es nicht, ob das eine Beeinflussung vorlag.
 
Anfangs hielt er Verbrennungsmotoren für eine Sackgasse die niemals das noble Pferd ersetzen können

Da spielst Du wahrscheinlich auf das bekannte Fake-Zitat an:

Dieses inzwischen sehr weit verbreitete Zitat wurde Kaiser Wilhelm II. erst im 21. Jahrhundert untergeschoben.
Es taucht um das Jahr 2000 im Usenet auf, 2001 in einem Buch, 2005 in einem Artikel in der "Welt" und wird seitdem in vielen unseriösen Zitatsammlungen, Managementratgebern, Zeitungen und auch im Mercedes-Benz Museum und durch Mercedes Werbung verbreitet...

ZITATFORSCHUNG: "Das Auto ist eine vorübergehende Erscheinung. Ich glaube an das Pferd." Kaiser Wilhelm II. (angeblich)
 
Denke ich auch, aber ich weiß halt nicht, ob er dieses Interesse, dass sich im Befehl zum Bau monströser Riesenanlagen manifestierte, aus Eigenantrieb entwickelt hatte oder ob er da beeinflusst war.

Ist jetzt nur ein Gedanke, aber ich denke, wenn man sich vor Augen führt, wie sehr KWII an dem monströsen Flottenprojekt und den Dicken Pötten mit ihren schweren Geschützen hing, könnte ich mir vorstellen, dass sich seine Gigantomanie und ein gewisser Faible für große Kaliber auch auf andere Bereiche übertragen haben mag.
 
Die "dicken Pötte" wurden Wilhelm II. aber von Tirpitz eingeredet. Wilhelm II. hatte ursprünglich den richtigen Gedanken eines Kreuzerkrieges.
 
seine Gigantomanie und ein gewisser Faible für große Kaliber auch auf andere Bereiche übertragen haben mag.
@Shinigami eine plausible Idee, die eher dazu tendiert, dass keine Beeinflussung bzgl Befestigungsfaible vorlag. Ich tendiere, ohne es beweisen zu können, auch in diese Richtung.
Was allerdings "Gigantomanie" betrifft, so muss man sehen, dass Monumentalismus jeglicher Sorte (Architektur, Literatur, Technik usw) zu den typischen Bestandteilen des 19. Jhs. zählte und somit keine spezielle Marotte Wilhelms II bedeutet. Hinzu kommt, das - vergleichbar heute die Begeisterung für Autotechnik, Computer etc - in der 2. Hälfte des 19. und Anfang des 20. Jhs. eine allgemeine Technikbegeisterung in der Luft lag: Eisenbahn, moderne Geschütze (vgl. die Romane von Jules Verne und Spielzeuge (sic!) um 1900) etc. Hightech faszinierte damals wie heute große Bevölkerungsanteile - und die neuen modernen "Festen" waren Hightech in dieser Zeit. Zudem zählte die Beschäftigung mit Militärtechnik zu vielen "Ausbildungen" der höheren Kreise mit dazu (z.B. im "Studium" musste der Kadettenanwärter Modest Mussorgski Festungspläne a la Totleben zeichnen, studieren) - insofern kann das große Interesse Wilhelms II am seinerzeit modernen Festungsbau - auch gegen die Tendenzen der zeitweiligen Anti-Fortifikation-Fraktion*) - auch auf zeitbedingt quasi ganz natürliche "Ursachen" zurückgeführt werden, d.h. es muss nicht zwingend Beeinflussung vorgelegen haben.

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*) diese wirkte z.B. in Russland zeitweilig viel stärker: der Zar wollte keine Millionen Rubel im Sand verbuddeln (Port Arthur war deshalb eine unterfinanzierte Baustelle! Das Projekt Warschauer Festungsviereck wurde aufgegeben, Warschau desarmiert und teils geschleift um 1912)
 
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