Wie stark war der Druck auf die Rheinbundstaaten,....

muheijo

Aktives Mitglied
...selbigen zu gruenden und aus dem HRR auszutreten?

Anlæsslich einer anderen Diskussion wuerde ich das gerne vertiefen.
Meine These ist, dass den Rheinbundstaaten aufgrund ihrer Vorteile der Austritt aus dem HRR nicht sonderlich schwer gefallen ist.

Gruss, muheijo
 
Anlæsslich einer anderen Diskussion wuerde ich das gerne vertiefen.
Meine These ist, dass den Rheinbundstaaten aufgrund ihrer Vorteile der Austritt aus dem HRR nicht sonderlich schwer gefallen ist.
Da bin ich zwiespältiger Ansicht. Bei Baden, Württemberg und anderen, war der Austritt aus dem Reichsverband ja sicherlich reizvoll, Kursachsen tat dies erst nach der Niederlage in der Doppelschlacht von 1806 bei Jena und Auerstedt.

Insgesamt war die Zeit von ca. 1798 bis 1806 wohl eine ganz brisante Periode der Schwebe. Das Reich, wenn es weiter existieren wollte, musste es sich als Hauptaugenmerk machen, die verlorenen Gebiete zurück zu gewinnen. Zum anderen waren genau die Gebiete verloren gegangen bzw. wurden weiterhin unterminiert, welche den Reichsgedanken mit Leben erfüllten und vom Reich als Verteidigungs- und Friedensorganisation am meisten profitierten. Das waren nicht zuletzt die drei geistlichen Kurfürsten von Köln, Mainz und Trier, welche immerhin durch ihre wiederholte Anwesenheit bei den Kaiserwahlen, im Unterschied zu den anderen Kurfürsten, die eher bloß Gesandte schickten, ihre Verbundenheit zum Reich manifestierten.

Die eklatante Aufgabe von Reichsterritorien im Westen, welche mit dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 noch stärker fundamentiert wurde, musste den Reichsgedanken der Verteidigung des Reiches in Frage stellen. Genau hier dürfte auch für die Rheinbundfürsten anzusetzen sein. Diese mussten mit dem Scheitern der Reichsarmee als wesentlichen Träger der Außenpolitik des Reiches erkannt haben, dass das Reich ihnen keinen ausreichenden Schutz mehr gegen Agressionen des westlichen Nachbars bot.

Zum anderen muss man sich wahrscheinlich die Verhältnisse in den unterschiedlichen größeren Reichsständen selbst anschauen.

In Bayern musste z.B. der Tod des Kurfürsten Carl Theodor 1799 einen wesentlichen Einschnitt bedeuten. Die außenpolitischen Manöver dieses Wittelsbachers und seines bayerischen Vorgängers Max III. Joseph habe ich hier schonmal versucht schemenhaft zu analysieren: http://www.geschichtsforum.de/f288/die-franz-sische-b-ndnispolitik-deutschland-1715-1774-a-22568/ Die Erbfolge der lange vermähten Linie Zweibrücken-Birkenfeld, der Carl Theodor Zeit seines Lebens entgegen zu wirken versuchte, musste wichtige Impulse den neuen französisch-bayerischen Beziehungen geben. Da die Pfalz und Bayern mit dem Erbfall von 1777/78 zusammen gekommen war, war der drittmächtigste Staat innerhalb des HRR entstanden. Dieser wurde nun schlagartig in andere außenpolitische Bahnen geführt, was schon 1805 von hervorragender Aktualität wurde.

Darüber hinaus ist nicht zu übersehen, dass von den vier anderen bedeutenden Mächten Österreich, Brandenburg, Sachsen und Braunschweig-Lüneburg, sich die zwei nördlichen Brandenburg und Braunschweig-Lüneburg zusehends aus der Reichspolitik zurückgezogen hatten, bzw. eher für die Aushöhlung des Reichsgedankens sorgten.

Gerade die effektivsten Reichskreise hatten unter den kriegerischen Handlungen der 1790er enorm gelitten, die Truppen des Schwäbischen Kreises waren auf den Schlachtfeldern weitesgehend untergegangen.

Die Staaten, welche sich nicht anfänglich dem Rheinbund aus verschiedenen Gründen anschlossen (der Herzog von Württemberg hatte ja nichts destominder ein schwieriges Verhältnis zu Napoleon), lagen in den kaiserfernen Gebieten des Obersächischen und Niedersächsischen Kreises. In den kaisernahen Gebieten hingegen hatten die größeren Reichsstände zum ganzen Teil auf Kosten der zumeist kaisertreueren, kleineren Reichsstände von den Gebietsverschiebungen profitiert, bzw. zumindest wurde dem Wunsch territorial geschlossenere Staatsgebilde zu erlangen, der im 17./18.Jh. gereift war und den z.B. selbst Carl Theodor von Pfalz-Bayern verfolgt hatte, in zunehemden Maße erfüllt.

Von daher würde ich mich der These, dass es leicht für einige Staaten war auszutreten durchaus beipflichten. Allein die Handlungsweise der Reichsfürsten, welche dem Rheinbund beitraten in Regensburg verdeutlicht schon, wieviel oder vielmehr wie wenig sie nur noch auf den Willen des Reiches gaben: http://www.geschichtsforum.de/378130-post7.html
 
Ich weiß nicht, ich weiß nicht.

Der Kaiser hatte Ulm verloren, die beiden Kaiser dann Austerlitz.
Der Usurpator sass im Sattel wie noch was.
Das Jahr darauf hat der Preuße fürchterliche Prügel bekommen.

Die hatten keine Wahl.

Ja, wenn eine dieser Schlachten anders ausgegangen wäre.


Chronologie:
Der Friede von Schönbrunn war am 28.12.1805
Rheinbundakte vom Juni 1806
Austrittserklärung aus dem Reich Bayern, Württ, Baden usw. 1.8.1806
Gleichzeitig übergibt der franz. Geschäftsträger eine Erklärung, dass der Kaiser (in Wien, nicht der Usurpator) "genötigt" sei dies hinzunehmen. Und dass Bonny der "Protector" dieses Rheinbundes wäre.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich weiß nicht, ich weiß nicht.

Der Kaiser hatte Ulm verloren, die beiden Kaiser dann Austerlitz.
Der Usurpator sass im Sattel wie noch was.
Das Jahr darauf hat der Preuße fürchterliche Prügel bekommen.

Die hatten keine Wahl.

Ja, wenn eine dieser Schlachten anders ausgegangen wäre.


Chronologie:
Der Friede von Schönbrunn war am 28.12.1805
Rheinbundakte vom Juni 1806
Austrittserklärung aus dem Reich Bayern, Württ, Baden usw. 1.8.1806
Gleichzeitig übergibt der franz. Geschäftsträger eine Erklärung, dass der Kaiser (in Wien, nicht der Usurpator) "genötigt" sei dies hinzunehmen. Und dass Bonny der "Protector" dieses Rheinbundes wäre.
Ich sehe da das Ganze eher in der längeren Entwicklung. Der Kaiser hatte 1742-45, 1756-63, 1778, 1792-97, 1799-1801 und letztlich 1805 immer in den Kriegen den Kürzeren gezogen. Die vom Reich aufgestellten Maximen der Verteidigung des Reiches nach innen - zu Felde ziehen gegen Landfriedensbrecher (wie Friedrich II. 56) - oder nach außen (Agression Frankreichs gegen die Österreichischen Niederlande 1792) konnten nie erfüllt werden. Das heißt nicht, dass damit das Reich sogleich zerfallen wäre, aber es wurde doch angekratzt.

Ich denke eine Entscheidung der Reichsfürsten, die dem Rheinbund beitraten und das Reich verließen war immer eine Folge der Abwägung der Vorteile von beidem - Reich und Rheinbund - wenn es nicht sogar auf außenpolitischen Druck erfolgte.
 
Der Untergang der Grande Armee in Russland dürfte auch nicht ohne Folgen geblieben sein, schließlich opferte Napoleon mehr Polen und Deutsche als Franzosen!!!:haue:
 
Der Untergang der Grande Armee in Russland dürfte auch nicht ohne Folgen geblieben sein, schließlich opferte Napoleon mehr Polen und Deutsche als Franzosen!!!:haue:

Ja, das war sicher ein "Startsignal", die pro-napoleonische Haltung zu ueberdenken. Bis dahin glaube ich aber, das man durchaus keine grossen Probleme hatte, sich unter den "Schutz" des frz. Kaisers zu stellen.
Meine Ausgangsfrage galt der Zeit der Rheinbund-Gruendung.

Gruss, muheijo
 
Zurück
Oben