Da gab es Ende Juno 1976 in Berlin Ost eine große Konferenz der europäischen sozialistischen Arbeiterparteien, mithin unter Beteiligung von der Vertreter dessen, was häufig unter dem Begriff
Eurokommunismus firmierte. Gerne erinnere ich an die ital. PCI unter Berlinguer oder die französischen Genossen, um einige große wie einflussreiche, mehr oder weniger nicht-orthodoxe Parteiorganisationen außerhalb des 'Ostblockes' anzuführen.
Und schau an, im Berliner Abschlussdokument mit dem Namen
For Peace, Security, Cooperation, and Social Progress in Europe: On the Results of the Conference of the Communist and Workers' Parties of Europe, Berlin, June 29-30, 1976 wurden explizit der
spirit and the letter ot the Helsinki Agreeement erwähnt und bejaht. Dem diverse, teils heftige bis lebhafte Diskussionen auf der Konferenz voraus gegangen waren und ihr auch nachfolgten. Vor allem die Nichteinmischung und die Achtung der Menschenrechte, Zulässigkeit von Kritik u.a.m. führten zu Diskussionen bis Streit zwischen den teilnehmenden Parteivertretern, wobei die Fronten durchaus etwas quer verliefen.
Die 'orthodoxen' Positionen wurden hinsichtlich beispielsweise Menschenrechte, Nichteinmischung und Kritik von den 'eurokommunistischen' und 'unabhängigen' sozialistischen Arbeiterparteien in den 1970er und erst Recht nach Verabschiedung der Schlussakte 1975 vermehrt öffentlich kritisch kommentiert oder angegriffen. Daran erinnere ich mich sogar noch selbst.
Es gab kein kritikloses, geschlossenes Lager der sozialistischen Arbeiterparteien mehr in Europa, die 'Orthodoxie' beispielsweise sowjetischer Prägung stand vermehrt unter kritischer Beobachtung und Legitimationsdruck und möglichem Ansehensverlust. Die Helsinki-Schlussakte, die in Berlin 1976 ausdrücklich anerkannt worden war, hatte an dieser Entwicklung (ein wenig) mitgewirkt.
Hilfe für eine differenzierte Einschätzung des Helsinki-Prozess auf wissenschaftlich ausreichender Basis bietet die Arbeit von Daniel Thomas,
The Helsinki Effect: International Norms, Human Rights, and the Demise of Communism, 2001, soweit ich sehe. Und der wissenschaftlich überraschend gut belegte und fundierte englischsprachige TanteWiki-Artikel
1976 Conference of Communist and Workers Parties of Europe.
Hilfreich sind weiterhin diese Aussagen von
@hatl im Faden
Präsentationsprüfung über den NATO-Doppelbeschluss, 2016, auch für diesen Faden wie allgemein (Hervorhebungen von mir):
"All diese Auswirkungen" sind m.E. problematisch zu postulieren weil sie tendenziell stark vom vorläufigen Ende der Geschichte interpretiert werden.
Es wird z.B. hin und wieder die These vertreten, der Doppelbeschluss sei insofern wirksam gewesen, als er ".. den Bruch der sozial-liberalen Koalition, sowie die Überforderung der SU-Wirtschaft .." hervorgebracht habe.
Wenn man diese These vertreten wollte, käme man nicht umhin zu fragen, welche andere Fakten dieser Zeit einen ebenso großen, oder noch größeren, Einfluss hätten haben können. Und deren gäb es viele zu nennen. Und dann kommt man unvermeidlich vom Hundersten ins Tausende. Das ist nun leider so, und kann zunächst nicht anders sein.
Einfacher, weil weniger auf nachträgliche Interpretation gestützt, ist es den Rahmen der Bühne zu betrachten, auf dem das Stück zu dieser Zeit aufgeführt wird.
Angesichts zahlloser anderer, damals ebenso wirksamer oder noch bedeutenderer Faktoren und nachfolgender, gravierender und gravierenderer Entwicklungen, ist eine wissenschaftliche, substanzielle Auseinandersetzungen mit dem Thema Helsinki-Schlussakte und die Nachwirkungen/Nachfolgen meiner Erfahrung nur dadurch möglich, indem man zuerst den damaligen Rahmen der Bühne differenziert darstellt, untersucht, erforscht, als grundlegende Basis für weitere Recherchen, Darstellungen usw.
Substanzielle Sach-/Fachkenntnisse sind immer hilfreich