Der Hinweis mit dem russischen Geld für Poincares Wahl zum Präsidenten entstammt aus Iswolskis Aufzeichungen.
Das jetzt auch McMeekin als fragwürdig dargestellt wird, war ja zu erwarten. Nichts darf die deutsche Hauptschuld in Frage stellen, an der ja schon Clark mächtig gerüttelt hat.
Ich würde ihn nicht als fragwürdig hinstellen, aber ich würde ihn wie jede Publikation skeptisch hinterfragen. Ein Beispiel zu diesem "Finanzierungsthema":
1. die Originalstelle bei McMeekin, englische Ausgabe von July 1914:
„Or,
as critics believed, he had won the presidency in 1913 owing to Russian bribes—as much as two million francs a year were wired in from Petersburg—and the help of corrupt journalists such as Calmette. As Russia’s ambassador, Alexander Izvolsky, boasted to Foreign Minister Sazonov after helping grease the wheels for Poincaré’s triumph: “We are therefore, for the period of his seven year term of office, perfectly safe from the appearance of such persons as Caillaux . . . at the head of the French Government.”4“
Es geht demnach bzgl. Izvolsky (nur) um die Begeisterung über den Wahlsieg Poincares, nicht um den Beleg der Finanzen. Die Fußnote gibt weiteren Aufschluss, woher das stammen soll:
2. Das Zitat:
„4. Quoted in ibid., 235.
On Russian bribes: Fay, vol. 1, 270 and 270n79.“
Das Ibid bezieht sich hier auf Beatty, ist irrelevant.
Auszüge aus: McMeekin, Sean. „July 1914: Countdown to War.“
3. also weiter zu Fay, S. 270 und Fußnote 79:
"There were also journalists outside Russia who wrote in the Pan-Slav cause, and who exercised an influence on Sazonov while at the same time receiving funds from the; Russian Foreign Office. Of these the most important was, Wesselitzki, the London correspondent of the Novoe Vremia. He had been given subsidies and the use of a summer villa at St. Petersburg when Izvolski was Minister of Foreign Affairs. “These expenditures were not in vain,” wrote Izvolski in 1911, when urging that his successors at the Russian Foreign Office should continue to subsidize Wesselitzki.(79) "
Fußnote 79:
79. Izvolski to Neratov, Nov. 23, 1911; M.F.R., p. 138; Stieve, I. 181. For a detailed statement of the “reptile funds” distributed to Russian newspapers in 1914, with names and amounts, totalling nearly a million rubles, see I.I. Tobolin, “Reptilnyi Fond, 1914-1916", in Krasnyi Arkhiv, X, 332-338 (1925).
Es geht also hier um den russischen "Reptilienfonds", zum Schmieren der russischen und ausländischen Presse. McMeekin benutzt das, um einen kausalen Zusammenhang mit Poincares Wahlsieg herzustellen, was sich aus dem Zitat nicht hergibt. Nun kann man sich Fay noch etwas näher anschauen, der als Isolationist in den 1920ern die europäischen Mauscheleien und Verschwörungen zum Weltkrieg thematisierte. In der Funktion wurde Fay wiederum durch breites Aufkaufen seiner Auflagen inkl. Streuen in Übersetzungen in alle Länder durch die deutsche Reichregierung "subventioniert", würde ich McMeekin stilistisch folgen: sicherlich auch durch direkte Zuschüsse.
Soll nur ein Beispiel sein.
Die deutsche Übersetzung von McMeekin habe ich leider nicht, in den "Russian Origins of World War" von McMeekin habe ich die Stelle noch nicht gefunden. Das Zitat in "July 1914" in der englischen Originalausgabe, was sich angeblich auf eine Stelle bei Fay stützt, sehe ich jedenfalls als - vorsichtig gesagt - unseriös an.