Woher stammt der Begriff Hep-Hep?

iFlorian

Mitglied
Hallo.

Es gibt verschiedne Theorien dazu, aber gibt es eine , die am wahrscheinlichsten ist , oder gar überhaupt als sicher gilt?
 
Handelt es sich dabei nicht schlicht um ein Onomatopoetikon bzw. eine rhythmische Lautmalerei? Ich mein, bei Fußballgesängen fragt ja auch niemand nach der Etymologie...
 
Eine für meine Begriffe auch recht gute Erläuterung findet man bei „gutefrage.net“.
Ein Herr Albrecht geht da recht ausführlich an die Erläuterung dieses Begriffes.
Er beginnt mit: „Herkunft und Bedeutung des Ausdruckes sind noch nicht abschließend geklärt“.

-> Hepp - Hepp
 
Ich vergaß zu erwähnen, dass es mir um die Hep Hep Unruhen geht. Entschuldigung dafür...


@Ralf.M


Vielen Dank für den Tipp. Der Kollege dort hat eine wunderbare ausführliche Antwort gegeben.
 
Ganz ehrlich? Die Erklärungen als Akronym für Hierosolyma es perdita, als Abkürzung für Hebräer oder als Lockruf für Ziegen, in Bezug auf die als Ziegenbärte wahrgenommene Barttracht der Juden, scheinen mir an den Haaren herbeigezogen zu sein.
 
Ganz ehrlich? Die Erklärungen als Akronym für Hierosolyma es perdita, als Abkürzung für Hebräer oder als Lockruf für Ziegen, in Bezug auf die als Ziegenbärte wahrgenommene Barttracht der Juden, scheinen mir an den Haaren herbeigezogen zu sein.

Ein kurzer Beitrag ohne linguistischen oder historischen Anspruch.

Die Erklärungsansätze, Abkürzung für "Hebräer" oder "Ziegenlockruf" scheinen mir auch reichlich konstruiert.

In der Literatur wird dieser Ruf "Hep" durchaus verwendet, so z.B. von Feuchtwanger in seiner "Josephus-Triologie". Der Begriff war also virulent bis in die erste Hälfte des letzten Jahrhunderts.

In den Kontext des Jüdischen Krieges paßt er auch, Jerusalem war aus jüdischer Sicht verloren und aus römischer gewonnen, und zwar von 70 n.Chr. bis 1948 bzw. 1967. Der Erklärungsansatz als "Spott-Ruf" ist m.E. so abwegig nicht.

Der "Kreuzzugs-Kontext" der in dem w.o. zitierten Buch hergestellt wird paßt m.E. nicht, außer der eventuellen Verwendung des Rufes bei antijüdischen Ausschreitungen im Zusammenhang mit den Kreuzzügen.

Nun waren an den "Hep-Hep-Unruhen" auch Studenten beteiligt, deren "Studentensprache" mit latinisierten Versatzstücken behaftet war. Vllt. wurde er so quasi in die Alltagssprache aufgenommen.

M. :winke:
 
@Melchior
Ich danke dir für deinen interessanten Beitrag.


Liege ich falsch, wenn ich der Meinung bin, dass es in den Hep-Hep Unruhen nicht die höchste Priorität war, Juden zu ermorden, sondern die Juden einfach aus der Stadt zu vertreiben? Denn in der Literatur wird erstrangig immer von irgendwelchen Beschädigungen, Drohbriefen, usw. gesprochen.


Und im Unklaren bin ich mir, wie die Ausschreitungen in andere Städte expandieren konnte? Wie bekamen die Einwohner der anderen Städte davon Wind? Und übernahm man den Hep-Hep Ruf nur, weil dieser in Würzburg gefallen war, oder verwendete man diesen unabhängig in der von Würzberg geschehenen Ereignissen?


Liebe Grüße
iFlorian
 
@Melchior
Ich danke dir für deinen interessanten Beitrag.


Liege ich falsch, wenn ich der Meinung bin, dass es in den Hep-Hep Unruhen nicht die höchste Priorität war, Juden zu ermorden, sondern die Juden einfach aus der Stadt zu vertreiben? Denn in der Literatur wird erstrangig immer von irgendwelchen Beschädigungen, Drohbriefen, usw. gesprochen.


Und im Unklaren bin ich mir, wie die Ausschreitungen in andere Städte expandieren konnte? Wie bekamen die Einwohner der anderen Städte davon Wind? Und übernahm man den Hep-Hep Ruf nur, weil dieser in Würzburg gefallen war, oder verwendete man diesen unabhängig in der von Würzberg geschehenen Ereignissen?


Liebe Grüße
iFlorian

@iFlorian

M.E. ist Deine Vermutung richtig, es ging nicht um die Ermordung, auch nicht um eine realitere Vertreibung, sondern vielmehr um die Diskriminierung der Juden. Denn bei einer "Vertreibung" hätte die Regierung des jeweiligen Bundesstaates mitwirken müssen.

Wie verbreiteten sich seinerzeit Nachrichten, am ehesten und schnellsten durch Zeitungen.

M. :winke:
 
Dieses hep hep -Geschrei war offenbar noch im 20. Jh. üblich. Der jüdische Publizist Erich Mühsam schrieb folgendes Gedicht zu dem Progrom auf dem Kurfürstendamm 1931 bei dem Nazis auf alles jüdisch aussehende eindroschen. Ganz bekomme ich es aber nicht mehr zusammen.
"hep hep, den Schlagring in die Faust
hep hep, Deutschland erwache
hep hep der Naziknüppel saust
Juda verrecke, Rache
tilg aus den Makabäerstamm
hep hep ,Alarm Kurfürstendamm
Der Reckenleib im braunen Hemd,
hep hep tönts unisono
den deutschen Bizeps hochgestemmt"
..... weiter weiß ich es leider nicht mehr.
 
Dieses hep hep -Geschrei war offenbar noch im 20. Jh. üblich. Der jüdische Publizist Erich Mühsam schrieb folgendes Gedicht zu dem Progrom auf dem Kurfürstendamm 1931 bei dem Nazis auf alles jüdisch aussehende eindroschen. Ganz bekomme ich es aber nicht mehr zusammen.
"hep hep, den Schlagring in die Faust
hep hep, Deutschland erwache
hep hep der Naziknüppel saust
Juda verrecke, Rache
tilg aus den Makabäerstamm
hep hep ,Alarm Kurfürstendamm
Der Reckenleib im braunen Hemd,
hep hep tönts unisono
den deutschen Bizeps hochgestemmt"
..... weiter weiß ich es leider nicht mehr.

http://kudamm31.files.wordpress.com/2012/10/gedicht-erich-mc3bchsam1.mp3

Grüße hatl

..gutes Gedächtnis für Gedichte hast Du wohl.
 
Hallo.


Wieso stellten sich Würzburger Händler und Handwerker zum Widerstand herausgefordert? Wieso waren die Juden in ihren Augen Konkurrenten?
Und so recht verstehe ich nicht, warum Studenten auch beteiligt waren?
Welche Motive hatten die Studenten?


Freundliche Grüße
iFlorian
 
Hallo.
Wieso stellten sich Würzburger Händler und Handwerker zum Widerstand herausgefordert?
Viele Juden waren äußerst erfolgreiche Geschäftsleute und wer Erfolg hat braucht für den Neid nicht zu sorgen. Es dürften auch nicht wenige Händler und Handwerker Schulden bei jüdischen Geldverleihern und Bankiers gehabt haben. Wenn der Gläubiger weg ist, sind auch die Schulden weg.
 
Im oben verlinkten Wikipedia-Artikel werden die Ursachen dargestellt.
Hauptpunkte waren die Judenemanzipation und die Anfänge der Gewerbefreiheit. Bis Ende des 18. Jhdts. war das Recht zur Ausübung eines Handwerks an die Mitgliedschaft in einer Zunft geknüpft. Bei den Kaufleuten und ihren Gilden war es ähnlich. Juden durften nicht Mitglieder werden.
Mit dem Fall dieser Beschränkungen wurden Juden zu Konkurrenten der "Platzhirsche". Die Studenten stammten zum großen Teil aus dem sich bedroht fühlenden Besitz- und Bildungsbürgertum.
Hinzu kam in Würzburg, dass die Stadt durch die Abschaffung des Fürstbistums von einer Landeshauptstadt zu einer Provinzstadt degradiert wurde - mit den entsprechenden wirtschaftlichen Folgen. Und die Regierung im fernen München hat die Judenemanzipation eingebrockt.
 
Hallo,

warum wurde die Hep-Hep Unruhen damals in Würzburg von der Regierung als Revolution interpretiert, welche man schnell unterdrücken wollte?
Eine Revolution war dies ja keineswegs. Warum dann diese Gedanken?

Gruß
Florian
 
..
Eine Revolution war dies ja keineswegs. Warum dann diese Gedanken?

Gruß
Florian
Es hätte aber eine werden können. Es war ein Aufruhr gegen die Anördnungen der bayrischen Regierung, deren Macht im ehemaligen Fürstbistum Würzburg noch keineswegs gefestigt war. Die fränzösische Revolution samt Auswirkungen, in der sich gezeigt hatte, was reiche und einflussreiche Bürger gegen Monarchen vermögen, war noch nicht lange her.
Dass die Aufrührer noch reaktionärere politische Vorstellungen vertraten als die Regierung, änderte nichts daran, sie als Umstürzer der herrschenden Ordnung zu unterdrücken.
 
Hallo.

Bezüglich der Hep-Hep Unruhen habe ich eine Frage, die ich nicht ganz so recht verstanden habe.

Bevor es in Würzburg zu Unruhen kam, hat sich die bayrische Regierung über die Rechte der Juden sich beraten lassen. Wussten das auch die Würzburger, dass die Politik nicht wirklich einverstanden war mit den Juden?

Die Würzburger hatten ein Problem mit den Juden, die Politik ebenfalls.

Ich habe das Gefühl , bzw. habe das so gelesen, dass aus der Bevölkerung Beschwerden eingingen, aber da sich nichts änderte, ging man als Bürger (Handwerker, Kaufleute) selbst dagegen vor.

Wussten also die Würzburger, dass die Regierung, die Stellung der Juden regeln wollte
und warum kam es zu keiner Regelung?



Grüße
Florian
 
... dass die Politik nicht wirklich einverstanden war mit den Juden?
... ein Problem mit den Juden, die Politik ebenfalls.

Stimmt nicht. Durch das Edikt (Gesetz) von 1813 war die rechtliche Situation der Juden in Bayern verbessert worden. Nach der Angliederung Würzburgs an Bayern, galt das auch dort. 1819 sollte es auf Antrag der Juden weitere Verbesserungen geben.

Wussten also die Würzburger, dass die Regierung, die Stellung der Juden regeln wollte
Ja.

und warum kam es zu keiner Regelung?

Darum:
Ich habe das Gefühl , bzw. habe das so gelesen, dass aus der Bevölkerung Beschwerden eingingen, aber da sich nichts änderte, ging man als Bürger (Handwerker, Kaufleute) selbst dagegen vor.
Wobei man genauerweise sagen sollte, dass es Leute aus dem antijudaistischen Teil der Bevölkerung waren, die sich aufregten, weil sich für die Juden nichts zum Schlechteren änderte.
 
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