Ich hab hier noch was richtig
schönes über Ludwig den XIV. recherchiert. Bitte fühlt Euch durch diesen Artikel nicht in Eurem Schamgefühl verletzt und ich möchte hier auch keinen Aufruf für Nachahmer tätigen!
:S
feif:
Am 10. Februar 1673 wird in Paris das Theaterstück
Le Malade Imaginaire (Der eingebildete Kranke) von Jean-Baptiste Poquelin, besser bekannt unter dem Namen Moliere, uraufgeführt. Der Autor des Stücks und gleichzeitig Hauptdarsteller in dem Stück, machte sich darin vor allem über die Leibärzte Ludwigs XIV. (1638-1715) lustig Ein wichtiger Aspekt ist das ausgedehnte Klistiren und Abführen, dass sie Seiner Majestät verschrieben.
Schon König Ludwig XIII. (1601-1643) soll von seinen Leibärzten, darunter Charles Bouvart, in einem einzigen Jahr 212mal klistitiert, 215mal abgeführt und 47mal zur Ader gelassen worden sein. Am Hofe Ludwigs XIV. wird die Medizin zur Mode. Die Krankenheiten des Sonnenkönigs und ihre Behandlungen durch seine persönlichen Leibärzte erregen großes Aufsehen und finden unter Begeisterungsstürmen vielfache Nachahmer. Nicht nur in der Architektur und in der Staatsführung will dem französischen König in nichts nachstehen, nein, auch in der intimen Toilette möchte man genau das Selbe!
Vor allem gegen die Eßlust des Königs versuchen sie mit Abführen und Klistieren Herr der Lage zu werden. Von 1647 bis zu seinem Tod im Jahr 1715 soll Ludwig mehr als 2000 Abführungen (Purgantien), mehrere hundert Klistiere und "nur" 38 Aderlässe bekommen haben. Am häufigsten nahm der König die sogenannte
Abfürmittelbouillon ein, die in der Hauptsache aus Kalbfleisch, Zichorie, Sauerampfer, Kopfsalat und einigen Zitronenscheiben bestand. Die Flüssigkeit für die Klistiere bestand üblicherweise aus einem Absud von Eibischwurzeln, von Blättern des weißen Wollkrauts, von Leinsamen, dazu vier Unzen Rosenwasser und drei Unzen süßes Mandelöl.
Der niederländische Arzt und Naturforscher Reinier de Graaf beschrieb 1668 verbesserte Klistierspritzen, welche funktionaler waren, als diejenigen, die Wundärzte des 16. Jahrhunderts, wie Wilhelm Fabricius Hildanus oder Ambroise Paré benutzt hatten. Sie bestehen aus einer kupfernen oder silbernen Spritze mit einer gebogenen Kanüle aus Eisen, Holz oder Zinn, die "angeblich selbst", vom Patienten gefahrlos in den Darm eingeführt und gehandhabt werden kann. Tatsächlich kam es häufig zu Verletzungen, da es nicht möglich war, gleichzeitig Spritze zu fixieren und den Kolben niederzudrücken.
Das Klistieren wurde bis ins 19.Jahrhundert bei den verschiedensten Krankheiten angewandt, war man doch davon überzeugt, dass es selbst Nervenkranke oder Geisteskranke, ja selbst Menschen mit geistigen Behinderungen heilen sollte.
Quelle: Debelius, Robert:
Die französische Medizin im Mittelalter bis Heute. Büchergilde Gutenberg, München 1967.