Da würde ich zustimmen wegen der Tagespolitik...
Zum Abschluss noch eine weitere Theorie von mir, die damit halbwegs zusammenhängt.
Gerade wenn man sich heute alte Leute anschaut, scheinen die doch etwas aus der Zeit gefallen zu sein.
-Im Altersheim wird beim Gemeinschaftsessen jahrelang nicht mit dem Tischnachbarn geredet (was soll ich mit dem) aber Wohlstand gerne vorgezeigt. Ärzte sind uneingeschränkte Autoritäten.
-Es ist die Generation die beim Schwiegervater förmlich um die Hand der Tochter angehalten hat und beim Musikantenstadl halbdebil mitklatscht...
-Es wird alles sehr ernst genommen, bis hin zu Stoibers Erzählungen bezüglich Problembär und Transrapid, wo jüngere Leute sich nur weglachen...:grübel:
Was heute 80 und drüber ist, ist also mental noch eine völlig andere Generation von Deutschen. Die über die schon die Briten gelästert haben sie könnten nur an Fasching "auf Kommando lustig" sein.
Meiner Theorie nach war die ganze Außendarstellung der NSDAP auf diese Generation Deutscher maßgeschneidert. So wird auch das seltsam-theatralische Gebaren Hitlers verständlich, was uns heute etwas ratlos zurücklässt.
Daraus ergibt sich aber auch eine Gefahr, die heute evtl. etwas unterschätzt wird. Es ist klar, dass wir immer achtgeben müssen, dass sich "sowas wie das Dritte Reich" nie wiederholt, darüber besteht Konsens. Ich frage mich nur, ob das "vierte Reich" vom Feeling her so daherkommen würde wie das Dritte. Ich glaube nämlich nicht! Reden halten wie Hitler wird natürlich nicht funktionieren. Insofern sind Szenarien wie z.B. in G.Pausewangs "Schlund" eher unwahrscheinlich. Das vierte Reich würde doch eher, wenn es einigermaßen clever konzipiert ist, vom "allgemeinen Gefühl" her wieder genau auf die Stimmungslage großer Bevölkerungsteile abgestimmt sein. Und darin liegt für mich die größere Gefahr, das wir -die ja alles so gründlich und effektiv angehen- erst dann merken, dass wir einen Riesenmist gebaut haben, wenn Befreiungstruppen mal wieder Berlin eingekesselt haben...
Und dann wird wieder jemand kommen und fragen: wussten wir schon vorher, welche Entwicklung wir Jahre zuvor anstießen?
Will sagen, wenn man mit seinem Konzept die Stimmungslage trifft und plausibel erscheint, sowie die Mittel hat, es zu verbreiten, geht wahrscheinlich alles. In einer Demokratie ist das ja das wesentliche Element, der Wettstreit von Meinungen und Konzepten. Vielen Wählern erschien die NSDAP 1929 - 1933 offenbar als das beste Angebot. Dazu kam in diesem Fall noch ein Versagen von Institutionen.
Wenn man sich das Wort "erschien" im Kontext der Fragestellung anschaut, bekommt das Thema noch einen erkenntnistheoretischen Dreh. Was wusste der Wähler und was glaubte er subjektiv zu wissen...