dekumatland
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kleine Abschweifung
darf ich aus der Perspektive der Musikwissenschaft etwas zum Thema "Zeitzeugen" beitragen?
es gibt Sammlungen von solchen Berichten, z.B. allerhand Leute, die nachweislich den Komponisten Frederic Chopin persönlich kannten, ja sogar mit ihm befreundet waren (teilweise seine Kollegen, teilweise seine Schüler usw.) Ein Musikwisenschaftler hat sämtliche erhaltenen dieser Zeitzeugenaussagen über Chopin gesammelt, geordnet - die meisten davon sind erst nach Chopins Tod von besagten Zeugen aufgeshrieben worden.
Nun sollte man meinen, dass Freunde und Schüler ein möglichst authentisches Zeugnis ablegen könnten - indes: Pustekuchen! Je größer der zeitliche Abstand der Niederschrift, umso glorifizierender das "Bild".
So kam es, dass in der 2. Hälfte des 19. Jh. der 1849 verstorbene Komponist zum quasi androgynen, mit unbeschreiblicher Feinheit einzig zwischen piapianissimo und piano übervirtuos spielenden Sylphen wurde. Dass weder seine Partituren noch die zu seinen Lebzeiten verfassten "Zeitzeugenaussagen" (Heine, Delacroix, Meyerbeer, Mendelssohn, Schumann, Liszt) diesem Bild entsprachen, juckte hinterdrein niemanden mehr.
Nun ist dieses Image (Imago) vom Menschen, Pianisten und Komponisten Chopin sicherlich post mortem in bester Absicht jeweils verfasst worden - und verfälscht dennoch.
So hat es sich in der Musikwissenschaft eingebürgert, solche Zeitzeugenaussagen mit großem Misstrauen zu betrachten. In aller Regel wird in diesem Bereich (die von wohlmeinenden Freunden überlieferten Superleistungen) der eigene Liebling maßlos überhöht, und das stets - um ein tertium comparationis zu haben - im Vergleich zu einem angeblichen "Feind" des bewunderten Verblichenen (den man ja persönlich erlebt hatte)
Auf diese Weise ist es zu der in der Sache idiotischen Freund-Feind Gegenüberstellung von Chopin und Liszt gekommen - und die wirkt heute noch (sic!) nach...
Pardon für diesen Exkurs in anderweitiges Gelände
oh ja!! feif:Da wird überall fabuliert,was das Zeug hält.
darf ich aus der Perspektive der Musikwissenschaft etwas zum Thema "Zeitzeugen" beitragen?
es gibt Sammlungen von solchen Berichten, z.B. allerhand Leute, die nachweislich den Komponisten Frederic Chopin persönlich kannten, ja sogar mit ihm befreundet waren (teilweise seine Kollegen, teilweise seine Schüler usw.) Ein Musikwisenschaftler hat sämtliche erhaltenen dieser Zeitzeugenaussagen über Chopin gesammelt, geordnet - die meisten davon sind erst nach Chopins Tod von besagten Zeugen aufgeshrieben worden.
Nun sollte man meinen, dass Freunde und Schüler ein möglichst authentisches Zeugnis ablegen könnten - indes: Pustekuchen! Je größer der zeitliche Abstand der Niederschrift, umso glorifizierender das "Bild".
So kam es, dass in der 2. Hälfte des 19. Jh. der 1849 verstorbene Komponist zum quasi androgynen, mit unbeschreiblicher Feinheit einzig zwischen piapianissimo und piano übervirtuos spielenden Sylphen wurde. Dass weder seine Partituren noch die zu seinen Lebzeiten verfassten "Zeitzeugenaussagen" (Heine, Delacroix, Meyerbeer, Mendelssohn, Schumann, Liszt) diesem Bild entsprachen, juckte hinterdrein niemanden mehr.
Nun ist dieses Image (Imago) vom Menschen, Pianisten und Komponisten Chopin sicherlich post mortem in bester Absicht jeweils verfasst worden - und verfälscht dennoch.
So hat es sich in der Musikwissenschaft eingebürgert, solche Zeitzeugenaussagen mit großem Misstrauen zu betrachten. In aller Regel wird in diesem Bereich (die von wohlmeinenden Freunden überlieferten Superleistungen) der eigene Liebling maßlos überhöht, und das stets - um ein tertium comparationis zu haben - im Vergleich zu einem angeblichen "Feind" des bewunderten Verblichenen (den man ja persönlich erlebt hatte)
Auf diese Weise ist es zu der in der Sache idiotischen Freund-Feind Gegenüberstellung von Chopin und Liszt gekommen - und die wirkt heute noch (sic!) nach...
Pardon für diesen Exkurs in anderweitiges Gelände