Partisanenkrieg im Ersten Weltkrieg?

Gibt es denn Grund anzunehmen, dass sie erst nach tagelangem Terror zu den Waffen gegriffen haben?
So steht es zumindest in Sepiolas Link "A Journal from our Legation in Belgium". Es dürfte schwierig sein, eine noch neutralere Quelle als diese amerikanische zu finden. Was wir nicht wissen, ist, ob zu Beginn der Besetzung Löwens belgische Heckenschützen den deutschen Terror erst auslösten oder ob die deutschen Truppen sich diese Franctireurangriffe nur einbildeten.
In Lincé gab es keine Franctireurattacken, nur von den Deutschen eingebildete und auch ein Massaker. Die gennante Zahl an getöteten Deutschen in Löwen wurde hier im Faden von 240 auf 40 runtergeschraubt, wobei 27 auf einem deutschen "Gedächtnisprotokoll" (!sic) beruhen und die übrigen 13 Toten von Keller als 50% Dunkelziffer kurzerhand aufaddiert wurden.

Wenn du annimmst, dass von belgischer Seite her erst nach tagelangem Terror geschossen worden wäre, würde das bedeuten, dass diejenigen die schossen seit Tagen illegalerweise Waffen und Munition horteten
Oder sie haben sich Waffen und Munition erst während des Terrors beschafft. In Löwen herrschte Chaos.
 
rein psychologisch betrachtet: wenn der Feind gerade die völlige Kontrolle hat, egal ob legal oder nicht, und mir mitteilt, dass da keine kleine Geldstrafe, sondern Erschießung droht, würde ich ihm keinen Vortrag über Völkerrecht, über zivile bürgerliche Sitten, Eigentum etc halten, sondern mich so verhalten, dass der böse Feind keinen Anlass hat, mich abzuknallen.

Rein psychologisch weiß ich, dass die Besatzungsmacht jederzeit meine Türe eintreten und meinen Besitz durchsuchen kann.

Reaktanz ist ein Begriff?
Menschen in psychischen Ausnahmesituationen handeln nicht immer rational.
 
Was wir nicht wissen, ist, ob zu Beginn der Besetzung Löwens belgische Heckenschützen den deutschen Terror erst auslösten oder ob die deutschen Truppen sich diese Franctireurangriffe nur einbildeten.
Wenn wir es nicht wissen, welchen Grund gibt es dann es nicht nur als bloße Möglichkeit zu erwägen, sondern es a priori annzunehmen?

In Lincé gab es keine Franctireurattacken, nur von den Deutschen eingebildete und auch ein Massaker.
Nur ist Leuven einmal nicht Lincé und gab es anscheinend in Lincé im Gegensatz zu Leuven auch keine nennenswerten, bezifferbaren deutschen Verlusste, die auf massive Fremdeinwirklung schließen ließen, sofern man nicht friendly fire anehmen möchte.
Meide bedenken, dass alles in Leuven auf friendly fire zurück zu führen, hatte ich ja bereits dargelegt.

Die gennante Zahl an getöteten Deutschen in Löwen wurde hier im Faden von 240 auf 40 runtergeschraubt, wobei 27 auf einem deutschen "Gedächtnisprotokoll" (!sic) beruhen und die übrigen 13 Toten von Keller als 50% Dunkelziffer kurzerhand aufaddiert wurden.

Dann ließ vielleicht den Beitrag #685 von @Sepiola noch mal genauer:

" [...] Wie bei jeder Argumentation 'ex silentio' ist hier jedoch Vorsicht geboten, denn einerseits war der historisch nachweisbare deutsche Blutzoll gar nicht so minimal, andererseits wurden die hier zugrunde liegenden Truppentagebücher innerhalb von Stunden oder Tagen im Zug der laufenden Kriegshandlungen verfasst und konnten daher oft nur provisorische und unklare Statistiken aufmachen."

Im Anschluss referiert Keller die Berechnungen des Veteranen Johann Kühl, der auf 26 Tote und 127 Verwundete plus einer Dunkelziffer von 50% kam. Daraus resultiert die Zahl von 40 Toten + 190 Verletzten." [...]

Also Truppentagebücher sind definitiv schon ein Bisschen was anderes als bloßes Gedächtnisprotokoll und müssten auch durch Verlustmeldungen der jeweiligen Truppenkörper an die Kommandostellen von Korps und Armee verifizierbar sein.
Was dabei unsicher sein dürfte, ist vor allem die Zahl der Toten, weil es sein kann, dass Soldaten, die zunächst nur als verletzt geführt wurden und als Solche in die Statistik eingingen, später ihren Verletzungen erlegen sind.

Die aufaddierte Dukelziffer hat sich anscheinend nicht Keller einfach irgendwo aus dem Finger gesaugt, sondern die scheint er ebenso wie die Gesamtberechnung von Kühl übernommen zu haben.
Was die Dunkelziffer im Einzelnen betrifft:

Zumindest bei den Toten ist eine solche Dunkelziffer, wenn man davon ausgeht, dass die Aufzeichnungen mehr oder weniger direkt nach den Ereignissen entstanden sind und eventuell einige Schwerverletzte erst später ihren Verletzungen erlagen durchaus nicht rundweg unplausibel und wie ich meine, nicht als reine Erfingung zwecks Rechtfertigung abzutun.
Was ich weniger gut nachvollziehen kann, ist die Dunkelziffer bei den Verletzten. Wobei ich hierzu sagen muss, dass ich keinen Plan davon habe wie in und um Leuven die Lazarette organisiert waren und inwieweit neben den Meldungen, die die Truppenkommandeure erhielten auch Meldungen aus den Lazaretten in die Statistik mit eingegangen sind.

Grundsätzlich ist zumindest möglich, dass bei dem ganzen Chaos und umherirrenden Truppenteilen die verantwortlichen Offiziere und die Verfasser der Truppentagebücher zunächst mal schlicht keinen Überblick mehr darüber hatten, wo sich ihnen unterstellte Kader eigentlich gerade aufhielten, möglicherweise dementsprechend nicht direkt von Verlusten ausgingen und Meldungen über Verletzte erst später aus den lazaretten erhielten.
Insofern es ja noch keine flächendeckende Funkausrüstung gab, war das zeitweilige Abhandenkommen von irgendwo abgeschnittenen oder verirrten Truppenteilen ja nichts ungewöhnliches und wahrscheinlich i.d.R. zunächst mal kein Grund das als Verluste zu veranschlagen.

Ich denke wenn dem tatsächlich entsprechende Truppentagebücher zugrunde liegen, wird man mindestens die 26 Toten und 127 Verletzten als relativ gesichert und unteren Wert für die Gesamtverluste annehmen dürfen, die im Rahm stehenden rund 230 Tote + Verletzte wird man nicht als letztgültig verifiziert annehmen können, aber völlig unplausibel erscheint das nicht, im Besonderen im Hinblick auf die Zahl der Toten.
Das unter den Verletzten an die 10% so schwer verletzt waren, dass sie daran später tatsächlich noch verstaben, halte ich nicht unbedingt für eine völlig phantastische Übertreibung.

Die Verletzten, da wird es dann schwieriger.
Aber selbst wenn wir die gesamte Dunkelziffer weglassen und von an die 150 einigermaßen gesicherten Verlusten als unterem Wert ausgehen, war dass definitiv mal ein bisschen mehr als die Vorauskommandos von 2 Regimentern, die sich versehentlich einige Minuten lang unter friendly fire nahmen oder eine Hand voll Bauern, die im Affekt zur Schrotflinte griffen.

Oder sie haben sich Waffen und Munition erst während des Terrors beschafft. In Löwen herrschte Chaos.
Wie habe ich mir das "Beschaffen" vorzustellen? Als Oceans-eleven-mäßiges Ausräumen der deutschen Waffenlager/Nachschubmagazine?
Entschuldige bitte die Polemik, aber das erscheint doch arg unwahrscheinlich.

Wenn in der Stadt seit tagen scharf geschossen wird, wäre die normale menschliche Reaktion doch sich im Keller zu verbarrikadieren und zu warten, bis der Spuk vorbei ist, aber kaum, einen vollkommen lebensmüden Spießroutenlauf womöglich mitten durch das Kreuzfeuer auf sich zu nehmen, um schwer bewachte Waffenlager der Besatzungsmacht auszuräumen.
 
Menschen in psychischen Ausnahmesituationen handeln nicht immer rational.
Wäre allerdings die Frage zu stellen, inwiefern ist der bloße Umstand einer geregelten, einigermaßen ruhig ablaufenden Okkupation ein eine psychische Ausnahmesituation?
Ist ja nicht so, dass Leuven im Sturm erobert worden wäre und jeder Einwohner damit hätte rechnen müssen, dass es zu völlig ungeregelten Gewaltakten kommen würde.

Im Übrigen, wenn wir grundsätzlich unterstellen, dass Menschen in psychischen Ausnahmesituationen nicht immer rational handeln, sollte man das möglicherweise auch im Hinblick auf Soldaten gelten lassen, die evidentermaßer besschossen wurden (geht weniger an dich als an andere).
 
geregelten, einigermaßen ruhig ablaufenden Okkupation ein eine psychische Ausnahmesituation?
Wie bitte? Ist das ein Witz? Wie geordnet ist eine Okkupation in der 1081 Häuser abgefackelt werden und Hunderte Zivilisten füsiliert werden? In der deutsche Truppen Belgier durch die Bank als "Schweine" und "Hunde" bezeichnen und zu Protokoll geben, dass sie die Stadt dem Erdboden gleichmachen wollen?
Dann ließ vielleicht den Beitrag #685 von @Sepiola noch mal genauer:
Sind die "Berechnungen des Veteranen Kühl" etwas anderes als ein Gedächtnisprotokoll?
 
Meide bedenken, dass alles in Leuven auf friendly fire zurück zu führen, hatte ich ja bereits dargelegt.
Da sind wir doch schon lange von weg. Die Deutschen könnten in Leuven genauso wie in Lincé in eine Franctireurpanik verfallen sein und daraufhin den Terror im Ort gestartet haben. Das wäre dann ein sich wiederholendes Verhaltensmuster. Daher sehe ich auch keinen Anlass à priori anzunehmen sie wurden zuerst beschossen. Das müsste bewiesen und nicht nur behauptet werden.
Infolge des Terrors griffen dann einige belgische Zivilisten zu den Waffen, was dann auch zu tatsächlichen Todesopfern bei deutschen Truppen führte.
 
Wie bitte? Ist das ein Witz? Wie geordnet ist eine Okkupation in der 1081 Häuser abgefackelt werden und Hunderte Zivilisten füsiliert werden?
Die deutschen Truppen marschierten am 19. August 1914 in der Stadt Löwen ein, aus der alle Soldaten der belgischen Armee am Morgen abgezogen waren. Die belgischen Behörden hatten die Zivilbevölkerung zuvor ausdrücklich davor gewarnt, gegen die Deutschen zu protestieren oder auf die Invasoren zu schießen. Zivilisten mussten Waffen abgeben. Die Garde Civique war aufgelöst und ihre Waffen nach Antwerpen verbracht worden.

Nach der Besetzung der Stadt warnten die Deutschen die Bevölkerung: Wer mit einer Waffe angetroffen werde, müsse mit seiner sofortigen Erschießung rechnen. Die Deutschen sorgten durch tägliche Geiselnahmen dafür, dass die Bewohner der Stadt sich ruhig verhielten. In der Zeit vom 19. bis zum 22. August diente Löwen als Hauptquartier der 1. Armee. Immer weitere deutsche Truppenkontingente wurden herangeführt, so dass sich schließlich rund 15.000 deutsche Soldaten in Löwen befanden.[1]
Vom 19.-25. August 1914 macht es laut Wikipedia (daraus das Zitat) noch keinen chaotischen Eindruck. Das sind fünf volle Tage.
Erst am 25. August eskalierte es schändlich.
 
"Die Deutschen sorgten durch tägliche Geiselnahmen dafür, dass die Bewohner der Stadt sich ruhig verhielten. In der Zeit vom 19. bis zum 22. August diente Löwen als Hauptquartier der 1. Armee." Die Deutschen nahmen demnach ab dem ersten Tag Geiseln. Irgendwo fällt ein Schuss, tja und was passiert dann wohl mit den Geiseln?
Das sind fünf volle Tage.
Fünf volle Tage voller Geiselnahme...

Ist es eigentlich gemäss der HLKO legitim, wenn Besatzungstruppen Zivilpersonen als Geiseln nehmen?
 

Wobei Hugh Gibson, der erst am letzten Tag der Ereignisse in Löwen eingetroffen ist, ja nicht mit den belgischen Schützen gesprochen hat, sondern sich die Motivation derselben wohl selber zusammengereimt hat.

Keller zufolge soll die Zahl von 26 Toten und 127 Verwundeten sich allein auf die Nacht vom 25. auf den 26. August beziehen. Ohne Kühl gelesen zu haben, halte ich Spekulationen über das Zustandekommen dieser Zahlen für Unfug.
Keller führt außerdem einen belgischen Zeugen an, den Minoritenbruder Claes, der im April 1915 29 deutsche Gefallene exhumierte, von denen (nach Angaben deutscher Offiziere) 18 "bei den Löwener Straßenkämpfen ums Leben gekommen waren" und außerdem "am 30. August 1914 beim 1914 beim Begräbnis von zwei Franktireur-Opfern" zugegen war.
 
Wie gesagt, ich will da gar kein Urteil darüber fällen, wer die ganze Sache am Ende intendiert, oder möglicherweise auch nicht intendiert ausgelöst hat.


Der Aufhänger für mich ist eher der andere Punkt, nämlich der Umstand, dass Teile der zivilbevölkerung in Leuven offenbar über Waffen verfügten, obwohl sie aufgefordert waren sie abzuliefern und das anordnungswidriger Weise offensichtlich nicht getan haben.
Und da darf man eben sicherlich durchaus die Frage stellen, warum sie ihre Waffen nicht hergaben, angesichts der Repressionen, die Drohten, falls die bei ihnen gefunden würden, wenn nicht der Gedanke bewaffneten Widerstands jedenfalls grundsätzlich erwogen worden wäre.

Mein Opa hat, noch während des Krieges für meine Oma eine Ortgies Taschenpistole gekauft, und er hat ihr auch beigebracht, wie man mit dem Ding umgeht. Er selbst besaß einen belgischen Browning 1900. Eine P 38 hat meine Oma bei den Amis abgegeben- und die werden sich gefreut haben! Meine Oma erzählte immer wie die Nachbarin die Jagdgewehre ihres Mannes ablieferte. Da würde jedem Sammler das Herz bluten. Die Ortgies und der Browning aber schlummerten bei meinen Großeltern über Jahrzehnte an sicherem Versteck. Die Waffen waren in gutem Zustand, gepflegt, und soweit ich weiß, hat mein Opa nie nach 1945 mit einer der Waffen geschossen. Behalten hat sie mein Opa in der weisen Voraussicht, dass sie sich sonst ein fetter US-Colonel an den Kamin in Texas hängt und er sie nie wieder sieht- aber sicher nicht, um mit dem Ding Kommando "Wehrwolf" zu spielen und sich mit der US-Army anzulegen.

Da wird es im Regelfall vielleicht auch eher um historische Waffen gehandelt haben, den Degen oder Säbel vom Opa, ein Bajonett, ein alter Vorderlader für den man vielleicht nicht mal Munition hatte. Es waren Vorderlader ein beliebtes Sammelobjekt für Herrenzimmer- nicht nur in der Villa Shatterhand, wo der Hausherr "Old Kara Ben Emsig" Besuchern Henrystutzen, Bärentöter und Silberbüchse vorzeigen konnte, wegen seiner Vorstrafen aber keine Munition dafür besitzen durfte. Der Bärentöter war eine Anfertigung Suhler Büchsenmacherkunst, aber wirklich funktionstüchtig war zumindest der Bärentöter nicht. So Mancher dachte bei der arabischen Flinte die er sich an die Wand hängte oder bei einem Dolch wohl eher als Sammelobjekt, als an ernsthafte Waffen, und bei Manchem kam das böse Erwachen.
 
Wie bitte? Ist das ein Witz? Wie geordnet ist eine Okkupation in der 1081 Häuser abgefackelt werden und Hunderte Zivilisten füsiliert werden?
Ist schön, wenn man Ereignisse durcheinanderwirft und die Chronologie dabei übergeht.

Die Deutschen Truppen besetzten Leuven bereits am 19. August 1914, zu den Gewaltausbrüchen kam es aber erst ab dem 25. August 1914.

Heißt, die ersten 6 Tage der Okkupation durch die deutschen Truppen scheinen verhältnismäßig ruhig und geordnet abgegangen zu sein, weswegen ich da nicht unbedingt eine psychische Ausnahmesituation sehe.

Man hatte halt Besatzungstruppen in der Stadt, so weit, so schlecht, aber die waren nicht mordend, vergewaltigennd und branndschatzend eingefallen, sondern hatten die Stadt einigermaßen geordnet im Besitz genommen, die Lage blieb im großen und ganzen über fast eine Woche einigermaßen ruhig.

Sind die "Berechnungen des Veteranen Kühl" etwas anderes als ein Gedächtnisprotokoll?
Sofern sie, wie angegeben tatsächlich auf den Truppentagebüchern beruhen durchaus.

Daher sehe ich auch keinen Anlass à priori anzunehmen sie wurden zuerst beschossen.
Ich habe nirgendwo behauptet, die deutschen Truppen seine zuerst beschossen worden, anders du, mit der unbewiesenen gegenteiligen Behauptung.

Infolge des Terrors griffen dann einige belgische Zivilisten zu den Waffen, was dann auch zu tatsächlichen Todesopfern bei deutschen Truppen führte.

Das ist die von dir bevorzugte Erklärung, deswegen aber nicht unbedingt als Tatsache vorauszusetzen.
Genau, wie Lincé zwar der Beweis ist, dass es auch ohne feststellbare Provokation mitunter zu Massakern kam, aber kein Grund dies für Leuven oder andere Ereignisse vorauszusetzen, bis das Gegenteil beweisen wird.
 
Du scheinst den Satz inhaltlich irgendwie nicht richtig verstanden zu haben. Ich rege an ihn nochmals zu lesen.

Ich habe lediglich geschrieben, dass ich keinen Grund sehe deutschen Terror als auslöser a priori vorauszusetzen, sondern lediglich es als Möglichkeit in Betracht zu ziehen.
Daraus resultiert nicht, dass ich behaputen würde es sei von belgischer Seite damit angefangen worden.
 
Da wird es im Regelfall vielleicht auch eher um historische Waffen gehandelt haben, den Degen oder Säbel vom Opa, ein Bajonett, ein alter Vorderlader für den man vielleicht nicht mal Munition hatte.

Sofern wir davon ausgehen, dass in Leuven tatsächlich von belgischer Seite geschossen wurde, was die Berichte über gefallene und verwundete deutsche Soldaten wenigstens nahelegen, hat es sich dabei definitiv nicht um historische Waffen ohne vorhandene Munition gehandelt.
 
Ist es eigentlich gemäss der HLKO legitim, wenn Besatzungstruppen Zivilpersonen als Geiseln nehmen?
Die HLKO hat einige "Leerstellen", dazu kann man bei Wegner einiges nachlesen. Geiselnahme ist jedenfalls nicht explizit verboten; sie war im 19. Jahrhundert gängige Praxis, die Praxis war wohl umstritten, in den praktischen Regelwerken der Zeit um 1914 aber noch vielfach enthalten.

Die französische Entsprechung zur deutschen Felddienst-Ordnung dagegen empfahl im Feindesland "gegebenenfalls" - bzw. wenn der Kommandant es als "nützlich" erachte - Geiseln zu nehmen (z. B. lokale Notabeln.) Das französische Handbuch zum Militärunterricht für die Infanterie (Manuel d'instruction militaire) von 1915 enthielt ebenfalls diese Bestimmung und zudem "die Androhung schwerer Strafen" sowie Geiselnahmen, wenn die Beteiligung der Bevölkerung an einem feindlichen Angriff befürchtet wurde. An einer weiteren Stelle heißt es, Geiseln seien ein "ausgezeichnetes Mittel, um die eigene Sicherheit zu garantieren". Auch das österreichisch-ungarische Dienstreglement empfahl Geiselnahmen zur Sicherung von Transport- und Kommunikationswegen.
[...]
Die britischen Field Service Regulations von 1909 bzw. 1912 wiederum enthielten unter Abschnitt 52 "General Rules in Billets" folgenden Artikel zum Umgang mit Einwohnern:

[...] It may be necessary to take hostages for their good behaviour.
(Wegner, S. 102f)

Das britische Manual of Military Law bestimmt:
"If hostages are nowadays taken at all they have to suffer captivity, and not death, in case the enemy violates the agreements in question."

Wegner fährt fort:
Eine so explizite Ablehnung der Geiseltötung findet sich in keinem anderen offiziellen Reglement. Bei den merikanischen Rules of Land Warfare könnte man sogar von einer impliziten Erlaubnis ausgehen. So war die Bestimmung, dass Geiseln wie Kriegsgefangene zu behandeln seien, nicht gleichbedeutend mit dem Verbot der Geiseltötung. Im Gegenteil: § 383 besagte, dass alle Kriegsgefangenen Objekt von "Vergeltungsmaßnahmen" ("retaliatory measures") werden und Unschuldige anstelle von Schuldigen bestraft werden konnten. Ob damit auch die Tötung von Kriegsgefangenen (oder Geiseln) erlaubt war, bleibt hier zwar offen, eine spätere Version der Rules of Land Warfare erlaubte dies allerdings explizit.
 
Es wäre ja schön, du würdest denn wenn schon den gesamten Zusammenhang zitieren nicht bloß aus ihm herausgerissene Halbsätze:

Was wir nicht wissen, ist, ob zu Beginn der Besetzung Löwens belgische Heckenschützen den deutschen Terror erst auslösten oder ob die deutschen Truppen sich diese Franctireurangriffe nur einbildeten.

Wenn wir es nicht wissen, welchen Grund gibt es dann es nicht nur als bloße Möglichkeit zu erwägen, sondern es a priori annzunehmen?

Behauptet, dass von belgischer Seite angefangen worden wäre, habe ich damit durchaus nicht, ich habe nur deine Tendenz kritisiert (und das bezog sich weniger auf diesen Beitrag von deiner Seite, als auf diejenigen davor), deutschen Terror als Auslöser im Sinne einer Tatsachenbehauptung vorauszustzen.

Das ist eine Möglichkeit und erstmal nichts weiter und entsprechend zu behandeln.
 
Das ist eine Möglichkeit und erstmal nichts weiter und entsprechend zu behandeln.
Eben nicht, du sagst, es sei mehr als eine bloße Möglichkeit. Man solle diese à priori annehmen. Da reicht es aus, zwei Halbsätze zu zitieren.
Wenn wir es nicht wissen, welchen Grund gibt es dann es nicht nur als bloße Möglichkeit zu erwägen, sondern es a priori annzunehmen?
(zum 3. Mal zitiert, es ist aber auch anstregend mit dir)
Wenn man sich verschrieben hat, oder etwas anderes meinte, k
 
In Leuven war es so lange ruhig, so lange die Deutschen auf der Siegesstraße waren.
Als die Belgier von Antwerpen aus einen Gegenangriff starteten, begann man die Zivilbevölkerung zu massakrieren und die Stadt in Brand zu setzen. Das gleiche Schema wie im oben erwähnten Dalhain.

Als Rechtfertigung behauptete man, beschossen worden zu sein. Ob das stimmt oder nicht ist natürlich kaum zu klären, als Erklärung für das massenhafte Erschießen von Zivilisten taugt es nicht.

In Linceè und Dalhain ist unstrittig keinerlei Übergriff der Zivilbevölkerung (Krankenschwestern!) begangen worden,
In Dinant kam es zu völlig grundlosen Kriegsverbrechen ("Innerhalb der Stadt erblickten Angehörige des Bataillons in einem Café Licht und warfen eine Handgranate hinein" usw.). Erklärung dazu: "Die spezifische Akustik des Geländes, insbesondere die Echos, die von den Felswänden zurückgeworfen wurden, sowie der Umstand, dass die Einwohner Dinants den Erfolg der französischen Soldaten lebhaft begrüßten, mag bei den sächsischen Truppen den Eindruck hervorgerufen haben, dass belgische Zivilisten gemeinsam mit den französischen Soldaten gegen sie kämpften". Soll man lachen oder weinen?

Überall das gleiche Schema: Deutsche Truppen ermorden Zivilisten, Frauen, Kinder, Krankenschwestern, Pfarrer.
Sie sind schlichtweg wütend über französische und belgische Gegenwehr und üben Rache an wehrlosen Zivilisten.
Zum Teil geraten die Deutschen in Panik und beschießen sich gegenseitig.
Hinterher (nach dem Aufschrei in der Weltöffentlichkeit) wird behauptet, man sei von belgischen Partisanen beschossen worden.

In Dinant wird das Alter des jüngsten Opfers mit drei Wochen angegeben. Wahrscheinlich ein Franctireur.

Was soll diese Stellvertreterdiskussion, ob eventuell irgendwo in Belgien ein wütender Zivilist bei solchen Vorgängen tatsächlich seine Schrotflinte ausgepackt hat? Um was soll es dabei gehen?
Das dient nicht als Erklärung, nicht als Begründung und schon gar nicht als irgendwie geartete Entschuldigung des deutschen Vorgehens. Was also soll die Diskussion darüber in diesem Zusammenhang?
 
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