Was wir nicht wissen, ist, ob zu Beginn der Besetzung Löwens belgische Heckenschützen den deutschen Terror erst auslösten oder ob die deutschen Truppen sich diese Franctireurangriffe nur einbildeten.
Wenn wir es nicht wissen, welchen Grund gibt es dann es nicht nur als bloße Möglichkeit zu erwägen, sondern es a priori annzunehmen?
In Lincé gab es keine Franctireurattacken, nur von den Deutschen eingebildete und auch ein Massaker.
Nur ist Leuven einmal nicht Lincé und gab es anscheinend in Lincé im Gegensatz zu Leuven auch keine nennenswerten, bezifferbaren deutschen Verlusste, die auf massive Fremdeinwirklung schließen ließen, sofern man nicht friendly fire anehmen möchte.
Meide bedenken, dass alles in Leuven auf friendly fire zurück zu führen, hatte ich ja bereits dargelegt.
Die gennante Zahl an getöteten Deutschen in Löwen wurde hier im Faden von 240 auf 40 runtergeschraubt, wobei 27 auf einem deutschen "Gedächtnisprotokoll" (!sic) beruhen und die übrigen 13 Toten von Keller als 50% Dunkelziffer kurzerhand aufaddiert wurden.
Dann ließ vielleicht den Beitrag #685 von
@Sepiola noch mal genauer:
" [...] Wie bei jeder Argumentation 'ex silentio' ist hier jedoch Vorsicht geboten, denn einerseits war der historisch nachweisbare deutsche Blutzoll gar nicht so minimal, andererseits wurden die hier zugrunde liegenden Truppentagebücher innerhalb von Stunden oder Tagen im Zug der laufenden Kriegshandlungen verfasst und konnten daher oft nur provisorische und unklare Statistiken aufmachen."
Im Anschluss referiert Keller die Berechnungen des Veteranen Johann Kühl, der auf 26 Tote und 127 Verwundete plus einer Dunkelziffer von 50% kam. Daraus resultiert die Zahl von 40 Toten + 190 Verletzten." [...]
Also Truppentagebücher sind definitiv schon ein Bisschen was anderes als bloßes Gedächtnisprotokoll und müssten auch durch Verlustmeldungen der jeweiligen Truppenkörper an die Kommandostellen von Korps und Armee verifizierbar sein.
Was dabei unsicher sein dürfte, ist vor allem die Zahl der Toten, weil es sein kann, dass Soldaten, die zunächst nur als verletzt geführt wurden und als Solche in die Statistik eingingen, später ihren Verletzungen erlegen sind.
Die aufaddierte Dukelziffer hat sich anscheinend nicht Keller einfach irgendwo aus dem Finger gesaugt, sondern die scheint er ebenso wie die Gesamtberechnung von Kühl übernommen zu haben.
Was die Dunkelziffer im Einzelnen betrifft:
Zumindest bei den Toten ist eine solche Dunkelziffer, wenn man davon ausgeht, dass die Aufzeichnungen mehr oder weniger direkt nach den Ereignissen entstanden sind und eventuell einige Schwerverletzte erst später ihren Verletzungen erlagen durchaus nicht rundweg unplausibel und wie ich meine, nicht als reine Erfingung zwecks Rechtfertigung abzutun.
Was ich weniger gut nachvollziehen kann, ist die Dunkelziffer bei den Verletzten. Wobei ich hierzu sagen muss, dass ich keinen Plan davon habe wie in und um Leuven die Lazarette organisiert waren und inwieweit neben den Meldungen, die die Truppenkommandeure erhielten auch Meldungen aus den Lazaretten in die Statistik mit eingegangen sind.
Grundsätzlich ist zumindest möglich, dass bei dem ganzen Chaos und umherirrenden Truppenteilen die verantwortlichen Offiziere und die Verfasser der Truppentagebücher zunächst mal schlicht keinen Überblick mehr darüber hatten, wo sich ihnen unterstellte Kader eigentlich gerade aufhielten, möglicherweise dementsprechend nicht direkt von Verlusten ausgingen und Meldungen über Verletzte erst später aus den lazaretten erhielten.
Insofern es ja noch keine flächendeckende Funkausrüstung gab, war das zeitweilige Abhandenkommen von irgendwo abgeschnittenen oder verirrten Truppenteilen ja nichts ungewöhnliches und wahrscheinlich i.d.R. zunächst mal kein Grund das als Verluste zu veranschlagen.
Ich denke wenn dem tatsächlich entsprechende Truppentagebücher zugrunde liegen, wird man mindestens die 26 Toten und 127 Verletzten als relativ gesichert und unteren Wert für die Gesamtverluste annehmen dürfen, die im Rahm stehenden rund 230 Tote + Verletzte wird man nicht als letztgültig verifiziert annehmen können, aber völlig unplausibel erscheint das nicht, im Besonderen im Hinblick auf die Zahl der Toten.
Das unter den Verletzten an die 10% so schwer verletzt waren, dass sie daran später tatsächlich noch verstaben, halte ich nicht unbedingt für eine völlig phantastische Übertreibung.
Die Verletzten, da wird es dann schwieriger.
Aber selbst wenn wir die gesamte Dunkelziffer weglassen und von an die 150 einigermaßen gesicherten Verlusten als unterem Wert ausgehen, war dass definitiv mal ein bisschen mehr als die Vorauskommandos von 2 Regimentern, die sich versehentlich einige Minuten lang unter friendly fire nahmen oder eine Hand voll Bauern, die im Affekt zur Schrotflinte griffen.
Oder sie haben sich Waffen und Munition erst während des Terrors beschafft. In Löwen herrschte Chaos.
Wie habe ich mir das "Beschaffen" vorzustellen? Als Oceans-eleven-mäßiges Ausräumen der deutschen Waffenlager/Nachschubmagazine?
Entschuldige bitte die Polemik, aber das erscheint doch arg unwahrscheinlich.
Wenn in der Stadt seit tagen scharf geschossen wird, wäre die normale menschliche Reaktion doch sich im Keller zu verbarrikadieren und zu warten, bis der Spuk vorbei ist, aber kaum, einen vollkommen lebensmüden Spießroutenlauf womöglich mitten durch das Kreuzfeuer auf sich zu nehmen, um schwer bewachte Waffenlager der Besatzungsmacht auszuräumen.