Die meisten Deisten hatten doch Erwartungen an Gott (Leben nach dem Tod) z.B Voltaire wenn er auch immer Zweifel hatte. Thomas Jefferson sah Glauben und Götter die kein Leben nach dem Tod versprechen würden als "sinnlos" an.
Die Formulierung "Erwartungen an Gott" erscheint mir unklar. Unter den Deisten gab es unterschiedliche Anschauungen über das Leben nach dem Tod, d.h. man war sich in der Frage der Unsterblichkeit der Seele uneinig. Je nach Gusto war man davon überzeugt, ´Gott´ habe in seinem Schöpfungsplan diese Möglichkeit eingerichtet oder er habe es nicht. Mit "Erwartung" im Sinne eines (Ein-)Forderns hat das nichts zu tun, denke ich.
Auch die Formulierung
Thomas Jefferson sah Glauben und Götter die kein Leben nach dem Tod versprechen würden als "sinnlos" an.
erscheint mir fragwürdig. Als Monotheist dürfte Jefferson kaum von Göttern im Plural gesprochen haben, oder bezog er sich dabei auf antike polytheistische Religionen? Auch der Begriff ´versprechen´ klingt, ähnlich wie ´erwarten´, zu sehr nach einer anthropomorphen Gottesvorstellung, als dass er mit dem Deisten Jefferson, der wie alle Deisten anthropomorphen Gottesbilder ablehnte, in Verbindung gebracht werden könnte. Zur Veranschaulichung eine Analogie: Wenn ich vermute, dass es im Kosmos noch andere intelligente Wesen außer den Menschen gibt, dann bedeutet das nicht, dass mir der Kosmos diese Möglichkeit ´verspricht´, ebenso wenig, dass ich das von ihm ´erwarte´. Entweder ich vermute es, oder ich vermute es nicht. Ebenso vermuten die Deisten die gottgeschaffene Unsterblichkeit der Seele - oder auch nicht. Aber weder ´erwarten´ sie es (von Gott) noch sehen sie darin ein ´Versprechen´.
Ich ändere aber meine Meinung gerne, wenn du deistische Original-Zitate lieferst, die deine Formulierungen rechtfertigen.
Deismus im Sinne Voltaire ist eine rationalistische ´Religion´ (keine wirkliche Religion), d.h. auf die Existenz Gottes wird aus Vernunftgründen geschlossen, im Falle Voltaires aus der Notwendigkeit einer Begründung für Moral.
So schrieb er:
Es ist für die Fürsten und die Völker unbedingt nötig, dass die Idee eines schöpferischen, lenkenden, belohnenden und rächenden höchsten Wesens sich dem Gehirn tief eingeprägt hat. Die Gesellschaft braucht diese Ansicht.
Klingt das nach Religiosität im Sinne der katholischen Kirche? Überhaupt nicht. Voltaire gesteht dem Glauben an Gott lediglich eine funktionale Rolle zu, und das unabhängig von der Frage, ob dieser Glaube auf tatsächlicher Existenz eines Gottes beruht. Gottesglaube hat nur die Funktion eines Regulativs für soziales Handeln - nicht mehr. Mit Religion hat das nichts zu tun. Das zeigt sich umso mehr darin, dass er, wie du richtig schreibst, immer im Zweifel war, wie die Dinge betr. Gott und Unsterblichkeit denn nun wirklich lagen.
Über den katholischen Glauben schrieb er:
Der Aberglaube hat die christliche Kirche von Anfang an verpestet. Er ist verabscheuenswert und der schlimmste Feind der reinen Verehrung, die wir dem höchsten Wesen schulden. Darum ist es an der Zeit, dass das Ungeheuer des Aberglaubens an die Kette gelegt werde...
sowie
... jeder vernünftige Mensch, jeder Mensch guten Willens, (muss) (die christliche Sekte) (mit Abscheu) (betrachten).
Dostojewski war im Alter ein devoter orthodoxer Christ in einer Zeit wo das Verhältnis der beiden Kirchen überhaupt nichts zu tun. Kein Wunder das er den Katholizismus kritisiert. Das Gottesbild von Dostojewski hat mehr mit der katholischen Kirche zu tun, als dir lieb sein kann.
Was Dostojewki betrifft, halte ich mich an die Fakten, soweit eruierbar. Mir ist es egal, was er gedacht hat. Aber es sieht ganz so aus, als hätte er mystisch gedacht, also eine Gottesvorstellung gepflegt, die der orthodox-katholischen völlig entgegengesetzt war. Dass ich mit dieser Entgegensetzung einverstanden bin, versteht sich. Das heißt aber nicht, dass mir das "lieb ist", wie du es allzu emotionalisierend ausdrückst.