5 Exemplare sind nicht gerade genug für eine Aussage über den Zeitpunkt der Gegenstempelung. Gut, man kann von Hinweis sprechen, dass es dabei nur frühe Münzen sind, aber sehr belastbar ist das nicht.
Da hast du etwas missverstanden: In Wilkenburg fehlen Münzen mit dem Gegenstempel
IMP mit lituus (IMPL). Daraus schloss Emma, dass diese Gegenstempel jüngeren Datums seien. Dagegen habe ich eingewandt, dass man in Wilkenburg bei den bisher 60 gefundenen Münzen, von denen mindestens 20 Aduatuker sind, die normalerweise nicht gegengestempelt wurden, überhaupt maximal fünf bis zehn gegengestempelte Münzen erwarten darf, wenn Wilkenburg im statistischen Mittel dessen bleibt, was man in Lagern an gegengestempelten Münzen findet: Nämlich 15 - 30 % der Asse. Der Gegenstempel bzw. die Gegestempelgruppe IMPL kommt relativ häufig vor. Bei Werz sind es 215 Exemplare mit 47 IMPL-Varianten (also Gegenstempeleisen), die den verschiedenen IMPL-Gegenstempeln zuzuweisen sind. Alle auf Münzen, die vor der Zeitenwende geprägt wurden. Natürlich haben wir mit dem Prägedatum der Münzen nur den tpq, doch die Regel bei Hort oder Börsenfunden besagt, je dichter die Schlussmünzen beisammenliegen, desto dichter dürfte auch das Datum ihres Verlustes bzw. ihrer Deponierung liegen. Diese Regel kann man auf die Gegenstempelungen übertragen. Je dichter die Schlussmünzen bei der Verwendung eines bestimmten Stempeleisens beieinanderliegen, desto dichter muss die Gegenstempelung an der Prägung gelegen haben. Man müsste schon von einem gehörigen Zufall ausgehen, dass alle 215 Münzen aus der Vorzweitenwende stammen.
Gerade am Wall wird das deutlich. Er sollte ganz klar germanisch und nach Norden ausgerichtet sein. Das war entweder gelogen oder eine unqualifizierte Behauptung.
Weder noch.
Nochmal: Bisher ist nicht hinreichend nachgewiesen, dass wir es in Kalkriese mit einem Lager zu tun haben. Die Hinweise darauf verdichten sich, aber wir sollten die Ergebnisse der Grabung diesen Sommer abwarten.
Zuallererst wurde der Wall in Kalkriese als römisch angesprochen. Nur hatte man irgendwann die Wallenden, die Spitzgräben lagen an der Nordseite, bzw. Westseite, es war nur logisch, die Interpretation als Römerlager aufzugeben, nachdem man eine Reihe an Suchschnitten (7, 19, 6, 8, 37, 39, und besonders auch die Schnitte an den Wallenden 43 und 45) angelegt hatte, die keine Fortführung des Walls nach Norden hin, die auf ein Lager hingedeutet hätte, aufwiesen.
Nördlich des Walls, hangabwärts, lagen dicht unter diesem die meisten römischen Funde, sich nach Norden zügig ausdünnend, vielfach auch innerhalb des Grabens. Vor diesem Hintergrund schien es so, als sei der Wall
gegen die Römer gerichtet gewesen. Diese Deutung war (und ist es noch) auf Grundlage des vorliegenden Befundes plausibel und vernünftig.
Nun hat man im Sommer 2016 zwei neue Schnitte aufgemacht, explizit um erneut nach dem Wall zu suchen. Dabei fand man zunächst nur wieder vereinzelte Stücke, die Grabung erschien unergiebig, ein paar Bleche, die von Ortisi als Teile von Feldzeichen gedeutet werden, kamen dabei zum Vorschein und als die Grabung schon fast beendet war, die acht Goldmünzen.
Im Frühjahr und Sommer 2017 fanden zwei Grabungskampagnen statt, bei der ersten erweiterte man die Anzahl der Fundmünzen um weitere 200 und bei der zweiten fand man Strukturen, die man als Nordwall des Lagers ansprach. Diese sollen nun, im kommenden Frühjahr/Sommer 2018, mit einem etwa 150 m langen Schnitt weiterverfolgt und bestätigt werden.
Die Schlacht an den Pontes Longi: Ob die Gegend in Frage kommt, da sind El Quijote und ich uneins und ich diskutiere darüber erst wieder darüber, wenn anerkannt wird, dass die Satzzeichen nicht von Tacitus stammen.
Die Satzzeichen waren nie das Problem und auf denen hat meine Argumentation auch nie basiert (und das habe ich auch immer kommmuniziert). Meine Argumentation basiert
ausschließlich auf der
KONKORDANZ von Objekten und den zugehörigen Verben. Germanicus führte das Heer
excercitus an die Ems zurück (
reducere). Die Legionen (legiones) trug er zurück (reportat) mit der Flotte (classe), wie er sie herbeigeführt hatte (advexerat). Einem Teil der Reiterei usw.
Hinweise auf Germanicus helfen nicht weiter und ihr Fehlen auch nicht, da nicht bekannt ist, ob er alle mit der Varusschlacht zusammenhängenden Orte besucht hat.
In Kalkriese waren Römer, deren Knochen nachweislich obertägig gelegen hatten, bestattet worden, was dem Tacitus-Bericht vom Besuch des Germanicus auf dem Schlachtfeld entspricht. Insofern muss man - bei positiver Rezeption der Varusschlachttheorie - davon ausgehen, dass vielleicht nicht Germanicus in personam auf de Oberesch war, aber doch zumindest ein Teil seiner Truppen.
Anders als Hermundure, der ja meint, dass die Truppen des Germanicus beim Schlachtfeldbesuch ein paar Münzen hätten verlieren müssen, womit der im Widerspruch zu anderen Kalkriese-Gegnern steht, die meinen, eine einzige Münze des Germanicus-Horizonst wäre der Beweis, dass Kalkriese nicht Varus sein könne, bin ich der Meinung, dass Münzen des Germanicus auf dem Varusschlachtfeld, sei es nun Kalkriese oder nicht, nicht zu erwarten sind.
Und Caecina, als Legat gewissermaßen Unterfeldherr des Germanicus, würde natürlich auch den Germanicus-Horizont darstellen.
Bei den Pontes Longi waren die Befestigungen so angelegt wie bei einem Brückenkopf.
Wie kommst du darauf?