@ Pygmalion
Hallo Pygmalion! Auch an deinen Argumenten, Armbrust und Bogen betreffend, wird wohl irgendetwas dran sein, vor allem natürlich ist dein Einwand einer speziell englischenTradition des Langbogenschiessens anzuerkennen.
Mal sehen, wie lange ihr noch braucht, um mich dazu zu bringen, einen großen Bogen um das Bogenthema zu machen
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Aber wie gesagt geht es mir ausschließlich um diese Zinnen und Kastelle, von deren Planung ich bei der Bremer Kogge auf jeden Fall ausgehe, egal, ob von dort mit Armbrustbolzen geschossen oder mit toten Ratten geworfen wurde. Auch für Armbrustschützen boten diese Bretter natürlich einen gewissen Schutz, wobei auch der Sichtschutz nicht vergessen werden darf.
Im 15. Jahrhundert verschwinden die Zinnen allerdings wieder, was ich dem Größenwachstum der Schiffe zuschreibe. Auf der noch späteren Mary Rose waren Zinnen natürlich längst abgeschafft, bzw. sie waren von den hohen Kastellen zur niederen Kuhlreling mittschiffs gewandert, wo sie in modifizierter Form immer noch dazu dienten, Bogenschützen Deckung zu bieten. Auch Bdaians Beispiele des gleichzeitigen Gebrauchs von Bogen und Armbrüsten zeigen ja bereits spätere, sehr hochbordige französische oder flämische Holke und englische Karracken,deren Personenstaffage man natürlich nicht zum Maßstab nehmen darf.
Zur "Violine" hatte ich schon angemerkt, daß ihre Unfertigkeit dem Umstand zugeschrieben werden könnte, daß sie relativ früh in den Schiffsverband eingebaut wurde. Sie reicht ja tief zwischen Binnen- und Außensteven hinein und konnte während der folgenden Bauarbeiten sicherlich auch leicht beschädigt werden. Waren diese Grobarbeiten erst einmal erledigt, konnten eventuelle Beschädigungen der Oberfläche schnell plangehobelt und dann mit der eigentlichen Feinarbeit begonnen werden. Bei Fachwerkhäusern war das ja ähnlich, wenn Segenssprüche oder Kerbschnitzornamente erst nach Abschluß der Bauarbeiten auf dem Fachwerk angebracht wurden.
Auch eine Überdachung durch ein Stevenkastell inklusive sichtbeeinträchtigender Leiter usw. hätte die Funktion dieses angenommenen Pinnkompasses nicht beeinträchtigt, denn solche Merktafeln werden nicht wie eine Uhr von weitem abgelesen, sondern aus direkter Nähe bedient.
(Die Abbildungen stammen aus Peter Marsdens "Mary Rose-Your Noblest Shippe", published 2009 by The Mary Rose Trust Ltd, Portsmouth. Sie zeigen die einzeln herausnehmbaren Verschläge, die das Schußfeld für die Bogenschützen freigaben. Wurde jedes zweite dieser breiten Bretter entfernt, hatte man eine ähnliche Situation wie bei den Zinnenkastellen.)