Wo hast du das bitte her mit dem "nicht-patriarchalisch" und "nicht-hierarchisch"?
Bis zur Zeit um ca. 4500 v.u.Z. gibt es keine Belege archäologischer Art dafür.
Je weniger technisch ausgefeilt eine Gesellschaft ist, desto weniger Belege wirst du für Hierarchisierung finden, was allerdings keinerlei Aufschluss darüber gibt, ob es sie gibt und wie stark sie ausgeprägt ist, zumal gerade organische Materialien (man denke etwa an Federschmuck als Zeichen von Hierarchien) i.d.R. schlecht erhalten sind. Wir haben aus der Urgeschichte sehr häufig nicht viel mehr als erhaltenes Steinwerkzeug oder kalzinierte Knochen (also Essensabfall). Insofern sind Behauptungen, eine frühe Gesellschaft sei patriarchalisch oder matriarchalisch oder auch nicht gewesen oder hätte flache oder ausgeprägte hierarchische Strukturen gehabt, in den seltensten Fällen seriös zu treffen.
Nehmen wir als Beispiel die katholische Kirche. In katholischen Ländern wird ein regelrechter Marienkult betrieben, der von der Amtskirche zwar theologisch in der populären Form, die beinahe schon Jesus durch Maria ersetzt, abgelehnt wird, der aber in Ansätzen auch von der Amtskirche betrieben wird. Ein unvoreingenommener Betrachter müsste geradezu denken, er habe es mit einer matriarchalischen Gesellschaft zu tun, was ja definitiv nicht der Fall ist, im Gegenteil: Traditionell katholische Länder haben ein regelrechtes Machismo-Problem und in der Amtskirche sind Frauen in der Möglichkeit ihrer innerkirchlichen Entfaltung sehr stark eingeschränkt, können allenfalls als Begine oder Nonne in der innerkirchlichen Hierarchie aufsteigen, sind aber als solche immer von Priestern als Messzelebrierende und Beichtväter abhängig.
Das mag ein Extrembeispiel sein, zeigt aber, wie schwierig es selbst in Gesellschaften, die - anders als die vorgeschichtlichen - sozial und gendermäßig differenzierte Materialkultur produzieren, ist aus der Materialkultur hierarchische Strukturen nach Geschlecht oder nach Klasse zu differenzieren.
Eben. Und zwischen dem Norden des Zagros/Fruchtbaren Halbmondes und den nördlicher gelegenen Gebieten ist es ja nicht sehr weit. Und da die ersten Bauern wohl ein Bedürfnis hatten, sich in verschiedene Gegenden auszubreiten, liegt nahe, das sie es auch nach Norden taten. Um 5000 v.u.Z. gab es dort die erste neolithische Kultur.
https://de.wikipedia.org/wiki/Dnepr-Don-Kultur
Diese Kultur entzieht sich ein wenig der Klassifikation "neolithisch".
Wir unterteilen das Neolithikum in ein präkeramisches und ein keramisches Neolithikum. Die Dnjepr-Don-Kultur jedoch ist zwar bereits keramisch (also insofern neolithisch) ist aber in der allgemeinen Lebensweise noch eine Jäger- und Sammlerkultur, also mesolithisch. Wir haben es hier mit dem in der Geschichte gar nicht so selten vorkommenden Phänomen der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen zu tun.