Turgot hat schon auf die Dislozierung hingewiesen. Abgesehen davon ist das mit Stand 1914 falsch. Im Forum an verschiedenen Stellen mit Quellennachweis zu finden, zBDie britische Flotte war doppelt so groß wie die deutsche Flotte.
http://www.geschichtsforum.de/396565-post69.html
Ob übertrieben, ist völlig unmaßgeblich. Deine Zitatesammlung sollte durch Eva Besteck, First Line of Defense, ergänzt werden. Sie zitiert Tirpitz mit dem Sinn der Hochseeflotte: "das Messer an der [britischen] Kehle".Auch Frankreich, Rußland und die USA hatten beachtliche Flotten. Die deutsche Flotte war keineswegs übertrieben groß.
http://www.geschichtsforum.de/686892-post26.html
http://www.geschichtsforum.de/f58/d...ttlauf-um-1900-a-36558/index2.html#post553861
Deine Ausführungen laufen darauf hinaus, das Tirpitzsche Messer durch die Parsifalsche Streitaxt zu ersetzen. An der Kehle ändert sich dabei nichts.
Wenn Du mal eine Bülowsche Biographie liest (das wäre einer Deiner Reichskanzler nach Bismarck), wird Dir einiges klarer. Zu empfehlen wäre: Peter Winzen, Reichskanzler Bülow, Mit Weltmachtphantasien in den Ersten Weltkrieg, 2013.Davon abgesehen waren die Reichskanzler nach Bismarck außenpolitisch ganz besonders um eine Verständigung und Bindung mit Großbritannien bemüht.
Oder mal hier lesen:
http://www.geschichtsforum.de/f58/d...es-russisch-japanischen-krieges-1904-a-36476/
Ich könnte Dir jetzt mal so gefühlte 100 Forschungsarbeiten zu dem Thema auflisten. Das bringt vermutlich nicht viel. Ersatzweise der Hinweis auf die einschneidenste Konsequenz des maritimen Rüstungswettlaufes, als 1912 Großbritannien flottenseitig das Mittelmeer wegen der Nordseekonzentration aufgeben musste, und durch den deutsch-britischen Rüstungswettlauf (ein schwerer strategischer Fehler) in die Verfestigung der Abkommen mit Frankreich gezwungen wurde: dieses übernahm für die maritime Großmacht die Deckung des Mittelmeeres, als Schlüssel der Indien-Route.Inwiefern die deutsche Flotte eine Bedrohung für Großbritannien darstellen sollte ist mir daher vollkommen schleierhaft.
Genau.Wie man dann im Weltkrieg auch gesehen hat, konnte die deutsche Flotte aufgrund der quantitativen Unterlegenheit nichts ausrichten.
Ich übersetze pimalDaumen ins reichsdeutsche Haushaltsbudget: 7 nutzlose dreadnoughts (inkl. Logistik und "Beiwerk") = 5 stehende Armeekorps für den Schlieffen-Plan. Jetzt kannst Du Deine Phantasie weiter spielen lassen, an der Marne.
Das ist eine Weltkriegs-Legende, die den rüstungs- und ernährungswirtschaftlichen Analysen der letzten paar Jahre nicht mehr standhält.Die britische Seeblockade hat den gesamten Krieg entscheidend zu Ungunsten des Deutschen Kaiserreiches beeinflußt und hundertausende deutsche Zivilisten in den Hungertod getrieben.
http://www.geschichtsforum.de/700024-post109.html
Die deutsche Hungerkatastrophe im Krieg ist aus makroökonomischer Sicht auf
- fehlende Arbeitskräfte
- fehlende Energie
- fehlenden Dünger (-> stattdessen wurde mit dem Salpeter-Ersatz Munition produziert - eine Entscheidung der Reichsführung für Munition und für Hunger)
http://www.geschichtsforum.de/f62/m...as-manhattan-projekt-des-1-weltkrieges-34445/
- Organisationschaos (so genannter "Schweinemord" 1914/15)
...
zurückzuführen.
Auch ohne Blockade wäre es dabei geblieben, dass
- die Transportmittel wegen der Kriegsgegner fehlten (Handelsflotten)
- die Kriegsgegner, zB Russland, Rumänien, vorher Nahrungsimporteure waren. Auch an der Tatsache fehlender Arbeitskräfte, Düngemittel etc. hätte sich nichts geändert.
Neuere Detail-Studien zur Kriegswirtschaft relativieren die Blockadewirkungen ins Unbedeutende bis zum Kriegseintritt der USA. Diese war nämlich indirekt über die neutralen Länder bis 1917 - ablesbar anhand der Handelsbilanzen - Großlieferant für das Deutsche Reich. Die Importe über NL, DEN, NOR, SWE etc. funktionierten nämlich bis Anfang 1917 prächtig, zT mit Vervierfachung, Verzehnfachung der deutschen Importe.
Diese Erkenntnisse, vorwiegend der Wirtschaftshistoriker in der Untersuchung der deutschen Kriegs- und Ernährungswirtschaft, haben sich leider bei den Militärgeschichtlern und auf die Politik zentrierten Historikern noch nicht so ganz rumgesprochen. Die Legende hält sich hartnäckig, zumal sie gängigen Klischees der pösen Priten mit ihrer Totalisierung der Kriegführung entgegen kommt. Ändert aber nichts daran, dass diese Lesart der massenweisen Nachkriegsliteratur 1919-33 zu dem Thema nicht mehr haltbar ist. Wird halt immer noch weiter abgeschrieben.
empfehlenswert:
Lambert: Planning Armageddon - British Economic Warfare and the First World War
Osborne: Britain's Economic Blockade of Germany, 1914-1919
Führt hier aber vom Thema weg. Näheres kann man drüben im Thema diskutieren.