Ja, das ist ein gutes Argument gegen die Annahme von zwei Wasserfahrzeugen, aber erst in der 1522-er Version tatsächlich so zu sehen, während man darüber bei der 1508-er Version streiten könnte.
Auch 1508 fehlt beim "hinteren Schiff" vorn die Bordwand.
Der Mast würde beim "hinteren Schiff" übrigens auch schief stehen.
Beim abgebrochen Ruder(Paddel) übrigens handelt es sich um ein ausgebrochenes Rumpfteil
Gut, Missverständnis beseitigt.
Der Rumpf ist am Bug geborsten, soviel ist also auch sicher.
und dass er absolut unfähig gewesen sei, eine Bruchstelle (zwischen Schiff und angebl. Vorderteil) darzustellen
Das nimmt niemand an.
Diejenige Bruchstelle, die der Künstler darstellen wollte, ist gut zu erkennen, ich habe sie im letzten Beitrag markiert.
Was der Künstler nicht hinbekommen hat (und - das ist jetzt meine Unterstellung - wohl auch nicht beabsichtigt hat), war eine technisch einwandfreie Schiffszeichnung mit korrekter Anordnung von Mast, Ruder und Takelage.
Brandts Narrenschyff hat ziemlich sicher auch Grünpeck zu seinem Text inspiriert. Da liegt es auf der Hand, dass er bei einer (angenommenen) Auftragserteilung zur Illustration das Narrenschyff als Muster dabei hatte
Dieses Narrenschiff, wie gesagt, bricht in der Mitte entzwei.
Grünpeck brauchte, wie sein Text zeigt, eine Abbildung, in der ein Schiff am Felsen zerschellt.
Dass aber die Illustration haargenau dem Inhalt des Textes entspricht
Von "haargenau" war bisher nicht die Rede.
Grünpeck hat dem Illustrator sicher keine Vorgaben gemacht, wie die Beplankung aussehen soll, ob auf dem Felsen Gras oder Gebüsch wachsen sollen und wo die Wolken am Himmel zu platzieren sind. Und wohl auch nicht, was für Mützen die rangniederen Vertreter der weltlichen Personen tragen sollen...
Die Übereinstimmungen habe ich benannt:
Bild: Schiff mit Christus auf dem Segel (=Kirche)
Text: Sankt Peters Schiff (=Kirche)
Bild: (felsige) Steilküste
Text: Fels/Küste der Gefahr
Bild: Das Schiff zerbricht
Text: Das Schiff wird zerstoßen
Bild: Papst, Kardinal, Bischof, Mönch, die bereits im Wasser sind
Text: Geistlichkeit muss zuerst die Trübsal erleiden
Bild: Kaiser, Ritter, Bürger sind noch im Trockenen
Text: Weltlichkeit muss später ebenfalls die Trübsal erleiden
Die Sichtweise stützt sich also einzig und allein auf den Text, während das Bild diese Interpretation eigentlich ins Reich der Fantastereien, bestenfalls ins Reich der Glaubensfragen verfrachtet.
Sie stützt sich auf Text
und Bild.
Ich habe mehrmals gefragt, welche Widersprüche, welche objektiven Unstimmigkeiten zwischen Text und Bild bestehen sollen.
Darauf kam nie eine Reaktion.
Falls Du trotzdem darauf bestehst, den Text bei der Bildinterpretation zu ignorieren, bleibt uns natürlich nichts übrig, als die Diskussion auf der Ebene von Fantastereien und Glaubensfragen zu führen. Genau das versuche ich zu vermeiden.