Luftkrieg: Zerstörung Chemnitz' vor 64 Jahren

Auch wenn es natürlich nicht rechtens ist - menschlich kann ich das irgendwie nachvollziehen, wenn die gerade zuvor Ausgebombten, die Angehörige und Eigentum verloren hatten, ausflippten

Ob die RAF-Piloten auch für ihre "Jagd" auf Zivilisten und Kühen vor Gerichtgestellt wurden? Wohl eher nicht. Sie haben wahrscheinlich eher Orden bekommen und wurden als Helden veehrt. Die Blockbusterbombem oder der gewaltige Einsatz von Brandbomben waren purer Terror gegen eine schutz- und wehrlose Zivilbevölkerung. Ab 1944, wo eigentlich klar war, das die Alliierten den Krieg gewinnen würden, wurde die Bombardierung deutscher Städte noch einmal deutlich intensiviert. Mr. Harris wollte einfach nicht kapieren, das seine Vorgehensweise ungeeignet war, um die gesetzten Ziele zu erreichen. In Hamburg hat man sogar extra die Bomber zum Einsatz gebracht, um so die Löscharbeiten zu unterbinden. Die Briten haben sich erst gar nicht groß die Mühe gemacht, militärische Ziele anzugreifen, sondern ganz bewußt vorsätzlich Krieg gegen die Zivilbevölkerung geführt. Der englische Luftkrieg war doch eine zutiefst unmenschliche Kriegführung, ohne jegliche Grenzen.


1992 haben die Briten sich dann auch noch entblödet, um durch ihre Queen Mum ein Denkmal für den "Butcher" Harris aufzustellen. Das ist irgendwie schon peinlich und dokumentiert hier das kompletten Fehlen jeglicher Sensibilität gegenüber den Opfern. Was man wohl in Großbritannien sagen würde, wenn hier jemand nur auf die Idee käme, etwas ähnliches zu tun. Harris war alles mögliche, ein Kriegsheld, dem man ein Denkmal setzen sollt, war dieser Herr ganz gewiss nicht.
 
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@Turgot: In Hamburg hat man sogar extra die Bomber zum Einsatz gebracht, um so die Löscharbeiten zu unterbinden.
Dazu diente ja auch der allgemeine Einsatz von Sprengbomben mit Zeitzünder. Es waren oft Sonderkommandos mit KZ-Häftlingen, die zur Bergung und Entschärfung dieser Höllenmaschinen eingesetzt wurden. Ich habe Berichte gelesen, dass dies tatsächlich (meist) Freiwillige waren. Viele kamen dabei ums Leben. Neben der guten Verpflegung und in Aussicht gestellten Entlassung sollen sie auch mit Blick auf die Zerstörungen und das Elend der Zivilisten hochmotiviert gewesen sein.
 
Auch wenn es natürlich nicht rechtens ist - menschlich kann ich das irgendwie nachvollziehen, wenn die gerade zuvor Ausgebombten, die Angehörige und Eigentum verloren hatten, ausflippten. Nach dem Krieg gab deshalb es eine Reihe von Verurteilungen.
Fliegermorde ? Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Hildebrandt_(Politiker)

Da braucht man nicht lange rumdiskutieren, wer angefangen hat und wer erst später kam. (auch die Ermordung eines Mörders ist Mord!)
Die Luftangriffe auf die Zivilbevölkerung waren in sehr vielen Fällen glatte Kriegsverbrechen.

Dass die Zivilbevölkerung fürchterlich aufgebracht war, insbesondere auf die Jabopiloten in den letzten Kriegswochen, ist unstrittig.
In der Lokalgeschichte kenne ich dutzende dokumentierte Fälle wo Frauen und Kinder bei der Feldarbeit, Bauern mit Pferdefuhrwerken usw. usf. beschossen wurden, oft mit tödlichen Folgen. Was die Bevölkerung als hinterlistige infame Morde sah. Gegen die Bomberbesatzungen gab es diese Stimmung meines Wissens nicht.

Andererseits kenne ich einen Fall, dass der Pilot eines abgestürzten Jabos herankommende Zivilisten auf einem Baum sitzend mit der Pistole beschoss.
Den dann tatsächlich die Polizei retten musste.
 
Auch in Chemnitz gab es Tiefflugangriffe:

Nach einer Erzählung (meiner Oma) flog (in diesem Fall) ein amerikanisches Jagdflugzeug so tief über die Köpfe der Zivilisten hinweg und feuerte auf diese, dass meine Oma in das Gesicht des Piloten blicken konnte.

Aber mir geht es hier nicht um die Aufzählung und -wertung von Kriegsverbrechen... Meine Frage, ob die Bombardierung Chemnitz' ein Verbrechen war, bezog sich nur auf dieses Ereignis.
Neben der Erinnerung wollte ich hier eigentlich etwas über die Bombardierung (evtl. Zahlen in verschiedenen Bereichen) von Chemnitz in Erfahrung bringen.

LG

Anmerkung: Vielen Dank für eure rege Diskussionsbereitschaft. :D
 
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Wenn ich mir die Meldungen aus dem Reich durchlese, finde ich in erster Linie nüchternes Verständnis der Zivilbevölkerung für die militärische Notwendigkeit der Alliierten, deutsche Städte anzugreifen. Klar, die Propaganda versuchte zu mobilisieren, wo nichts mehr zu mobilisieren war und sprach von Hass etc., aber auf Goebbels wollten wir ja nicht mehr hereinfallen.

Die andere Seite ist, das es auch örtlich durchaus zu handfesten Übergriffen bis hin zur Tötung von abgeschossenen oder abgestürzten Piloten der RAF kam. Harris hat sein Ziel mit dem Bomberkrieg auf keinen Fall erreicht.

Auch wenn es natürlich nicht rechtens ist - menschlich kann ich das irgendwie nachvollziehen, wenn die gerade zuvor Ausgebombten, die Angehörige und Eigentum verloren hatten, ausflippten. Nach dem Krieg gab deshalb es eine Reihe von Verurteilungen.
Fliegermorde ? Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Hildebrandt_(Politiker)

Die beiden Links besagen doch, dass die Zivilbevölkerung nur in Ausnahmefällen an den Lynchmorden von Fliegern beteiligt waren und diese meist von offiziellen Stellen verübt wurden.
 
Auch in Chemnitz gab es Tiefflugangriffe:

Nach einer Erzählung (meiner Oma, die sich in mitten der Bombardierungen befand) flog (in diesem Fall) ein amerikanisches Jagdflugzeug so tief über die Köpfe der Zivilisten hinweg und feuerte auf diese, dass meine Oma in das Gesicht des Piloten blicken konnte.

Aber mir geht es hier nicht um die Aufzählung und -wertung von Kriegsverbrechen... Meine Frage, ob die Bombardierung Chemnitz' ein Verbrechen war, bezog sich nur auf dieses Ereignis.
Neben der Erinnerung wollte ich hier eigentlich etwas über die Bombardierung (evtl. Zahlen in verschiedenen Bereichen) von Chemnitz in Erfahrung bringen.

LG

Anmerkung: Vielen Dank für eure rege Diskussionsbereitschaft. :D

Der Angriff vom 05.März hat 3.700 Todesopfer zur Folge gehabt.
 
Auch in Chemnitz gab es Tiefflugangriffe:

Nach einer Erzählung (meiner Oma, die sich in mitten der Bombardierungen befand) flog (in diesem Fall) ein amerikanisches Jagdflugzeug so tief über die Köpfe der Zivilisten hinweg und feuerte auf diese, dass meine Oma in das Gesicht des Piloten blicken konnte.

Genau das berichten DDer auch, ist aber technisch nicht möglich: Über einer brennenden Stadt gibt es nicht genügend Sauerstoff. Der wurde gewonnen, indem Luft angesaugt und komprimiert, dann dem Motor zugeführt wurde. Ein Tiefflieger, der über eine brennende Stadt geflogen wäre, hätte daher unweigerlich abstürzen müssen.
 
Genau das berichten DDer auch, ist aber technisch nicht möglich: Über einer brennenden Stadt gibt es nicht genügend Sauerstoff. Der wurde gewonnen, indem Luft angesaugt und komprimiert, dann dem Motor zugeführt wurde. Ein Tiefflieger, der über eine brennende Stadt geflogen wäre, hätte daher unweigerlich abstürzen müssen.

Der Tieffliegerangriff muss sich ja auch nicht im Zentrum oder zur selben Zeit abgespielt haben. Was ich in der Klammer schrieb, dass sie sich in mitten der Bombardierung befand, hängt nicht mit dem Tiefflugangriff zusammen. Wenn das zur Verwirrung führte, bitte ich um Entschuldigung. :red:
 
El Quijote
Wenn ich mir die Meldungen aus dem Reich durchlese, finde ich in erster Linie nüchternes Verständnis der Zivilbevölkerung für die militärische Notwendigkeit der Alliierten, deutsche Städte anzugreifen. Klar, die Propaganda versuchte zu mobilisieren, wo nichts mehr zu mobilisieren war und sprach von Hass etc., aber auf Goebbels wollten wir ja nicht mehr hereinfallen.

"Die Wut und Rachsucht gegenüber den Engländern und Amerikanern sei für die westdeutschen Voksgenossen so selbstverständlich, daß davon nicht viel geredet werde. Man wünsche, daß den Engländern zehnfach heimgezahlt werde, was sie Westdeutschland angetan haben, wenn man auch zur Zeit wenige Hoffnung, daß sich dieser Wunsch in absehbarer Zeit verwirklichen würde. Kein Verständis habe die [...] Bevölkerung für eine Behandlung abgestürzter Kampfflieger als Kriegsgefangene. (1) (Hervorhebung durch mich.)

"[...] erneut (wurde) der Haß gegen England gesteigert und der Wunsch nach einer baldigen Vergeltung der Angriffe, [...]" (2)

Ich frage mich, wie sensibel die SD Leute eigentlich tatsächlich die Auswirkungen des Bombenkrieges erfaßt haben?

Soldaten der Ostfront, die auf Heimaturlaub waren, fühlten sich genervt von den ewigen Alarm, so das sich Goebbels schon in seinem Tagebuch unter dem Datum des 22.05.1943, "Das Volk werde ungeduldig, weil es nicht wisse, wie es mit dem Bombenkrieg weitergehe."


ElQuijote schrieb:
Die beiden Links besagen doch, dass die Zivilbevölkerung nur in Ausnahmefällen an den Lynchmorden von Fliegern beteiligt waren und diese meist von offiziellen Stellen verübt wurden.

Na ja, ich habe in meinem Post keine Angaben über die Anzahl der Übergriffe gemacht, weil mir nämlich die Häufigkeit nicht bekannt ist. Fakt ist jedenfalls, das es diese gegeben hat

(1) Meldungen aus dem Reich, S.5516 v.22.07.1943

(2) Meldungen aus dem Reich, S.5354, v.17.06.1943
 
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Tieffliegerangriffe hat es durchaus gegeben. Aber eben nicht nach Bombardierungen, auch wenn viele Zeitzeugen davon berichten. Wer sich mit Zeitzeugen befasst, muss sich auch mit Psychologie befassen, denn unsere Erinnerung ist ein wenig verlässliches Instrument, sie verblasst (Dekonstruktion) und vermischt (Rekonstruktion) sich mit anderen Erinnerungen, je medialer das Zeitalter auch mit fremden Berichten, Photos, Film- und Tondokumenten. Ein bekannter Historikerscherz lautet deshalb: "Der größte natürliche Feind des Historikers ist der Zeitzeuge."
 
@El: Die beiden Links besagen doch, dass die Zivilbevölkerung nur in Ausnahmefällen an den Lynchmorden von Fliegern beteiligt waren und diese meist von offiziellen Stellen verübt wurden.

Ich habe nicht das Gegenteil behauptet. Inwiefern die Beispiele in den Links wirklich repräsentativ sind, sei dahingestellt.

Genau das berichten DDer auch...

Ob es in diesem Fall stimmt, ist ohne Belang. Tatsache ist, dass in den letzten Kriegsmonaten nichts und niemand vor Tiefangriffen sicher war. Meine beiden Tanten (damals 8 und 10 Jahre alt), unterwegs mit einem Bollerwagen zum Schrebergarten, sind auch beschossen worden. Ich denke der Pilot hat gesehen, dass das kein Militärtransport war.
 
Man sollte aber auch nicht vergessen, dass es in Chemnitz ein Aussenlager des KZ-Flossenbürg gab. Hier wurden bis im April 45 Metallteile für Flugzeuge oder MGs hergestellt.

Während der Bombadierung von Chemnitz, wurden die Häftlinge in die Unterkünfte eingeschlossen. Ob es bei den Häftlingen Opfer gab ist nicht bekannt.
 
Meine Mutter und ihre Freundinnen spielten, sie lebten aus dem Lande, draußen mit ihre Puppen. Auf einmal kam eine Maschine der RAF und eröffnete das Feuer und die Mädels rannten um ihr Leben. Nicht alle haben es geschafft.........
 
Man sollte aber auch nicht vergessen, dass es in Chemnitz ein Aussenlager des KZ-Flossenbürg gab. Hier wurden bis im April 45 Metallteile für Flugzeuge oder MGs hergestellt.

Während der Bombadierung von Chemnitz, wurden die Häftlinge in die Unterkünfte eingeschlossen. Ob es bei den Häftlingen Opfer gab ist nicht bekannt.

Insgesamt hat die RAF aber ihren Luftkrieg eben gegen die Zivilbevölkerung geführt. Harris hat sich phasenweise geweigert, Angriffe gegen militärische Einrichtungen oder sonstigen militärisch relevanten Zielen zu unterstützen und vertrat vehement die Auffassung, das der Krieg gegen die Städte wichtiger sei.
 
@ursi: Man sollte aber auch nicht vergessen, dass es in Chemnitz ein Aussenlager des KZ-Flossenbürg gab.

Das befand sich bestimmt nicht im Stadtzentrum und dürfte kaum eine Rolle bei der Entscheidung zum Angriff gespielt haben. Irgendwelche Außenlager gab es ja fast überall.
 
Das befand sich bestimmt nicht im Stadtzentrum und dürfte kaum eine Rolle bei der Entscheidung zum Angriff gespielt haben. Irgendwelche Außenlager gab es ja fast überall.

Die Frauen die für die Astrawerke Zwangsarbeit leisten mussten, waren in der Altenchemnitzerstrasse 41 untergebracht. Das war das Werk I der Astra.

Ich kenn mich jetzt in Chemnitz nicht aus und nehme mal an, dass dies sicher nicht im Stadtzentrum lag.

Nur wird eben vergessen, dass es in Chemnitz ein Aussenlager gab und das insgesammt 31 000 Zwangsarbeiter in Chemnitz waren.
 
Das ist kein Grund, einen Flächenbombenangriff zu fliegen - eher einen NICHT zu fliegen.

Da gebe ich dir recht.

Trotzdem sollte man es nicht vergessen, dass Chemnitz eine wichtige Rolle für die Nationalsozialisten spielte.

Damit du mich richtig verstehst, ich verurteile diese Bombenangriffe auf Chemnitz und Dresden, ebenso wie ich die Bombenangriffe auf London, Rottherdam usw. verurteile.

Damit man aber den Geschichtsrevisionisten keine Grundlage gibt, sollte man mal heraus arbeiten, was Chemnitz im NS-Regime für eine Rolle spielte. Klar kann man diese Bombenangriffe isoliert anschauen, denke aber das ist der falsche Weg.
 
Die Frauen die für die Astrawerke Zwangsarbeit leisten mussten, waren in der Altenchemnitzerstrasse 41 untergebracht. Das war das Werk I der Astra.

Ich kenn mich jetzt in Chemnitz nicht aus und nehme mal an, dass dies sicher nicht im Stadtzentrum lag.

Zur Info:
Die Altchemnitzer Str. 41 liegt 2,7 km vom Stadtkern (Roter Turm) entfernt. Zumindest, wenn die Straße, die ich jetzt nannte, die selbe wie damals ist.

:winke:
 
Zunächst mal ein paar Zahlen, den Bombenangriff auf Chemnitz betreffend (5./6.3.):

(Engl.) Bomber Command:

  • Eingesetzte Bomber: 686
  • Abgeworfene Bomben: 1984t
USAAF:
Ziel Stadtgebiet

  • Eingesetzte Bomber: 129
  • Abgeworfene Bomben: 308t
Ziel Rangierbahnhof

  • Bomber: 105
  • Abgeworfene Bomben: 257t

Bereits in der Nacht 14./15.2. gab es einen umfangreichen Angriff auf Chemnitz durch die Briten

  • Bomber: 641
  • Abgeworfene Bomben: 2079t
Aufgrund von "Unzulänglichkeiten in der Kommunikation zwischen dem die Operation koordienierenden "Master-Bomber" und den Zielmarkierern der "Pathfinder"-Flugzeuge" wurden die Bomben aber falsch abgeworfen und landeten weit südlich der Stadt bis weit ins Erzgebirge (Thum), aber größtenteils auf freiem Feld.

Quelle ist die "Endauswertung aller alliierten Angriffe des 2.WK auf Chemnitz" in: Uwe Fiedler, "Bomben auf Chemnitz"
 
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