Führer: Heute haben Sie ja die einmalige Gelegenheit, mal als Filmkritiker aufzutreten. Ist "Operation Walküre" ein guter Film?
Steinbach: Ich finde, dass dieser Film viele der Befürchtungen, die man formuliert hat, nicht trifft. Es ist ein überraschend ruhiger Film, es ist sicherlich ein Hollywood-Film, aber ich finde, auch Hollywood-Film ist nicht unbedingt ein negatives Kriterium. Der Film hat wunderschöne, ruhige Bilder, wunderschöne Landschaftsaufnahmen aus der Gegend um Zossen und wo auch immer. Und ich muss sagen, den sollte man sich schon anschauen. Man muss allerdings wissen, wofür der Film steht, denn er beansprucht ja von den Machern her, ein Unterhaltungsfilm zu sein, aber von denjenigen - und Sie haben es schon gesagt -, die diesen Film mitfinanziert haben, wird beansprucht, dass es gewissermaßen ein originärer, ein wichtiger Zugang zur Geschichte des deutschen Widerstands als einem wichtigen Thema deutscher Geschichte ist.
Führer: Das ist ja doch immerhin erstaunlich, dass Sie sagen, man sollte sich diesen Film anschauen, denn vor anderthalb Jahren gehörten Sie ja zu den schärfsten Kritikern des ganzen Projektes, und eine Ihrer großen Befürchtungen war, dass der Schauspieler Tom Cruise es nicht schaffen würde, die komplexe Persönlichkeit Stauffenbergs darzustellen, der ja nun die absolute Hauptrolle in diesem Film spielt. Ist diese Befürchtung eingetreten, oder sind Sie widerlegt worden?